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raub. Doch, daß ich wieder zu meiner Null komme; alles, was in der Welt ist, vergleicht man billig einem Zettel, darauf eine ganze Reihe solcher Nullen geschrieben, da eine so viel gilt, als die andere, da sie allesammt endlich nichts machen. Ihr hochgelehrten Weltkinder, was ist eure Wissenschaft? Ein wohlriechender Dampf, daran ihr euch selbst nebst andern beluftigt, der doch bald verschwindet. Ihr Hochweisen, was ist eure Klugheit? Ein Spinnengeweb, welches zwar sehr subtil und mühsam, doch zu nichts nüß ist, als Mücken zu fangen. Ihr Hochgeehrten, was ist eure Würde? Ein Schatten um die Abendzeit; je größer, je näher dem Vergehen. Ihr Reichen, was ist euer Ueberfluß? Eine Rose mit vielen Dornen; die Rose verwelkt bald, die Dornen bleiben. Ihr Wollüftigen, was ist eure Freude? Ein süßer Traum, davon einer nichts hat, wenn er erwacht, als das Verlangen. So heißt es nun in der Christen Rechenkunft: Null von Null bleibt nichts. Die Welt hat nichts, giebt nichts, ist nichts. Doch wissen die Kinder Gottes eine Kunst, daß sie aus nichts etwas können machen. Wenn ich viel Nullen habe, die sonst nichts gelten und seße eine Ziffer davor, so machen fie viel tausend. Also, wenn ich alle Welt hätte ohne Gottes Gnade in Jesu Christo, so hülfe es mir nicht; wenn ich aber den weltlichen Dingen meinen Jesum voranseze, ich will sagen, wenn ich sie als ein Lehngut von der Hand meines Erlösers in Demuth annehme und alles zu seinen Ehren im Glauben und in der Liebe gebrauche, so mögen sie noch etwas gelten und können die Ehre haben in Gottes Register und Tagebuch zu kommen. Herr Jesu! außer dir ist alles nichts. In dir ist nichts alles. Reichthum ist nichts, wo er nicht deiner Armuth dient; die höchste Würde ist nichts, wo sie nicht ihre Ehre in deiner Schmach und Dornenkrone sucht; die Weisheit ist nichts, die von dir nichts weiß; die Wollust ist nichts, die durch dein Kreuz nicht gemäßigt und geheiligt wird. Summa: Welt ist Welt und nichts, Jesus ist Jesus und alles.

381. Die Erbsen.

Als in Gottholds Garten junge Erbsen hervor kamen, nahm er wahr, daß, ob sie wohl kaum fingerslang, sie dennoch schon mit zarten Häftlein oder Gäbelein, damit sie sich an den zugesteckten

Stock heften und anhängen können, versehen waren, wie man dergleichen auch an den Weinreben bemerken kann. Siehe, sagte er hierauf, die Natur hat dieses Gewächs sehr schwach gemacht, doch ohne Hülfsmittel nicht gelaffen, damit es sich durch fremde Kraft erheben und erhalten könnte. Ein schönes Bild der Güte meines Gottes, der unserer Schwachheit mit seiner Kraft zu Hülfe kommt. Ist mein Glaube nach dem guten Willen meines Gottes schwach, so hat er doch durch des H. Geistes Trieb heimliche und unaussprechliche Seufzer, damit er sich an den Baum des Lebens anheftet und wider alle Stürme des Teufels in seiner Schwachheit besteht und aushält. Gott hat kein Kreuz ohne Troft verordnet und über uns beschlossen. Haben wir des Leidens Chrifti viel, wir werden auch durch Christum reichlich getröstet. 2. Cor. 1, 5. Haben wir viel Krankheit, Widerwärtigkeit, Verfolgung, Gott giebt auch viel Geduld und Erquickung, hat er Noth über uns verhängt, er hat die Hülfsmittel auch schon verordnet und bereitet. Gott find seine Werke von der Welt her bewußt. Apostelg. 15, 18. Er weiß, woher er Kreuz nehmen soll, uns zu prüfen und zu üben, nicht weniger, woher er Trost und Hülfe schaffen will, uns zu erquicken und zu erfreuen. Unser Gott ist wie eine liebreiche Mutter, die dem kranken Kinde zwar den unbeliebten Arzneibecher zu seiner Gesundheit reicht, doch den Zucker schon bei der Hand hat, damit fie ihm den Mund wieder versüßen will. Er läßt die Seinigen wol aus seinem Schooß, aber niemals aus seiner väterlichen Fürforge und Aufsicht. Er legt uns wol eine Laft auf, aber er hilft uns auch. Pf. 68, 20. Wenn Gott verordnet hat, daß wir sollen angefochten und betrübt werden, so find auch schon Mittel vorhanden, uns zu stärken und zu rechter Zeit zu erfreuen. Läßt er uns in Armuth gerathen, er weiß schon, wie er uns ernähren will, wie aus dem Erempel des Propheten Elias ist zu ersehen, zu welchem Gott sagte in der Theurung: Ich habe den Raben und einer Wittwe geboten, daß sie dich versorgen. 1. Kön. 17, 4. 9. Hat Gott in seinem heiligen Rath gut befunden, durch tödtlichen Hintritt eines Mannes oder Weibes Wittwe und Waisen zu machen, so hat er auch schon beschlossen, wie er sie, wenn sie ihn fürchten, wunderlich ernähren, versorgen und durchbringen wolle. Hat er beschloffen, daß die Welt seine Gläubigen soll verfolgen und verjagen, er hat ihnen schon eine sichere Zuflucht und ein Zehrgeld

auf den Weg versehen, wie an seinem liebsten Sohn selbst wahrzunehmen, über welchen die Flucht in Aegypten verhängt war; doch mußten die Weisen aus Morgenland zuvor kommen und den Zehrpfennig mitbringen. Matth. 2, 11. 13. So walts denn nun, mein gnädiger Gott! ich wills hierauf getrost wagen. Kein Kreuz ohne Trost; kein Leid ohne Liebe; keine Noth ohne Gott. So gieb nur her, mein Vater! den bittern Kreuzbecher, ich will gerne trinken, wenn mir schon die Augen dabei übergehen. Ich weiß gewiß, daß dein süßer Trost bald folgen und deine Hülfe nicht weit sein wird.

382. Der Wechsel.

Es ward an Gotthold eine Summe Geldes von einem abgelegenen Orte wegen eines seiner Hausgenossen durch Wechsel übermacht; als nun das Geld bezahlt wurde, und er an seinen Leuten, die umher standen, gewahr ward, daß sie sich über so viel Geld (wie junge Leute pflegen) verwunderten, sagte er: Gewöhnt euch von Jugend auf fein dazu, daß ihr euch an dem Geld nicht vergafft und es nicht als etwas Großes und Köstliches mit Lust und Begierde anseht. Es ist eine glänzende Erde und ein unftetes flüchtiges Ding; es wandert von einem zum andern und ist wie das Quecksilber, welches allezeit unstet bald zusammen, bald von einander läuft; wie der Wind spielt mit dem Sande oder mit den trocknen Baumblättern und treibt bald hier, bald dort einen Berg und Haufen zusammen, damit doch niemand gedient ist, so gehts mit dem Gelde und Gütern dieses Lebens; sie sind bald hier, bald dort, und sind am Ende so viel nüz, als ein Sandhausen oder eine Grube voll Baumblätter. Darum ließ sich jener Graf zum Sinnbild malen einen Baum, dem durch Sturm zur Herbstzeit die Blätter abge= nommen werden und häufig herunter fallen mit der Zuschrift: Der Schaden ist gering. Ich weiß nicht, ob man eine Münze finden möchte, darauf Flügel gebildet, wollte aber wünschen, daß die Potentaten belieben möchten, alle Reichsthaler und Dukaten mit Flügeln zu bezeichnen, anzudeuten, daß der Reichthum sich oft Flügel nimmt und davon eilt, ehe man es meint. Fuß halte, was ist sein der Mensch groß chen von dieser Welt haben keinen Vorzug vor

Und geseßt, daß er gebessert? Die Reiandern in den haupt

sächlichen Dingen dieses Lebens; sie werden geboren wie andere, ste essen und trinken wie andere und haben nichts mehr davon, als daß fie satt werden; sie tragen ein Kleid wie andere, ist es schon zierlicher und prächtiger, so thuts doch nichts mehr, als ein schlechtes, nämlich, daß es den Madensack deckt und schüßt; sie sorgen wie andere, ja oft wol mehr, sie kranken wie andere, fie sterben wie andere. Ein Holz bleibt ein Holz, ob es schon vergoldet wird, ja in den vergoldeten Bildern in der Kirche nähren sich gleichwohl die Würmer, und die Fledermäuse nisten darin. So auch die Reichen sind der Würmer Speise und ihr Herz, ach leider! ist öfters eine Behausung der Teufel. Reiche Leute geben ihren Kindern manchmal silberne und güldene Pfennige, damit sie spielen, andere haben Zahlpfennige, etliche machen sich Geld von Papier und Topfscherben, endlich wird ein Kind des Spiels so wohl müde, als das andere und geht schlafen; so gehts mit uns Alten auch; das Leben ist ein Spiel, ich spiele nun, womit ich will, ich muß doch endlich davon und andern, was ich unter Händen gehabt, überlassen. Darum laßt uns das Geld nicht ohne Verachtung anschauen und alsbald dabei gedenken: was hilfts, wenn ich sterben soll? Was bin ich vor dem Richterstuhl Christi dadurch gebessert? Je mehr Geld, je größere Rechnung; beffer Gott, als Gold; besser reich in Gott, als reich in der Welt und dergleichen. Fällt euch aber Reichthum zu, so vergesset nicht, etwas durch Wechsel in den Himmel zu übermachen, auf daß, wenn ihr hernach folgt, ihr einen Vorrath daselbst finden mögt. Zahlt euer Geld an die dürftigen Glieder Chrifti, die werden euch durch ihre gottseligen Seufzer und Fürbitten einen Wechselzettel geben, der im Himmel ohne Widerrede angenommen und nach Sicht, wie die Kaufleute reden, gezahlt wird. Dies ist das richtigste. Mittel, seiner Güter versichert zu sein und ihrer nach diesem Leben zu genießen. Aber Gott hat keinen Credit bei der Welt,“ spricht ein vortrefflicher Lehrer unserer Zeit (Heinrich Müller). „Spricht er: Gebet, so wird euch gegeben; so denkt jeder: wer wills drauf wagen? Hüte dich vor der ersten Auslage; was ich habe, das hab ich; was ich noch kriegen soll, ist ungewiß." Nun Welt, willst du es auf Gott und sein Wort nicht wagen, so laß es; ich wills getrost thun, wir wollen endlich sehen, wen es gereuen wird.

383. Das Zuckerküchlein.

Gottholden wurden zur Gesundheit Zuckerküchlein von einem berühmten Doktor der Arznei gegeben, davon er täglich morgens und abends eins oder ein Paar nehmen mußte, die er auch sehr heilsam und dienlich befand. Was? sagte er bei sich selbst, mein Gott! foll denn mein Leib etwas Heilsames haben und ich sollte meiner Seele dabei vergessen? Das sei ferne! Meine Seele hat auch ihre Zuckerkörner und Küchlein, nämlich ein oder zwei Worte, die fie oft lange in Gedanken und Betrachtung hält, daß sie gleichsam im Gemüth zerschmelzen und das ganze Herz mit Süßigkeit, Freude, Friede, Troft und Kraft erfüllen. Solcherlei ist das Wort: Vater. O wie viel fließender Süßigkeit habe ich oft darinnen gefunden! und wie recht hat ein geistreicher Lehrer (Joh. Arnd) geschrieben:,,Wenn einer es recht bedenkt, so wird er bekennen müssen, daß in dem einzigen Wort Vater ein vollkommner Trost sei, so allein genug wider allerlei Trübsal." Als jenem Knäblein das Haupt weh that, ging es zu seinem Vater und sprach: O mein Haupt! mein Haupt! 2. Kön. 4, 19., und ich, wenn meine Seele betrübt und mir nicht wohl ist, gehe zu meinem himmlischen Vater und sage: O mein Herz! mein Herz! O Vater, hilf deinem betrübten Kinde! Wo sollte das kranke Kind hin, als zu seinem Vater und von da zu dem Schooß seiner Mutter? Und wo sollte ich mit meinem Anliegen und Sorgen hin, als zu meinem Herrn Jesu und durch ihn zu meinem lieben himmlischen Vater? Ach Vater! du bist es ja; ob du es schon in deinem Herzen verbirgst, so weiß ich doch, daß du daran gedenkest. Wer hat mir sonst diesen Mund gegeben, der zu dir schreit? Wer diese Augen, die zu dir thränen? Wer die Hände, die ich zu dir aufhebe? Wer das Herz, das nach dir sich sehnt und nach deiner Hülfe seufzt? Ja, wer hat mich zum Kinde angenommen und mich heißen beten: Vater Unser, der du bist im Himmel? Warum hat dies Wort müssen in diesem göttlichen Gebet vorn an stehen, als daß es ein Zuckerkorn wäre den frommen Herzen, welchen um Trost bange ist? Ein solches ist auch der süße Name Jesus, welcher mit Recht als ler Gläubigen und Auserwählten im Neuen Testament Zuckerküch

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