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aber ohne deine Gnade und Hülfe ist alle meine Mühe und Arbeit umsonst. Ich erinnere mich, daß dein H. Geist ein Geist des Gerichts und des Brandes oder der Hiße genannt wird. Jef. 4, 4. Ach, heiliger Gott! sende dieses Feuer in solche verwilderte Herzen und laß es bis in den tiefsten Grund durchdringen und alles, was wider dich ist, ausbrennen und verzehren, befeuchte sie alsdann mit dem Blute deines lieben Sohns und dem Thau deiner Gnade, besäe sie mit dem edlen Samen deines lebendigmachenden Wortes, so werden sie hundertfältige Frucht bringen! Was mich betrifft, soll mich dieser Acker lehren, wachsam über mein Herz zu sein und dasselbe in stetigem Bau zu halten. Doch ist es mit meinem Fleiß allein nicht ausgerichtet, hilf du mir, mein Gott! und laß mich nicht!

389. Der schönste Altar.

Es war in einer Kirche von zween christlichen Ehegenoffen ein neuer kostbarer Altar von künstlichem Schnißwerk, mit Golde reichlich geziert, verehrt worden; als nun Gotthold nebst einem guten Freunde denselben besichtigte, sagte er: Man kann nicht in Abrebe sein, daß die lieben ersten Christen in ihren Versammlungspläßen nicht besondere Pracht und Schein gesucht; sie hatten schlechte hölzerne Tische, gläserne oder zinnerne Kelche und einen unansehnlichen geringen Stuhl, darauf der Bischof oder Hirte der Gemeine saß, das Volk zu unterrichten. Es waren ihre Kirchen wie der Stall zu Bethlehem, darinnen das größte Wunder war das Jesulein, in einer Krippe liegend und von Maria und Joseph bewundert und angebetet. Doch nachdem die Kirche unter den christlichen Kaisern Friede bekommen, hat man angefangen, die Kirchen zu schmücken und mit allerlei Zierrath ansehnlich zu machen; und wenn die Welt das meiste Gold und Silber zur Ueppigkeit und eitlen Pracht anwendet, so wirds ja hoffentlich nicht unrecht sein, wenn sich fromme Herzen finden, die etwas davon zu den Füßen des Herrn Jesu legen und damit, daß sie seine Liebe, sein Blut und Verdienst über alle Schäße der Welt achten, öffentlich bezeugen. Es ist mir gewiß von Herzen lieb, wenn ich sehe, daß die Liebe des Herrn Jesu doch von etlichen erkannt und vor aller Welt mit solchen Denkmalen gerühmt wird.

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Unser werther und theurer Erlöser hat im hochwürdigen Abendmahl uns ein Gedächtniß seiner Liebe gestiftet, warum sollten wir nicht nach Vermögen aus einem gläubigen und dankbaren Herzen ein Denkmal unserer Gegenliebe hinterlassen? Ich gedenke hiebei an jenes frommen Juden (Philo) Wort, welcher spricht: Wenn die ganze Erdkugel plöglich in einen Goldklumpen verwandelt und sofort durch der Künstler Hand daraus lauter Wohnungen und Tempel bereitet würden, so wäre es doch nicht einmal für einen tüchtigen Fußschemel unsers Gottes zu achten." Und was ist alles Gold der Welt gegen das Blut und die Liebe des Herrn Jesu? Bald aber fuhr er fort, sagend: Meinet ihr aber wol, daß auch der Geringfte unter den heiligen und gläubigen Liebhabern des Herrn Jesu noch einen bessern und köstlichern Altar erbauen kann? Obge= meldeter Jude thut bald nach den angezogenen Worten hinzu, die geheiligte Seele sei dennoch Gottes Wohnung, und ich will sagen, das bußfertige und gläubige Herz sei der schönste Altar. Ich habe in der Kirchengeschichte eine merkwürdige Erzählung gefunden. Lucianus, ein Lehrer der Kirche und Priester zu Antiochia, ward ums Jahr Christi 311 wegen seines christlichen Bekenntnisses und Eifers ins Gefängniß geworfen und daselbst an der Erde an Stöcken und Blöcken also angefestet, daß er mit weit von einander gesperrten Beinen und über dem Haupt hoch aufgezogenen Händen stets mußte auf dem Rücken liegen; weil ihm nun keine andere Speise, als vom Gögenopfer gereicht ward und er dieselbe zu nehmen sich weigerte, war in Kurzem nichts anders, als sein Abschied zu vermuthen. Weil mun das h. Chriftfest nahe, bedauerten die Gläubigen, daß dieser tapfere Streiter Jesu Chrifti daffelbe nicht erleben würde; er aber, als er solches inne ward, sagte: Ich werde dieses Fest noch erle= ben, des folgenden Tages aber von hinnen fahren. Als nun das Fest herbei gekommen, wünschten sie mit diesem ihrem Hirten das lezte Abendmahl zu halten, waren jedoch bekümmert, wie sie einen Tisch ins Gefängniß bringen und diese heilige Handlung vor der Ungläubigen Augen verbergen möchten. Der Märtyrer aber sagte: Der Tisch, darauf wir das h. Abendmahl halten wollen, soll diese meine Bruft sein, welche sich hoffentlich nicht weniger dazu schicken wird, als ein anderer, der aus lebloser Materie gemacht, ihr aber follt der Tempel und die Kirche sein, indem ihr einen Kreis um mich her schließt! Darauf denn Brod und Wein auf seine Brust,

als er so an der Erde lag, gesezt, von ihm gesegnet und genossen, wie auch an andere, so zugegen waren, ausgetheilt und den Abwesenden zugesandt worden, und also ist er folgenden Tages, wie er gesagt, nachdem er dreimal den kaiserlichen Abgeordneten zugerufen: Ich bin ein Christ! verschieden. Was dünkt euch bei diesem Altar? Einen solchen nun kann ein jedes gottseliges Herz ohne Kosten bauen und hat also auch die Armuth keine Entschuldigung! So sei nun, mein Herr Jesu! mein Herz dein Altar, deinem Dienst gänzlich und allein im Glauben und in der Liebe geheiligt; hier will ich dir meinen Verstand, Willen, Gedächtniß, meine Thränen, Seufzen und Gebet opfern, und will also zugleich Altar und Pries fter sein.

390. Das h. Abendmahl.

Bei dieser Gelegenheit kamen sie weiter und wurden von der hohen Würde des h. Abendmahls redend. Ich wundere mich zwar, sprach Gotthold, und erfreue mich herzlich über alle Wunder der Liebe Jesu Chrifti, doch über keines mehr, als über dies wunderbare Sakrament, darinnen er uns mit seinem h. lebendigmachenden Fleisch und theuren Blute wahrhaftig speiset und tränkt. Gleichwie die Sonne im Mittag am hellsten scheint, so leuchtet die Liebe des Sohnes Gottes in diesem wundervollen Mahl am herrlichsten. Hie hat sich sein göttliches Herz weit aufgethan wie eine Rose, die in voller Blüthe steht; er schenkt mir nicht seine Kleider, nicht sein Bild, nicht Silber oder Gold, nicht Krone oder Scepter, sondern sich selbst mit seinem ganzen Verdienst, völliger Gerechtigkeit, ganzem Himmel und Seligkeit. Als dort, 2. Sam. 12, 3., der Prophet Nathan anzeigen wollte, wie lieb der Mann sein Schäflein gehabt, sagte er: Es aß von seinem Bissen und trank von seinem Becher und schlief in seinem Schooß und er hielts wie eine Tochter. Mein Jesus speiset mich mit dem Brod des Lebens, mit sich selbst; ich trinke nicht nur aus seinem Becher, sondern auch aus seinen h. Wunden, ich schlafe (finde Ruhe für meine Seele und Freude für mein betrübtes Herz in seinem Schooß) in seiner süßen Gnade und der Versicherung seiner Liebe. Er hält mich wie seinen Sohn und Bruder, ja wie sein eigen Herz; er verbindet sich mit mir auf eine

