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im Herzen ist, da wird sichs auch in allen Worten, Werken und Geberden eräugen. Man muß auch bei dieser Arbeit nicht überdrüssig und kleinmüthig werden. Ein Bild wird nicht auf einmal, sondern allmälig nach oft wiederholtem Anschauen und gemachsamer Auftragung der Farben endlich verfertigt. Also hat ein Christ sein Leben lang damit zu thun, daß er seinen Erlöser in sein Herz faffe und in seinem Leben abbilde. Ach wie oft wird er in dieser Arbeit gehindert! Wie manchmal wird, was er mühsam bearbeitet hat, verderbt! Doch muß man den Muth nicht sinken lassen; im Irren lernen wir, und die Vollkommenheit wird aus der Unvollkommenheit geboren. Ach, Herr Jesu! nimm vorlieb mit unserm Lehrwerk und guten Willen, und bilde dich selbst in unseren Herzen, daß du auch äußerlich an unserem ganzen Wandel mögest erkannt werden.

325. Das Luststück.

Gotthold ließ in seinem Garten ein Luftstück (wie es die Gärtner wegen der Blumenluft und weil es nicht so sehr zum Nußen, als Ergöglichkeit dient, nennen) von Neuem anlegen und mit allerlei Blumenzwiebeln bepflanzen; als es nun fertig, gerieth er darüber in folgende Gedanken: ob zwar der Gärtner an diesem Plaß seine Kunst bewiesen und der Erde mit seinen Modeln ein zierliches Ansehen gemacht hat, so bleibt sie doch so wohl, als andere Erde bei ihrer wilden Art, und wenn dieses anmuthige Stück nicht in fleißiger Aufsicht gehalten wird, dürfte es in kurzer Zeit voll Unkraut erfunden werden; so ist es auch mit dem Herzen der heiligen Kinder Gottes. Sie sind ja zwar andere Menschen durch die felige Wiedergeburt geworden und ihre Herzen haben durch Gottes Gnade, Wort und Geist eine andere Gestalt gewonnen, doch bleibt die sündliche angeborne Art darinnen verborgen und muß durch tägliche Buße, Gebet, Streit und heiligen Vorsaß unterhalten werden. Die frommen Herzen verlassen zwar die Sünde, aber die Sünde verläßt sie nicht; der Apostel nennt sie eine Sünde, die uns immer anklebt und träge macht. Hebr. 12, 1. Und ohne Zweifel hatte hierauf der königliche Prophet sein Absehen, wenn er sich zwar Pf. 18, 22. 23. 24. seiner Uebung in der Gottseligkeit, seinem Gott zu Ruhm und Preis, mit Demuth rühmt, doch merklich sagt: Ich

hüte mich vor meiner Sünde. Er führte zwar einen behutsamen und heiligen Wandel und hatte die Rechte seines Gottes stets als einen Spiegel vor Augen, doch wußte er wohl, daß die Sünde noch in ihm wohnte, und daß einige Fehler waren, zu welchen seine Natur sonderlich geneigt, darum er sie seine Sünde nennt, wie es denn auch leider! die Erfahrung ihn gelehrt hat, daß er diese Sünde noch nicht gänzlich ausgerottet, als sie öffentlich ausgebrochen und böse Früchte getragen. 2. Sam. 11, 2. ff. Nun, mein Gott! ich erkenne deine Gnade und mühsamen Fleiß, welche du an mein armes verwildertes Herz gewandt haft, und danke dir, daß du einen Abriß und Muster der wahren Gottseligkeit in demselben gemacht und mit heiligen Begierden und Verlangen, als den Wurzeln aller Tugenden, es belegt hast! Du weißt aber, mein Vater! die Art dieser Erde, ich habe auch meine Sünden, ich bemühe mich zwar, wie du weißt, dieselben auszugäten und zu dämpfen, doch bleibt die sündliche Art im Fleisch verborgen und läßt nicht nach, sich zu regen und, wo sie kann, auszuschlagen. Nun, mein Gott! meine Aufsicht und Fleiß ist zu gering und zu schwach, habe du selbst Acht auf mich und mein armes Herz, reute aus, dämpfe, zwinge die Sünde und laß die Glaubens- und Liebesblumen täglich in mir wachsen und sich vermehren, daß meine Seele dein Lustgarten bleibe!

326. Die Schlüssel.

Gotthold ward von einer begüterten Frau gefragt, was sie bei einem Gebunde Schlüffel, so auf dem Tische lagen, für gute Gedanfen sollte haben. Er bedachte sich ein wenig und sagte: Ich erin nere mich, daß ein gelehrter Mann zum Sinnbild ein Bund Schlüssel malte mit der Beischrift: Alle können nicht alles, anzudeuten, daß Gott seine Gaben nach seinem heiligen Willen austheile und einem nicht alles verleihe, damit immer ein Mensch des andern bedürfe und einer dem andern nach dem Maß der Gabe, die ihm gegeben ist, zu dienen befliffen sei. Ein Schlüssel kann nicht alle Schlösser schließen, und ein Mensch kann nicht alles ausrichten, das mit sie durch das Band des Friedens einander verbunden und nach Vermögen zu helfen bereit verbleiben mögen. Ein solch Bund

Schlüffel kann euch eine gute Haushaltung vorstellen, darinnen der Mann muß regieren und erwerben, die Frau helfen und zu Rathe halten, die Kinder und das Gesinde arbeiten und gehorsamen, allesammt aber in der Furcht Gottes an einander halten und fleißig beten. Dieses leztere, fuhr er fort, erinnert mich, was unser Heiland zu seinem Apostel sagt, Matth. 16, 19.: Ich will dir des Himmelreichs Schlüffel geben. Ich gestehe zwar, daß er eigentlich redet von der Gewalt, Sünde zu erlassen und zu behalten, wie er selbst es anderswo, Joh. 20, 23., erklärt; doch kann man mit Necht sagen, daß er allen seinen Gläubigen die Schlüssel des Himreichs überantwortet hat, Joh. 16, 23., sagend: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird ers euch geben. Ich weiß, daß einmal ein Knabe von zehn Jahren seine Mutter, eine betrübte Wittwe, in ihrer großen Schwermuth, ohne Zweifel durch des H. Geistes Eingeben, mit dieser Betrachtung getröstet hat, sagend, Gott wäre ein reicher Herr und hätte einen großen Vorrath und seine Speisekammern wären voll und seine Schäße unerschöpft, die Schlüffel aber dazu hätte uns sein lieber Sohn gegeben, nämlich unser andächtiges Gebet, darum sollten wir mit Freudigkeit beten, so würde es uns an feinem Gute können fehlen. Freilich ist das Gebet der rechte Himmelsschlüffel. Ach, wenn wir ihn nur fleißig gebrauchen möchten! Es kommen mir auch hiebei in den Sinn die schönen Gedanken, welche jener gottselige Märtyrer im Jahr Christi 1555 aus seinem Gefängniß kurz vor seinem Tode von sich geschrieben, die sich hieher nicht übel reimen sollen. Lasset uns,“ spricht er, „gerne diesen Weg gehen, dieweil uns der Tod nicht also überwinden kann, daß er uns zur Schmach und Verachtung gereiche, sondern vielmehr ein Eingang ist zur Herrlichkeit; lasset ung den Tod getrost ergreifen und annehmen, dieweil er nicht mehr einen Pfeil in der Hand hat, uns auf den ewigen Tod zu verwunden, sondern vielmehr einen Schlüssel, mit welchem uns das Himmelreich eröffnet wird, auf daß wir allda Jesum Christum, unser einiges und ewiges Leben, anschauen mögen." Als nun obgemeldete Frau Gott-holden also reden hörte und darüber erseufzte, sagend: Das sind doch gute Gedanken bei den Schlüsseln, deren ich nicht leicht vergeffen will, sprach er: Meine Freundin, sagt mir bei eurem Gewissen, ob alle diese Schlüffel euer eigen und stets in eurer Gewalt

find? Sie antwortete: was ihn daran zweifeln machte? Er fuhr fort: In manchem Hause sind viele Schlüssel zum Keller, Boden, Speisekammer, zu Truhen und Kasten, allein der Satan hat sie in feiner Gewalt. Mancher begüterte Mensch hat viel Vorrath und Schäße, was hilfts aber, wenn der Teufel die Schlüssel dazu hat, und nicht allein seine Kasten, sondern auch sein Herz fest verschlos= sen hält, nach dem, was der h. Apostel sagt, 1. Joh. 3, 17.: Wenn jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt die Liebe Gottes bei ihm? Wie dies zugehe, davon will ich euch ein oder anderes Erempel erzählen. Stigandus, ein Erzbischof zu Kanterbury in England, lebte gar kläglich und hielt sich sehr schlecht; als ihm seine Freunde zuredeten, er sollte sich besser nach seinem Stande halten, verschwur er sich hoch, er hätte keine Mittel. Nach seinem Tode findet man an seinem Halfe ein Schlüfselein zu seinem geheimen Kasten; als derselbe eröffnet, hat man ein Verzeichniß gefunden eines großen Reichthums, so er unter der Erde an einem Ort verborgen hatte. Dergleichen Erempel hat sich bei meiner Zeit mit einem weltlich gesinnten und ungeistlichen Geistlichen auf dem Lande zugetragen, welcher den Schlüffel zum Geldkasten an den Hals in seiner Krankheit gehängt und befohlen, ihm bei Leibe denselben nicht eher abzunehmen, als bis er ganz todt wäre. Ei, sprach sie, da behüte Gott vor! Ja, schloß er, es behüte Gott mich und euch davor um des Herrn Jesu willen!

327. Das Bett.

Es ward ein Bett gezeigt, das nicht allein sehr kostbar wegen der Tischler, Bildschnizer- und Malerarbeit, sondern auch mit Vorhängen und Laken sehr herrlich geziert war. Gotthold sagte: Man follte billig in solchen Dingen gemach thun und bedenken, daß mit der Demuth und Dürftigkeit deß, der da spricht: Des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege, Matth. 8, 20., und, wenn er schlafen wollte, mit einem Kissen vorlieb nahm, Marc. 4,38., solche Pracht und Ueberfluß nicht überein kommt, wie denn auch der Prophet das Weh schreit über die, welche auf elfenbeinernen Lagern schlafen und treiben Ueberfluß mit ihren

Betten. Amos 6, 4. Des reichen Mannes Lager ist ohne Zweifel feiner andern Pracht gemäß gewesen, allein hernach mußte seine Seele in den höllischen Flammen liegen. Drum vergaffet euch nicht an solchen Prahlereien der Welt, lernet sie vielmehr verachten, und wenn ihr sie seht, denket in euren Herzen: Eitelkeit! Thorheit! Ich will euch aber von andern Betten sagen, die mehr verwundernswerth, und bei deren Betrachtung mehr Nußen sein wird. Genebaldus, der Laudunenser Bischof, ließ sich eine Lagerstatt, wie ein Grab gestaltet, zurichten, darinnen er auch ganzer sieben Jahr zu schlafen pflegte und sich seines Todes stets dabei erinnerte. Niklas von Amsdorf, ein edler und berühmter Theologus zu seiner Zeit, hat seinen Sarg stets vor seinem Bette stehen gehabt als eine Bank, und darauf getreten, wenn er zu Bette gegangen und aufgestanden. Eine alte Matrone zu Dresden hat 10 Jahr vor ihrem seligen Absterben ihren Sarg verfertigen, auch Kissen und Polster darein legen lassen, darinnen sie auch zuweilen, sonderlich an hohen Festtagen, ihre Mittagsruhe hielt. Einen Studenten hatte seine Muhme, die ihn erzogen, dazu gewöhnt, daß er viele Jahr in einem Sarg sein Bette gehabt und darinnen geschlafen, damit er sich seiner Sterblichkeit stets erinnern möchte. Wie gefallen euch diese Betten und Schlafstellen? Sollten sie wol einem, der sich in der Gottseligkeit übt, so nüßlich sein, als ein so prächtiges? Meine Freunde! machet euch doch mit dem Tode bekannt, weil ihr lebt, und bereitet euch so ge= gen seine Ankunft, daß ihr alsdann nichts anders zu thun habt, als sterben. Mancher Mensch hat so viel mit der Eitelkeit zu thun, daß er an den Tod vor dem Tode nicht gedenkt, und, wenn er sterben muß, die Kunst selig zu sterben nicht gelernt hat. Mein Herr Jesu! verleih mir die Gnade, daß ich mit Bußthränen mein Lager nege, mit Beten und Seufzen es heilige und mir also ein sanftes Tobbette bereite!

328. Der Vogel.

Es hatte Gotthold ein Singvögelein im Bauer eine geraume Zeit gehalten, selbiges war nunmehr seines Gefängnisses so gewohnt, daß es nicht allein darin fröhlich und lieblich sang, sondern auch, wenn das Thürlein offen stand, nicht heraus begehrte. Ach, dachte

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