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Ehre, daß ich dein Knecht sein und bleiben mag, weil ich lebe und in Ewigkeit.

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359. Der Lappen.

Gotthold war über einige Verleumdung und unchriftliches, widriges Urtheil, so von einer Person über sein wohlgemeintes und wohlgegründetes Thun gefällt, Unmuths und betrübt, (wie fich denn anfangs unser Fleisch und Blut nicht wohl schicken will, die Dornkrone Jesu Christi für einen Blumenkranz zu tragen) und ging im Hause in tiefen Gedanken auf und nieder; indessen ward er eines Lappens gewahr, welchen seine Leute irgend in der Küche oder zum Fußhader gebraucht, und erinnerte sich dabei, was von dem frommen Mönche, Heinrich Suso, berichtet wird, und was er selbst ers zählt, er sei auch einmal Schmachreden halber betrübt gewesen, und als er in seiner Zelle saß, sah er einen Hund, der lief mitten im Kreuzgang und schleifte da ein Fußtuch um und warf es bald auf, bald nieder, darüber er seufzend sagte: „Wahrlich, Herr vom Himmelreich! also bin ich in der Brüder Mund als ein Fußtuch." Er gedachte dabei: Siehe, das Fußtuch läßt sich behandeln von dem Hunde, wie er will, er wirft es auf, er wirst es nieder, oder er tritt darauf, also sollst du es auch thun; man halte dich hoch oder schlecht, oder man verschmähe und verspeie dich, so sollst du es in Sanftmuth aufnehmen;" darauf er den Lappen aufgehoben und in seiner Zelle verwahrt; „da ich es", spricht er,,,mit innern und äußern Augen ansehe." „Ich wollte es dir", schreibt er weiter an seinen Freund, haben gesendet, daß dir dein Leiden desto leidlicher wäre gewesen, so ist es mir als gar lieb, daß ich es nicht mag von mir geben oder lassen." So hat dieser Mann eine gute Erinnerung, gedachte Gotthold, an einem alten Lumpen gefunden; ich möchte diesen auch wohl aufheben und gleichermaßen gebrauchen. Es wird doch anders nichts daraus, wir müffen uns nur in Gottes heiligen Rath und Willen übergeben und mit uns lassen machen, wie es ihm wohlgefällt. Wenn er uns der Welt eine Weile übergiebt, daß fie mit uns, wie der Hund mit dem Lumpen, spielen sollen, wer wills ihm wehren? Zuvörderst da es eine Zeit nur währt und wir versichert sind, daß es aus göttlichem, weisem Rath und väterlichem

Wohlmeinen geschieht; hätte er doch guten Fug und Recht, uns dem Willen des Satans zu übergeben ewiglich. Der H. Geist gebraucht öfters von dem Herrn Jesu die Art zu reden: er sei übergeben, dahin gegeben, Apostelg. 2, 23. Röm. 8, 32. Hat nun Gott feinen allerliebsten Sohn übergeben in den Willen seiner Feinde für uns und hat sich dies unschuldige Lämmlein zausen lassen und wie ein Fußtuch hin und wieder werfen, was bilden wir uns denn ein, daß wir es besser haben wollen? Nun, mein Gott! es soll heute dieser Lumpen mein Buch sein; ich will lernen, mich in deinen Willen, ja um deinetwillen in den Willen meiner Feinde übergeben! Es soll mir alles gleich gelten, Hohes und Niedriges, Lieb und Leid, Ehre und Schande in deinem allerheiligsten und füßesten Willen! Wohlan! Welt, wirf mich hin und her, auf und nieder, auf die Bank oder darunter, an das Licht oder in einen finstern Winkel, es gilt mir gleich, du kannst mich nirgends hinwerfen, da mich mein Gott nicht sollte können wieder finden und hervorziehen; es ist leicht zu erdulden, von der Welt verworfen zu sein, wenn man nur von Gott nicht verworfen ist. Ich will schweigen und meinen Mund nicht aufthun, mein Gott! du wirsts wohl machen! Pf. 39, 10.

