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Gegensatz von Geist und Stoff, der alles entstehen läßt. In den meisten Kosmogonien finden sich Weltbildner, der babylonische Gott Marduk teilt die Materie, der indische Brahmanaspati schweißt die Welt zusammen, nur selten haben wir es, wie in der Genesis, mit einem allmächtigen Weltschöpfer zu tun. Eine hervorragende Rolle in den verschiedenen Kosmogonien spielt das Ei (so bei den Polynesiern, Indern, Ägyptern etc.), das zerbricht und nun Erde und Himmel bildet. Überall berühren sich Religion und Mythologie einerseits und das gesamte geistige Weltbild anderseits; die monotheistische Tendenz der Genesis offenbart sich ebenso in der Schöpfung, wie die pantheistische Richtung der Ägypter, Babylonier und Inder in der Auffassung der Welt als eine Sphäre göttlicher Kraft. Bei den Iraniern tritt der scharfe Dualismus des Guten und Bösen, des Lichts und der Finsternis unzweideutig hervor, ein Kampf, der den endlichen Sieg des guten Prinzips in Aussicht stellt. Oder wir haben es in der Theologie mit Göttersagen zu tun, dem Ringen und Unterliegen verschiedener Dynastien und Geschlechter, — bisweilen steht noch (so bei den Griechen und Germanen) über den Göttern eine dunkle unpersönliche Macht, das Schicksal, dessen Lauf die Olympier wohl zu hemmen, aber nicht endgültig zu verändern vermögen.

§ 13. Mensch und Gott.

Wie der Mensch zu Gott steht, das ist die große Frage nicht bloß in der Religion, sondern auch in den vielfarbigen Spiegelungen dieses Verhältnisses durch die Mythologie. Auch hier lassen sich bei allen ethnographischen und kulturgeschichtlichen Unterschieden doch manche ty pische Züge erkennen; kennzeichnend ist die Einheit des menschlichen Wesens (des Selbst) und der Gottheit, wie

sie die Spekulation (so die Hegels) später immer schärfer herausgearbeitet hat. Den konkreten Ausdruck dieser inneren Verwandtschaft liefert der allgemein verbreitete Ahnenkult, wo eben die psychologischen Triebfedern: Sympathie und Achtung, in gleicher Weise wirksam sind. Auch hier muß eine kurze Übersicht ausreichen. Die Naturgeister werden in der Anschauung primitiver Völker ganz unwillkürlich zu selbständigen Mächten, die für das menschliche Leben bedeutungsvoll sind. Wenn die Huronen den Himmel verehren, so opfern sie ihm auch Tabak, um sich seiner Gunst zu versichern, da es von ihm ahbängt, die Jahreszeiten zu bestimmen und die Winde zu lenken; ja sie fürchten seinen Zorn, wenn sie es sich beikommen lassen, ihr Wort zu brechen. Ähnlich reden die Zulu vom Himmel als einer mächtigen Persönlichkeit, deren Zorn man im Gewitter verspüren könne. Auch bei den Samojeden und Finnen läßt sich dieser Übergang vom rein Natürlichen (Physischen) zum Anthropomorphen, wie ihn Max Müller genauer untersucht hat, beobachten; ihr Gott, der Himmel, ist der Uralte, Erste, der Lenker des Himmels, an den sich die Menschen mit ihren Gebeten um gedeihliches Fortkommen wenden. Schon der Ackerbau festigt dies ursprünglich lose Band immer mehr; wie der Donnergott meist nur Zerstörung und Verwüstung anrichtet, so verdanken die Saaten ihr Gedeihen dem gütigen Regengott, der deshalb auch so häufig verehrt wird. Die altgriechische Göttin entfaltet sieh später zur segenspendenden Demeter, deren ewiges Feuer im Tempel zu Mantinea brannte, und die Römer identifizierten sie unbedenklich mit der Terra mater. Die Feuerverehrung hat sich bei den dualistischen Parsis zu einem stark sittlich gefärbten Kultus entwickelt, der indische Gott Agni entkleidet sich seiner ursprünglichen sinnlichen Eigen

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schaften. Ebenso ist es mit der griechischen Hestia und der römischen Vesta und endlich mit der fast überall verehrten Sonne. Das Verhältnis nun zwischen Gott und Mensch ist ein doppeltes: entweder läßt sich die Gottheit zu den tief unter ihr stehenden Menschen hinab, indem sie in der Gestalt der Gottmenschen menschliche Erscheinung annimmt, oder die Menschen nähern sich, wenn auch langsam, der göttlichen Natur, sie werden ihrer Hinfälligkeit entkleidet und unsterblich, das sind die in Sage und Dichtung hochgefeierten Heroen, den Schutzgeistern nahe verwandt, die das Leben des einzelnen sorgsam behüten. Die Grenzen beider Sphären berühren sich öfter: bald werden, wie gesagt, die Götter zu Menschen, ohne ihre Würde einzubüßen, bald Menschen zu Göttern. Es wird auch wohl ein bestimmter Zeitpunkt für eine Götterherrschaft auf Erden angenommen, so in Ägypten vor König Menes; deshalb ist auch jeder Nachfolger ein Sohn der Sonne, ein Sonnengott, von der Mutter Erde geboren. Bei der Erschaffung der Menschen durch Râ, den strahlenden Sonnengott, hatte der verborgene Sonnengott Tum ihnen eine der seinigen gleiche Seele verliehen. Jeder Tote wird in der Unterwelt, wenn er nur mit den erforderlichen magischen Kenntnissen ausgerüstet ist, zum Osiris selbst und bewährt sich als solcher im siegreichen Kampf gegen die dunklen Mächte des Todes und der Finsternis. Die schärfste Ausbildung dieser Inkarnationslehre bietet wohl die griechisch-christliche Spekulation im Logos, dem fleischgewordenen Wort von Christus, wo die Einheit des menschlichen und göttlichen Wesens in alle Konsequenzen hinein verfolgt ist, ebenso wie beim buddhistischen Dalailama in Lhassa. Viel weiter verbreitet ist der Glaube an Halbgötter, Heroen, die durch eigene Kraft und Tüchtigkeit sich die Unsterblichkeit erringen, während der

Schamane und Zauberer nur für eine Zeitlang vermöge der Ekstase und Vision der Gottähnlichkeit teilhaftig wird. Gerade hier treffen sich rein mythologische Züge mit religiösen Bestandteilen, und auch hier lassen sich ungezwungen bei völlig stammfremden Völkerschaften (so bei Polynesiern, Amerikanern, Indiern) gleichartige Anschauungen feststellen. Es kommt vor, daß ein Gott durch Leichtsinn und Frevel seines Vorrechts verlustig geht und sich nun mit einem gewöhnlichen Schicksal begnügen muß. Oder ein Gott heiratet ein sterbliches Weib (oder umgekehrt), so daß das göttliche Ebenbild verblaßt, die Nachkommen wohl gar sterben oder nach den Inseln der Seligen entrückt werden. Sehr bezeichnend ist die Erzählung des Pausanias, daß die Bewohner von Marathon alle in der Schlacht Gefallenen verehrten, indem sie dieselben Heroen nannten; den in der Schlacht bei Platää Getöteten wurden sogar Opfer dargebracht. Neben rein mythischen Gestalten (besonders kommen hier die Sonnensagen in Betracht) begegnen wir auch wohl geschichtlichen Persönlichkeiten, Königen, wie Sargon von Agade in Babylonien, oder Weisen, wie Laotze und Kongtse in China, vor allem den großen Religionsstiftern, wie Mahavira, Buddha, Christus, Zoroaster usw. weiteres Zwischenglied in dieser Kette bilden die Heiligen der verschiedenen Religionen, durchweg mit außerordentlichen Wunderkräften ausgestattet, die meist eines nicht gewöhnlichen Todes sterben. Wieder anders ist die Stellung der Dämonen, die nach Hesiod ursprünglich rein göttliche Wesen waren, um dann von Zeus als Schutzgeister auf die Erde gesandt zu werden. Die Bedeutung der Dämonen als böser Geister ist ungemein weit verbreitet, vielleicht sogar anfänglich für die Naturvölker noch näherliegend als das Gegenbild, und die christliche

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Kirche hat diesen Gegensatz nur noch mehr verschärft. Diese schadenstiftenden Mächte, die in angsterregenden Träumen und in schweren Krankheiten die Menschen heimsuchen, gilt es durch den Kultus und durch besondere Austreibungen fernzuhalten. Krank sein heißt geradezu so viel wie von einem Geist geschlagen sein, und unsere deutsche Sprache bewahrt noch daran in dem Ausdruck Hexenschuß eine deutliche Erinnerung. Auch sonst glaubt der leicht erregbare Sinn des Naturmenschen sich überall von Kobolden und Dämonen bedroht, die sich im tiefen Wald verstecken, so daß man, wie die Niam-Niam sagen, ihre unheimliche Stimme im Rauschen der Blätter vernehmen kann. Mit den Gespenstern und Seelen verwandt sind die unheimlichen Incubi und Succubi, ferner die Vampire, die dem Menschen bei nächtlichen Besuchen das Blut aussaugen und ihn bis zum Gerippe ausmergeln, die Hexen beiderlei Geschlechts (übrigens durchaus nicht, wie man wohl gemeint hat, eine mittelalterliche Erfindung), endlich die eigentlichen Teufel, die dem uralten Dualismus gemäß in irgendwelcher Form auf allen Stufen religiös-mythischer Entwicklung wiederkehren. So wissen die Indianer auf Florida von einem bösen Gott Toia zu erzählen oder die Brasilianer von einem gewissen Widersacher Gottes, namens Epel, der bei Nacht arbeitet, oder an der Loango-Küste genießt der böse Gott, der besänftigt werden muß, noch häufiger eine Verehrung als der gütige, der sich so wie so schon hilfreich erweist. Immerhin ist die Vorstellung von einer Vergeltung böser Taten und der förmlichen Herrschaft eines Teufels über die Menschen, wie sie sich im Islam, im Avesta und im Christentum findet, verhältnismäßig nur selten, vollends der Kultus des Teufels, wie z. B. bei den Jezidis in Mesopotamien, die hoffen, daß er später wieder

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