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Jesus sich unter dem Bettelmantel verbirgt, mein Herz auf die Probe zu stellen und zu entdecken, ob mir er oder mein Geld lieber sei. Nein, nein, mein Erlöser! du mußt mir so nicht vorbei. Verstelle dich, wie du willst, ich kenne dich doch! Ich will das Elend dieses Verlassenen zu Herzen nehmen und helfen, so viel ich kann; ich danke dir, daß du mich gewürdigt haft, vor meiner Thüre anzuklopfen und Hülfe von mir zu begehren! Es soll mir lieb sein, wenn du, Herr Jesu! ich und dieser Arme von einem Bissen effen und von einem Trunk trinken mögen. Vor solchem Mahl begehre ich mit keinem Könige Tafel zu halten. Ach, mein Erlöser! gieb mir nicht allein das Thun, sondern auch das Wollen, 2. Cor. 8, 10., und laß dir mein armes Thun und Wollen in Gnaden gefallen! Jezt kommst du vor meine Thür, bald komme ich vor deine Thür, ach, laß mir die Gnaden- und Himmelsthür nimmer verschloffen sein!

386. Der füße Traum.

Es sagte einer von Gottholds Hausgenoffen, er hätte die Nacht einen heiligen und füßen Traum gehabt und könnte der Freude, so er im Schlaf empfunden, nicht vergessen, maßen ihm vorgekommen, daß er mit einer unzählbaren großen Menge, unter vielen köstlichen Fähnlein vertheilt, wäre eingezogen in das himmlische Jerusalem, welches sie in einem unaussprechlichen Glanz von ferne gesehen; fie hätten gesungen: Halleluja! Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat! Halleluja! und dies wäre geschehen mit solcher heftigen, doch füßen Bewegung und Erregung seines Geistes, daß es ihn wunderte, wenn er nicht auch mit dem leiblichen Munde dieselbe bezeugt hätte. Gotthold sagte: Dies ist den Gotteskindern nichts Neues oder Seltsames. Ich weiß ein Erempel eines Mannes, dem einmal im Schlaf vorgekommen, als wäre er auf ein geraumes Feld gestellt mitten unter eine große Heerde Schafe, unter denen ein schöner Engel stand, der hatte eine Büchse mit rother Farbe gefüllt und zeichnete aus derselben die Schafe, doch nicht alle, sondern nach Willkür bald dieses, bald jenes, eines mit einem einfachen, das andere mit einem gedoppelten Kreuz; dieser wünschte nun von Herzen auch gezeichnet zu sein und schwebte zwischen Furcht und Hoffnung,

bis der Engel zu ihm kam und mit einem gedoppelten rothen Kreuz ihn zeichnete, dabei er dann solche Freude empfand, daß er mit Hüpfen und Springen überlaut seinem Dünken nach vielfältig ausrief in lateinischer Sprache: Domine Jesu! Signatus sum! Signatus sum! Ach, Herr Jesu! ich bin gezeichnet! Ich bin gezeichnet! Er pflegte zu sagen, er hätte keine Freude in der Welt jemals gehabt, die mit dieser, so er im Schlaf empfunden, wäre zu vergleichen gewesen. Ich halte, daß der königliche Prophet hierauf sein Absehen gehabt, wenn er spricht, Pf. 149, 5.: Die Heiligen sollen fröhlich sein und preisen und rühmen (oder jauchzen) auf ihren Lagern, und sein weiser Sohn sagt, Sprüchw. 3, 21. 24.: Laß die Weisheit nicht von deinen Augen weichen, so wirst du, wenn du dich legft, dich nicht fürchten, sondern süß schlafen. Eine gottselige und heilige Seele ist einem kleinen Kinde in diesem Fall gleich, welches an der Mutter Bruft liegt und saugt, im Saugen einschläft und dennoch die Brust nicht fahren läßt, sondern auch im Schlaf die süße Milch in sich trinkt. Gottes Kinder gehen mit andächtigem Gebet, mit heiligen Gedanken und Uebungen schlafen, und ihre Seele hängt an Gott, Pf. 63, 9., und ihrem Jesu, an den sie gedenken, wenn sie sich zu Bette legen. So läßt denn ihr Herz ihn auch im Schlafe nicht, sondern ergößt sich an seiner Liebe, und er spielt oft mit ihnen im Traum und giebt der Seele, die zu ihm wacht, einen füßen Anblick, der fie mehr erfreut, als alle Phantasei der Welt. Ob nun zwar ein chriftliches Herz hierin muß vorsichtig sein und sich um solcher Begegnung willen nicht für einen lebendigen Heiligen, auch nicht seine Träume für Glaubensartikel halten und sie dem Worte Gottes zur Seite seßen, so ist es doch eine Anzeige einer himmlischgesinnten und auch im Schlaf nach Gott sich sehnenden Seele, und man hat um solche heilige und gesegnete Ruhe mit dem vortrefflichen bekannten Lehrer unserer Kirche (Joh. Arnd) zu beten:,,Gieb mir, daß ich immer gottesfürchtiger, heiliger, frommer und gerechter wieder aufstehe, daß mein Schlaf nicht ein Sündenschlaf sei, sondern ein heiliger Schlaf, daß meine Seele und mein Geift in mir zu dir wache, mit dir rede und handle! daß dein Name oder Gedächtniß immer in meinem Herzen bleibe, ich schlafe oder wache!" Von einem heidnischen berühmten Philosophen wird berichtet, daß, wenn er sich zur Ruhe hat legen wollen, er sich mit Singen und Saitenspiel zum sanften Schlaf

