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Liebe, die unwiderstehliche Sympathie selbst mit dem verworfenen Verbrecher, das innige Mitgefühl mit den Armen und Elenden ist ganz und gar (falls es ehrlich, wahrhaft ist) sittlichen Charakters und Ursprunges. Aber freilich zeigt sich die auch anderweitig bezeugte Wechselwirkung zwischen beiden, resp. der Kultur überhaupt, darin, daß mit dem Fortschritt, der Veredlung unserer sittlichen Anschauungen auch die religiösen Ideale sich vertiefen und verfeinern und ihre anfängliche materielle Beschaffenheit einer mehr geistigen Auffassung Platz macht. Die Geschichte des Gebets ist in dieser Beziehung lehrreich, aber man sollte nicht übersehen, daß ungeachtet der bekannten Verbesserung der gewöhnlichen recht egoistischen Wünsche durch Christus diese Bitten meist noch allzu endämonistisch gefärbt erscheinen. Religion und Moral haben sich in ihrem geschichtlichen Entwicklungsgange unzweifelhaft öfter entzweit und gelegentlich geradezu offen bekämpft; die eigentliche Kirchenlehre schloß eine selbständige Ethik nahezu aus alles erschien lediglich als ein unmittelbarer Ausfluß des göttlichen Gebotes und Willens, und anderseits haben gerade der Protestantismus und später mit vollster Energie Kant und Fichte die Lösung sittlicher Fragen vom Bekenntnis gefordert. Aber trotzdem gehören ihrer Natur nach beide Welten noch ganz abgesehen davon, daß Kirche nicht mit Religion zu verwechseln ist und Dogma nicht mit Religiosität. Freilich zuzugeben ist, daß die leidige Verquickung von Religion und Politik oder Hierarchie, wie sie eben durch die soziale Organisation fast unvermeidlich sich einstellt, das eigentliche Verhältnis sehr zu ungunsten beider Teile verschoben hat, so daß gerade die meisten Verächter des Glaubens über den

zusammen

Stein des Anstoßes fallen. Solange die Kirche entwicklungsfähig ist, besitzt sie gesunde Keime für eine weitere Gestaltung, und damit verbürgt sie zugleich den unmittelbaren Zusammenhang mit anderen kulturgeschichtlichen ethischen Faktoren. Sobald sie im Banne der Formeln erstarrt, rückständig wird, die an ihr selbst bis dahin erprobte Entwicklung verleugnet und unterbindet, wirkt sie, wie das nicht nur früher konstatiert st an unzähligen Beispielen, sondern noch jetzt sich bewahrheitet, schädlich, zerstörend, bildungsfeindlich. Auch hier, wie für alle organische Entwicklung, gilt das Goethesche Wort: Was fruchtbar ist, allein ist wahr.

§ 5. Glaube und Wissen.

Der uralte Zwiespalt zwischen den Forderungen des Gefühls und den Sätzen der Wissenschaft, der die gesamte Geschichte unseres Geschlechts durchzieht, hat neuerdings sehr scharfe, fast unversöhnliche Formen angenommen, so daß auf den ersten Blick eine dauernde, ehrliche Verständigung ausgeschlossen erscheinen kann. Auf der einen Seite steht die starre Orthodoxie, die jedes Zugeständnis an die moderne Bildung und insbesondere an die mächtig aufstrebenden Naturwissenschaften als unwürdige Schwäche zurückweist, auf der andern die Wortführer einer recht kurzsichtigen, seichten Aufklärung, die allem religiösen Empfinden den Krieg erklärt, dazwischen eine unendliche Zahl von Abstufungen, die öfter, statt sich zu ergänzen, sich gegenseitig überbieten. Das ist ein ungesunder Zustand, der hoffentlich nicht gar zu lange anhält, weil sonst leicht wertvolle geistige Kräfte erstickt oder anderseits nutzlos vergeudet werden könnten. Jedenfalls ist es für uns ein wissenschaftliches Axiom, daß freilich der persönlichen

Anschauung ein ungeschmälertes Recht in religiösen Fragen zusteht, daß es aber anderseits voreilig ist, gewisse, öfter durchaus nicht einwandfreie Behauptungen und Hypothesen der Kritik als Wertmesser religiöser Anschauungen zu verwenden. Hier handelt es sich häufig um völlig falsche Verallgemeinerungen, um unberechtigte Übertragungen und verhängnisvolle Eingriffe in andere Gebiete. Nicht minder ist diese Feindschaft, wie eben schon berührt, verhängnisvoll, weder der freien Wissenschaft, noch dem Glauben förderlich, und somit erscheint der Wunsch nach einer ehrlichen Verständigung um so berechtigter, als die Einheit unseres geistigen Lebens diese Lösung der dräuenden Widersprüche verlangt. Lotze, ein gewiß unverdächtiger Zeuge, zugleich ein scharfsinniger Naturforscher und Denker und doch ein warmherziger Verfechter des Gefühls- und Gemütslebens, hat diesen für die modernen Menschen so bedenklichen Zustand der Dinge in einer geistvollen geschichtlichen Orientierung gekennzeichnet, aus der wir hier einen kurzen Auszug geben möchten: Durch die Majestät ihres Inhaltes und durch die großartige Schönheit ihres Ausdrucks, dessen Einfachheit wirksamer ist als jede bewußte Kunst, wird die Heilige Schrift die Gemüter völlig gefangen nehmen. Die gänzliche Hingabe an ihren Buchstaben jedoch hindert zuerst nicht die Unglaublichkeit ihrer ihrer Berichte, sondern die Bildlichkeit ihrer Lehrdarstellung, welche zum Verständnis Deutung verlangt. In zweiter Linie denn nur die Verehrung der Lehre fesselt uns an die Schrift erheben sich die Zweifel gegen die wunderbaren Begebenheiten, deren Glaubwürdigkeit für uns nicht die gleiche sein kann, wie für die Zeit, aus der ihre Erzählung stammt. Durch Wunder und Zeichen

