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mehr Geduld können haben, als der gütige und langmüthige Gott? Darum bedenket allezeit, daß ihr zwar ein Mensch seid, der ohne Fehler und Schwachheiten nicht sein wird bis in die Grube. Der Mond, wenn er sein volles Licht hat, ist nicht ohne Flecken, und ein Christ ist in seinem besten Leben nicht ohne Sünden. Er hat zwar die Sünden verlassen, sie haben aber ihn noch nicht verlassen. · Bedenket aber auch, daß ihr unter der Aufsicht und Zucht eines gnädigen und gütigen Gottes seid, der wohl weiß, was für ein Gemäche wir sind, und deffen Weisheit und Güte darin am hellsten leuchtet, daß er die Schwachheiten seiner Heiligen mit väterlicher Langmuth dulden und zu ihrem Besten wenden kann; vor allen Dingen aber fezet nur den gekreuzigten Jesum mit seinem h. Blut und Verdienst nicht aus den Augen. Die Schrift sagt von den Gläubigen, daß sie in Christo seien, und so sei nichts Verdammliches an ihnen, Röm. 8, 1. Ihr seid nicht der Mann, der für sich allein vor Gott bestehen kann, sondern Christus in euch und ihr in Christo. Gleichwie Leib und Seele durch das natürliche Band vereinigt einen Menschen machen, also Chriftus und der Mensch durch den Glauben verbunden machen einen Christen. Darum thut sich der h. Apostel immer so nahe zu seinem Jesu: Ich bin mit Christo gekreuziget, spricht er; ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Chriftus lebet in mir. Gal. 2, 19. 20. Ich achte alles für Dreck, auf daß ich Christum gewinne und in ihm erfunden werde, nicht habend meine Gerechtigkeit, fondern die durch den Glauben an Christo kommt. Phil. 3, 8. 9. Und eben dieses ist eine von den vornehmsten Ursachen, warum Gott die übrigen Schwachheiten in uns und uns mit denselben täglich kämpfen läßt, damit uns der gekreuzigte Jesus mit seinem Blute desto lieber sei, und wir desto eifriger ihn zu suchen und uns desto fefter an ihn zu halten genöthigt werden. So laßt euch nun eure Schwachheiten und bösen Gedanken zwar demüthig, doch aber nicht klein- und zweifelmüthig machen. Laffset die Thränen, wenn euch Gott die Gnade giebt, nur darüber fließen, denket aber auch, daß die Wunden Jesu mit Blut fließen, welches uns rein macht von allen Sünden. Verzweifelt an euch selbst, aber nicht an Gottes Gnade in Christo; achtet euch selbst für nichts, Chriftum aber mit seinem Blut und Verdienst für alles; streitet täglich mit euren Fehlern, und haltet ste, so viel möglich ist, unter in der Kraft Jesu

Christi; werdet ihr denn ja zuweilen überwunden, so ist Christus noch nicht überwunden. Ach, sagte jener, dies ist wol tröstlich, wenn es nur nicht von gottlosen und sichern Herzen mißbraucht würde! Gotthold antwortete: Unter den Gläubigen und Heiligen und unter den Sichern und Gottlosen ist in diesem Fall ein solcher Unterschied, wie unter einem schwachen Kinde, das aus Unvorsichtigkeit und Schwachheit in den Koth fällt, bald aber um Hülfe schreit und, wenn es wieder aufgebracht ist, mit Weinen zu seiner Mutter Schooß, daß es wieder gereinigt werde, eilt, und unter einer Sau, die sich mit Luft und gutem Willen in den Koth legt und ihre Kühlung und Freude darin sucht. Was hat sich die Sau auf das Kind, und ein unbußfertiger sicherer Mensch auf ein fehlendes, doch flehendes frommes Gotteskind zu berufen?

332. Die Frösche.

Als bei eintretendem warmen Frühlingswetter die Frösche gegen den Abend sich weidlich hören ließen, bedachte sich Gotthold, was er hiebei für eine Erinnerung haben möchte, und fand anfangs, daß sie ein artiges Bild der naffen Brüder geben könnten! Denn gleichwie die Frösche in ihren Sümpfen und Pfüßen mit Lust durch= einander wimmeln und mit ihrem Freckeckeckeck und Koar, Koar sich so viel wissen, als wollten sie es der Nachtigall gleich thun, so gehts mit denen, die ihre Freude im Saufen suchen; man geht manchmal an einer Schenke vorbei und sieht mit Betrübniß seiner Seele, daß auch am h. Ruhetag des Herrn, ja dann am meisten alles voll ist; da lärmt und schwärmts durch einander, da schreit einer hier, der andere dort, da schwaßt der eine dies, der andere das, bis man durch das stetige Ausleeren und Einfüllen von Sinnen kommt und nicht mehr weiß, was chriftlich, ja was menschlich ist; denn Trunkenheit macht nicht allein einen Unchristen, sondern auch einen Unmenschen. Bei dem griechischen Geschichtschreiber Xenophon findet man, daß Cyrus, welchen die h. Schrift Kores nennt, in feiner Jugend, als er von dem Astyages, seinem Großvater, angemahnt ward, Wein zu trinken, sich geweigert habe; gefragt: warum? hat er zur Antwort gegeben, ihm wäre bange, es würde ihm auch Gift beigebracht werden, wie er denn gesehen, daß ihm, dem Aftyages,

und seinem Bedienten, an seinem Geburtstag widerfahren. Als man weiter fragte, woher er wüßte, daß Gift im Wein gewesen, antwortete er: Weil ihr gar von Sinnen kamt und weder eures Leibes, noch Gemüths endlich mächtig wart. Und solche freiwillige und gesuchte Raserei nennt man eine Lust und sucht darinnen eine Freude. Nun, ihr naffen Brüder! quackt, lärmt und schwärmt in euren Sümpfen und Sünden, seht aber zu, daß ihr nicht darüber in den Pfuhl hüpft, der mit Pech und Schwefel brennt ewiglich! Ferner fiel ihm bei das artige Sinnbild eines gelehrten und berühmten Mannes, der in einem Nachtstück einen Hälter bei einem Schlosse bildet, darinnen die Frösche wimmeln, oben aber aus einem Thurm eine Hand, die eine brennende und leuchtende Fackel hervor hält, vorzustellen, was das helle Licht der Wahrheit wider die Lügenmäuler und Verleumder vermag. Diese sind den Fröschen gleich, welche oft über ein frommes und unschuldiges Herz, so lang es nach Gottes heiligem Rath und Willen im Finstern sißen muß, Mich 7, 8., ein groß Gewäsch und Geschrei machen, allein, wie die Frösche, sobald sie einer Fackel oder Leuchte bei Nacht gewahr werden, verstummen und still werden, wie die Erfahrung bezeugt, so müssen auch die Lügenmäuler verstummen und schweigen, wenn Gott das Licht der Wahrheit hervorbringt; was kann man denn machen, wenn einem das gottlose Geschwäß der falschen Zeugen zusezt? Man muß die Frösche laffen koaren, die Störche klappern, die, Schlangen zischen, die Hunde bellen; haben sie doch nichts anders gelernt. Es hat aber auch die Bosheit ihre Zeit. Dies ist eure Stunde, spricht unser Seligmacher zu seinen Feinden, als sie ihn gefangen nahmen, und die Macht der Finsterniß. Luc. 22, 53. Gott bringt endlich die Seinigen mit ihrer Unschuld ans Licht, daß sie ihre Luft an seiner Gnade sehen. Mich. 7, 9. Simei mag schelten und fluchen, wenn es ihm der Herr heißt, 2. Sam. 16, 11., er muß aber auch schweigen und sein Unrecht erkennen, wenn es ihm der Herr heißt. 2. Sam. 19, 19. 20. Mein Gott! gieb mir die Gnade, daß ich mich hüte vor böser That; den Lügen. kannst du, wenn es dich Zeit dünkt, leicht Rath schaffen.

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333. Die blühenden Bäume.

Man sah bei schönem Frühlingswetter die Bäume in voller Blüthe stehen; Gotthold ergößte sich hieran mit einem Freunde in seinem Garten und sprach: Diese Bäume stellen uns ein Bild vor der gottliebenden frommen Seelen; sie haben mehr Blüthe, als sie Frucht tragen können, und bezeugen ihre innerliche natürliche Begierde, ihre Stelle wohl zu bezahlen, obwohl sie mehrmals von den äußerlichen Umständen und Ursachen verhindert werden, daß sie ihr Ziel nicht erreichen können. So sind die gottseligen Herzen. Ach, wie weitläufig, wie eifrig, wie tausendfach ist oft ihr guter Vorsaß und ihre innerliche Begierde, Gott zu lieben und zu dienen! Sie sagen oft: ach, mein Gott! wenn ich aller Engel und Menschen Liebe hätte, so wollt ich dich allein damit lieben! Ach, wenn ich hunderttausend Herzen hätte, so wollt ich sie allesammt dir schenken und ergeben! Ach, wenn ich aller Welt Zungen hätte, so wollt ich dich allein, du glorwürdigster Gott, damit loben und preisen! O wie fröhlich und willig will ich dir ins Künftige dienen. Ach, wie leid ists mir, daß ich dich so spät, du ewige lautere Liebe, habe erkannt! Weichet von mir, ihr Boshaftigen, ich will halten die Gebote meines Gottes. Pf. 119, 155. Hiebei fließen die Liebesthränen, hier zerschmilzt gleichsam das Herz und ist bereit, sich in allerlei Formen des göttlichen Willens gießen zu lassen, und es wäre ihm leid, wenn es sich nach der Welt und ihrer Eitelkeit umsehen sollte; da steht der Baum in voller Blüthe, da läßt sich der innerliche Trieb des H. Geistes und das Dringen der Liebe Christi reichlich spüren. Ob es nun zwar den Liebhabern Gottes vielfältig geht, wie den Bäumen, daß kaum der zehnte Theil ihrer Blüthe zur Frucht gedeiht, so hat doch ein Mensch seine Luft an den so dickund vollblühenden Bäumen, und Gott an einem so begierigen und bereitwilligen Herzen, zuvörderst weil er es in der Prüfung ohne Falsch findet, welches sich denn auch wirklich erweist, indem man eine solche Seele niemals gänzlich ohne thätige Bezeugung ihrer Liebe finden wird. Ein Gärtner nimmt mit einem jungen Baum vorlieb, wenn er schon zu anfangs nur drei oder vier Aepfel trägt, bis er mit den Jahren in großer Anzahl sie davon brechen kann; so auch

unser Gott ist so gnädig und gütig, daß er mit einem lautern guten Willen und eifrigem Vorfah, mit einer und andern Frucht des Geistes vergesellschaftet, vorlieb nimmt und für die Erstlinge unsers Glaubens mehr Gnade und Segen giebt, daß wir hernach immer zunehmen und mit Früchten der Gerechtigkeit erfüllt werden, wohin unser liebster Heiland zielt, Joh. 15, 2. sagend: Einen jeglichen Reben, der da Frucht bringt, wird mein Vater reinigen, daß er mehr Frucht bringe. Merkt aber hiebei, daß diese Bäume nur einmal jährlich blühen und Frucht tragen, ein rechtschaffner Christ aber muß täglich blühen und fruchten, alle Morgen muß er feinen guten Vorfaß erneuern, täglich muß er etwas thun und leis den zu Gottes Ehren und seines Nächsten Dienst und Besserung, sonst ist der Tag verloren und wird billig unter die verworfenen gerechnet. Herr, vor dir ist alle meine Begierde, und mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Ps. 38, 10. Das Verlangen ist oft groß, und der heilige Vorsaß vielfältig; ich muß aber gestehen, mein Vater! daß nicht alles zur Frucht und zur That kommt; habe Geduld, mein Gott! und laß dir wohlgefallen die geringen und wenigen Erstlinge meines Christenthums! reinige mich auch und segne mich, daß ich immer völliger werde!

334. Diefelben.

Wie sie obgefeßtermaßen hiervon redeten, wurden sie gewahr, daß die Bienen in den blühenden Bäumen sich häufig fanden, fummten und ihre Honiglese mit Freuden hielten. Sehet hier, sprach Gotthold, ein Bild der zeitlichen Glückseligkeit; so lange der Baum blüht und Honig in feinen Blümlein hat, so werden ihn die Bienen fleißig besuchen und sich in und um ihn hören lassen; wenn aber die Blüthe vorbei und der Honig weg ist, so sind sie auch weg. So gehts in der Welt; wo Glück und Genuß ist, da sind viele Freunde; verliert sich das Glück, die Freunde auch. Der zeitliche Gewinn ist der Welt Honig, damit man sie locken kann, wohin man will; wo aber der ein Ende hat, da auch der Welt Liebe und Freundschaft. Ach, wie mancher muß mit jenem heidnischen weisen Mann klagen, als er in Armuth verfallen und deshalb schlechter, als vorher bekleidet und von seinen gewesenen Freunden verlassen war:

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