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den Gnadenstrom, so von deinem Herzen geflossen, nicht hat gewollt, einen Strom von brennendem Pech und Schwefel zum Lohn geben. Nun, mein Herr Jesu! du bist wie ein Fremder in der Welt, du kommst mit Wasser und Blut täglich, die Welt selig zu machen, und fie will dein nicht, fie muß Geld sammeln, kriegen, rechten, jagen, tanzen, saufen, fressen, sich schmücken; damit hat sie so viel zu thun, daß sie dein nicht warten kann. Ach, so bleibe bei mir und den Meinigen, Herr Jesu! Siehe, mein Haus, mein Herz steht dir offen, laß uns unter den wenigen sein in diesen legten Zeiten, die an dich glauben, dich lieben, auf dich hoffen! Laß keine atheistische teuflische Gedanken in unsern Herzen haften oder wurzeln! Willst du denn endlich, mein Erlöser, die Welt aus gerechtem Gericht vers lassen und das gottlose Wesen lassen überhand nehmen, so nimm mich weg, daß ich den Greuel nicht hören und sehen mag!

367. Das Schlafkissen.

Es hatte einer eine stattliche Erbschaft bekommen, davon gebrauchte ein Weltmensch die Redensart, er hätte ein gutes Schlafkissen gekriegt, meinend, er hätte bei so vielen Gütern nunmehr nicht Ursache, mit Sorgen sich zu plagen und seine Ruhe zu stören. Gotthold sagte: Ich höre wohl, ihr meint, der Geldsack sei ein sanftes Haupt- und Schlafpolster; wie aber, wenn ich beweisen könnte, daß oft die, so das meiste Geld haben, am wenigsten schlafen, und daß bei großen Gütern oft kleine Ruhe ist? Wie Kaiser Sigismund, als ihm einmal 40,000 Dukaten eingekommen, die ganze Nacht mit Gedanken zugebracht, wie er das Geld wohl anlegen möchte, und davor nicht hat schlafen können, darum ers auch sofort des Morgens seinen wohlverdienten Leuten ausgetheilt, ist bekannt. Die Erfahrung bezeugts, daß das Gut den Geiz mitbringt, der Geiz aber läßt nicht schlafen. Doch mag es sein, es sei das große Gut ein bequemes Schlafkissen, weil der Mensch lebt; wie wirds aber, wenn er sterben soll? Es steht ein nachdenklicher Spruch beim Propheten Hesekiel 13, 18., daß sich Leute finden, die den Menschen Kisfen unter die Arme und Pfühle zu den Häuptern, (oder: wie es etliche überseßen: Schlafhauben) machen, die Scelen zu fahen. Der Teufel und seine liebe Getreue machen manchem eine

Schlafhaube und Kissen, darauf er so sicher und sanft schlafen kann, als hätte er das Haupt in Gottes Schooß gelegt, da er doch ents weder in der betrüglichen Delila oder gar ins Teufels Schooß ruht. Dies Schlaffiffen ist die falsche Versicherung von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, von dem Glauben an Christo, von der Vergebung der Sünden, von der Befehrung in der lezten Stunde, von der Hoffnung des ewigen Lebens, deren sich manch ruchloser Mensch bei wissentlichen und beharrlichen Sünden rühmt. Der Teufel verstellt sich nicht nur in einen Engel des Lichts, sondern auch in einen Tröster, der säugt manchen wie eine Mutter mit falscher Hoffnung des ewigen Lebens, er singt ihm süß und wiegt ihn in den Schlaf der Sicherheit. Gott behüte uns in Gnaden vor einem solchen Schlaftiffen! Die gläubigen und frommen Herzen aber haben das rechte, nämlich das, welches sich der h. Johannes rühmt, 21, 20., die Brust Jesu, in welcher sie Gottes Gnade, Ruhe für ihre Seele und Frieden des Gewissens finden; sie sind den Kindern gleich, welche den Tag über in kindlichem Gehorsam gewandelt, des Abends den Eltern die Hände geküßt, den Segen von ihnen empfangen und bei ihnen in einer Kammer unter ihrer Aufsicht sanft und ohne Sorge schlafen. Wer sein Haupt auf des Herrn Jesu Bruft und Herz im Glauben gelegt, wer sich Gott gänzlich ergeben und gelassen, wer der Güte Gottes und seiner väterlichen Fürsorge zu trauen und sich eines reinen und unbefleckten Gewissens zu befleißigen gelernt hat, der müßte ja sanft schlafen. Oder, wenn sein Leib wacht, so ruht doch die Seele auf diesem Schlafkissen und läßt fich nichts irren. Ich will euch hiebei ein merkwürdiges Erempel erzählen: Ein gottseliger frommer Mann hatte diese Gewohnheit, wenn ihm allerlei Widerwärtigkeit zustieß und daher das Haupt und Herz mit Sorgen umzogen war, daß er die Bibel zur Hand nahm und in derselben so lange blätterte und las, bis er einen Troftspruch, zu seinem Anliegen schicklich, fand; dann legte er sein Haupt auf das Buch, dachte dem Spruch so lange nach und wiederkäuete ihn in seinem Herzen, bis er darüber einschlief; wenn er aufwachte, so waren die Sorgen meist überwunden, und ergab er sich in Gottes väterlichen Willen und fand darinnen Trost und Ruhe für seine Seele. Wie dünkt euch um dieses Schlafkissen? Jener antwortete : Ich muß bekennen, es ist beffer, als das, davon ich anfangs gesagt; ich will nicht mehr so reden. Ach, Herr Jesu! du bist mei

