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und gefangene König der Wenden in Afrika, welcher, als er den Kaiser Justinian in großer kaiserlicher Pracht sizen sah, lachend ausrief: Eitelkeit! Eitelkeit! So vergaffe sich nun an der Welt Phantasei und Prahlerei, wer da will, ich kanns nicht thun. Ich fürchte Menschen als Menschen, ich liebe sie als Menschen, ich verlasse mich auf sie als auf Menschen. Mein Gott! laß mich nicht viel Schein, sondern viel Geist, nicht viel Ruhm, sondern viel Thuns haben, so bin ich wohl zufrieden.

362. Der Bagant.

Bald nach dem Verlauf mit dem Bettler meldet sich ein Vas gant an, wie man die Leute nennt, die sich für Studenten ausgeben, welche Beförderung suchen, welche geplündert sind und unter solchem Vorwand ein Handwerk aus der Bettelei machen, ein wildes und unordentliches Leben führen, an keinem Orte stetig und manchem ehrlichen Mann beschwerlich sind. Gotthold redete selbst mit ihm, und, nachdem er aus seiner Antwort genugsam abgemerkt, daß er einer von den rechten wäre, stellte er ihm die Gefahr seiner Seele in solchem Stande beweglich vor und ließ ihn mit einem Almosen von sich. Bald darauf sagte er zu seinen Hausgenossen: Die Weltkinder sind mancherlei Gattung, doch haben sie alle einerlei Absehen, daß sie nämlich nach dem Fleisch wollen frei sein, ihren Willen haben, an göttliche und menschliche Rechte, so viel möglich, nicht verbunden sein und dieses zeitlichen Lebens nach aller Luft ihrer verblendeten Seelen genießen; sie sind alle Vaganten und wallen durch die Welt mit Ungehorsam, Eigensinn, Frechheit, Hoffart, Muthwillen und dergleichen. Wenn ein unwiedergeborner fleischlicher Mensch sollte seines Herzens Grund entdecken dürfen, so würde er wünschen, daß kein Gott wäre, ja er würde bekennen müssen, daß er Gott in seinem Herzen feind sei, als der mit seinen Geboten seinem Eigenwillen und angemaßten fleischlichen Freiheit hinderlich ist; hierum sucht ein solcher Mensch, so viel ihm immer möglich, sich von Gott zu entfernen, will nicht gerne an ihn gedenken, da= mit nicht durch dessen Furcht seine Lust gehemmt und unterbrochen werde; sie leben auch darum gerne im Sause täglich, damit ja das Gewissen nicht aufwache; sie sind den Gottseligen feind, welche aus

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christlichem Eifer fie bestrafen; sie lassen sich nicht gerne einreden, fie wollen fein ungeirrt und unmolestirt zur Hölle wandern. Was, sagt ein fleischlicher Mensch, hat man mir einzureden? Ich bin frei, ich habe auf niemand zu achten, ich bin der Ruthe entwachsen; meine Eltern sind todt, oder leben sie, so achte ich ihrer nicht, ich lasse sie sagen, was sie wollen, und sie müssen mich lassen machen, was ich will; mein Weib muß mich unverirt lassen, oder sie kriegt Ohrfeigen; der Obrigkeit geb ich ihren Schoß und thue, was einem Bürger zukommt, so hat die weiter auf mich nichts zu sprechen; die Priester müssen meine Gänge nicht wissen, erfahren sie es und reden mir zu, so spreche ich, es sei nicht wahr, ich sei fälschlich angegeben; machen sie es zu viel, so gebe ich auf sie nichts, wohl wissend, daß man ihnen die Hände ziemlich gefesselt und den Bindeschlüssel angebunden hat, und was geht sie es endlich an? Was hat der Pfaff sich darum zu bekümmern, was ich mit dem Meinigen thue? Ich versaufe, verspiele, verschwelge mein Geld; ist das nicht eine herrliche Sache? eine stattliche Freiheit? ein erwünschtes Leben, ein solch freier Vagant zu sein? Ach elende Freiheit! O verfluchter Eigenwille! Dies ist es, was der h. Apostel sagt: Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott, Röm. 8, 7., und abermal: Da ihr der Sünde Knechte waret, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit! Röm. 6, 20. Ist es nicht eine klägliche Freiheit, Gott nicht gehorsam und des Teufels Sklave sein, die Bande Gottes zerreißen und die Seile seiner Liebe von sich werfen, dafür aber in den Stricken des Satans sich täglich mehr und mehr verwickeln? Dies ist, als wenn ein Schaf sich von der Heerde hätte verlaufen und unter dem Gesträuche weidend sich rühmen wollte, es dürfte sich nun gleichwohl vor des Hirten Stimme, Stab und Hunden nicht fürchten, und bedächte nicht, daß der Wolf im Gebüsche schon lauscht und es bald erhaschen wird. Oder, wenn ein Schiff vom Lande durch einen Windwirbel los gerissen, das keinen Steuermann hat und nach dem Willen der Winde und Wellen hin und her getrieben wird, sich selbst wollte in solcher Freiheit wohlgefallen, nicht Acht habend auf die Klippen und Felsen, daran es bald zerscheitern wird. Diese Leute sind nicht wohl bei Sinnen und den Uebelthätern gleich, welche sich vollsaufen, wenn sie zum Tode geführt werden. Ach, mein Gott! behüte mich vor solcher Freiheit und vor solchen Gedanken! Es ist meine höchste Glückse

ligkeit, daß ich nicht mein selbst und mir gelassen bin; mein Wille wäre meine Hölle, dein Wille ist mein Himmelreich. Die fleischliche Freiheit ist Sklaverei, dir aber dienen ist Freiheit. So sei nun frei, wer da will, ich bin und bleibe gerne ein Knecht meines Gottes.

363. Die Bibliothek.

Gotthold ward ein Verzeichniß einer stattlichen Bibliothek, welche von einem seiner Freunde hinterlassen worden, zugefertigt mit Bes richt, daß sie sollte verkauft werden. So gehts, sagte er, in ber Welt; Sammeln hat seine Zeit, Zerstreuen hat seine Zeit; der Ges lehrten Reichthum sind mehrentheils die Bücher, und es geht damit wie mit andern Gütern der Welt; eine Zeit lang bedienen wir uns ihrer, hernach laffen wir sie der Welt, die damit waltet nach ihrem Willen. Als nun hierauf einer sagte: Es scheint, daß dieser ges lehrte Mann mit gutem Urtheil und Unterschied diese Bücher zu= sammen gebracht, wenn ich so viel Geld hätte, wollte ich sie an mich bringen; fuhr Gotthold fort: Ich gestehe, es ist eine stattliche Sache für einen Gelehrten um eine gute Bibliothek. Eine Imme kann so viel Freude nicht finden in einer blumen- und honigreichen Wiese, als ein Gelehrter in so mannigfaltigen Büchern; kein Buch ist so schlimm und schlecht, darinnen ein verständiger und erfahrner Mann nicht sollte etwas Dienstliches finden. Der berühmte alte Kanzler zu Paris, Johann Gerson, schreibt, daß der h. Augustin in seinem Lezten unter andern seinen Geistlichen befohlen, daß sie der Kirche Bibliothek, die er angerichtet hatte, sollten als einen guten Schaß wohl bewahren und in Acht haben. Er selbst vergleicht eine Bibliothek mit dem Thurm Davids, davon das Hohel. 4, 4. sagt: Er sei zum Zeughaus gebaut, darin tausend Schilde hangen und allerlei Waffen der Starken; und zieht hieher, was Christus spricht, Matth. 13, 52.: daß ein Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, gleich sei einem Hausvater, der aus seis nem Schaz Neues und Altes hervor trägt; und thut hinzu, so müsse ein Gottesgelehrter aus alten und neuern Büchern die Weisheit zusammen suchen. Allein man kann nicht in Abrede sein, daß viele Bücher, aus dem Weltgeist, 1. Cor. 2, 12., geschrie