erst

die Gegenwart Gottes bestätigt zu sehen, war für diese Zeit eine natürliche Forderung, deren Erfüllung dennoch weniger für sie bedeutete, als sie uns bedeuten würde. Denn dem Altertum war der Gedanke einer Naturordnung fremd, die nach allgemeinen Gesetzen ihre Erscheinungen verknüpft; jede Kraft, die in der Natur zu schaffen hat, galt als ein Trieb, der, unmittelbar von seinem Zweck geleitet, auch die Macht der Verwirklichung desselben besitzt. Das Wunder lag daher nicht als Widerspruch außer der Einrichtung der Natur, sondern war die selbst natürliche Betätigung einer größeren Macht, die örtlich und zeitlich ungewohnt in den Wirkungskreis kleinerer Kräfte tritt. In diesem Sinne war die Naturordnung auch den heidnischen Göttern gegenüber nicht selbständig, jeglicher Dämon konnte ihr Gewalt antun, selbst dem Menschen standen Zaubermittel zu Gebote, ihren Lauf zu ändern; und eben deswegen konnte schon jener Zeit das Wunder nicht als der überzeugende Beweis für die Gegenwart und Wirksamkeit des höchsten, des wahrhaftigen Gottes gelten. Der modernen Naturforschung erst, welche keinen Trieb kennt, dessen Erfolg nicht nach allgemeinen Gesetzen durch den Zusammenhang der vorhandenen Vorbedingungen notwendig wäre, würde das Wunder als wirkliches Wunder erscheinen. . . . So unermeßlich überwiegend spricht der Eindruck aller Erfahrung für stetige, Schritt für Schritt vorbereitende Entwicklung aller Naturereignisse, daß auch jenes allgemeine Zugeständnis doch nur dem stillen unablässigen Wirken Gottes in der Natur, aber nicht den plötzlichen Unterbrechungen des natürlich begründeten Geschehens durch augenblickliche Eingriffe der göttlichen Macht Glauben verschafft. Nur dann würde dieser Glaube entstehen, wenn die ideale

Bedeutung des Wunders im Zusammenhange des Weltganzen groß und deutlich genug wäre, um es als geschichtlichen Wendepunkt des Geschehens zu fassen, zu dessen Herbeiführung sich unbemerkt die wirkenden Kräfte des Weltalls vorbereitet hätten. Und diesen Gedanken würden an sich allerdings die wunderbaren Ereignisse erwecken, die in der Heiligen Schrift das Leben Christi verklären, wenn nicht teils die inzwischen veränderte Naturanschauung, teils die Auffassung des geistigen Sinnes, den sie darstellen sollen, uns ihre physische Realität zweifelhaft machte. Als der sichtbare Himmel über der flachen Erdscheibe noch für den Wohnsitz Gottes galt, konnte die Auffahrt zum Himmel dem Gemüte als eine reale Rückkehr des Göttlichen zu Gott erscheinen; nachdem die Astronomie um die kugelförmige Erde einen unermeßlichen gleichartigen Weltenraum kennen gelehrt hatte, fehlt dem Aufschwung das verständliche Ziel. Eine Zeit, die das Übersinnliche noch schwer vom Sinnlichen trennte, konnte die körperliche Auferstehung des Heilandes als Bürgschaft der eigenen Unsterblichkeit verehren; uns ist diese leibliche Wiederbelebung Gegenstand der Hoffnung; auch wirklich geschehen, würde sie uns nur die Fortdauer dieses Lebens gewährleisten, solange sein Träger, ein Körper, besteht; was uns trösten könnte, wäre der Beweis eines fortdauernden Lebens des Geistes, nachdem er in die unsichtbare Welt zurückgetreten ist, die uns in der sichtbaren verborgen umgibt (Mikrokosmus III, 363). Gewiß hat sich die Sachlage für uns, verglichen mit anderen Zeitaltern, verschlimmert, die Fortschritte der Erkenntnis auf den einzelnen Gebieten wissenschaftlicher Forschung haben die Unbefangenheit des religiösen Glaubens mehr oder minder erschüttert,

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