ner Seele Zuflucht, meines Hauptes Schlafkissen, meines Herzens Trost und mein Theil. Die ganze Welt ist mir nicht gut genug, daß sie meiner Seele Ruhestätte sollte sein. Wie du ein Mensch geboren warst, allerliebster Erlöser! da ließest du dich in eine Krippe legen, Luc. 2, 7., man sollte meinen, du hättest gar hart darin gelegen, allein ich gedenke oft, was du für weiche Betten in der harten Krippe gehabt, nämlich das Wohlgefallen deines Vaters und die Liebe zu den Menschen. So bette man mich nun auch, wo man will, in der Welt, ich will allezeit in dem heiligen Willen meines Gottes und in der Liebe Jesu Chrifti sanft ruhen.

368. Die Sonne.

Man ward in einer gottseligen Gesellschaft von der Sonne redend, und sagte ein frommes Herz: Gott lässet seine Sonne täglich aufgehen über die Bösen und über die Guten. Matth. 5, 45. Und leider! die Bösen achten es so wenig, als das Vieh, und die Frommen nehmen es auch nicht nach Würden allemal zu Herzen. Unser Heiland führt es an als eine sonderbare Wohlthat Gottes und sagt nicht ohne Ursache: Seine Sonne, weil sie ein herrliches Wunder der Allmacht, Güte und Weisheit Gottes ist, und hat jener weise Mann nicht unschicklich gesagt: Die Sonne wäre ein sichtbarer Gott und Gott eine unsichtbare Sonne. Wenige Menschen aber leben unter der Sonne, die in Ansehung dieses überaus herrlichen Geschöpfs zum Lobe und zur Liebe des allergewaltigsten Schöpfers ermuntert werden. Seneca gedenkt eines üppigen und wollüstigen Menschen, welcher in vielen Jahren die Sonne weder auf-, noch nieder gehend gesehen. Denn des Abends, wann die Sonne unterging, war er schon voll und hatte ihm der Wein die Augen allbereits zugedrückt; des Morgens hatte er noch nicht ausgeschlafen; der möchte viel seines Gleichen unter den Christen finden. Gotthold sagte hierauf: Es ist wahr, daß der tausendste Mensch nicht bedenkt, wie viel Gutes täglich Gott durch die Sonne der ganzen Welt erweiset, und wenn man fragen sollte, wie viel der, so 30, 40, 50 und mehr Jahre unter der Sonne gelebt und ihrer von Gott verliehenen Güte genoffen, Gott für die Sonne, für deren Auf- und Niedergang, für deren kräftige

