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ich von der Ansicht ausgegangen, daß es, abgesehen von der wissenschaftlichen Forschung, auch darauf ankommt, welchen Sinn die Glaubensgemeinde in einzelnen Worten der Bibel gefunden oder aus denselben entwickelt hat.

Hierbei versteht es sich von selbst, daß die Übersetzung sich nicht ängstlich an jedes Wort oder gar an die einzelnen Partikeln des Grundtertes, welche in der hebräischen Sprache ohnedies so vieldeutig sind, halten durfte. Es war vielmehr meine Aufgabe, nicht nur in den Geist des Textes einzudringen, sondern auch von diesem aus, unter aufmerksamer Beachtung der Vorgänger, namentlich auch der jüdischen Ausleger und Übersetzer, in einfacher, klarer und eindringlicher Weise den Sinn auszudrücken. Ich durfte mich daher nicht scheuen, bald den kürzeren, bald den erweiterten Ausdruck zu wählen, der mir am treffendsten und bezeichnendsten schien. Die größte Genauigkeit in der Übertragung wurde überall erfordert, wo es galt, einen wesentlichen Gedanken oder Nebenbegriff auszudrücken, während auf der andern Seite jede Unbestimmtheit, sowie alle Wendungen und Wortstellungen, welche dem Geiste und der Anschauungsweise der deutschen Sprache entgegen sind, schon aus Rücksicht auf den Jugendunterricht sorgfältig zu vermeiden waren. Eine völlig wörtliche Übersetzung, welche übrigens, streng genommen, kaum möglich ist, wird zwar den Sinn dessen, welcher den Grundtext im Gedächtnisse hat oder wenigstens mit derselben vergleichen kann, am meisten ansprechen; eine Übertragung für das Volk und die Jugend aber hat die Empfänglichkeit, die bei jenem schon vorhanden ist, erst zu erwecken. Sie soll daher nicht einem bloßen Abdrucke oder Abbilde, sondern vielmehr dem Bilde gleichen, welches die Hand des Künstlers liefert; sie muß im vorhinein darauf verzichten, alle Einzelheiten des Originals wiederzugeben, wird aber ihren Ersatz reichlich darin finden, daß sie das innere Leben desselben zu erfassen und darzustellen strebt.*) Auch der so mannigfaltige Ton und die verschiedenartige Färbung der einzelnen Bücher und Stücke sollte in der Übertragung soviel als möglich hervortreten. Die dazu geeigneten Abschnitte wurden daher in rhythmischer Weise wiedergegeben, jedoch nur insofern dieses unbeschadet der Einfachheit und Faßlichkeit geschehen konnte. Bei denjenigen Versen, welche gewöhnlich als Belegstellen für den Religionsunterricht hervorgehoben werden, sowie bei manchen bekannteren Stücken, namentlich der Psalmen **), habe ich mich einer mehr wortgetreuen Übersegung befleißigt. Überdies sind die Ergänzungen des Ausdrucks, welche sich nicht irgendwie schon aus den Worten des Grundtertes zu ergeben scheinen, in der Regel durch besondere Zeichen-[] bemerklich gemacht, während diejenigen Einschaltungen, welche schon im Texte als solche

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*) Ich erinnere hierbei an das treffende Urteil, welches Schloffer (Weltgeschichte für das deutsche Volk, Bd. XI, S. 459 ü. 460) vom kulturgeschichtlichen Standpunkte aus über Bibelübersetzungen gefällt hat.

der

**) Die Übersetzung einiger Psalmen ist mit wenigen Abänderungen von Dr. Jost und dem Unterzeichneten gemeinschaftlich herausgegebenen,,Sammlung von Gebeten und Psalmen für Israeliten. Zum Gebrauche bei öffentlichen und häuslichen Andachtsübungen“ (Frankfurt a. M. 1847) entnommen.

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vorkommen, oder als Andeutungen hinzugefügt sind, durch gewöhnliche Klammern()-bezeichnet wurden. Auch in der Schreibung der Eigennamen glaubte ich alles Fremdartige vermeiden zu müssen; jedoch wurde in Fällen, wo die übliche Aussprache derselben von der des hebräischen Textes allzusehr abweicht, lettere entweder in Klammern hinzugefügt oder an einzelnen Stellen beibehalten, um dem Lehrer zu den nötigen Bemerkungen Gelegenheit zu geben.

