ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

sonst tragen, sie bleiben doch Menschen, Erde und Asche; in der Welt haben sie etwas Ansehen, vor Gott aber gilt solch Ding nicht. Um die beringeten schönen Finger werden sich dermaleinst die Würmer winden. Jene Fürstin, als sie in ihrem Lezten lag und ihrer Ringe an den Händen gewahr geworden, gab sie stracks von sich und sagte: Ach, mit den garstigen Ringen! Christus ist besser, denn aller Welt Gut. Hieran lasset uns gedenken ́und nicht mit solchen vergänglichen Dingen prangen; laffet uns darnach streben, daß wir erfahren und empfinden, was der h. Apostel sagt: Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbige Bild von einer Klarheit zur andern als vom Geist des Herrn. Ingleichen: Gott hat einen hellen Schein in unser Herz gegeben. 2. Cor. 3, 18. 4, 6. Herr Jesu! mein Herz soll ein Ring und du mein Diamant sein. Ich will alles weltlichen Glanzes gern entbehren, wenn du nur in meinem Herzen scheinst! Ich kann mich nicht enthalten, mit jenem deinem Liebhaber (Galeazzo Caraccioli Markgraf von Vico) nach tiefer Betrachtung deiner Liebe auszurufen: Verdammt müssen sie sein mit ihrem Gelde, die alles Gold der Welt einer Stunde der Gemeinschaft und Genießung des Herrn Jesu werth achten!

398. Der Blumenhandel.

Es hatte ein vornehmer Mann aus Holland etliche viele Tulpenzwiebeln lassen bringen und, wie einer, der es erzählte, meinte, viel Geld dafür gegeben. Gotthold sagte: Gewiß doch so viel nicht, als man etwa vor fünf und dreißig Jahren dafür ausgezahlt, da ein Garten in Niederland mit seinen Blumen auf siebenzigtausend holländische Gulden geschäßt worden. Damit ihr aber hievon etwas eigentlicher Nachricht haben mögt, so leset, was in diesem Büchlein hievon zu finden, (es war die verschmähte Eitelkeit und verlangte Ewigkeit von Risten) in der 20. Betrachtung nämlich, daß man im Jahr 1636 für das Geld, womit man eine einzige Tulpenpflanze oder Zwiebelbolle, wie die Blumenliebhaber sonst reden, bezahlte, nämlich 3000 Gulden, unterschiedliche hochnöthige Waaren hat einkaufen können, nämlich für eine einzige Blume, die nicht vier

Wochen in ihrer Blüthe steht, vier Last Roggen, zwei Last Weizen, vier fette Ochsen, acht starke Schweine, zwölf fette Schafe, zwei Tonnen Butter, tausend Pfund Käse, zwei Orhöfte Franzwein, vier Tonnen des besten Biers, ein Bett mit aller Zugehör, ein gut Paar Kleider und ein fein silbern Trinkgeschirr, welches alles (jedoch die Fracht oder Fuhr zu Wasser mit hinzu gerechnet,) sich netto auf 3000 Gulden beläuft, gestalt solches dazumal durch öffentlichen Druck der ganzen Welt, über eine solche unerhörte Eitelkeit zu urtheilen, nicht unbillig ist vorgestellt worden. Gehet nun hin und beschwert euch über mich, wenn ich pflege zu sagen, die Welt sei eine Närrin in ihrer größten Klugheit. Ich halte nicht, daß sie eine größere Thorheit begehen könne, als sie diesmal gethan hat. Es scheint auch, daß der gerechte und heilige Gott zuweilen solch Ding verhängt und der Welt auf eine Zeit einen Schwindel und Schlafgeift giebt, ob sie, wenn sie wieder nüchtern wird und sich befinnt, wollte erkennen, daß all ihr Thun mit Eitelkeit und Narrheit versiegelt ist, und demnach sich um die rechte und göttliche Weisheit und unvergänglichen Güter bekümmern. Lasset uns aber nicht meinen, daß diese Thorheit jezt aufgehört hat; zwar auf Blumen wendet man jezt so viel nicht, doch kann nicht geleugnet werden, daß andere Dinge, die nicht weniger, als die Blumen, der Eitelkeit unterworfen sind, noch theuer genug bezahlt werden. Man bedenke, was auf den vornehmsten Messen das meiste Geld bringt, nämlich Edelsteine, Perlen, Ketten, Ringe, Sammt, Seide, neue Arten von Zeug, Knöpfe, Bänder, Schildereien, u. dgl., davon das wenigste zur Nothdurft, das mehrste aber zur eiteln Pracht und Phantasei gehört, und dieses erhellt am meisten daraus, daß, was man vor 2, 3 Jahren als eine nette wohlanständige Tracht und zierliches Zeug beliebt hat, das wird jezt als närrisch verachtet, und was man jezt hoch hält, das wird über ein paar Jahre wieder verachtet sein. So ist nun die Welt in ihrem Alter kindisch geworden und weiß die alte Närrin nicht mehr, was sie thut; sie weiß eben so wenig, als die Kinder, wenn sie zu Markt kommen, ihr Geld anzulegen, so daß, wenn jezt Demokritus, der schon zu seiner Zeit der Welt Eitelkeit mit stetigem Lachen verschmäht hat, aufstände, er sich zu Tode lachen würde. Nun lauf hin, Welt, und narre immerhin, bis du müde wirft. Mein Gott! ich danke dir, daß du mir die Gnade gegeben, solche Thor

48 5.

31

heit zu sehen! Ich will die ganze Welt wie einen Diftelkopf achten, wie sie auch ist, so werde ich mich in sie nicht verlieben.

399. Das Reifen.

Es redete ein Vater mit Gotthold, der seinen Sohn eine Weile auf hohen Schulen unterhalten hatte, daß er nunmehr Willens wäre, denselben reisen zu lassen, und daß er zuerst in Frankreich, hernach auch nach Wälschland, England und in die Niederlande gehen sollte, und bat deshalb ihn mit ins Gebet zu nehmen. Gotthold antwortete: Ich gestehe, ihr habt Ursache, nicht allein selbst für euer Kind bei solcher Gelegenheit eifrigst zu beten, sondern auch anderer frommen Herzen Fürbitte zu Hülfe zu nehmen. Ich will nicht in Abrede sein, daß das Reisen durch fremde Lande, wenn es mit heiliger Vorsichtigkeit in der Furcht Gottes geschieht, seinen großen Nußen hat und erfahrne, kluge Leute macht. Die Alten haben gesagt, die Weisheit wäre wie der Honig, welchen die Imme aus vielen Blumen zusammen trägt und oft von Weitem holt; die Wafser, so durch viele Steine und Schrotsand ihre Gänge haben und über viele Kiesel rauschen, hält man für die lautersten und besten; also legt mancher durch das Reisen und durch den Umgang mit tapfern, höflichen und klugen Leuten, ingleichen durch viele widrige Begegniffe, so einem auf Reisen aufstoßen, viele Unart ab. Ein Kraut, das in einem schattigen, finstern Ort und im Keller wächst, hat die Art nicht wie ein anderes, das unter freiem Himmel steht und mit Sonnenschein, Regen, Wind und rauher Luft wechselsweise vorlieb nehmen muß. So läßt sich der Unterschied unter einem, der zu Hause hinterm Ofen stets geseffen, und einem andern, der gereiset hat, bald wahrnehmen. Allein, wenn ich das Reisen bei dem heutigen Zustand der Welt, sonderlich in den Landen, davon ihr mir gesagt, betrachte, so weiß ich fast nicht, ob einer mit gutem Gewissen und ohne Abbruch seines Christenthums selbst reisen oder die Seinigen reisen lassen könne und ob nicht beffer sei zu Hause bleiben und Gott und seinem Nächsten in der Stille und Einfalt dies nen, als viele Länder durchreisen und ein atheistisch, gottloses Herz und gekränktes Gewissen mit zu Hause bringen. Es sagte einmal ein weiser Mann, der auch viel gereiset hatte: er hätte nichts von

seinen Reisen, als einen leeren Beutel, verderbten Magen und verlegtes Gewissen. Was ist die Welt heutiges Tages fast anders, als eine allgemeine Wechselbank, in welcher Geld die Losung ist; Proprius Commodus (der Eigennuß, die Gewinnsucht), spricht der kluge Niederländer, ist gleich dem fünften Evangelio des verbannten (irrigen, rasenden) Christenthums, der große Abgott der Welt, welchen viele Tausend ehren und anbeten. Wo nun ein Reisender hinkommt, da wird er nicht geachtet nach der Tugend seines Gemüths, sondern nach der Schwere seines Beutels; er wird nicht geliebt, geehrt, bedient, sondern sein Geld, und würde mancher stolze Ausländer die deutsche Bestie nicht ansehen, wenn sie nicht Geld hätte. Die Welt ist ein großes Wirthshaus, darinnen der Teufel der Wirth und viele gottlose Menschen die Gäste sind. Was ist die heutige Welt? was sind die fremden Länder und meisten Städte, als eine große Werkstatt der Bosheit, ein allgemeines Hurenhaus, eine Schule des Satans, darinnen der Atheismus und allerlei lose Händel gelehrt und gelernt werden? Wie ein Schaf nicht kann unter den Dornen- und Klettenbüschen weiden, daß es nicht sollte Wolle laffen und voller Kletten werden, so kann jezt schwerlich ein junger Mensch reisen, daß er nicht sollte geärgert, verführt, betrogen und verderbt werden und eine mit Sünden beschwerte Seele mit zu Hause bringen. Darum, weil euer Sohn ja reisen soll, so gedenkt, daß ihr ein Schaf mitten unter die Wölfe sendet, und betet desto heftiger und eifriger für ihn. Unterlasset auch nicht, ihn mit ernstlichen und sehnlichen Worten in allen Briefen zur Gottesfurcht und Beobachtung seines Taufbundes und seines Gewissens zu ermahnen. Mein Herr Jesu! ich reise täglich durch die Welt zum Himmel, wo mein rechtes Vaterland ist; begleite du mich, und hilf mir durch! ich wills dir danken in Ewigkeit.

400. Der Schluß.

Mein Gott! ich schließe dies Werklein, wie ichs angefangen, im Namen Jesu! Sind gute Gedanken darinnen, so finds Funken deines himmlischen Lichts, und soll die Flamme nirgends hin, als zu dir sich wenden, nach dir sich sehnen. Dir gebührt alle Ehre, aller Ruhm, alles Lob! und weil ich sehe, mein Vater! daß ich für

alle deine Güte, die du mein Leben lang mir erzeigt, dich zu loben allein nicht genugsam bin, so hab ichs versuchen wollen, ob ich ein und ander Herz erwecken und durch Vorlesung dieser Andachten aufbringen könnte, daß sie nebst mir dich, glorwürdigsten, liebreichsten, gütigen, barmherzigen, allein weisen, gerechten und heiligen Gott, preisen möchten. Das wollte ich auf gewisse Maße für das Meine halten, als der ich mit meinen Funken auf einem fremden Altar dir ein Opferfeuer angezündet. Ach, mein Gott! wenn ich dich mit hunderttausend Zungen und Herzen loben möchte und zwar in alle Ewigkeit, es würde nicht zu viel sein, du haft ein weit mehreres an mir allein verdient. Laß, mein Vater! diese Schrift dich loben oder vielmehr eine Bezeugung sein, wie gern ich dich loben, dein Lob ausbreiten und deine Güte aller Welt bekannt machen wollte, und das nicht allein, weil ich lebe, sondern auch nach meinem Tode. Ist aber etwas, mein Gott! das ich nicht mit so heiliger Andacht beherzigt, mit solcher demüthigen Furcht geschrieben und mit so inniglicher Liebe andern mitgetheilt habe, als es deine glorwürdigste Majestät und meine schuldigste Pflicht erfordert, so verzeihe mir es gnädiglich und gedenke, daß auch die heiligsten Gedanken von fündlichem Herzen erwogen, die Worte von einer menschlichen Zunge ausgesprochen und die Feder von einer unreinen Hand geführt worden. Ich bin aber und bleibe, mein Gott! dein Knecht bis an mein Ende.

Stereotypie und Druck von Trowißsch und Sohn in Berlin.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »