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frommen Musikanten übergeben und von demselben mit schicklichen Symphonieen und artiger Stimme eines Knaben auf etlichen Hochzeiten gemacht worden, hat etlichen Gästen die Thränen in die Augen getrieben, den Weltgesinnten aber einen Verdruß und den Musikanten einen Verweis erweckt, weil sie (ach elende Christen!) vermeint, solche Lieder gehören auf Hochzeiten nicht. Der gottselige gewissenhafte Leser wird sich dessen Einschaltung an diesem Ort nicht laffen entgegen sein.

Das Fleisch.

Mit fröhlicher Stimme.

Lustig, ihr Gäste! seid fröhlich in Ehren,
Effet und trinket mit fröhlichem Muth!
Ist es doch Hochzeit, wer will es uns wehren?
Mache dich lustig, du redliches Blut!
Laffet die Gläserlein frisch umher wanken!
Plaget euch heute mit keinen Gedanken!

Lustig, ihr Brüder! Erzählet Geschichte,
Suchet die lustigsten Schwänke hervor,
Saget uns Räthsel und Freudengedichte!

Wer nicht mit narret, der ist wol ein Thor.
Man kann nicht alle die Worte abwägen,
Worte find Worte, dran ist nichts gelegen.

Lustig, ihr lieblichen Jungfern und Frauen!
Kommet zum Tanze, das Saitenspiel klingt,
Laffet die zierlichen Sitten heut schauen!

Der soll faul heißen, der nicht umher springt!
Luftig! wir wollen die Hochzeit genießen
Und davon lange zu sagen noch wissen!

Lustig, ihr Nochbarn, auch bis an den Morgen!
Seht! Diese ganze Nacht soll unser sein.
Schaffet von hinnen die nagenden Sorgen!
Weg mit der Traurigkeit! Freude herein
Zählet die Stunden nicht, lasset sie eilen
Wir wollen dennoch hie länger verweilen.

Der Geift.

Mit leiser und fast trauriger Stimme.

Nicht allzu lustig, ihr Gäste! Ach denket,
Daß dieses Leben ein Nebel nur ist!
Danket dem Herren, der alles uns schenket,
Denket des Todes, der alles wegfrißt!

Heut find wir fröhlich, wir scherzen und lachen,
Stecken wol morgen dem Tode im Rachen.

Sachte, ihr Brüder! und denket der Stunde,
Da man uns alle wird bringen hervor,
Rechnung zu geben von unserem Munde;

Wer es nicht achtet, der ist wol ein Thor.
Worte find Pfeile, verwunden die Herzen,
Worte sind Schwerter und machen oft Schmerzen.

Lanzet, ihr Lieben, am lustigen Reihen!

Denket daneben, der Würger tanzt mit!
Wer weiß, wie lange noch währei der Maien!
Zwischen dem Tode und euch ist ein Schritt.
Alles ist eitel, mit Thorheit verbunden,
Niemand hat Ruhe in Unruh gefunden.

Ewig! ach ewig! ihr Menschen, ist lange,
Ewigkeit folget auf eilende Zeit,
Ewigkeit! Ewigkeit machet mir bange,
Ewigkeit folget auf närrische Freud.
Zählet die Stunden mit Zittern und Scheuen,
Daß es euch möge nicht ewig gereuen!

354. Der fruchtreiche Baum.

Gotthold fah, bei einem Garten vorbeigehend, einen Birnbaum voller frühzeitiger schöner Früchte, deffen Zweige unter der Früchte Menge so gebeugt waren, als wollten sie brechen; er sagte zu einer Person, so bei ihm war: Was meinet ihr, daß dieser Baum bedarf? Eine Stüße oder etliche, versezte dieselbe, unter den beschwerten Zweigen. Nein, antwortete Gotthold, sondern Hände, so die

Früchte brechen und Körbe, so sie faffen. Wir haben hieran ein schönes Bild des Herrn Jesu, unsers allerliebsten und theuersten Erlösers; der bedarf meiner und ich seiner, so kommen wir wohl zusammen. Lasset euch nicht wundern, daß ich sage, der Herr Jesus bedürfe meiner, nämlich wie dieser Baum der Körbe, wie der Prophetin von Gott gesegnetes Delkrüglein der leeren Gefäße, 2. Kön. 4, 2., wie eine Mutter, welche die Milch dringt, eines Kindes, das sie ausleert. Die Liebe dringt den Herrn Jesum, daß er mich sucht; mich dringt meine Noth, daß ich ihn suche; der Herr Jesus hat alles, Himmel und Erde ist sein und alles, was darinnen ist; er bedarfs aber nicht, nur Seelen und Herzen bedarf er, mit seiner Gnade und seinem Geist zu füllen und selig zu machen. O große Liebe! o Leutseligkeit und Freundlichkeit Gottes, unsers Heilandes! der nichts bedarf, der bedarf eines sündhaften elenden Menschen! Was dünket euch, ob wir denn seiner auch wohl bedürfen? Was mich betrifft, meine Seele ist wie ein schmachtiges und durstiges Kind, ich bedarf seiner Liebe und seines Trostes zu meiner Erquickung; ich bin wie ein verirrt und verloren Schaf, ich bedarf sein als eines getreuen und guten Hirten; meine Seele ist wie eine verschüchterte und vom Habicht gejagte Taube, ich bedarf seiner Wunden zu meiner Zuflucht; ich bin eine schwache Rebe und bedarf eines Kreuzes, darum ich mich winde und daran mich fest halte; ich bin ein Sünder und bedarf seiner Gerechtigkeit, ich bin nackt und bloß und bedarf seiner Herrlichkeit und Unschuld, mich zu decken, ich bin betrübt und erschrocken und bedarf seines Trostes, ich bin unwissend und bedarf seiner Lehre, ich bin albern und einfältig und bedarf der Regierung seines H. Geistes; ich kann seiner nimmer und nirgends entrathen; wenn ich beten soll, so muß er mein Fürbitter und Worthalter, wenn mich der Satan vor Gottes Gericht verklagt, so muß er mein Fürsprecher, wenn ich in Noth gerathe, so muß er mein Helfer, wenn mich die Welt verfolgt, so muß er mein Schußherr, wenn ich verlassen bin, so muß er mein Beistand, wenn ich sterben soll, so muß er mein Leben, wenn ich im Grabe verwese, so muß er meine Auferstehung sein. Nun so will ich denn der ganzen Welt und alles, was darinnen ist, lieber entrathen, als deiner, mein allerliebster Erlöser! Und, Gott sei Lob! daß ich weiß, daß du meiner auch nicht entrathen willst und kannst; bu bist reich, ich arm; du hast Ueberfluß, ich habe Mangel;

bu haft Gerechtigkeit, ich habe Sünde; du haft Oel und Wein, ich habe Wunden; du hast Erquickung und Labsal, ich habe Hunger und Durst. So gebrauche nun, mein Heiland! meiner, wo und wie du mein bedarfst. Hier ist mein armes Herz, ein leeres Ge= fäß, fülle es mit deiner Gnade. Hier ist meine sündhafte, betrübte Seele, erquicke und erfreue sie mit deiner Liebe. Bedarfst du auch sonst meiner, mein Herr Jesu! fiehe, so bin ich dein Knecht! Gebrauche mein Herz zu deiner Wohnung, gebrauche meines Mundes, deines Namens Ruhm auszubreiten, gebrauche meines ganzen Lebens und aller meiner Kräfte zu deinen Ehren und deiner Gläubigen Dienst und laß ja die Freudigkeit meines Glaubens nicht aufhören, daß ich allezeit von Herzen sagen könne: Jesus bedarf meiner und ich seiner, so kommen wir wohl zusammen!