360. Der Bettler.

Es ward erzählt, daß man einen Bettler hätte angetroffen, der zwar bei Tage auf zwei Krücken sich lehnend als lahm und preßhaft umher gegangen und das Almosen mit kläglicher Stimme gesucht, abends aber in seiner Herberge, wo er seines Gleichen gefunden, die Krücken weggeworfen und wohl bezecht sich seiner gesunden Beine bedient und getanzt hätte. Wie sich nun männiglich hierüber verwunderte und ihn einen Betrüger, Dieb und losen Vogel hieß, fagte Gotthold: Meine Lieben! dieser ist der erste nicht, der um Geldes willen eine Betrügerei vornimmt, er wird auch der lezte nicht bleiben. Zu beklagen ist es, daß solch loses Gesindel nicht besser beobachtet und ihrem Muthwillen durch zulängliche Mittel nicht eifriger gesteuert wird. Es ist einer mit von den Schandflecken der heutigen Christenheit, daß man so viel Betrüger, Müßiggänger und gewiffenlose Leute, die weder Gott, noch Menschen nüße sind, deren

Arbeit ist, sich durchs Land betteln und, was erbettelt ist, versaufen, dabei in schrecklicher Unreinigkeit und Unflätherei leben, frei läßt passieren und ihrer muthwilligen Bosheit wider Gottes Wort und wider geistliche und weltliche Rechte nachsieht. Es ist eine unver antwortliche Nachlässigkeit von denen, die der Herr auf der Hut seines Hauses gestellt hat, daß sie so vieler getauften Menschen unordentlichem, unchristlichem, gottlosem Wandel zusehen und sie nicht zur Arbeit anhalten. Unser Erlöser trieb nicht allein die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel und stieß die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer um, sondern er wollte auch nicht zulassen, daß einer etwas (ein unheiliges Gefäß, was zum Gottesdienst und in den Tempel nicht gehört) sollte durch denselben tragen. Marc. 11, 15. 16. Jeßt aber, da der christliche Eifer fast gar verschwunden ist, läßt mans gehen, wie es geht, man läßt die, so ihr Gefäß in Heiligung und Ehren zu behalten längst vergessen haben, immerhin durch die Christenheit laufen, Aergerniß geben, den rechten Armen das Brod vor dem Mund wegnehmen, ein schändliches Wesen treiben und in Sünden leben und sterben. O ihr Führer und Lehrer des Volks Gottes, welch eine Verantwortung wird dieses und viel anderes dermaleinst nach sich ziehen! Laffet uns aber, indem wir über andere eifern und klagen, unser selbst nicht vergessen! Meinet ihr nicht, daß dieser Betrüger seines Gleichen viel hat, auch unter denen, die das Ansehen nicht wollen haben? Ich will von weltlichen Dingen nicht sagen, da die Betrügerei, um Geld zu gewinnen, so gemein ist, daß man sie fast für ehrlich hält; es hilft nicht, daß es eine andere Art ist; wer um Geldes willen die Furcht Gottes, sein Gewissen und die Liebe des Nächsten aus den Augen sezt, der ist so wohl ein Betrüger, als dieser BettIer, wenn er schon in Sammt und Seide gekleidet einher geht. Bedenket, wie es in Kirchen zugeht! O wie gemein ist es da, daß wir uns bei unserm Gottesdienst andächtig, bei unsern Beichten betrübt und kläglich, bei unserm Abendmahlgehen sittig und züchtig stellen. Ach, ich bin ein armer Sünder, heißt es da, meine Sünden sind mir von Herzen leid, ich verlasse mich auf Gottes Barmherzigkeit, ich will mich gerne bessern. O wie kläglich thut da der Bettler, wie elend kann er sich stellen! Allein hab Acht auf ihn, wenn er aus der Kirche kommt, wenn seine angenommene Andacht und gezwungene Frömmigkeit vorbei ist, wenn er ihm selbst gelassen

zur üppigen Gesellschaft wieder kommt, da ist sofort Sünde, Buße, Besserung, Himmel, Hölle und alles vergessen, da wird alle Andacht ersäuft und das Gewissen weggeworfen, da ist der arme Sünder nicht mehr kläglich, krank und elend, sondern frech, trozig und unbändig. Es scheint fürwahr, als sei es dahin gekommen in der Christenheit, daß man meint, die Andacht, die Buße und Früchte der Buße gehören nur in die Kirche, und wo man etwa mit den Priestern muß umgehen; hernach aber könne das Christenthum wohl leiden, daß man seinen Willen habe, in der Welt mit der Welt lebe. Kurz, wir meinen, der äußerliche Schein sei genug, es komme um das Herz, wie es kann. Wir verwundern uns und zwar billig, daß man im Papstthum die Leute beredet, es wäre zur Seligkeit dienlich, eine Mönchskappe erkaufen und sich darinnen begraben lassen; wir sehen aber nicht, daß wir für die Mönchs- eine Heuchelkappe erwählt haben; damit verlarvt sich der größte Theil der Christenheit, darinnen stirbt er auch; gerade als wenn es eine so schlechte Sache wäre, eine neue Kreatur in Christo werden! Ach, Herr Jesu! keine Betrügerei ist gemeiner in der Welt, als daß die Menschen sich selbst betrügen; sie beschauen sich in dem Spiegel der Eigenliebe und meinen, weil sie ihnen selbst wohlgefallen, so müssen ste dir auch gefallen, da doch das Gegentheil wahr ist. Ach, laß mich deinen H. Geist in alle Wahrheit leiten und vor Selbstbetrug bes wahren!