und füßen Träumen bereitet habe. Der Christen Musik ist ihr ans dächtiges Gebet und Abendgesang nebst herzlicher Betrachtung heiliger und göttlicher Dinge, und wo dies in Acht genommen wird, da muß der Schlaf nicht allein geheiligt, sondern auch gesegnet und süß sein. Herr Jesu!

Wenn mein' Augen schon sich schließen

Und ermüdet schlafen ein,
Muß mein Herz dennoch gefliffen

Und auf dich gerichtet sein.
Meiner Seele mit Begier

Träume ftets, o Gott! von dir,

Daß ich fest an dir bekleibe,
Und im Schlaf auch dein verbleibe!

387. Die Leuchte.

Als Gotthold nebst andern mit einem vornehmen Freunde das Nachteffen hatte eingenommen, und sie, eine Leuchte oder Laterne vor sich habend, nach Hause gingen, sagte er: Weß wollen wir uns bei der Leuchte, die wir zur Wegleiterin haben, zur Besserung ers innern? Einer antwortete: Deffen, was David sagt, Ps. 119, 105.: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Das Wort Gottes ist ein hellscheinendes Licht und leuchtet in diesen lezten finstern Zeiten auf allen unsern Wegen, aber ach! wie wenig sind, die diesem Licht folgen! Was hilfts, wenn wir uns des hellen Lichts des Evangelii rühmen und doch die Finsterniß mehr lieben, als das Licht? Was hilfts dem Maulwurf, daß die Sonne helle scheint im Mittag, da er immerhin in der finstern Erde wühlt und arbeitet? Ich erinnere mich, daß im Jahr Christi 1611 auf einer berühmten deutschen hohen Schule ein Student sich aufgehalten, der seines vielfältigen Stehlens halber endlich an den Galgen gerathen; dieser hat unter andern schlauen Fündlein, seine finstern Diebshändel zu verbergen, ein Licht gebraucht. Wie aber? Er stellte ein ganzes Licht auf einen Leuchter und sezte es auf den Tisch in seiner Stube und ließ es etliche Stunden in die Nacht brennen; weil nun die Stube an der Gasse war, meinten die Leute, dieser ehrbare Student wäre so emsig bei den Büchern, daß er auch bis Mitternacht und länger sich des Schlafs enthielte,

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der doch eben dann im Finstern maufen ging. Was half nun diesem Nachtvogel das brennende und scheinende Licht, da er den Werken der Finsterniß nachging? Und was will es uns helfen, daß wir das helle Licht des Evangelii in vollem Glanz scheinend haben, da doch niemand fast solchem Licht folgen und wie ein Kind des Lichts wandeln will? Ein anderer that hinzu: Ich gedenke hiebei an Hiobs Worte, 29, 3.: Seine Leuchte war über meinem Haupte und ich ging bei seinem (Gottes) Licht in der Finsterniß. Ohne Zweifel nennt er Gottes Gnade und Güte, feinen Segen, väterliche Fürsorge und Regierung die Leuchte und das Licht Gottes, und man könnte also nicht unfüglich sagen, Gott selbst habe sich so tief herunter gelassen, daß er der Menschenkinder Leuchtenträger fei, wie er denn auch Pf. 32, 8. gar tröstlich sagt: Ich will dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst, ich will dich mit meinen Augen leiten. „O wie ist es eine so große und sonderliche Gnade Gottes, daß er die, so ihm vertrauen und fürchten, mit seinem H. Geist regiert, giebt ihnen guten Rath und Vorsichtigkeit ins Herz, lenkt ihre Anschläge zu allem Guten, erhört ihr Gebet, behütet sie vor schändlichen und thörichten Anschlägen, vor Sicherheit, vor Irrthum im Glauben, vor Schande und Sünde. wie wohl ist der geleitet, welchen Gott leitet! führt werden, welchen Gott führt?" (Tauler.) Ich habe eure Gedanken mit Lust gehört und uns durch sein h. Wort und göttliche gnädige Vorsehung allezeit führen und uns die Gnade geben wolle, daß wir seinem Licht fröh

Wie kann der verGotthold fuhr fort: bitte Gott, daß er

lich und getrost folgen mögen. Ich will aber, was mir beigefallen, hier beifügen: Jesus Christus ist das Licht des Lebens, ein jeder Christ ist eine Leuchte, welche solches Licht erleuchten muß, die Leuchte kann zierlich und an der Kunst und Arbeit kostbar sein, allein leuchten in Finsterniß kann sie nicht ohne das Licht. Ein Mensch kann wol schöne, natürliche Gaben haben, kann reich, kann mächtig, kann hoch erhaben sein, doch aber ist er außer Christo nichts nüße und er ist vor Goit nichts geachtet! Sein natürliches Licht mag in der Finsterniß der Anfechtung und des Todes weder ihm, noch andern dienen. Darum laffet uns Gott bitten, daß er uns zu Leuchten mache, in welchen und aus weichen der Herr Jesus leuchte, ihm zu Ehren und unserm Nächsten zu Dienst. Herr Jesu! sei du meines Herzens Licht und laß deine Liebe, Sanftmuth, Demuth, Freundlich

keit, Keuschheit, Mildigkeit und Wahrheit in allem meinem Wandel Leuchten!

388. Der wüste Acker.

Gotthold hatte an einem Ort etliche Stücke Acker, welche, weil sie etwas weit abgelegen, in dem unseligen Kriegswesen ungebaut liegen geblieben und daher sehr verwildert, mit Dornhecken und Weidengefträuch fast über und über bewachsen waren. Als er nun dieselben besichtigte und auf Mittel dachte, wie sie wieder gereinigt werden möchten, fielen ihm dabei diese Gedanken ein: die Erde ist um der Sünde willen dem Fluch unterworfen und trägt Dornen und Diesteln nach dem Ausspruch ihres Schöpfers. 1. Mof. 3, 18. Sie bildet uns aber das menschliche Herz ab, deffen fündliche böse Art gleichen Schlages ist. O wie sehr ist manches Herz verwildert! wie häufig ist die Sünde ausgeschlagen und wie ein verworrenes in einander gewachsenes Gesträuch in sich selbst verknüpft! Je länger, je ärger! Die Sünde wuchert und wächst immer, sie treibt ihre Wurzel immer tiefer und weiter ins Herz, daß man endlich nicht allein nichts Christliches, sondern auch oft nichts Menschliches mehr daran findet; das höllische Ungeziefer hauset darin, der edle Same göttlichen Worts findet da keinen Raum, wird von den Dornen erstickt, ober der Satan nimmt es ftrads hinweg. Luc. 8, 12. 14. Was das Aergste ist, solche Herzen gefallen sich selbst wohl, sie haben ihre Freude in der Bosheit und ihre Lust in der Sünde. (Ach elende Lust! O klägliche Freude!) Ach, mein Gott! wie schwer gehts zu, wenn ein solch verwildertes Herz soll wieder zu gutem Lande werden, da sich doch die verblendeten Sünder die Buße so leicht einbilden. Die, so aus der Erfahrung wissen, was die Bekehrung sei, sagen, sie sei eines von den größten Wundern, ja sie sei ein größer Werk, als die Schöpfung Himmels und der Erde. Denn es ist fürwahr nicht eine geringe Sache, aus einem Sklaven des Satans ein Gotteskind machen und die Sünde, welche das ganze Herz gefaßt und mit ihrer Unart durchgangen, ausrotten. Nun, mein Vater! es ist bei dir kein Ding unmöglich; ich habe auch unter meinem Bau und Aufsicht solche Herzen, ich arbeite daran, ich rotte und reute aus, so viel ich kann,

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