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nicht durch des Winters strenge Kälte eingehalten und verhindert, sie alsofort wieder ausschlagen und des Jahrs zweimal tragen würden. Laffet uns aber von diesen leblosen Geschöpfen unsere Pflicht lernen. Die Natur steht in immerwährender Wirkung und nachdem fie einmal einen Befehl und Segen von ihrem allgewaltigen Schöpfer empfangen, dem Menschen zu dienen, so läßt sie nimmer nach, sondern wirkt, treibt, grünt, blüht, fruchtet, so viel sie immer kann. Warum thun wir nicht dergleichen, welche Gott nicht allein geschaffen und gepflanzt, sondern auch mit dem Blute und Geiste feines liebsten Sohnes befeuchtet hat, daß wir sollten ihm und unserm Nächsten die Früchte der Liebe und Dankbarkeit bringen? Gewiß in den rechtschaffnen Pflanzen des Herrn findet sich eine immer wirkende, treibende, dringende Kraft, wie der Apostel mit seinen merkwürdigen Redensarten bedeutet, wenn er sagt: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Röm. 8, 14. Die Liebe Christi dringet uns. 2. Cor. 5, 14. Wenn sie ein Werk der Liebe vollbracht und eine Frucht der Gerechtigkeit zur Ehre Gottes und zum Dienst des Nächsten abgestattet, so blühen sie schon wieder im Geiste und sind auf mehrere bedacht. Man findet sie weder Sommer, noch Winter ohne gute Früchte, oder doch nicht ohne Blumen, Blätter und Fruchtknospen, das ist ohne heilige, herzliche Begierde und guten Vorsaß, Gottes Ehre zu befördern und den Menschen befferlich zu sein. Sie sind der göttlichen Natur theilhaftig worden, 2. Petr. 1, 4., und haben Christi Geist und Sinn. Röm. 8, 9. 1. Corinth. 2, 16. Was aber Gottes und Christi Sinn sei, macht er kund mit den nachdenklichen Worten: Mein Vater wirkt bisher, und ich wirke auch, Joh. 5, 17., deren Meinung ist: obwohl mein himmlischer Vater von den Werken der Schöpfung ruht, so wirkt er doch immerdar in der Erhaltung und Regierung aller Dinge, er versorgt, ernährt und unterhält alles; solche Natur hab ich auch, ich muß immer zu thun haben, ich muß immer lehren, trösten, helfen, gesund machen, speisen und Gutes thun; solche Natur, solchen Sinn hat er auf seine Gläubigen vererbt und fortgepflanzt; ihnen ist nicht wohl, wenn sie nicht immer Gelegenheit haben, Gutes zu thun, sie freuen sich mehr, wenn fie andern mögen dienen, als wenn ihnen gedient wird; wenn sie des Morgens sich mit ihrem Gott besprochen und sich seiner Gnade in Chrifto versichert haben, so ist ihr herzlicher Wunsch, daß fie

möchten stracks veranlaßt werden, dem Nächsten zu dienen, einen Be= trübten zu trösten, einem Zweifelmüthigen zu rathen, einen Irrenden zu bekehren, einen Schwachen zu erquicken, einen Hungrigen zu speisen und so fortan. Lasset uns nun hiebei eine Prüfung anstellen, ob wir wahrhaftig solchen Sinn und Art Christi an uns haben. Ach, mein Herr Jesu! ohne dich können wir nichts thun. Bleibe du in mir und ich in dir! Joh. 15, 5., so wirds mir an solcher Kraft und Frucht nicht fehlen!

