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Nachricht. Sehr wohl hat ein kluger Mann geschrieben: die Welt hätte längst überaus klug und weise werden können, wenn sie durch ihre eigene Erfahrung sich hätte belehren lassen wollen; allein deren vergessen wir mit der Zeit; so auch ein Christ, wenn er ein Zeitbuch über sein Leben würde halten, würde er darin zusammenbringen so viele Proben der Güte, der Langmuth, der Weisheit, der Allmacht, der Hülfe Gottes, daß man mit größerer Lust und Nußen, als in diesem Blumenbuch, darinnen würde blättern können. Im Eingange dieses Buchs müßte stehen: Kommt her, höret zu alle, die ihr Gott fürchtet; ich will erzählen, was er an meiner Seele gethan hat. Ps. 66, 16. Und der Schluß müßte fein: Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, daß die Elenden hören und sich freuen; preiset mit mir den Herrn, und laßt uns mit einander seinen Namen erhöhen! Ps. 34, 3. 4. Im weitern Nachdenken wünschte er von Herzen, daß die, so sich an der Gottseligkeit üben, möchten sich ein Buch machen, darinnen sie nicht allein die vornehmsten Kern- und Machtsprüche der h. Schrift, die voller Trost, Geist und Leben sind, sondern auch allerlei gute Reden, Lehren und heilige Gedanken, die sie aus den Predigten, im Beichtstuhl, in gottseligen Gesprächen mit dem Nächsten und sonst bemerken, zusammen trügen. Man hat Erempel gottseliger Herzen, die solche Blumenlese gehalten und in ein Buch zusammen getragen mit ihrem großen Nugen. Es ist im Jahr Christi 1626 den 31. August verstorben ein Bürgermeister einer benachbarten Stadt, welcher in seinem mit eigner Hand geschriebenen Lebenslauf diese Worte hinterlassen: „Dieses muß ich Gott zu Ehren und der Wahrheit zu Steuer berichten, daß ich meinen Glauben dadurch merklich erbaut, vermehret und in Anfechtung gestärkt, indem von Anno 1595 den 28. Juni, da ich des H. Geistes Bewegniß hiezu insonderheit empfunden, bis dies 1626te Jahr ich aus den gehörten Predigten gemeiniglich 2 oder 3 heilige Anmerkungen, so mir vor andern gefallen, zu Hause aufgezeichnet, bei mir fleißig erwogen und wohl bekannt gemacht, welches mir viel Gutes gethan, auch hoffentlich bis auf mein leßtes und feliges Abfahren thun wird und foll, maßen denn meine liebe Kinder dergleichen heiligen Lehren zwei geschriebene Bücher finden werden; wollte von Herzen wünschen, daß sie hierin meinen Fußstapfen folgen möchten." Dieser Mann hat es erfahren, was ihm dieser sein heiliger Fleiß für Nußen geschafft,

und ich weiß es auch. Ein solch Buch ist wie eine Hausapotheke, darinnen allerlei bewährte Mittel zu finden; es ist wie dies Buch, das uns zu den Gedanken veranlaßt, voller Blumen, doch nicht, die verwelkt und dürre, sondern die voller Kraft und Saft sind und einen Geruch des Lebens zum Leben von sich duften; es ist wie ein Balsambüchslein, welches man so bald nicht eröffnen kann, daß man den edlen Geruch nicht sollte empfinden; es ist dieser Auszug aus der Bibel und der gesammelte heilige Vorrath besser, als die vollen Kammern der Welt, welche einen Vorrath nach dem andern hervor geben können. Ps. 144, 13. Ist es nicht zu beklagen, daß wir sammeln im Zeitlichen und wissen doch nicht, wer es kriegen wird, und vergessen aufs Ewige zu sammeln, dessen wir am meisten werden benöthigt sein? Nun wohlan! sammle, wer da will, was andere wieder zerstreuen werden, ich will mit Gottes Hülfe etwas sammeln, das mir keine Welt, Teufel, noch Tod abnehmen soll!

