ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

viel unter welcher Bedingung. Sie sagten: einmal Eins ist Eins, und bewiesen es; aber sie setzten lächelnd hinzu, das ist wieder ein Irrthum der menschlichen Vernunft, die immer irrt, wenn sie mit den Beschlüssen der ökumenischen Koncilien in Widerspruch geräth; einmal Eins ist Drei, und Das ist die wahre Wahrheit, wie uns längst offenbart worden, im Namen des Vaters, des Sohns und des heiligen Geistes! Die Scholastiker bildeten im Geheim eine philosophische Opposition gegen die Kirche. Aber öffentlich heuchelten sie die größte Unterwürfigkeit, kämpften sogar in manchen Fällen für die Kirche, und bei Aufzügen paradierten sie im Gefolge derselben, ungefähr wie die französischen Oppositionsdeputierten bei den Feierlichkeiten der Restauration.

Die Komödie der Scholastiker dauerte mehr als sechs Jahrhunderte, und sie wurde immer trivialer. Indem Descartes den Scholasticismus zerstörte, zerstörte er auch die verjährte Opposition des Mittelalters. Die alten Besen waren durch das lange Fegen stumpf geworden, es klebte daran allzuviel Kehricht, und die neue Zeit verlangte neue Bejen. Nach jeder Revolution muss die bisherige Opposition abdanken; es geschehen sonst große Dummheiten. Wir haben's erlebt. Weniger war es nun die

katholische Kirche, als vielmehr die alten Gegner derselben, der Nachtrab der Scholastiker, welche sich zuerst gegen die Cartesianische Philosophie erhoben. Erst 1663 verbot sie der. Papst.

Ich darf bei Franzosen eine zulängliche, füffisante Bekanntschaft mit der Philosophie ihres großen Landsmannes voraussehen, und ich brauche hier nicht erst zu zeigen, wie die entgegengeseztesten Doktrinen aus ihr das nöthige Material entlehnen konnten. Ich spreche hier vom Idealismus und vom Materialismus.

Da man, besonders in Frankreich, diese zwei Doktrinen mit den Namen Spiritualismus und und Sensualismus bezeichnet, und da ich mich dieser beiden Benennungen in anderer Weise bediene, so muss ich, um Begriffsverwirrungen vorzubeugen, die obigen Ausdrücke näher besprechen.

Seit den ältesten Zeiten giebt es zwei entge= gegengesette Ansichten über die Natur des menschlichen Denkens, d. h. über die letzten Gründe der geistigen Erkenntnis, über die Entstehung der Ideen. Die Einen behaupten, wir erlangen unsre Ideen nur von außen, unser Geist sei nur ein leeres Behältnis, worin die von den Sinnen eingeschluckten Anschauungen sich verarbeiten, ungefähr wie die genossenen Speisen in unserem Magen. Um ein

besseres Bild zu gebrauchen, diese Leute betrachten. unseren Geist wie eine tabula rasa, worauf später die Erfahrung täglich etwas Neues schreibt, nach bestimmten Schreibregeln.

Die Anderen, die entgegengesetter Ansicht, behaupten: die Ideen sind dem Menschen angeboren, der menschliche Geist ist der Ursiz der Ideen, und die Außenwelt, die Erfahrung, und die vermittelnden Sinne bringen uns nur zur Erkenntnis Dessen, was schon vorher in unserem Geiste war, sie wecken dort nur die schlafenden Ideen.

Die erstere Ansicht hat man nun den Sensualismus, manchmal auch den Empirismus genannt; die andere nannte man den Spiritualismus, manchmal auch den Rationalismus. Dadurch können jedoch leicht Missverständnisse entstehen, da wir mit diesen zwei Namen, wie ich schon im vorigen Buche erwähnt, seit einiger Zeit auch jene zwei sociale Systeme, die sich in allen Manifestationen des Lebens geltend machen, bezeichnen. Den Namen Spiritualismus überlassen wir daher jener frevelhaften Anmaßung des Geistes, der, nach alleiniger Verherrlichung strebend, die Materie zu zertreten, wenigstens zu fletrieren sucht; und den Namen Sensualismus überlassen wir jener Opposition, die, dagegen eifernd, ein Rehabilitieren der Materie bezweckt und den

Sinnen ihre unveräußerlichen Rechte vindiciert, ohne die Rechte des Geistes, ja nicht einmal ohne die Suprematie des Geistes zu leugnen *). Hingegen den philosophischen Meinungen über die Natur unserer Eenntnisse, gebe ich lieber die Namen Idealismus und Materialismus; und ich bezeichne mit

*) Hier findet sich in dem mir vorliegenden Originalmanuskript dieses Bandes folgende Stelle, welche indess von Heine selbst ausgestrichen ist, — vielleicht weil die am Schlusse citierten Shakspeare'schen Worte später (auf S. 140) in anderer Anwendung wiederkehren:

Auch diese zwei Systeme stehen sich seit Menschengedenken entgegen! denn zu allen Zeiten giebt es Menschen von unvollkommener Genussfähigkeit, verkrüppelten Sinnen und zerknirschtem Fleische, die alle Weintrauben dieses Gottesgartens sauer finden, bei jedem Paradiesapfel die verlockende Schlange sehen, und im Entsagen ihren Triumph und im Schmerz ihre Wollust suchen. Dagegen giebt es zu allen Zeiten wohlgewachsene, leibesstolze Naturen, die gern das Haupt hoch tragen; allen Sternen und Rosen lachen sie einverständlich entgegen, sie hören gern die Melodien der Nachtigall und des Rossini, sie lieben das schöne Glück und das Titian'sche Fleisch, und dem kopfhängerischen Gesell, dem Solches ein Ärgernis, antworten sie wie der Shakspeare'sche Narr: Meinst du, weil du tugendhaft bist, solle es keinen süßen Sekt und keine Torten auf dieser Welt geben?

„Diesen beiden socialen Systemen lasse ich daher die Namen Spiritualismus und Sensualismus.”

Der Herausgeber.

Heine's Werke. Bd. V.

8

dem ersteren die Lehre von den angeborenen Ideen, von den Ideen a priori, und mit dem anderen Namen bezeichne ich die Lehre von der Geisteserkenntnis durch die Erfahrung, durch die Sinne, die Lehre von den Ideen a posteriori.

Bedeutungsvoll ist der Umstand, dass die idealistische Seite der Cartesianischen Philosophie niemals in Frankreich Glück machen wollte. Mehre berühmte Sansenisten verfolgten einige Zeit diese Richtung, aber sie verloren sich bald in den christlichen Spiritualismus. Vielleicht war es dieser Umstand, welcher den Idealismus in Frankreich diskreditierte. Die Völker ahnen instinktmäßig, wessen sie bedürfen, um ihre Mission zu erfüllen. Die Franzosen waren schon auf dem Wege zu jener politischen Revolution, die erst am Ende des achtzehnten Jahrhunderts ausbrach, und wozu sie eines Beils und einer eben so kaltscharfen, materialistischen Philosophie bedurften. Der christliche Spiritualismus stand als Mitkämpfer in den Reihen ihrer Feinde, und der Sensualismus wurde daher ihr natürlicher Bundesgenosse. Da die französischen Sensualisten gewöhnlich Materialisten waren, so entstand der Irrthum, dass der Sensualismus nur aus dem Materialismus hervorgehe. Nein, jener kann sich eben so gut als ein Resultat des Pantheismus geltend machen, und da ist seine

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »