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len, gieb ihr ein funkelndes Diadem oder einen güldenen Schaupfennig auf die Brust, schenk ihr ein den edelsten Wein in güldenen und silbernen Pokalen, bestreue fie mit Rosen und Lilien, bestelle eine wohlklingende liebliche Musik, führe sie in einen königlichen oder fürstlichen Luftgarten, lege ste in ein weiches und köstlich geziertes Bette, eröffne alle deine Schäße, erwecke alle deine Kräfte und schaffe Rath und Troft für ein solch hochbetrübtes und mit der Verzweiflung ringendes Herz! Oder dünkt dir, daß diese Dinge zu kostbar seien und nicht allenthalben gefunden werden, wohlan, so fuche andere Sachen hervor, darin du deine Freude zu haben pflegst, laß eine Schläufe mit gutem Bier und etliche Flaschen mit Wein oder Branntwein langen, gieb Tabak und Pfeifen her, lege Würfel und Karten auf, laß die Biergeiger und Strohfiedler kommen und lustig aufmachen, suche allen deinen Scherz und Possen hervor, lärme und schwärme, jauchze, singe! Siehe zu, ob ein solch betrübter Mensch dadurch kann erfreut und seiner Angst befreit werden. Hilft dies alles nichts, so erkenne doch einmal, du Thörin, daß alles dein Wesen, Luft, Herrlichkeit, Pracht, Freude und Troft nichts ist, nichts kann, nichts vermag. Ach, Menschenkinder! wie habt ihr denn die Welt so lieb! Warum verlaßt ihr die lebendige Quelle und macht euch hier und da Brunnen, die doch kein Wasser geben können? Jer. 2, 13. Warum zählt ihr Geld da, da kein Brod ist, und eure Arbeit, da ihr nicht satt von werden könnt? Jes. 55, 2. Warum verlaßt ihr den Gott alles Troftes und hängt euch an die Welt, die einem sodomitischen Apfel gleicht, auswendig fein anzusehen, inwendig voller Asche? Die Welt ist wie das faule Holz, das im Finstern zwar scheint, als wäre es etwas Sonderliches oder voller Glut, wer es aber aufhebt oder sucht sich daran zu wärmen, der findet sich betrogen. Ach, mein Herr Jesu! es fällt mir hiebei ein, was dort einer deiner Jünger sagt, als du fragft, ob sie dich auch, wie etliche andere gethan hatten, wollten verlassen und von dir gehen. Herr, sprach er, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens! Joh. 6, 67. 68. Du haft beständigen und gewissen Trost, du hast ein liebreiches Herz, trostreichen Mund und hülfreiche Hand! Bei dir ist Rath und That! Die Welt habe ich oft falsch befunden, dich nimmermehr! Du bist eine Kraft- und Trostblume, die nimmer verwelkt; bei dir ist die Quelle des Lebens,

die nimmer vertrocknet; so mag dich nun lassen, wer da will, ich weiß mich nicht zu verbessern und will auch nicht, es bleibe dabei in Ewigkeit: Meinen Jesum laß ich nicht!

342. Das Testament.

Gotthold mußte mit einer Testamentsache, die Seinigen angehend, zu thun haben, welche ihm allerlei Mühe und Ungelegenheit verursachte; als er nun mit einem vornehmen Freunde davon gesprochen hatte, sagte er: Es ist zu beklagen, daß das rechte Recht, darum jene Wittwe bat, sonst nirgends mehr zu finden, ja, wie die Schrift redet, in Wermuth verkehrt, und die Gerechtigkeit zu Boden gestoßen ist. Am. 5, 7. Die Herren Juristen größtentheils kommen mir vor als ein Mann, der im dicken Walde unter den Dornhecken und verworrnem Gesträuch wandelt und sich darinnen so verirrt, daß er sich nicht herauszufinden weiß; was sie nun dermaleinst für Trauben von den Dornen oder Feigen von den Disteln lesen werden, das mögen sie erwarten und erfahren. Ich will mich um ein ander Testament bekümmern; mein Jesus hat kurz vor seinem Abschied aus der Welt ein Testament gemacht und darinnen seine Gläubigen zu Erben eingeseßt. Er hatte aber keine zeitlichen Güter, die er vermachen konnte, denn er hatte sie nicht ges sucht oder begehrt, zuleßt war er auch so arm, daß er nicht einmal ein Kleid behielt, damit er seine Blöße decken konnte; so hatte er nichts, als sein Kreuz, seine Dornkrone, seine Nägel, sein Blut, seinen H. Geist und dessen Troft und sein liebreiches füßes Herz. Dieses alles hat er uns vermacht. Ich will gern die Erbschaft angehen. Ich bin vergnügt mit diesem Vermächtniß. Der Satan wollte mir gerne dieses Testament und diese Erbschaft abdisputiren, aber es ist zu wohl verwahrt, und ich habe schon den Besiß dieser Güter ergriffen; damit ich aber nicht undankbar erfunden werde, so will ich auch meinen leßten Willen aufsehen und hinterlassen. Ich erinnere mich, was ein Heide von einem Heiden erzählt: Eudamidas, ein Bürger zu Korinth, verstarb in Armuth; weil er aber ein paar begüterte Freunde hatte, den Aretäus nämlich und Charirenus, so hinterließ er ein solch Testament: Dem Aretaus vermach ich kraft dieses meines legten Willens meine alte arme Mutter, daß er

sie zu sich nehme und die übrige Zeit ihres Lebens versorge, dem Charirenus aber übergebe ich meine Tochter, daß er sie nach seinem besten Vermögen mit einer Mitgabe versehe und ehrlich aussteure. Sollte aber einem unter ihnen etwas zukommen, so will ich, daß der Hinterbliebene des Verstorbenen Stelle auch versehe. Ueber dieses Testament hat männiglich gelacht, die beiden Freunde aber sich gefreut, daß ihr verstorbener Freund ein solch Vertrauen zu ihnen gehabt, und als der Charirenus wenig Tage hernach auch Todes verfahren, hat Aretäus beides über sich genommen und mit Fleiß ausgerichtet. Haben nun Heiden unter sich ein solches Vertrauen gehabt und einer dem andern solche Treue auch nach dem Absterben beweisen können, warum sollt ich nicht zu dem allergetreusten Freunde, meinem süßen Herrn Jesu, ein viel größer Vertrauen haben? So will ich ihn denn hiemit zu meinem völligen Erben erklären und ihm vor allen Dingen meine Seele und dann auch meine Kinder, Schwestern, Blutsfreunde und Verwandten sämmtlich vermacht und übergeben haben, daß er sie aufnehme, verforge, bewahre und durch seine Macht zur Seligkeit erhalte; das Uebrige alles auch, was ich in der Welt hinterlasse, soll zu seinem heiligen Rath und Willen gestellt sein, daß er es damit schicke und schaffe, wie ers gut befindet zu seiner Ehre und der Nachbleibenden Seligkeit.

343. Der Feigenbaum.

In eines vornehmen Mannes Luftgarten ward unter andern fremden Gewächsen auch ein Feigenbaum gefunden. Als nun einer von den Anverwandten Gottholds in dem Garten gewesen und ein Blatt von gemeldetem Baum abgebrochen zu ihm brachte, sagend: Sollte es denn wol ein solcher Baum gewesen sein, an welchem die erste Sünde begangen, und solch Laub, daraus die ersten Kleider gemacht worden? antwortete ihm Gotthold: Was hilfts uns, ob wirs wiffen oder nicht, was es eigentlich für ein Baum gewesen, der unsern ersten Eltern zum Anstoß und Fall gerathen, da wir noch täglich an verbotnen Früchten uns vergreifen? Was hilfts, ob wir wissen, was es für ein Laub gewesen, das sie zum Schanddeckel ge= braucht, da wir noch jezt von allen Bäumen Feigenblätter zu bre

chen, ich will sagen, gar leicht einigen Vorwand, unsere Sünde zu entschuldigen, zu finden wissen? Vorwiz ist es, um solche unnöthige Fragen sich bekümmern und seinen eignen Zustand nicht beobachten; und dies ist der meisten Menschen meiste Arbeit, daß sie alles untersuchen und ihres eignen Herzens und Gewiffens vergessen. Damit ihr aber dieses Feigenblatt nicht umsonst abgebrochen habt, will ich euch noch einige andere Erinnerungen darauf zeichnen. Der Feigenbaum trägt Frucht sonder Blüthe, wie man auch hiesigen Orts eine Art Aepfel hat, die ohne Blüthe gezeugt werden; so soll ein Christ mehr Gutes in den Werken, als Worten haben und ohne groß Wesen und Ruhmsucht Gutes thun. An dem Feigenbaum ist alles bitter, wie die Erfahrung bezeugt, das Laub, die Rinde, der Saft, das Holz, die Wurzel, doch ist die Frucht süß; verwundert euch über die Almacht und Weisheit Gottes, welche aus der Bitterkeit die Süßigkeit weiß hervor zu bringen, und gedenket an die Worte des h. Apostels, Hebr. 12, 11.: Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünket sie uns nicht Freude, sondern Traurigkeit sein; aber darnach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind. Am Kreuz ist oft lauter Bitterkeit; es ist unserm Fleisch zuwider, das muß seinen Willen nicht haben, das ist bitter; es ist mannigfaltig, das ist bitter; es währt oft sehr lange, das ist bitter; es macht uns vor der Welt verachtet, das ist bitter; es greift oft Leib und Seel zugleich an, das ist bitter; aber man lernt im Kreuz beten, glauben, auf Gott hoffen, stille sein, Geduld haben, man wird demüthig, man lernt sich selbst verleugnen, die Welt verschmähen, nach dem Himmel sich sehnen, das sind eitel süße Früchte. O, wie wohl hat jener vortreffliche Gottesgelehrte gesagt, als er gefragt worden, wie er so erbaulich und tröstlich predigen könnte: Das haben mich meine Anfechtungen gelehrt! So möchte mancher fromme Christ sagen, welcher andächtig beten und andern im Kreuz kräftig zusprechen kann: Das hat mich mein Kreuz gelehrt! Was schadets denn nun, daß der Kreuzbaum bitter ist, wenn er nur füße Früchte der Gottseligkeit und der Freude trägt? Nun, mein Gott! pflanze deinen Baum in meinen Garten, wenn er schon bitter ist, ich will ihn fröhlich annehmen und mit meinen Thränen so lange feuchten, bis er mir zu seiner Zeit füße Trostfrüchte bringt. Du schenkst deinen Kindern

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niemals einen so bittern Kelch ein, daß nicht Zucker sollte auf dem Grunde liegen!

344. Der Kindergarten.

Etliche Kinder, die sich aus der Nachbarschaft zusammen gethan, hatten Blumenzwiebeln und Kräuter, so man aus einem Luftgarten ausgeworfen, gesammelt, pflanzten dieselbe auf einen grünen und freien Plaz, umsteckten sie mit Stecken und machten einen Zaun darum von Reisern und schöpften große Luft aus diesem ihrem neuangelegten, stattlichen Luftgarten, wobei sie auch so viel Worte verloren, als hätten sie Reichshändel vorgehabt, und so arbeiteten, daß fie schwizten. Gotthold ging mit einem Freunde vorbei, sah die kindliche Luft mit Lust an und sagte: Was ist denn nun für ein großer Unterschied zwischen der Bemühung der Alten und der Kinder? Diese bauen Häuser, pflanzen Gärten, zählen Geld, halten Hochzeit und Freudenmahl, machen Könige, Fürsten, Herren, Bürgermeister, Prediger, Schulmeister, führen Krieg, machen Generalspersonen und Obristen und bemühen sich, bis sie des Spiels müde werden und hungrig und durftig nach Hause kommen oder schlafen gehen. Was thun wir Alten mehr? Sie haben wol so viele, ja wol mehr Lust an ihrem Spiel, als wir von unserm Ernst; unsere Luft hat oft große Unluft, unsere Ehr groß Beschwer, unser Bauen ein Grauen (wegen der großen Kosten) bei sich; sie verlieren und verspielen die Zeit, wir auch; ihre Arbeit hat keinen Bestand, unsere auch nicht, wenn sie schon etwas länger währt; ihre Mühe bringt schlechten Nugen, unsere auch; sie meinen oft, sie haben etwas Wichtiges vor, und wir haltens für Thorheit; wir meinen auch oft, wir thun große Dinge und tragen die Welt auf unsern Schultern, und Gott lacht unser, wie Luther artig sagt: „Die klügsten Menschen sind Gottes Närrchen, über deren Thorheit er lachen muß.“ Sie meinen oft, sie seien reich, wenn sie etliche Zahlpfennige oder Geld von Kartenblättern geschnitten oder gar Topfscherblein in ihrem Säcklein tragen, müssen aber, wenn sie ihr Geld beim Bäcker ausbieten, Brod zu kaufen, erfahren, daß es nicht gilt und man ihrer lacht; so meinen wir, wenn wir ein Dußend Dukaten oder etwas haben, wir sind große Leute, wenn wir aber damit vor die Him

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