361. Der große Buchstabe.

Einem Knaben hatte sein Lehrmeister, der ihn im Schreiben unterrichtete, eine Vorschrift gemacht und in derselben ein großes A mit vielen bunten und zierlichen Zügen, wie es ihre Kunst vermag, voran gesezt; der Knabe machte statt dessen in der Nachschrift mehrentheils ein schlechtes A, zuweilen versuchte er zwar, das seinige auch etwas zierlich zu machen und mit Zügen zu bekleiden, es gerieth aber, wie es konnte bei einem Schüler oder Lehrling. Gotthold sagte hierauf: Der Herr Jesus hat uns alle Tugenden aufs vollkommenste in seinem allerheiligsten Leben vorgebildet, sie sind vollkommen nach allen Umständen; laffet uns sie nachbilden mit aufrichtigen einfältigen Herzen, so gut wir können, nur daß man un

fern Fleiß und Lauterkeit spüre; er wird zufrieden sein, bis wir es durch stetige Uebung beffer lernen. Allein ich erinnere mich, daß ich hievon schon vor diesem bei dergleichen Gelegenheit Erinnerung gethan. Darum will ich euch jezt ein anderes vorstellen. Dieser große Buchstabe mit allen feinen Zügen und Zierden, wie sehr er ins Auge prahlt, ist und gilt nichts mehr, als ein A und giebt uns ein schickliches Bild der Menschen, die mit vieler weltlichen Eitelkeit prangen. Siehe nur an die, welche in hohen Ehren und Würden schweben, welche in Gold und Silber, in Sammet und Seiden prachten, von Diamanten und Perlen schimmern und glänzen und mit vielen Dienern umgeben auf hohen Thronen sizen, in prächtigen Karossen fahren, an herrlichen Tafeln speisen, in weichen und kostbaren Betten ruhen, (wenn sie ruhen können) welche in der Welt hochberühmt und vor aller Menschen Augen etwas Großes find. Wenns um und um kommt, so ist der große Buchstabe mit allen seinen zierlichen Zügen ein A und diese mit aller ihrer Eitelkeit Menschen und mehr nichts. Von einem König in Frankreich wird berichtet, daß, als er Lust halber in die Küche ge= kommen, er einen Küchenjungen gefragt, was er jährlich verdiente, der ihm geantwortet: So viel, als der König. Als weiter gefragt wurde, was denn der König verdiente; Nahrung und Kleider, verseßte er, ein mehreres kann er nicht benußen und das habe und verdiene ich auch. Von Philipp, dem dritten König in Spanien, wird gemeldet, daß er in seinem Leßten frei bekannt, man hätte nichts davon, daß man ein König wäre, als in seinem Tode ein betrübtes und beängstigtes Herz. Dies waren große Leute in dem Register der Menschen, doch warens nur Menschen und mußten lernen und erkennen, daß sie alle weltliche Herrlichkeit über die menschliche Eitelkeit und Sterblichkeit nicht hätte erheben können. Von der Collia Paulina, einer edlen und reichen Römerin, meldet Plinius, fie habe einmal bei einem Verlöbniß mittlerer Standespersonen einen Schmuck angehabt von Smaragden und Perlen, welcher nach eines gelehrten Mannes Berechnung auf zehnmal hunderttausend Thaler geschäßt worden. Zu unserer Zeit hat eine Prinzessin von Rossano in der heutigen Stadt Rom einen Schmuck von Edelsteinen getragen, der siebenmal hunderttausend Kronen werth gehalten worden. Was waren aber diese Weiber in solcher theuren Pracht? Menschen und weiter nichts. Dies wußte Gelimer, der überwundene

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