Die kurzen Auszüge aus dem Buche der Weisheit und den Sprüchen Sirachs, welche im Anhange beigegeben sind, habe ich im wesentlichen der Überseßung von De Wette und teilweise auch der von Gutmann entnommen. Bei einer und der andern Stelle des Sirach fühlte ich mich versucht, mich weniger an den Wortlaut des griechischen Textes zu halten, weil ich aus diesem den ursprünglichen hebräischen Ausdruck und dessen Sinn deutlich zu erkennen glaubte; doch durfte einem derartigen Verfahren, welches bei solchen apokryphischen Schriften, die ursprünglich hebräisch geschrieben waren, allerdings folgerichtig angewandt werden sollte, um so weniger Raum gegeben werden, als für dasselbe noch umfassende kritische Vorarbeiten erforderlich sind.

Daß ich diese Auszüge, sowie die Sammlung von Lehren und Sprüchen der nachbiblischen Zeit hinzugefügt habe, wird wohl keiner Rechtfertigung bedürfen. Was lettere betrifft, so glaubte ich, daß der reiche Schatz ethischer Lehren, welcher in den agadischen Schriften zerstreut und verborgen liegt, nur dadurch gehoben und nutzbar gemacht werden könne, daß die einzelnen Säße, Parabeln und Sprüche in möglichst einfacher und kerniger Weise übertragen, jedoch (mit Ausnahme der aus den,,Sprüchen der Väter" entlehnten, deren ursprüngliche Aufeinanderfolge in geschichtlicher Beziehung von Wichtigkeit ist) so geordnet und aneinander gereiht würden, daß sie sich gegenseitig ergänzen und erläutern und so im Zusammenhange gelesen und aufgefaßt werden können. Poetische Bearbeitungen einzelner Stellen werden durch eine derartige Vorbereitung erst ihren fruchtbaren Boden finden. Mein Bestreben war hierbei auch dahin gerichtet, gewissermaßen einen aus den älteren Religionsschriften geschöpften eindringlichen Kommentar über den Geist der Bibel und der israelitischen Religion und damit einen Leitfaden für den Religionsunterricht-namentlich in Bezug auf die ethischen Lehren zu geben, welcher auf dem geschichtlichen Boden des Judentums selbst seinen Ursprung hat. Wer die Quellen kennt, welchen diese Säße entnommen wurden, weiß, wie leicht es gewesen wäre, solche um ein bedeutendes zu vermehren; doch mußte auch hierin auf den beschränkten Raum des Buches Rücksicht genommen werden, und glaubte ich vorläufig genug gethan zu haben, wenn ich nur einmal die Grundlinien, welche später ihre weitere Ausführung finden sollen, gezeichnet hätte. Die dem kurzen Nachweise der Quellen beigefügten Hindeutungen auf einzelne Bearbeitungen machen, wie leicht ersichtlich, keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und sollen nur als Anregung für denjenigen Lehrer dienen, der sich auf diesem Gebiete weniger umgesehen hat.

Obwohl diese Lesestücke“ in einer Bearbeitung der biblischen Geschichte, die in Bälde nachfolgen soll, ihre Ergänzung finden, habe ich es

doch, um die Einführung in Schulen zu erleichtern, für zweckmäßig erachtet, die beiden Abteilungen, welche zunächst für verschiedene Klassen und Altersstufen bestimmt sind, voneinander zu trennen und jede derselben als ein selbständiges Ganzes für sich erscheinen zu lassen.

Wenn übrigens in neuerer Zeit das Lesebuch, welches zugleich ein Buch für das Leben sein soll, mit Recht eine so große Bedeutung in der Schule erlangt hat, so wird wohl ein biblisches Lesebuch um so eher seine Berechtigung finden. Die Jugendbildung soll wie allgemein anerkannt wird mehr in die Tiefe gehen, und die Bildung des Gemüts insbesondere soll dadurch gefördert werden, daß wir mehr einzelne in sich abgeschlossene, aber lebensvolle Bilder geben, die in ihrer individuellen Gestaltung gewissermaßen das Ganze, dessen Teil sie sind, vorahnend aufnehmen lassen. Dieses gilt vor allem vom Religionsunterrichte. Die ,,Kleine Schul- und Haus-Bibel", deren Bearbeitung ich unternommen habe, soll demgemäß zur Lösung der so schwierigen Frage: inwiefern und auf welche Weise kann die Religion Gegenstand des Unterrichts sein? einen Beitrag liefern. Daher glaube ich erwarten zu dürfen, daß gleichgesinnte Berufsgenossen, welche erkannt haben, wie sehr es dringend notwendig sei, den wichtigsten Teil des Jugendunterrichts auf besseren und naturgemäßeren Grundlagen aufzubauen, wenn auch nicht überall die Ausführung, doch mindestens den Plan des Buches billigen werden, welches ich hiermit ihrer freundlichen Beurteilung übergebe.

Frankfurt am Main, 2. Oktober 1853.

Die neue Auflage dieser „Lesestücke“ erscheint mit mehrfachen Abänderungen der ersten Bearbeitung.

Zunächst habe ich die gegebene Übersetzung möglichst zu verbessern gesucht, und zwar nach denselben Gesichtspunkten, von denen ich bei der zweiten Auflage der „Biblischen Geschichte“ ausgegangen bin. In gleicher Weise wurde in den Anmerkungen, die ich nun auch dieser Abteilung hinzugefügt habe, auf abweichende Erklärungen schwieriger Stellen hingewiesen.

Um der Thätigkeit des Lehrers und des Schülers mehr vorzuarbeiten und somit das Buch brauchbarer für den Unterricht zu machen, habe ich auf den Wunsch sachkundiger Berufsgenossen - auch diese Lese= stücke mit Überschriften versehen, welche den Hauptinhalt und häufig auch den Zusammenhang der Teile eines Abschnitts andeuten, dabei aber noch der Besprechung und weiteren Ausführung hinreichenden Spielraum lassen. Durch dieselben mag zugleich dem Schüler anschaulich werden, wie mannigfaltig und unendlich reich der Inhalt der biblischen Bücher ist, aus denen ihm ein Auszug gegeben wird. Geht nun aber andererseits doch wieder ein einheitlicher Geist durch die ganze Heilige Schrift, so war es um so mehr geboten, diese Übereinstimmung auch durch Angabe der wichtigsten Parallelstellen hervortreten zu lassen.

Die in den Anmerkungen gegebenen Hinweisungen auf solche Stellen bieten was den Unterricht betrifft - ein geeignetes Mittel, den Schüler mehr in Selbstthätigkeit zu sehen*), und können als Anknüpfungspunkte für den ganzen höheren Religionsunterricht benußt werden. Auch die Inhaltsangaben, welche ich den Lehren und Sprüchen der nachbiblischen Zeit" hinzugefügt habe, werden zu diesem Zwecke dienlich sein.

Schließlich mache ich noch auf die am Ende des Buches zusammengestellte Übersicht der Sprüche älterer Schriftgelehrten (hauptsächlich in Bezug auf die Sprüche der Väter") aufmerksam, die insbe sondere dem Lehrer der jüdischen Geschichte jenes Zeitraums willkommen sein mag.

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Frankfurt am Main, 16. Dezember 1869.

Die dritte Auflage dieser „Lesestücke" unterscheidet sich nur durch einzelne Berichtigungen von der vorhergehenden.

Nachdem ich beide Abteilungen der „Kleinen Schul- und HausBibel" in der zweiten Ausgabe nicht unwesentlich umgestaltet hatte, durfte ich für längere Zeit von tiefer eingreifenden Veränderungen absehen. Was insbesondere die Auswahl betrifft, die beim Schulgebrauche - je nach der Einrichtung der Schule und der individuellen Ansicht des Lehrers bald zu umfassend, bald zu beschränkt erscheinen mag, so glaube ich im ganzen die richtige Grenze eingehalten zu haben. Das Buch soll auf die unerschöpfliche Reichhaltigkeit der Bibel hinweisen, aber eben deshalb auch den Anschein vermeiden, daß es alles enthalte, was in ihr zur Belehrung und Erbauung dienen kann. Bei manchen Stellen, wo der eine und andere Vers übergangen wurde, habe ich absichtlich eine größere Lücke gelassen. Dem Lehrer bleibt es anheimgegeben, in geeigneter Weise teils die ihm notwendig scheinenden Ergänzungen, teils die erforder= lichen Kürzungen eintreten zu lassen. Beim Unterrichte in der biblischen Geschichte soll selbstverständlich nicht der ausführlichere biblische Text dem Gedächtnisse eingeprägt werden. Die von mir bearbeiteten „Biblischen Erzählungen" bieten ein Hilfsmittel zur Einführung in das größere Buch. Es dürfte ratsam sein, das zweite Bändchen auch noch auf der höheren Unterrichtsstufe zu benußen, und zwar in der Weise, daß die wichtigeren Abschnitte in der ersten Abteilung der Kleinen Schul- und Haus-Bibel" gelesen werden, im übrigen aber das kleinere Buch dazu diene, den Hauptinhalt zusammenzufassen und übersichtlich zu ordnen. Unerläßlich ist ein gründlicher Unterricht im gesetzlichen Teile des Pentateuchs.

*) Der äußerst reichhaltige Stoff kann selbverständlich nicht durch Nachschlagen beim Schulunterricht bewältigt werden; es wird aber vorausgesetzt, daß der Lehrer die Hauptstellen entweder mündlich anführt, oder die Vergleichung derselben dem häuslichen Fleiße der dazu befähigten Schüler überläßt.

Wie es einerseits durchaus verfehlt wäre, eine vollständige Übersetzung der Bibel als Schulbuch zu benutzen, so würde es andererseits zur gänzlichen Verflachung führen, wenn man den reiferen Schülern, zumal in höheren Schulen, nicht mindestens annähernd ein Abbild der heiligen Schriften geben wollte. Überraschend war es mir, daß man hin und wieder behauptet hat, der größte Teil der Psalmen und prophetischen Abschnitte übersteige die Fassungskraft der Jugend, während diese doch in fruchtbarer Weise in die klassische vaterländische Litteratur eingeführt wird.

Es kommt hierbei nur auf die Art der Behandlung an, für die das richtige unterrichtliche Verfahren bei der Erklärung deutscher Dichtungen gewissermaßen als Muster dienen kann. Wir müssen in den tieferen Sinn der Bibelworte einzudringen suchen, das in ihnen waltende fromme Gefühl durch geeignete kurze Bemerkungen in dem jugendlichen Herzen anregen und zuweilen die heiligen Lieder und erhabenen Lehren der gottbegeisterten Sänger und Seher von dem Urgrunde aus und sozusagen neugestaltend lebendig machen, so daß sie dem Schüler zum Ausdrucke der in seiner Seele erweckten Empfindungen und Gedanken werden und er sich den Inhalt derselben in der vollen Bedeutung des Wortes an= zueignen vermag.

Auf diese Weise wird zugleich die leere Abstraktion und eine die Empfänglichkeit schwächende Absichtlichkeit vermieden. Wir sollten nie vergessen, daß wir die Religion an sich nicht lehren, wohl aber den religiösen Sinn erwecken, beleben und befestigen können.

Frankfurt am Main, 17. April 1877.

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Die vor fünf Jahren erschienene vierte Auflage dieser zweiten Abteilung der Kleinen Schul- und Haus-Bibel" war ebenfalls ein beinahe unveränderter Abdruck der vorhergehenden. Bei der vorliegenden fünften Auflage hingegen hat eine erneute Prüfung zu manchen Abweichungen von der früheren Auslegung, wie auch zu mehreren Abänderungen des Ausdrucks geführt. Auch habe ich in den Anmerkungen einen Teil der ursprünglich nur für den Lehrer bestimmten Hinweisungen allgemein verständlich zu machen gesucht und einige kurze Erklärungen neu hinzugefügt. Möge das Buch in seiner jezigen Fassung um so mehr seinem Zwecke entsprechen und fortwährend zur Kenntnis und tieferen Auffassung der heiligen Schriften beitragen, bei denen man sich gewiß nicht mit einem dürftigen Abriß der in ihnen enthaltenen Geschichten und einer Zusammenstellung einzelner Sprüche begnügen darf, sondern die Kraft des das Ganze erfüllenden und tragenden Geistes gefühlt werden soll.

Frankfurt am Main, 26. September 1884.

Jakob Auerbach.

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