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4. Mos. 11, 5. Was beliebt die verberbte Welt mehr, als was vor Gott ein Greuel, und die Seele zu nähren nicht nur nicht dienlich, sondern auch schädlich ist? Und was find die zeitlichen Güter, wenn sie gegen die himmlischen gehalten werden, anders, als Kohlen, Asche, Sand und Scherben, welche doch die Geizigen so häufig sammeln und verschlingen? Drum, mein Gott! behüte mich vor solchen seltsamen und schädlichen Gelüsten und hilf mir Speise wirken, die nicht vergänglich ist, sondern die da bleibet in das ewige Leben. Joh. 6, 27.

69. Die Schnecke.

Gotthold sah eine Schnecke, mit ihrem Hause nach ihrer Art beladen, daherkriechen in großer Behutsamkeit, maßen sie denn ihre langen Hörner oder Ohren stets vorausstreckte, und wenn sie nur ein Lüftlein empfand oder ein Hälmlein ihr entgegen vermerkte, sich zusammen und in ihr Haus zog. Hier ist es wohl wahr, sprach er, daß einem nirgends besser ist, als in seinem Hause, darum denn dieses Thierlein mit dem seinigen lieber stets will beläftigt, als dessen beraubt sein. Ich wünsche von Herzen, daß wir Christen, wenn wir mit weltlicher Gesellschaft umgehen, dieses Thierleins Art an uns haben möchten, daß wir behutsam und vorsichtiglich wandelten und keiner Lust und Ergöglichkeit all zu viel trauten. Mein Gott! meiner Seele Haus ist deine Gnade und Güte, und nirgends ist mir besser, als wenn ich in stiller Andacht derselben nachdenken und mich ganz darin verbergen und verschließen mag; da find ich Ruhe für meine Seele, da rede ich insgeheim und vertraulich mit dir, da tränkst du mich mit deiner Süßigkeit, daß ich trunken werde und in deinem Gnadenschooß, unter dem Schatten deiner göttlichen Vorsehung sanft und sicher schlafe. Mit dieser meiner Wohnung will ich mich allezeit tragen und, wenn mir in der Welt Lieb oder Leid widerfährt, zu derselben meine Zuflucht nehmen; so werd ich wohl gesichert sein.

70. Das Licht.

Als er einen Brief versiegeln wollte, befahl er ein Licht anzuzünden, welches zwar von der Dienerin geschah, aber, als sie gar

zu sehr mit demselben eilte, verlöschte es wieder, weil es die Flamme noch nicht genugsam ergriffen hatte. Hier hab ich, dachte er, eine Erinnerung der sanftmüthigen Bescheidenheit, deren ich gegen meinen schwachen und irrenden Nächsten gebrauchen soll. Wäre diese Kerze, als sie kaum zu brennen angefangen, langsam und mit vorgehaltener Hand gegen die Luft getragen, so hätte sie nicht verlöschen, sondern sich völlig entzünden können; also, wenn manchem in seiner Schwachheit die bescheidene und freundliche Unterrichtung zu Hülfe käme, würde er sich vielleicht weisen lassen. Was ists für eine Thorheit, ein verrenktes Glied mit Stoßen und Reißen zurecht bringen wollen? Will doch der Herr Jesus selbst das glimmende Tocht nicht auslöschen. Jes. 42, 3., sondern er bläset darein mit dem fanften Odem seiner holdseligen Worte, die aus seinem Munde gehen. Luc. 4, 22. Und also nahen und drängen sich zu ihm die betrübten Sünder, daß sie ihn hören mögen. Luc. 5, 1. 15, 1. Ach, mein Herr Jesu! verleihe mir, daß ich allezeit dir getreu und ohne Falsch erfunden werde, doch auch als bein Knecht nicht jänkisch, nicht mürrisch, noch greulich, sondern sanftmüthig gegen jedermann und lehrhaftig sei, daß ich könne die Bösen tragen mit Sanftmuth und strafen die Widerspenstigen, ob ihnen Gott dermaleins Buße gäbe, die Wahrheit zu erkennen. Jef. 42, 1. 4. 2. Tim. 2, 24. 25.

71. Das Begräbniß.

aber

Gotthold folgte nebft andern einer Leiche, welche gewohnter Art nach, wie man sagt, besungen und beklungen ward. Ach, dachte er bei sich selbst, wie gut haben es die gottseligen Alten mit diesen Cäremonien gemeint! Dem Verstorbenen ist zwar wenig mit aller Ehre, die man ihm zu guter Lezt beweist, gedient, ohne nur, daß ihm durch ein rühmliches Begräbniß ein öffentliches Zeugniß seines ehrlichen und christlichen Verhaltens bei den Nachlebenden gegeben wird; diesen aber haben sie am meisten damit dienen wollen, darum werden die Leichengefänge auf öffentlicher Gasse vorhergesungen, daß man in allen Häusern, wo man die Leiche vorbei trägt, dieselben mitsingen und sich zum seligen Tod gefaßt machen möge. Die

Glocken müssen mit ihrem Geläut es in der ganzen Stadt kund machen, daß einer gestorben ist, und Anlaß geben den Einwohnern, fämmtlich zu gedenken, daß die Reihe auch an sie kommen wird. Wir folgen nach, Paar bei Paar, anzudeuten, daß dies der Weg alles Fleisches sei, welchen zu wandern, wann es dem Höchsten bes liebt, wir uns nicht weigern können, und ob zwar ein Paar der Leiche näher ist, als das andere, so kanns doch den Leßten in der Ordnung so bald treffen, als den Ersten und Mittelsten. Mein getreuer Gott! ich will mir bei jeder Beerdigung meines verstorbenen Mitchriften mein Leichenbegängniß bei lebendigem Leibe halten und durch deine Gnade die Gesänge also anhören, als wenns mich anginge, das Geläut, als wenns mir gälte, auch also stets wandeln, als trügen mich meine Füße zum Grabe, damit ich lerne, den Tod nicht fürchten und auch nicht verachten.

72. Der Hund.

Als Gotthold Mahlzeit hielt und einen Hund, der ihm sehr getreu war, neben sich aufwarten sah, bis ihm etwas zugeworfen würde, nahm er ein ziemliches Stück Fleisch und hielts ihm dar; der aber erkannte bald, daß ihm ein solches nicht zukäme und zu nehmen gebührte, und ging deßhalb über die Seite; bald aber schnitt Gotthold ein weniges von gemeldetem Fleische und bot es ihm, welches er sobald nach seiner Art freundlich annahm. Seht ihr, sprach Gotthold zu den Seinigen, wie eine gute Erinnerung uns dieses unvernünftige Thier giebt, daß wir sollen uns bei uns selbst in Demuth gering und großer Gaben des lieben Gottes unwürdig achten. So that das kananäische Weib, welches die niedlichen Bissen der Gnade Gottes, für die Juden bereitet, gerne wollte fahren lassen und mit den Brosamen, die vom Tisch fallen, als einem Hundestheil vorlieb nehmen, Matth. 15, 27. Wir aber, wenn wir auf andere sehen und, wie ein Großes sie von dem barmherzigen Gott empfangen haben, inne werden, dürfen wol murren, daß uns nicht soviel zugekommen, vermeinend, wir wärens so wohl werth, als jene, die wir doch sollten nach Art dieses Hündleins uns gern für Hündlein erkennen und alles, was uns Gott giebt, gegen unsere Unwürdigkeit für zu groß und zu viel halten. Mein Gott! du giebst mir

an Leib und Seel manchen schönern und größern Bissen von deiner Gnade, als ich, ein Hündlein vor dir, werth bin. Giebst du andern noch mehr, was geht das mich an, der ich schon mehr empfangen habe, als meine Sünde verdient. Ich will gern vorlieb nehmen; laß es mir nur nimmer an Bröcklein, zur geistigen und leiblichen Nothdurft gehörig, fehlen!

73. Der Mißwachs.

Es war wegen der dürren Zeit und des ausgebliebenen Regens ein Mißwachs eingefallen, vornehmlich in den Sommerfrüchten, welche theils nicht zu mähen waren, weil sie ganz kurz, halbspannenlang, ohne Körner, von der Hiße ausgebrannt und verderbt. (1661.) Hierüber entstand nun viel Klagens unter den Ackers- und andern Leuten, also, daß kaum zween zusammen kamen, die nicht ihre Kleinmüthigkeit bezeigten und theils unverantwortlich redeten. Gotthold sagte hierauf: Nun erfahre ich in der Wahrheit, daß ihm also sei, wie das Sprüchwort sagt: daß, wenn uns Gott auf dem Rücken nach Rom trüge und seßte uns nur ein wenig unsanft nieder, so würde er keinen Dank verdienen. Mich wundert, daß wir nicht zurückbenken an die reichen Jahre, der wir so viele nach einander gehabt. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich damals so viel Ruhm und Preis des göttlichen Segens gehört, als man jezt Klagen über den Mangel vernehmen muß; doch das ist unsere Unart, daß wir Gottes Wohlthaten gering, seine Strafen aber groß und größer, als wirs verdient, achten, da doch seine Güte und unsere Sünde unzählbar, hingegen seine Strafen und unser Wohlverhalten ganz gering sind. Machet Rechnung, liebe Leute, so werdet ihr befinden, daß die vorigen Jahre so viel gebracht, daß sie diesen geringen Ausfall leicht heben können, wenn wir nur, was sie gebracht, zu Rath gehalten und nicht liederlich verschwendet haben. Erkennet auch eure Sünde und Gottes Recht und Macht wider uns, weil er, auch wenn er alle Jahre nichts wachsen und uns verschmachten ließe, uns nicht Unrecht thäte; bedenket auch, daß es dem lieben Gott dennoch nicht schwer sei, der Frommen geringen Vorrath zu vermehren und ihnen ihr reichliches Auskommen auch im Mangel zu verschaffen. Mein Gott, du milder und gnädiger Herr! gieb mir ein solches Herz,

das sich genügen lasse und könne beides, satt sein und hungrig sein, beides, übrig haben und Mangel leiden. Phil. 4, 11. 12.

74. Der Staub.

Als Gotthold bei trockner Sommerzeit über Feld reiste, befand er, daß seine und seiner Gefährten Kleider überall dick bestaubt was ren, welches sie doch nicht gewahr worden, ehe es geschehen, und sie nunmehr genug auszukehren und abzuschütteln hatten. Laßt uns, sprach er, hieraus eine gute Erinnerung nehmen von der Sünde und ihren Eigenschaften. Jezt, da das Wetter am lieblichsten und mit keinem Regen getrübt ist, wird der Staub am meisten erregt, und fällt am dicksten; also, wenn das menschliche Fleisch und Blut gut Wetter und gute Tage hat, so steigen die sündlichen Lüfte am meisten empor und fallen in wirklichen Sünden am dicksten herunter. Wie der Staub aus vielen geringen Stäublein besteht und unvers merkter Weise herabfällt, daß man es fast nicht inne wird, ehe man beftaubt ist, so wird aus vielen kleinen eine große Sünde, die man Gewohnheit und Sicherheit nennt und die nächste Stufe hinab zur Hölle ist. Wie der Staub die Kleider verderbt und sich oft so fest darinnen seßt, daß er nicht wieder herauszubringen ist, und niemand gern mit solchen Kleidern ausgeht, sondern dieselben, wie wir jeßt, auszustauben bemüht ist, also macht uns die Sünde scheußlich vor Gott und verderbt unsern guten Namen vor den Menschen, daß wir billig Fleiß anwenden sollen, unser Gewissen zu säubern und unser Leben zu bessern. Wie auf Reisen bei solchem Wetter wol niemand unbestaubt davon kommt, also wird niemand, der auf der Reise dieses vergänglichen Lebens ist, sich rühmen können, daß er mit feiner Sünde befleckt sei. Wie denn endlich der Staub sich manchmal niederläßt, und, als wäre er nicht vorhanden, stille liegt, aber durch ein geringes Lüftlein erregt und aufgetrieben wird, so scheint es auch zuweilen, als hätte die Sünde in uns sich ganz verloren, sie wäre ganz überwunden, und wir nunmehr ungehindert, Gott in einem unsträflichen reinen Wandel zu dienen. Allein, sobald sich eine Gelegenheit findet, so findet sich auch die Sünde, und hätten wir selbst oft nicht vermeint, daß wir noch so viel Weltliches

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