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ritten, der plötzlich den Mund aufthat und zu sprechen begann wie ein Mensch? Nein, ihr gläubigen Gemüther, ich reiste niemals nach Damaskus, ich weiß Nichts von Damaskus, als dass jüngst die dortigen Juden beschuldigt worden, fie fräßen alte Kapuziner, und der Name der Stadt wäre mir vielleicht ganz unbekannt, hätte ich nicht das Hohe Lied gelesen, wo der König Salomo die Nase seiner Geliebten mit einem Thurm vergleicht, der gen Damaskus schaut. Auch sah ich nie einen Esel, nämlich keinen vierfüßigen, der wie ein Mensch gesprochen hätte, während ich Menschen genug traf, die jedesmal, wenn sie den Mund aufthaten, wie Esel sprachen. In der That, weder eine Vision, noch eine seraphitische Verzückung, noch eine Stimme vom Himmel, auch kein merkwürdiger Traum oder sonst ein Wunderspuk brachte mich auf den Weg des Heils, und ich verdanke meine Erleuchtung ganz einfach der Lektüre eines Buches Eines Buches? Ja, und es ist ein altes, schlichtes Buch, bescheiden wie die Natur, auch natürlich wie diese; ein Buch, das werkeltägig und anspruchslos aussieht, wie die Sonne, die uns wärmt, wie das Brot, das uns nährt; ein Buch, das so traulich, so segnend gütig uns anblickt wie eine alte Großmutter, die auch täglich in dem Buche liest, mit den lieben, beben

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den Lippen, und mit der Brille auf der Nase und dieses Buch heißt auch ganz kurzweg das Buch, die Bibel. Mit Fug nennt man diese auch die heilige Schrift; wer seinen Gott verloren. hat, Der kann ihn in diesem Buche wiederfinden, und wer ihn nie gekannt, Dem weht hier entgegen der Odem des göttlichen Wortes. Die Juden, welche sich auf Kostbarkeiten verstehen, wussten sehr gut, was sie thaten, als sie bei dem Brande des zweiten Tempels die goldenen und filbernen Opfergeschirre, die Leuchter und Lampen, sogar den hohenpriesterlichen Brustlag mit den großen Edelsteinen im Stich ließen, und nur die Bibel retteten. Diese war der wahre Tempelschaß, und derselbe ward, Gottlob! nicht ein Raub der Flammen oder des Titus Vespasianus, des Bösewichts, der ein so schlechtes Ende genommen, wie die Rabbiner erzählen. Ein jüdischer Priester, der zweihundert Jahr vor dem Brand des zweiten Tempels, während der Glanzperiode des Ptolemäers Philadelphus, zu Jerusalem lebte und Sosua Ben Siras Ben Eliezer hieß, hat in einer Gnomensammlung, Meschalim, in Bezug auf die Bibel den Gedanken seiner Zeit ausgesprochen, und ich will seine schönen Worte hier mittheilen. Sie sind sacerdotal-feierlich und doch zugleich so erquickend frisch, als wären sie

erst gestern einer lebenden Menschenbrust entquollen, und sie lauten, wie folgt:

„Dies Alles ist eben das Buch des Bundes, mit dem höchsten Gott gemacht, nämlich das Gesetz, welches Mose dem Hause Sakob zum Schatz befohlen hat. Daraus die Weisheit geflossen ist, wie das Wasser Pison, wenn es groß ist, und wie das Wasser Tigris, wenn es übergehet in Lenzen. Daraus der Verstand geflossen ist, wie der Euphraies, wenn er groß ist, und wie der Sordan in der Ernte. Aus demselben ist hervorbrochen die Zucht, wie das Licht, und wie das Wasser Nilus im Herbst. Er ist nie gewesen, der es ausgelernt hätte, und wird nimmermehr werden, der es ausgründen möchte. Denn sein Sinn ist reicher weder kein Meer und sein Wort tiefer denn kein Abgrund."

Geschrieben zu Paris, im Wonnemond 1852.

Heinrich Heine.

Erstes Buch.

Deutschland bis Luther.

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