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ftetigen Bier- und Weingüffen sofort ersäuft wird? Ich habe einmal von einem eifrigen Lehrer gehört, es geschähen die größten Sünden, gegen welche Ehebruch, Raub, Stehlen und dergleichen nicht zu achten, in der Kirche. Es erschrak mancher darüber und meinte, es wäre eine harte und unerweisliche Rede, allein er erklärte sie, das Kirchengehen ohne Andacht, ohne Frucht, ohne guten Vorsaß, ohne Besserung, ja mit Heuchelei und Sicherheit, mit beharrlicher Luft zur Sünde wäre nichts anders, als ein Gespött Gottes, eine rechte Frevelsünde, eine schreckliche Bosheit; indem man sich zwar hinseßt, Gottes Wort zu hören, doch aber sich vornimmt, nicht darnach zu thun, so wird zwar das Ohr auf eine Stunde Gott, das Herz aber den ganzen Tag dem Teufel gewidmet und eingeräumt; hier laufen alle Sünden wider die Gebote der ersten Tafel des göttlichen Gesezes zusammen und diese überwiegen auf der h. Wage die, welche wider die andere sind. Unsere heutigen meisten Christen meinen, wenn sie in der Kirche sind fromm, andächtig, still, und der Predigt zuhören, so haben sie ihrer Pflicht ein Genüge gethan und könne man dann nachher sicher leben, wie man wolle. So haben wir nun Christen in der Kirche, aber in den Häusern, Schenken, Raths- und Gerichtsstuben, in den Läden, auf Reisen Juden, Heiden, Atheisten, Spötter, Spieler, Flucher, Haderkagen, Trunkenbolde, Hurer, Geizhälse, Schinder und dergleichen. Und dies ist es, was der Herr mit so sehnlichen Worten klagend beschreibt, Hesek. 33, 31: Sie werden zu dir kommen in die Versammlung und vor dir sizen als mein Volk und werden deine Worte hören, aber nichts darnach thun, sondern werden dich anpfeifen, (fie werden dich liebkosen, deine Gaben und Predigten rühmen) und gleichwohl fortleben nach ihrem Geiz. Hieher können meines Erachtens wohl gezogen werden die Worte des großen Lehrers (Luther), der da spricht: Der weiße schöne Teufel, der die Leute zu geistlichen (mit einem geistlichen und guten Schein verdeckten) Sünden treibt, der ist es, der den größten Schaden thut, gar viel mehr, denn der schwarze Teufel, welcher die Leute allein zu den groben fleischlichen Sünden treibt." Ach Herr! erbarme dich des verblendeten sichern Haufens! Mein Wunsch, aus dem Grunde meiner Seele geflossen, soll sein, wenn ich unter einer solchen Menge auftrete: ach, daß keiner von diesen verloren werde! Du wirst denn auch nach deiner

großen Güte meine Arbeit nicht gänzlich lassen umsonst, noch vergebens sein!

378. Die Sperlinge.

Zur Zeit der Erndte sah man die Sperlinge haufenweise auf den Mandeln sizen und solchen Ueberflusses fröhlich genießen. Als nun Gotthold mit einem seiner Hausgenossen spazieren ging, sagte derselbe: Das ist doch gar ein unnüßer und böser Vogel, der an dem lieben Getreide großen Schaden thut und ist doch so listig dabei, daß er in seiner Dieberei nicht leicht sich fangen oder schießen läßt; doch habe ich gelesen, daß etlicher Orten in Schlesien der Gebrauch sei, daß ein Landmann vor seinen Herrn oder Edelmann nicht gelassen wird, es sei denn, daß er einen oder andern Sperling mitbringt. Anderswo ist Herkommen, daß die Unterthanen ihrem Gerichtsherrn jährlich müssen eine gewiffe Anzahl liefern, und der Richter muß einen jeden Sperling oder seinen Kopf den Knaben, die ihn gefangen und umgebracht, mit einem Pfennig bezahlen, dadurch denn ihre Zahl merklich verschwächt und viel Schaden verhütet wird. Gotthold sagte: Lasset sie doch mitessen, ihr Schöpfer läffet alle Jahr so viel wachsen, daß wir und sie genug haben; lasset uns vielmehr an ihnen den unbegreiflichen Reichthum des göttlichen Segens betrachten. Luther hält dafür, daß der König in Frankreich mit allem seinem Reichthum, Zins und Renten nicht vermöchte zu bezahlen, was allein auf die Sperlinge geht, und unser Gott hat doch solcher Tischgänger eine unzählige Menge, die er alle ohne Mühe versorgt und mit Luft sättigt. Indem sie also redeten, wurden sie gewahr, daß ein junger Mensch, der diesen ungebetenen Gästen hatte aufgewartet und sich hinter einer Mandel verborgen gehalten, einen Schuß unter fie that und eine ziemliche Anzahl davon erlegte. Gotthold sagte hiezu: Wie unnüß und gering uns die Vögel auch dünken, so wird doch jezt keiner getroffen und gefallen sein ohne Gottes Willen, welches uns unser Heiland lehrt, sagend: Kaufet man nicht zween Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt derselben keiner auf die Erde ohne euern Vater. Matth. 10, 29. Daß uns der liebe Herr die wachsame Aufsicht und väterliche Fürs sorge Gottes über einen jeden seiner Gläubigen insonderheit wohl

einbilden möge, so nimmt er einen solchen geringschäßigen Vogel und sagt, Gott habe sein Leben in seiner Hut und Hand und er werde ohne seine Vorsehung nicht gezeugt, ernährt und gefällt, wie viel mehr werde er auf uns Acht haben, und es werde uns ohne seinen Willen nichts widerfahren. So soll nun billig dieser Vogel nicht ein unnüßer Vogel heißen, weil er uns von Gottes reicher Güte, allgewaltiger Regierung, mächtigem Schuß und väterlicher Fürsorge predigt. Auch die, so jezt getroffen und gefallen find, erinnern uns, daß wir, wenns uns wohl geht, nicht sicher sollen werden; indem sie sich freuen über den reichen Vorrath im Felde und den besten Weizen mit Luft effen, so lauert der Schüße auf sie, und müssen ihrer viele das Gelage mit dem Leben bezahlen, wobei wir billig gedenken an jenen reichen Kornbauern, welchen uns der Herr Jesus zum Erempel vorgestellt, welcher sich seines großen Vorraths freuend hören mußte: Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir nehmen, und weß wird sein, das du bereitet haft? Luc. 12, 20. Mein Gott! nichts ist unnüße, was du erschaffen hast! Das große Buch der Natur ist allenthalben mit guten Erinnerungen beschrieben, wenn wir nur Augen hätten, ihrer wahrzunehmen, und Herzen, sie zu betrachten.

379. Das Raupennest.

Man ward in Gottholds Garten an den Bäumen viel Raupennester gewahr und ward Anstalt gemacht, dieselben herunter zu bringen und die Bäume davon zu säubern; indessen sagte er: Sehet ihr, daß in der Welt nichts ist, das seine Widerwärtigkeit, Feinde und Anliegen nicht hat, entweder heimlich, oder öffentlich; keine Lust ist ohne Unlust, keine Freude ohne Leid. Diese Bäume haben ihre Früchte allererst mit Ueberfluß in unsern Schooß geschüttet, sie haben die Knospen aufs künftige Jahr schon wieder gesezt, doch ihre Feinde sind auch schon da, und wenn das Laub wieder ausbricht und sie warme Luft verspüren, würden sie, so man ihnen nicht in der Zeit steuerte, sich überall vertheilen und die Bäume ihrer Zierde berauben. So ist es mit dem menschlichen Leben, es ist darum ein elend jämmerlich Ding vom Mutterleibe an, bis wir wieder in die Erde vergraben werden, die unser aller Mutter ist; da ist immer Sorge, 29

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Furcht, Hoffnung und zuleßt der Tod. Sir. 40, 1. 2. Sehr wohl hat ein berühmter Lehrer (Drelincourt) geschrieben: „Das menschliche Leben und das Elend sind Zwillinge, die zu einer Zeit geboren werden und zu einer Zeit in den Gläubigen und Gottseligen sterben. Der Mensch fäht sein Leben an mit Weinen und endet es mit Seufzen; das erste Schreien hält man für ein Zeichen des Lebens, und der leßte starke Seufzer ist ein Gemerk des Todes. Du armer Mensch! Wie ist doch dein Zustand so elendiglich, zumal deine Freunde sich über dein Schreien erfreuen und sich bekümmern, wenn du aufhörst zu seufzen." Ist Luft, Reichthum, Ehre, Freude in der Welt, es fehlt auch an Sorge, Schmach, Widerwärtigkeit und Herzeleid nicht; findet sich das Laub, die Blumen und Früchte, es finden sich auch Raupen und allerlei Geschmeiß, die es verderben und verzehren. So ist es nun eine Thorheit, beständige Freude im Thränenthal und das Paradies in der Welt suchen wollen, sonder lich von einem Chriften. Hierauf sagte ein anderer: Ich wüßte noch eins, das uns ein Raupennest gar schicklich vorbilden kann, nämlich ein gottloses Haus, eine ruchlose Schenke, eine Schule ohne nöthigen Zwang und Zucht, darinnen ein böser Mensch viel andere verleitet und ein Teufelskind viele andere macht und ausbrütet, daß oft in Eil das gottlose Wesen überhand nimmt und man nicht weiß, wie man ihm steuern oder rathen soll, und, ach leider! wie ist der heutige Kirchenbaum mit so vielen Raupennestern besezt! Wie ist er fast aller Blätter und Früchte beraubt! Wie verbreitet sich die Atheisterei und das epikureische Sauwesen so schleunigst! Gott errette seine arme Kirche und säubere sie von solchem Geschmeiß! Gotthold fuhr fort: Dank haben die unfleißigen Gärtner, welchen Gott die Aufsicht über solchen Baum befohlen, daß sie nicht mit unermüdetem Eifer die Raupennester zerstören; doch wollen wir zur andern Zeit davon weiter reden, jezt laßt uns nicht vergessen, daß ein jeder Mensch ein rechtes Raupennest in seiner Brust trägt, ich meine das fleischlich gesinnte, durch die Sünde verderbte Herz, darinnen die bösen Lüfte, von der Erbsünde ausgebrütet, durch einander wimmeln, und, wenn ihnen nachgesehen wird, zum Verderben des Leibes und der Seele hervor kriechen; hier hat ein Christ genug zu thun, daß er immer steure und zerstöre, darum Luther sehr sehnlich spricht, er fürchte sich mehr vor seinem eignen Herzen, als vor dem Papst mit allen seinen Kardinälen. Und ein anderer gottseliger

Mann sagte einmal zu mir: Mein eigen Herz macht mir mein Leben sauer und den Tod süß. Herr Jesu! hilf mir fleißige Acht haben auf dies Raupennest und seiner Lafterbrut mit allen Kräften steuern! Ach, wann willst du mich von mir selbst und meinem eigenen Herzen befreien und erretten!

380. Die Null.

Gotthold sah einem Knaben zu, der in der Rechenkunst unterwiesen ward, und sagte: Ob man zwar hier vielfältige Veranlassung hat zu guten Gedanken, so will ich doch für diesesmal nur die Null erwählen. Ich finde, daß ein weltweiser Mann in seinem Leßten liegend von seinen Freunden ersucht worden, daß er ihnen ein Ge= dächtniß hinterlassen möchte; als er nun nicht mehr reden konnte, ward ihm Dinte und Feder gereicht, und machte er damit aufs Papier zween Kreise oder Nullen. Nach seinem Absterben gab es viel Nachsinnens bei den Hinterbliebenen, was hiedurch möchte gemeint sein, und hielten die meisten dafür, daß er hätte hiemit andeuten wollen, Leib und Seele hätten ihren Kreislauf und Zeit, wenn sie dieselbe vollendet, so komme ein jedes wieder zu seinem Ursprung, der Leib zur Erde und die Seele zu Gott. Pred. 12, 7. Ich wollte meinen, er hätte zwei Nullen gemacht, die Eitelkeit aller weltlichen Dinge vorzubilden; wie denn der allerweiseste König in aller Welt Wissenschaft, Luft, Freude, Ehre, Reichthum und Herrlichkeit nichts, als Mühe und Eitelkeit hat finden können. Pred. 2, 3. 11. Der Welt Herrlichkeit ist wie die Raketen, damit sie sich zu belustigen pflegt bei ihren größten Solennitäten (Festlichkeiten), aus deren hellerleuchtender, hochsteigender Flamme nichts wird, als Asche; der Welt Bemühung und Unruhe ist wie die Raserei des unmensch= lichen Kaisers Caligula, der einmal seine Armee am Ufer des Meers in Schlachtordnung stellen und mit Geschüß und Rüstung versehen ließ; als nun jedermann mit Verlangen erwartete, was denn endlich, weil kein Feind vorhanden war, aus diesem Spiel werden würde, hieß er sie sämmtlich Schneckenhäuserlein, die am Meeresstrand häufig lagen, sammeln und ihre Sturmhauben und Kleider damit füllen. So läuft die Welt, so kriegt, rechtet, zankt, sammelt sie, und wenn fie viel gesammelt hat, so ist es eben so viel werth, als dieser Meer

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