316. Der Erdkloß.

Als Gotthold über Land reisete und auf dem gepflügten fetten Acker die Erdschollen liegen sah, sprach er zu seinen Gefährten: Ich erinnere mich, was der berühmte Großkanzler in England, Baco von Verulam, berichtet, daß er einen alten Edelmann gekannt, der sich alle Morgen, wenn er aufgestanden, sofort einen frischen Erdkloß hat lassen bringen, daran eine Weile gerochen und solches als ein Mittel zur Erhaltung der Gesundheit und Verlängerung des Lebens ausgerufen. Ich wollte, daß nicht allein alle Edelleute, sondern auch alle Kaiser, Könige, Fürsten und Herren, ja alle Chriften diese Gewohnheit hätten. Gewiß, wenn es dem Leibe nicht, so würde es doch der Seele zur Gesundheit dienen, so sie sich dabei ihrer Sterblichkeit und dessen, was die Kirche singt: Was ist der Mensch? Ein Erdenkloß, von Mutterleibe kommt er nackt und bloß, u. s. w. erinnern würden. Denn der Mensch mag sich brüsten, prangen, prahlen, wie er will, so ist er doch nichts anders, als ein Erdenkloß, welchen Gottes Hand in Kurzem zermalmen und zu Staub und Asche machen wird. Man hat viel große Potentaten dem Namen, der Macht und den Thaten nach in der Welt gehabt, allein was sind sie nun? Sollte man in Aleranders, Karls, Ottos, welche unter den Kaisern den Beinamen der Großen geführt, Gräbern suchen, meint ihr, daß man mehr, als eine Hand voll Staub und Asche finden würde? So gehts mit uns andern auch, unsere große Mühewaltung, Sorge, Arbeit, Ehre, Ansehen, Gelahrtheit und anderes Schattenwerk läuft endlich auf eine Faust voll Erde aus. Darum, wenn der weise Mann uns so fein hoch, wie der Frosch in dem Mondschein pflegt, sieht dahertreten und so breit machen,

kann er sich nicht enthalten, unser zu spotten und zu sagen: Was erhebt sich die arme Erde und Asche? Ist es doch ein eitler schändlicher Koth, weil er doch lebt, und wenn er denn todt ist, so fressen ihn die Schlangen und Würmer. Sir. 10, 9. 10. 11. Ach, wenn wir uns dessen doch allezeit erinnern und, wo uns der Vorschlag vom Erdenkloß nicht gefiele, jenem frommen Mann folgen möchten, der alle Morgen, wenn er aufgestanden, auf seine Kniee gefallen und die Erde dreimal geküßt hat, erstlich sich zu erinnern, daß er Staub und Asche wäre und sich seinem Herrn und Gott in Demuth nach dem Erempel Abrahams, 1. Mos. 18, 27., und feines Erlösers, Luc. 22, 41., zu den Füßen zu werfen; fürs andere, daß er seinem Herrn Jesu für seine tiefe Erniedrigung, und daß er die Erde mit seinen heiligen, göttlichen Thränen und Blutstropfen besprengt, möchte danken; drittens, daß er dabei herzlich Gott anriese, daß er ihm zu seiner Zeit ein seliges Ende bescheren, seinem Leibe in der Erde eine sanfte Ruhe und am jüngsten Tage eine fröhliche Auferstehung zum ewigen Leben verleihen wolle. Mein Gott! hilf mir zu solchem und dergleichen andächtigen, gottseligen Uebungen, und laß sie ohne Falsch, doch nicht ohne Frucht bei mir sein.

317. Der Denkspruch.

Gotthold fand auf der Reise in einer Kirche mit Röthelstein angeschrieben: Mit Gott weiter! nebst zween Buchstaben (die zweifelsfrei des Schreibers Namen bedeuteten) und der Jahrzahl und gedachte, daß vielleicht ein Durchreisender, welcher Gott für seinen gnädigen Schuß, durch welchen er ihn bis hieher gebracht, in der Kirche gedankt und um ferneres, gnädiges Geleit gebeten, diese Worte in guter Meinung hieher geschrieben; darauf sagte er bei sich selbst: dies sollte billig der Denkspruch aller Christen sein: Mit Gott, mit Jesus Hülfe weiter! theils zum Troft, denn Gott hilft eine Last nach der andern ablegen, er hilft einen Tag nach dem andern in diesem betrübten und mühseligen Leben überstehen und vorbei bringen und wird weiter helfen, er wird uns auf der Wallfahrt unsers Lebens nicht verlassen, noch versäumen, bis wir zum Ende kommen und in das himmlische Vaterland angelangen, da wir

bei ihm süßiglich und ewig ausruhen werden; theils zur Aufmunterung in der wahren Gottseligkeit. Wie ein rechtschaffner Christ gesinnt sei, lehrt der H. Apostel mit den nachdenklichen Worten, Phil. 3, 12. 13. Nicht daß ichs schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach, ob ichs auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin. Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich zu dem, was da vornen ist, und jage nach dem vorgestreckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Chrifto Jesu. Der theure Apostel gebraucht meinem Ansehen nach zweierlei Gleichniß; ich bin, will er fagen, meinem Herrn Jefu, wie einer Mutter ihr trautes Kind, er hat mich mit seiner Gnade ergriffen und umfaßt, er hat mich oft an sein Herz und Brust gedrückt, er hat mich in Trübsal mit den Brüsten seines Trostes erquickt und trägt mich noch jezt auf seinen Armen und leitet mich mit seinen Augen; allmälig beginne ich dies ses liebreiche Mutterherz zu erkennen, ich schlage ihm zuweilen, wiewohl in großer Schwachheit, meine Glaubensarme um den Hals, ich herze ihn in Liebe, ich sehne mich nach ihm mit Verlangen, und wird dies meine höchste Freude sein, wenn ich ihn von Tage zu Tage mehr erkennen, mehr lieben, mehr loben mag, und daher kommts, will er weiter sprechen, daß mich immer dünkt, alles, was ich bisher in meinem Apostelamt zur Ausbreitung der Ehre des Herrn Jesu, wie auch was ich in der Uebung der Gottseligkeit gethan und gelitten, das sei nicht werth, daß man daran gedenke. Ich bin einem Läufer in der Rennbahn gleich, der nicht hinter sich sieht auf den Weg, den er zurück gelegt, sondern immer nach dem vorgestreckten Ziel und aufgesezten Kleinod sich sehnt und nicht ruht, bis er es erreicht. Ach, mein Erlöser und füßester Heiland, gieb mir ein solches Herz! Was ists, was ich bisher in meinem Christenthum gethan und gelitten habe? Mich dünkt, es ist lauter nichts. Nun Herr Jesu! mit Gott weiter! immer weiter im Glauben, weiter in der Liebe, weiter in der Geduld und Hoffnung, weiter in der Demuth, Sanftmuth, Keuschheit, Mäßigkeit, Genügsamkeit! Hilf aus Glauben in Glauben, Röm. 1, 17., von Kreuz zu Kreuz, von Tugend zu Tugend, von einer Stufe der Gottseligkeit zur andern, bis ich das Ende meines Glaubens, der Seelen Seligkeit, erreiche und davon bringe.

318. Das Kind.

Ein kleines Mägdlein, als Gotthold mit dessen Mutter in einem Gärtlein nächst ihrem Hause gelegen zu reden hatte, kam und brachte etliche Blätterlein, die es vom Kraut abgebrochen, auch endlich eine Blume, die etwa am Wege gestanden, und bot sie ihm als ein Geschenk mit kindlicher Holdseligkeit dar. Wohl, sagte er, mein Töchterlein, warum sollte ich nicht mit deinen schlechten Gaben vorlieb nehmen, (weil du doch in kindlicher Einfalt mir gern etwas schenken willst) muß doch mein Gott mit mir vorlieb nehmen? Ich wollte ihm gerne oft einen starken Glauben, brünstige Liebe, große Andacht, inniges Lob, herzliches Gebet und völligen, kindlichen Gehorsam bringen, allein, wenn ich meinen ganzen Herzensgarten durchfuche, so finde ich solche Blumen nicht, die meinem lieben Gott follten anstehen, er muß mit Schwachheit, mit Verlangen, mit gutem Willen, mit Seufzen, mit Unterstehen und Beginnen vorlieb nehmen, wie ers denn auch gerne thut und uns sein väterliches, liebreiches Herz vorgestellt hat, indem er die zwei Scherflein der armen Wittwe, die sie in den Gotteskaften legte, höher achtet, als alle Gaben der Reichen, Luc. 21, 2. 3., und sich erklärt, daß auch ein kalter Wassertrunk, den Seinigen gereicht, nicht solle unbelohnt bleiben. Matth. 10, 42. Als der Herr Jesus zu Jerusalem einritt, breiteten ihm etliche die Kleider auf den Weg, andere, die vielleicht keine Ober- oder doppelte Kleider hatten, hieben die Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg, Matth. 21, 8., oder trugen sie ihm zu Ehren mit Freuden vor, Joh. 12, 13., und einer war ihm so lieb, als der andere. Nun, mein Vater, meine Seele freut sich und jauchzt, daß du ihr Gott bist! daß sie sich alles zu dir versehen darf, daß du mit allen ihren geringen Gaben, die sie mit kindlicher, schwacher Hand dir bringt, so gnädig vorlieb nimmst! Doch will ich mich befleißigen, mein Geschenk allezeit zu verbessern. Das Beste, das ich in allen meinen Kräften und Vermögen finde, will ich dir bringen und durch die Hand meines Mittlers Jesu liefern lassen, so wirds dir nicht unangenehm sein, es sei so schlecht, als es wolle.

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