unaussprechliche Weise; er wird meine Speise, Trank, Leben, Kraft, Stärke, Freude, Trost und alles. Hier wird meine Seele mit seiner Seele, mein Leib mit seinem Leibe, mein Blut mit seinem Blut, mein Herz mit seinem Herzen, meine Schwachheit, Elend, Dürftigkeit und Unvollkommenheit mit seiner Gottheit, Herrlichkeit und Heiligkeit vereinigt, gemengt, verknüpft und durchgangen. O unbegreifliche Wunderliebe! o Jesu! du bist allezeit ein süßer Jesus und Heiland, aber nirgends schmecken und empfinden deine Gläubigen deine Süßigkeit und Freundlichkeit so sehr, als in diesem werthen Liebesmahl! Darum auch einer von denselben spricht, es sei aller Kreaturen Freude, die sie einem Herzen geben können, nichts gegen die, so es in Genießung dieses Mahls empfindet. Wenn ich hinzu trete, so sehe ich dich im Geist und Glauben mit deinen h. bluttriefenden Wunden, ich höre dich rufen: Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken, hie werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Matth. 11, 28. 29. Wenn ichs genieße, so dünkt mich, ich höre dich zu meiner Seele sagen: Ihr in mir und ich in euch! Joh. 14, 20. Wenn ich abtrete, so spricht meine Seele: Mein Freund ist mein, und ich bin sein, und er hält sich auch zu mir. Hohel. 2, 16. 7, 10. Nach dieser himmlischen Mahlzeit ist, wenn ich so reden mag, mein Confekt und Nachessen der Schluß des güldenen achten Capitels an die Römer vom 31. Vers bis ans Ende. O wie wohl ist mir dann! Wie trunken wird meine Seele! Wie getrost mein Herz! Wie hoffärtig bin ich dann gegen den Satan, die Sünde, die Hölle, den Tod und gegen die Welt mit aller ihrer Phantasei und Eitelkeit! Da dünkt mir, ich bin nicht mehr, der ich war, ich bin Christus, nicht persönlich, sondern Christi Gerechtigkeit, Sieg, Leben und alles, was er hat, ist mein eigen. Ich weiß dann nicht, ob noch Sünde, Elend, Kreuz, Noth, Tod oder Teufel mehr in der Welt sind, sondern das einige weiß ich, daß Jesus über alles herrscht und mein ist. Aber ach! ach! leider! wohin ist es mit dieser hochh. Stiftung gekommen! die tolle Vernunft will ihren Herrn lehren und meistern und hat aus dem Gedächtniß der Liebe ein Zankmahl gemacht; die Spötter und Atheisten verlachen es, die Heuchler verunehren es, der gemeine Haufe läuft unbedachtsam hinzu ohne Buße, Glauben, Liebe, Prüfung, Vorbereitung, ohne Andacht und heiligen Vorsaz. O du gottlose verfluchte Welt! was soll der gütige lieb

reiche Gott mehr an dir thun, als er gethan hat? Und wie könn test du es hingegen ärger machen, als du es gemacht hast? Er hat dir seinen Sohn gegeben, daraus hast du einen Sündendiener gemacht. Gal. 2, 17. Er hat dir seine Gnade reichlich dargeboten, die hast du auf Muthwillen gezogen. Jud. 4. Er hat dir sein Wort gegeben, daraus hast du ein Ge= spött gemacht. Er hat dir Vergebung der Sünden verheißen, daraus hast du Anlaß genommen, desto freier zu fündigen. Er hat durch seinen Sohn ein so theures Liebesmahl angerichtet, daraus hast du einen Deckmantel aller Heuchelei und Sicherheit gemacht. Nun mache voll das Maß deiner Bosheit, bald wirds der gerechte und Heilige Gott in deinen Schooß schütten. Ach, Herr Jesu! laß mich unter den wenigen sein, die dich und alles, was du redeft, ordnest, thust und schenkst, hoch, theuer und werth halten. Dein hochwürdiges Abendmahl sei mein Himmel auf Erden, bis ich in den Himmel komme!

391. Der Käfer.

Als Gotthold nebst etlichen seiner Hausgenossen zur Abendzeit im Garten umher ging und die Käfer häufig flogen, begab sichs, daß einem derselben ein Käfer gerade ins Angesicht flog, davon er denn nicht allein ziemlichen Schrecken, sondern auch Schmerzen hatte, und weil der Käfer vor ihm niederfiel, zertrat er ihn mit dem Fuß und sagte im Eifer: Das soll wol hundert andern nebst dir den Kopf kosten. Gotthold lachte und sagte: Wer sollte meinen, daß man auch an einem Käfer sich versündigen könnte? Was, versezte der andere, ist an einem Käfer gelegen? oder an hundert, welche ich wünschte sämmtlich zu vertilgen, weil sie nur Schaden thun an den Bäumen und Früchten? Gotthold fuhr fort: Ich bekenne, daß einen oder hundert Käfer tödten wol nichts Großes auf sich hat, allein der unzeitige Eifer, der Jähzorn und die Rachgier, welche ihr jezt mit Lust habt ausgeübt, find Sünden, die wider das fünfte Gebot laufen und unter Gottes Gericht gehören. Sehet hieraus die Unbeständigkeit des verderbten menschlichen Herzens; ich weiß, daß ihr mit der Sünde, die in eurem Fleisch wohnt, täglich streitet, euch täglich wider dieselbe mit eurem Gebet und heiligem Vorsag

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