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und Speerbrechen tödtlich verwundet worden, ein Herzog zu Venedig, Laurenz Priulus, ein römischer Papst, Paul der Vierte, ein Pfälzgraf und Churfürft des Reichs, Otto Heinrich, ein Herzog von Ferrara, Herkules Ateftinus, und endlich drei Königinen, Eleonora, Königin in Frankreich, Maria in Ungarn, und Bona Sforzia in Polen; diesen aber thut der Jesuit Strada hinzu noch einen Churfürsten, den Erzbischof zu Köln und zehn Kardinäle, die ihrem Papft im Tode Gesellschaft geleistet; das sind zusammen zwei und zwanzig kaiserliche, königliche, fürstliche und hocherhabene Personen; das mag eine rauhe Luft für solche Blumen gewesen sein! So geht nun hin, ihr Menschenkinder, und rühmt euch eures hohen Standes, eurer Ehren und Herrlichkeit und höret dabei, was der Prophct fagt: Alles Fleisch ist Heu, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Heu verdorret, die Blume verwelket, denn des Herrn Geist bläset darein. Das Heu verdorret, die Blume verwelket, (die Wiederholung geschieht nicht umsonst), aber das Wort Gottes bleibet ewiglich. Jef. 40, 6. 7. 8. Mein Gott! Niedrig sein ist recht hoch sein! Ich achte keine Hoheit, als die auf Demuth gegründet ist, ich achte keine Zierde, als die ewig währet. Laß mich in meiner Niedrigkeit dir zu Ehren und meinem Nächsten zu Dienst blühen, so lange es dir gefällig ist, laß mich aber auch eine Paradiesrose werden, die vor deinem Angesicht ewiglich blühe!

303. Die Zeigerscheiben.

Es wurden in einer berühmten Stadt an einem Kirchthurm zwei Scheiben angefestet, daß sie vermittelst der inwendig bereiteten Uhr die Stunden an ihren großen vergoldeten Zifferlinien zeigen sollten, wie man dergleichen auch hin und wieder in Städten und Dörfern findet. Gotthold sah dieses und sagte: Billig werden die Stunden mit goldenen Buchstaben oder Ziffern gezeichnet, damit sich ein jeder dabei erinnern möge, daß die Zeit theuer und mit keinem Golde zu bezahlen sei. Chrysaurus, ein gottloser Edelmann, wie Gregorius, Bischof zu Rom, mit dem Zunamen der Große, berichtet, sah in seinem Todtenbette die höllischen Geister in schrecklicher Gestalt um sich, die auf seine Seele warteten; daher schrie er mit

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ångstlicher Stimme: Ach Zeit, nur bis morgen! Gebet mir nur Zeit bis morgen! Es half aber nicht, seine Zeit war aus, die Gnadenzeit war verstrichen. Was meint ihr, hätte dieser Mann wol gegeben für etliche wenige Stunden, daß er sie zur Buße hätte anwenden mögen? Aber, ach wie wenig wird dies bedacht! Wie wird die edle Zeit so liederlich verbracht! Die meiste Zeit verschlafen, verspielen, verschwazen, vertrinken, vereffen und verbringen wir ohne sonderlichen Nugen und dünket uns die Zeit am längsten, da wir mit Gott reden, oder ihn reden hören, oder gottselige Betrachtungen und Gewissensprüfung anstellen, oder sonst etwas zu unserer Seele Nuz verrichten sollen. Der Zeiger an dieser Scheibe geht immer herum und überläuft eine Stunde nach der andern, endlich wird er meine und eure Todesstunde zeigen und man wird von uns sagen: in dieser oder der Stunde ist er verschieden! Hernach wird keine Zeit mehr sein, sondern nur die Ewigkeit. Darum lasset uns alle Stunden anwenden und keine ohne Gewinn auf die Ewigkeit vorbei laffen! Lasset uns, so oft wir die Hand an dieser Scheibe ansehen, uns dabei erinnern der Hand, die dem sichern und trunkenen Belsazer sein Urtheil an die Wand schrieb und ihm die herannahende Todesstunde andeutete. Daniel 5, 25. Lasset uns nicht allein Gott bitten, daß er uns lehre unsere Tage, sondern auch unsere Stunden also zählen, daß wir klug werden. Ps. 90, 12. Lasset uns bei jedem Glockenschlag bedenken, daß ein Theil unserer Zeit verflossen ist, davon wir unserm Gott nach der Zeit Rechnung abstatten sollen. Als wir denn nun noch Zeit ha= ben, so lasset uns Gutes thun. Gal. 6, 10. Bei welchen Worten mir eine denkwürdige Geschichte zufällt, welche sich mit Bischof Konrad zu Hildesheim begeben. Dieser war morgens früh aufgestanden und hatte sich zu den Büchern gesezt, weil er willens war, des andern Tags eine Predigt zu halten. Als er nun im Nachsinnen begriffen, ward er entzückt und es däuchte ihm, daß er sehe einen Bischof vors Gericht bringen und über alles sein Thun Nachfrage halten, welcher darauf zum Tode verdammt, seines bischöflichen Habits beraubt und den Peinigern übergeben ward. Bald standen die, so da Gericht gehalten, auf und sagten aus obenangezogenem Ort: Als wir denn nun Zeit haben, so lasset uns Gutes thun! Nachdem nun Bischof Konrad zu sich selber gekommen und dieser Sache halber bekümmert war, kommt ein Bote und bringt

Zeitung, daß sein Herr, ein Fürst des Reichs und auch ein Bischof, vorigen Abends plöglich Todes verfahren wäre, darüber der gute Mann sehr betrübt worden und nachmals solche Worte des Apostels nie aus dem Munde und Herzen gelassen. Mein Gott! versiegle fie auch in meinem Herzen und hilf, daß ich die Zeit meines Lebens so anwende, daß es mich nicht in Ewigkeit gereue!

304. Der Nußbaum.

Es hatten sich etliche gute Leute unter einen wälschen Nußbaum gesezt, seines Schattens wider des Tages Hize sich zu bedienen. Gotthold ging vorüber und warnte sie, daß sie sich nicht zu lange unter solchem Baum sollten aufhalten, weil sein Schatten der Gesundheit schädlich wäre und große Hauptschmerzen zu erregen pflegte. Als sie nun antworteten, daß sie nichts Schädliches empfunden, sagte er: Ihr werdet es aber hernach und vielleicht erst auf den Morgen empfinden. Wir haben, fuhr er fort, an diesem Baum ein Vorbild der bösen Gesellschaft. Ein gottseliges Herz, welches wider seinen Willen mit unheiligen Leuten umgehen muß, meint oft, es wolle sich mit einem guten Vorsaz wohl verwahren, alle Sinnenpforten wohl verschließen und nichts Sündliches zu seinem Gemüth lassen eindringen, und dies scheint auch im Anfang glücklich von statten zu gehen, allein hernach muß er mit Leidwesen befinden, daß die böse Gesellschaft wie dieser Baum gewesen, deffen Schatten anfangs kühl und anmuthig scheint, hernach aber allerlei Beschwer verursacht; der Satan weiß hernach alles, was vorgefallen ist, sich fein zu Nuß zu machen und alles fleischliche Wesen der Seele wieder vorzuspielen, daß sie oft in ihren heiligen Uebungen dadurch irre gemacht wird und ihre Andacht merklich geschwächt findet. Wohl sagt der gottselige Tauler: Gleichwie du dich in dem Gebet finden wolltest, also sollst du dich auch außer dem Gebet halten, denn Dinge, die du mit Liebe außer dem Gebet übest, die fallen dir wie der ein beim Gebet, es sei dir lieb oder leid." Gewiß, wer unter den Tabackschmauchern sigt, da er schon nicht mit trinkt, kann doch nicht verwehren, daß ihm nicht der Geruch sollte etliche Tage anhängen. Also wer unter liederlichen Leuten ist, ob er schon ihren Scherz und Narrentheiding mit Verdruß und Widerwillen hört, wird

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doch nachher genug zu thun haben, daß er den sündlichen Einfällen widerstehe und des Satans Pfeile zurück schlage. Darum ein alter Lehrer sehr nachdenklich gesagt, die gottlosen Gesellschaften wären rechte Säugammen des Teufels. Am besten weit davon und mit ihnen unverworren; die wenige und sündliche Lust, die sie geben können, wird endlich den Herzen eine Last; ihr Scherzen bringt Schmerzen, ihr Wein bringt Pein. Davon will ich euch noch einen andern Ort des obgemeldeten Tauler anführen: Ach wahrlich,“ spricht er,,,man kehre sich, wohin man wolle, oder zu wem man wolle in dieser Zeit, so findet man nichts anders, denn Falschheit und Untreue und Unfriede in allen äußerlichen Dingen und leiblichen Personen; da man oft meint großen Trost und Ergözung zu suchen und zu finden, da verlieren wir den innerlichen Trost und werden gänzlich beraubt des Friedens unsers Herzens, den wir lange Zeit gesammelt haben in Abgeschiedenheit, und gewinnen großen Unfrieden in uns selber, daß wir uns verschulden mit unnothdürftigen, überflüssigen, unwahrhaftigen Worten und mit Zeitverlieren und sonst mit mancherhand Dingen, davon unser Herz und unsere Liebe erkaltet und erlöschet, daß wir hernach ein großes Nagen und Beißen gewinnen in unserm Gewissen." Ach, mein Gott! dies sagte dein Diener zu seiner Zeit, vor mehr als 300 Jahren; was würde er jezt fagen, da alles mit årgerlichem, gottlosem Wesen überschwemmt ist, daß ein zartes Gewissen fast aus dem Hause nicht gehen oder sehen kann ohne Anstoß? Ach Herr! habe Acht auf meine Seele, bringe sie durch so viel Gefahr und Stricke des Satans wider seinen Dank hindurch zum ewigen Leben, so will ich deinen Namen preisen immer und ewiglich!

305. Die Post.

Als Gotthold einen Brief, der mit der Post oder dem ordentlichen Boten angekommen, eingehändigt wurde, der von einem ziemlich weit abgelegenen Ort in wenigen Tagen überbracht worden, sagte einer: Es ist doch eine zumal nöthige und nüzliche Erfindung und Ordnung mit den Posten, bei welchen man in kurzer Zeit von abwesenden Freunden kann Nachricht haben, ja vermittelst derselben zum wenigsten alle Woche einmal mit ihnen Sprache halten, wo sie

nicht gar zu weit entfernt sind. Die Herrenhöfe, die Kaufleute, die Gelehrten können der Posten nicht entbehren, wie es denn auch die Reisenden zu Dank annehmen, daß sie oft in furzer Zeit einen weiten Weg durch dieses Mittel zurück legen können. Gotthold sagte: Es ist wahr, die Posten sind jezt allenthalben wohl bestellt, und man wird nicht viel Derter, wohin dieselben nicht gelangen, wissen, daß also die neusüchtige Welt ihren Vorwiz alle Wochen büßen und, was hie und da vorgeht, erfahren kann. Denn versichert euch, daß die meisten Postwagen von zweien Pferden vornehmlich, dem Eigennuß und dem Vorwiß, gezogen werden, davon aber jetzt nicht viel zu reden ist. Nur laßt uns das bedenken, was die Welt mehrentheils vergißt, wie wir eine geschwinde Post nach dem Himmel haben können, die unserm Gott und Vater unsern Zustand, Anliegen, Verlangen und Begehren schleunigst über, und uns von dannen eine väterliche, gnädige Antwort nebst Rath, Trost, Schuß und Hülfe zurück bringe. Gelobt sei der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der es uns an einem solchen Boten nicht hat fehlen lassen! Unser Gebet ist der schnelle Postillon, unsere Seufzer sind die fliegenden Boten. Man findet in alten und neuen Geschichtsbüchern, daß die Tauben also abgerichtet, daß sie mit Briefen, die man in einem leichten Käftlein an den Hals oder ein Füßlein gebunden, von einem Ort zum andern geeilt. Ein berühmter, schottischer Edelmann, Wilhelm Lithgow, berichtet, daß er selbst zu Aleppo in Syrien gesehen, daß solche fliegende Boten daselbst ankommen, ihre Briefe am Halse gebunden führend, die in 48 Stunden von Babylon (welches 30 Tagereisen von dannen) herüber geflogen; wie man sich dergleichen in dem niederländischen Kriege, zuvörderst in der Belagerung der Städte Harlem und Leyden, bedient, das ist bei Meteran ausführlich zu finden. Allein viel schneller ist das Gebet, viel geschwinder sind unsere Seufzer, die in einem Augenblick zwischen der Erde und dem Himmel reisen und das Anliegen unsers Herzens bis an Gottes Herz bringen; dieses sind Boten, die keine feindliche Gewalt aufhalten kann, sie dringen durch die Wolken und lassen nicht ab, bis sie hinzu kommen, und hören nicht auf, bis der Höchste drein sehe. Laß einen Tyrannen einen gottseligen Menschen in das Gefängniß legen und zwischen dicken Mauern einschließen und ihm alle Gemeinschaft mit den Menschen verwehren, dennoch kann er diesem Boten nicht wehren, der aller Hindernisse ungeachtet

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