Wirkung und Einfluß gedankt, würden sich wenige finden. Es hat sich der allmächtige, gütige und weise Schöpfer in diesem herrlichen Wunder gar stattlich abgebildet. Ein vortrefflicher Mann unserer Zeit nennt sie ein Gleichniß der Gottheit, das Herz und den Regenten der Natur und sagt, sie sei, wie man durch die großen Perspektive und Augenhelfer wahrgenommen, anzusehen wie ein großes Meer, das mit stets aufsteigenden Dämpfen wallt, fte sei anzuschauen wie das geschmolzene und fließende Erz, wenn es in den Schmelzhütten in großen Kufen steht, welches immer gleichsam einen Rauch mit Licht und Feuer gemengt von sich dampft, daraus er denn ferner schließt, daß sie nicht allein die Quelle sei des natürlichen Lichts, sondern auch ein Ursprung aller zeugenden Samenkräfte, und daher eine rechte Seele der Welt. Die Schrift redet auch überaus merklich von ihr, indem sie sagt: Sie freue sich wie ein Held zu laufen ihren Weg, Pf. 19, 6., Sie eile mit Keuchen ihren Lauf zu vollenden und an ihren bestimmten Ort zu gelangen, Pred. 1, 5., damit anzudeuten nicht allein ihre unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauf, sondern auch ihre natürliche Willigkeit, ihrem Schöpfer zu gehorsamen und der Welt nach der Gabe, die ihr zugetheilt ist, zu dienen. Sehet! so ist unser Gott. Ein ewiger Quellbrunn, der sich mit eitel Güte übergießt, und von dem alles, was gut ist, ausfließt, wie ein großer Lehrer davon redet, ein allezeit brennendes liebliches Feuer, ein ewig leuchtendes liebliches Licht, eine stets wallende und fließende Liebe, ein immerdar lebendes, wirkendes, treibendes Wesen, aus welchem aller Dinge Leben, Wesen und Sein ursprünglich herrührt. Dünket euch dieses zu hoch zu sein, Lieber, nehmet ein Blümlein, ein Veilchen, eine Rose, eine Nelke, welche aus der Erde wachsen und vor euren Füßen liegen; seht, sie breiten sich fröhlich aus, euch zu dienen und duften immer von sich einen kräftigen, lieblichen Geruch, euer Herz zu stärken und zu erfreuen, so daß, je näher ihr sie an euch haltet, je mehr ihr ihre Kraft empfindet. Hiebei gedenket: so ist mein Gott! ich kann ihn ohne Lebenskraft, ohne ausfließende Liebe und Güte nimmer finden; je näher meinem Gott im Geist und Glauben, je mehr Genießung seiner Güte. Es ist seine Freude, wenn er uns Gutes thun mag. Jerem. 32, 41. Er will uns gerne (freiwillig, mit Luft) lieben. Hof. 14, 5. Denket aber, daß wir auch so sein müssen. Gottes Kinder müffen Gottes Nachfolger und sterbliche Götter und

Sonnen auf Erden sein, ihr Herz muß wie eine Rose sich ausbreiten jedermann zu Dienst und eitel Güte, Liebe, Freundlichkeit, Sanftmuth und Dienstwilligkeit gleichsam von sich dampfen und duften. Gottes Barmherzigkeit ist alle Morgen neu, Klagl. 3, 23., die Sonne geht alle Morgen mit Freuden auf, und ein Kind Gottes erneuert seinen Vorsaz jedermann zu dienen, zu rathen, zu helfen, täglich und ist nach der Art seines Gottes viel williger zu ges ben, als andere zu nehmen. Die Sonne ohne Licht zu finden ist unmöglich, und einen Christen ohne Liebe, ohne Begierde Gutes zu thun, ohne Leutseligkeit, ohne Dienstwilligkeit ist eben so unmöglich. Herr Jesu! du bist die Sonne und Wonne meines Herzens! Ist bei mir einiges Licht, Kraft, Wille, Verlangen, es ist alles von dir. Mein Gott leuchtet und wirkt durch die Sonne und du durch mich; ich maße mich keines Guten an, sondern bitte nur, mir in Gnaden zu verzeihen, daß ich deiner Güte so oft hinderlich bin und dein Licht mit meinem Schatten verdunkle.

369. Das Blumenbuch.

Ein vornehmer Mann, der ein Blumenfreund war und in denselben die Wunder des allgewaltigen Schöpfers zu betrachten pflegte, zeigte Gottholden zur Herbstzeit ein Buch, darinnen er mancherlei Art der schönsten Blumen hatte aufbehalten, so daß man auch, da sie verwelkt und dürre geworden, ihre mannigfaltige Schönheit gutermaßen erkennen konnte und sich zu verwundern Ursache hatte. Gotthold wünschte hiebei, daß wir es mit den Wohlthaten Gottes auch so halten und dieselben uns und andern zum Trost und Unterricht in ein Buch schreiben und ihr Gedächtniß nicht verwelken lassen möchten. Unser ganzes Leben ist mit Blumen der göttlichen Weisheit, Almacht und Güte geziert; ist eine Gnade vorbei, eine andere kommt wieder hervor; fällt eine Wohlthat ab, die andere blüht wieder auf. Wie nun Gott befohlen hat, das Manna, damit er sein Volk in der Wüste vom Himmel gespeiset hat, so auch die Ruthe Aarons, welche in einer Nacht geblüht und Mandeln ges tragen, verwahrlich beizulegen den Nachkömmlingen zum Gedächtniß, so will er auch, daß seine Wohlthaten in unsern Herzen sollen verwahrt werden, uns selbst zum Trost und andern zur erbaulichen

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