355. Die Gedanken.

Gotthold fand einen seiner Hausgenossen in tiefen Gedanken fizend und fragte ihn: Was finnt, was denkt ihr so? Der antwortete: Nichts. Gotthold fuhr fort: Es ist unmöglich, daß der Mensch nichts gedenken sollte; man soll sich aber billig also gewöhnen, daß man keine andere Gedanken habe, als solche, die man auf unverhofftes Befragen bekannt zu machen nicht Scheu haben dürfte, in Betrachtung, daß sie zwar Menschen, nicht aber Gott verborgen sein können. Das Herz ist, wie die Gedanken sind, denn wie man, auch wenn ein Gefäß ausgeleert ist, lange Zeit riechen kann, was darinnen gewesen, also lassen die Gedanken ihre Art und Beschaffenheit im Herzen. Wie man nun ein unreines und stinkendes Gefäß mit edlem Wein nicht füllt, so wird Gottes Gnade in ein Herz, das sich mit bösen Gedanken willig verunreinigt, sich nicht ergießen. Die Gedanken sind der Seele Flügel, damit sie sich entweder gen Himmel schwingt, oder in die Hölle, sie kann sich damit als Noah Täublein auf einen Delbaum schwingen und ein Zweiglein abbrechen, oder, wie der Rabe auf ein Aas fallen und sich verunreinigen; ste sind der Seele oder des Herzens Vermögen, Besig und Reichthum, wie sie Hiob nennt, 17, 11., weil die Seele ihre Luft und Kraft darinnen hat. Es gilt aber dieser Schaß des Herzens nach dem Gepräge; welche Gedanken nicht mit dem Siegel Gottes, mit

der Liebe Jesu und dem Zeichen seines H. Geistes bemerkt sind, die find billig für ungültig und als eine falsche Münze zu halten. Sehet euch demnach wohl vor, daß ihr nicht böse Gedanken in euren Herzen hauset und heget. Ich sage nicht, daß ihr keine böse Gedanken haben sollt, denn ich möchte zu viel und was dem menschlichen Herzen nach dem Fall unmöglich ist, sagen und fordern; das Herz ist eine Herberge, darinnen billig keine andere, als himmlische Gedanken, die vom Himmel kommen und zum Himmel gehen, sollen aufgenommen werden; geschiehts aber, so wird es einem Hurenwinfel und Garküche gleich, darin sich allerlei liederlich Lumpengesindel zu versammeln pflegt, wohin Gott der Herr zielt, wenn er fragt, Jer. 4, 14.: Wie lange sollen die Gedanken deiner Eitelkeit bei dir bleiben, herbergen und übernachten? Die erste Stufe zur wirklichen Sünde ist, böse Gedanken haben, die andere, dieselben lieben und Hegen. Ein ausländischer Lehrer (Thomas Godwin) sagt sehr füglich, der Erbsünde erstgeborne Kinder wären die bösen Gedanken, aus welchen alle andern Sünden herstammten, fie wären die rechten Kuppler, welche zu den wirklichen Sünden weidlich hülfen und dergleichen. Ein anderer vergleicht sie den Würmern und Maden, die aus dem faulen und ungesalzenen Fleisch wachsen, welche in demselben wudeln und es verzehren und greulich stinkend machen. Als nun obgemeldete Person hierauf sagte: Ach, man kann ja öfters der bösen Gedanken nicht los werden; sie sind wie die Mücken; je mehr man sich mit ihnen jagt oder schlägt, je Häufiger kommen sie wieder. Gotthold antwortete: Gleichwie eine keusche und ehrliebende Frau oft es nicht verwehren kann, daß ein unzüchtiger Mensch ihr nicht sollte nachgehen, von seiner vermeinten Liebe mit ihr reden, ihr Briefe schreiben, des Nachts um ihr Haus gehen, ihr eine Musik bringen, so kann sie ihn doch hart und rauh abweisen, seine Briefe zerreißen und die Fenster zumachen und die Ohren von ihm und seinem Thun abwenden, endlich auch ihrem Ehemann alles entdecken und um Hülfe bitten. So gehts auch mit der gläubigen und gottseligen Seele zu, welche oft des Teufels gottloses Einsprechen leiden muß, doch demselben mit großem Eifer widerspricht und dasselbe zurückschlägt nach allen Kräften und Vermögen. Ihr Bestes aber ist, daß sie sich zu Gott wendet und es ihm mit Thränen klagt, auch mit ihm und seiner Liebe, wie auch mit anderer ordentlichen Berufsarbeit sich so viel zu thun macht,

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