ben, so leer sind von der himmlischen Weisheit, daß man, wenn sie durchgelesen sind, anders keinen Nugen davon hat, als zu sagen: Ich habe es gelesen. Die Imme fällt auf manche Blume, darin sie keinen Honig findet; manches Buch ist, wie der Schreiber oft selbst, den übertünchten Gräbern gleich, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig voller Todtengebeine sind und alles Unflaths. Matth. 23, 27. Es wird berichtet, daß eine feindliche Partei habe ehemals einen tapfern und siegreichen Potentaten umzubringen gesucht mit einem so stark vergifteten Buche, (welches ihm von einem vermeinten Erulanten sollte dargeboten werden,) daß beim Eröffnen es ihn mit seinem Dampf und Geruch tödten könnte. D wie viel sind noch jest vergifteter Bücher im Buchladen feil! O wie manche Seele wird durch gottlose Bücher getödtet! Darum, wenn man Bücher sammeln will, muß es in der Furcht Gottes und nach Anweisung des Buchs über alle Bücher, der h. Schrift, geschehen, von welcher unser Erlöser Pf. 40, 8. so redet: Im Buche ist von mir geschrieben, als wüßte er sonst von keinen Büchern oder erkennte die andern nicht für Bücher, wenn sie mit diesem zusammen gehalten werden. Seid auch hiebei eingedenk, daß man alle unsere Weisheit und Wissenschaft in diesem Leben mit Recht eine Bettelei, Flickwerk und Stückwerk nennen kann, weil wir sie aus so vielen Büchern mit großer und langwieriger Mühe zusammen suchen müssen. Sie wird uns endlich auch wenig nüß, wenn es zum Abschied aus der Welt kommt; da zieht sich die Begierde, viel zu wissen, öfters in einen engen Begriff zusammen. Ich habe gelesen von einem weisen Juristen, daß er in seinem Todbette gesagt, er hätte in seiner Jugend das 53. Capitel des Propheten Jesaias auswendig lernen müssen, dafür wollte er jeßt nicht nehmen aller Welt Schäße, Geld und Gut; es helfe und tröste ihn folch Capitel mehr, als alle andern Bücher, die nur genannt werden könnten, die doch weder Kraft, noch Saft hätten, gegen dieses einzige Capitel zu rechnen, er wollte auch lieber alle Bücher verlies ren, vergessen und hinweg thun, denn daß er dieses einzigen Capitels entbehren sollte. Euch ist nicht unbekannt der gelehrte Theologus unter den Reformirten, Andreas Nivetus, welcher von ihm selbst in seinem Todbette sagt: „Ich habe den Tag erlebt, daß, wenn etwa ein neues Buch angekommen, ich Verlangen getragen, dasselbe zu haben, und ward mir die Zeit lang, wenn es nicht bald ankam,

und trachtete jederzeit, etwas Neues zu lernen, aber alles das ist mir jest nichts anders, denn Unluft und Staub. O Herr! du bist mir alles, und zu dir nahen ist mein Bestes. Wann werde ich das hin kommen, daß ich eine andere Bibliothek in Gott haben werde, in welchem verborgen liegen alle Schäße der Weisheit und der Erkenntniß? Ich habe mehr in der Theologie gelernt in diesen zehn Tagen, nachdem du mich heimgesucht haft, als zuvor in fünfzig Jahren." Herr Jesu! du weißt, daß mir kein Buch schmeckt, das nach deiner Liebe nicht schmeckt. Ich habe ja manches Buch durchlesen, aber nur zu dem Ende, daß ich etwas hätte, das ich dir unter die Füße legen möchte. Ich sammle Gold, Silber und Seide, aber auch zuweilen Ziegenhaar, doch alles zum Bau deiner Stiftshütte.

364. Das Begräbniß.

Ein frommer Prediger vom Lande, der sich von der Wassersucht heilen zu lassen in die Stadt gekommen war, sah dem Begräbniß eines dreivierteljährigen Kindes zu und sagte: Ei, wie fein gehts hier bei den Begräbnissen zu! und wie große Unordnung ist dage= gen auf dem Lande, da mehrentheils das Leichenbegängniß wegen der schweren Kosten den Betrübten keine Erleichterung ihres Leids,` sondern eine Vergrößerung verursacht! Als er dieses nach Mittag redet, stirbt er den andern Tag früh um 5 Uhr Gottholden in den Armen, nachdem er kürzlich bezeugt, daß er sich auf diese Stunde längst mit täglicher herzlicher Anrufung seines Gottes im Namen Jesu Christi um ein sanftseliges Ende hätte gefaßt gemacht. Gotthold, welchen der Verstorbene nahe anging, konnte sich anfangs in diesen unvermuthlichen Trauerfall nicht wohl schicken, und die Natur wollte ihre Thränen nicht hemmen lassen; als er aber mit herzlichem Seufzen zu Gott endlich sich wieder gefaßt und der Nebel, welcher sein Gemüth plößlich überzogen hatte, in etwas getilgt war, nahm er Anlaß, jemand von seinen Hausgenossen zu fragen, welches das beste Begräbniß wäre. Indem sich derselbe bedachte, sagte er: Man könnte auf allerlei Art auf diese Frage füglich antworten. Josephus, der jüdische Geschichtschreiber, berichtet, daß der König David nicht allein prächtig und herrlich, wie königlichen Leichen zukommt, sondern auch mit einem großen Schaß von seinem Sohn und Nach

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