er,

370. Die Biene.

Gotthold fand eine Biene, daß fie um ein Gefäß mit Honig angefüllt schwebte, bis sie endlich, meinend sich darauf zu sehen und nach aller Luft seiner zu genießen, hinein fiel und allenthalben mit Honig besalbt umkommen und verderben mußte. So gehts, gedachte mit der zeitlichen Glückseligkeit und mit dem Ueberfluß der Güter, Ehren und Wollust, welche die Welt, wie die Immen den Honig, begierigst sucht. Eine Biene ist glückselig, so lange sie ihren Honig von den Blumen mit mühsamem Fleiß zusammen bringt und gemächlich einen Vorrath sammelt; kommt sie aber zu solcher Menge, wie diese, so weiß sie sich nicht darein zu schicken und geräth darüber ins Verderben. Also ist mancher Mensch gottselig, demüthig und fromm, so lange er im Schweiß seines Angesichts durch tägliche Arbeit und Mühe seine Nahrung sucht, so ihm aber durch ein sonderliches Glück großer Reichthum auf einmal zufällt, so macht er Stufen daraus, auf welchen er zum Verderben hinab steigt oder fällt. An diesem Honigvöglein habe ich eine Erklärung dessen, was der h. Apostel sagt, 1. Tim. 6, 9.: Die da reich werden wols len, die fallen in Versuchung und Stricke und viel thōs 48 5. 28

richter, schädlicher Lüfte, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammniß. Jener Herzog von Venedig führte zum Sinnbilde einen Baum mit sehr vielen Früchten und etlichen zerbrochenen Zweigen mit der Beischrift: Die Fülle ist mein Verderben, welches ohne Zweifel hat andeuten sollen, daß er durch seine Gaben und vielfältige Mühe und Arbeit sich selbst verzehre und verderbe, oder, daß er um seiner Gaben und Tugenden willen beneidet und angefeindet werde. Man könnte ein solches Bienlein beim Honigtopf malen und oben gesezte Beischrift dazu fügen: Die Fülle ist mein Verderben. Die zeitliche Glückseligkeit und der Ueberfluß ist wie ein weites lang nachschleppendes Kleid, darin der Mensch nicht wohl fort kann, und gleich wie die Sonne mit ihrem heißen und hellen Schein ein Feuer auslöscht, so der liebliche Schein des weltlichen Wohlwesens dämpft die Hiße des gottseligen Eifers. Anstatt eines, welchen das Unglück zur Verzweiflung gebracht hat, kann man 1000 finden, welche ihr großes Glück gefällt hat. Die Welt ist ein Meer, darauf die meisten Schiffbruch leiden bei stillem, lieblichem Wetter, da hingegen der Sturm und die wüthenden Wellen der Trübsal manchen in den Hafen der ewigen Glückseligkeit jagen. Hierum ist oft sehr unbedachtsam geredet, wenn wir zu einem fleischlichen Menschen sagen: Ich bin eures Wohlstandes, guten Gesundheit und gedeihlichen Wohlergehens herzlich erfreut, da wir doch, wenn wir ihn im Geist betrachten, Ursache haben, uns über ihn zu betrüben. In den Kirchenhistorien wird gemeldet von dem Julian, welchen man hernach den Abtrünnigen benamt hat, daß, als er in seiner Jugend in eine Stadt durch eine Pforte eingezogen, ein Lorbeerkranz ungefähr herunter gefallen sei und sein Haupt so eben ges troffen, daß er gar schicklich damit gekrönt worden, welches damals männiglich für eine Vorbedeutung des Kaiserthums gehalten, welches sich auch hernach also befunden. So gehts, wenn ein Kreuz vom Himmel fiele, so müßte es einen Gottseligen und Frommen treffen; fällt aber eine Krone herab, so gehört sie für einen leichtsinnigen und abtrünnigen Menschen. Nun, dies sind Gottes wunderliche, doch weise Wege. Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit denen, die feinen Bund und Zeugniß halten, spricht der königliche Prophet, Pf. 25, 10., andeutend, Gott könne mit den Seinigen nicht anders, als gute Wege gehen, und wenn er sie schon durch Dornhecken, durch Kletten- und Diestelbüsche, durch

Feuer und Wasser, durch Pfüßen und Sümpfe, durch dürre und heiße Sandwüsten führt, so lehrts doch der Ausgang, daß er sie wohl führt, und daß alle seine Wege auf eitel Güte und Wahrheit hinaus laufen. Was soll ich mir denn wünschen, mein Gott? Großes Glück möchte mein großes Unglück sein, großer Ueberfluß möchte mir zum ewigen Mangel gedeihen. Laß mich, wie eine Biene, mit emsigem Fleiß in deiner Furcht mein Bißlein Brods suchen und finden, im Uebrigen sei du mein Reichthum, so bin ich außer Gefahr!

371. Die Sparbüchse.

Gottholds Söhne hatten sich eine Sparbüchse gekauft, darin sie, was ihnen bei Gelegenheit am Gelde gegeben ward, sammelten. Er sagte darauf: So sind heutiges Tags der meisten Menschen Herzen und Kasten; zu nehmen sind sie sehr begierig, zu geben, sonderlich wenn es Gottes Ehre und die liebe Armuth betrifft, sehr schwierig. wie lange muß man oft schütteln, und wie viel Mittel muß man gebrauchen, ehe man etwas von einem harten und geizigen Menschen erhält zum Dienst Gottes und des Nächsten! Weil er lebt, meint er, er sei Geld zu sammeln und zu bewahren in die Welt gekommen; wenn er aber stirbt, und der Tod die Sparbüchse zerschlägt, so muß er zwar das Gesammelte andern lassen, doch mit Widerwillen und Unmuth. Ich halte, wenn es nicht so gar ungereimt und umsonst wäre, es würde mancher Geizhals, wie jener bei dem Stobäus, ein Testament machen und sich selbst zum Erben einseßen. Was ist es aber für eine schreckliche und seelenverderbliche Thorheit, das Leben verlieren und den Tod begehren, das Gold `sammeln und den Himmel verlieren. Ist es nicht zu bedauern, daß es mit uns Menschen dahin gekommen, daß wir alle ums Geld, niemand aber fast um seine Seele bekümmert ist? Vor Armuth und Mangel in dieser Welt fürchten wir uns, und an den ewigen Mangel, da man nicht eines Wassertropfens, die flammende Zunge zu kühlen, habhaft sein kann, denken wir nicht? Wie, wenn Gott zu den Geizhälsen in ihrem Leßten sagte: Wo sind eure Götter, eure Thaler, Dukaten und ganzes Vermögen, darauf ihr traut, die ihr so eifrig gesammelt und fleißig bewahrt habt? Lasset sie aufstehen und euch helfen und euch schüßen. 5. Mos. 32,

37. 38. Es wäre eine schöne Sache, wenn ich andern mit vieler Mühe und Arbeit, mit Hintanseßung meines Gewiffens und meines Gottes Geld gesammelt, welches sie hernach mit luftigem Muth und lachendem Munde theilten und verbrächten, und ich hätte nichts davon, als ein ewiges Darben, Heulen und Weinen. Mein Jesu! behüte mich vor solcher Unsinnigkeit! Ich will zwar etwas sammeln, aber in deiner Verwahrung; meine Sparbüchse soll deine Hand sein. Ich will es dir durch die Hand deiner dürftigen Glieder anvertrauen, es wird ja wol nicht verloren sein, was Jesus in Verwahrung hat.

372. Der beste Buchstabe.

In einer gottseligen Gesellschaft ward zur erbaulichen Zeitkürzung die Frage aufgegeben, welches der beste und nüzlichste Buchstabe im ABC wäre. Hierauf antwortete einer: Weil sich unser Heiland selbst das A und O nennt, Offenb. 1, 8., so muß man denen vor andern den Preis gönnen. Es ist aber selbiges nach dem ABC der Griechen anzunehmen, in welchem das A den ersten und das größere O den lezten Buchstaben macht; und unser Erlöser will andeuten, daß er sei der Anfang und das Ende aller Dinge und zuvörderst unsers Heils; er ist der Anfänger und Vollender unsers Glaubens. Hebr. 12, 2. Er soll billig des Morgens der erste und des Abends der lezte in unsern Gedanken sein; auf ihn soll man einen Menschen verweisen beim Anfang seines Lebens, daß er lerne ihn recht erkennen, lieben und auf ihn hoffen, auf ihn soll man denselben anführen auch beim Ausgang seines Lebens, daß er in herzlichem Vertrauen auf sein h. Verdienst selig einschlafe; in und mit dem Herrn Jesu sollen wir billig alles unser Vorhaben beginnen, mit und in ihm es auch schließen. Ein anderer sagte: er hielte dafür, man müßte dem I den Vorzug gönnen, nicht allein, weil er in dem wesentlichen vornehmsten Namen unsers Gottes der erste ist, und die alten Hebräer drei I den dreieinigen Gott zu bedeuten geschrieben, sondern auch, weil er der Anfang ist des theuren werthen Namens Jesu. Gotthold sagte: Es gefallen mir eure Gedunken sehr wohl, doch will ich auch meine Meinung entdecken; mich däucht, die Frage gehe eigentlich dahin, welcher uns

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