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machen der christlichen Principien nach allen Seiten, nach der Seite der zum Regimente Berufenen ebensowohl, wie nach der Seite der zum Gehorsam Verpflichteten. Hat man in diesem Sinne mit der Revolution gebrochen und zugleich überall in dem Geiste, der allein den Erfolg verbürgt, an einem Neubau gearbeitet: im Geiste nüchterner Weisheit und magvoller Selbstbeschränkung, gleich theilender Gerechtigkeit und freudiger Opferbereitwilligkeit ? Ach, daß wir diese Frage mit einem freudigen Ja beantworten könnten! Aber noch ist durch so Manches, was wir in deutschen Landen sehen, das Rechtsbewußtseyn des Volkes verlegt und verwirrt; noch harren auch wirkliche Bedürfnisse der Nation der ersten Anfänge einer Befriedigung; noch fehlt viel, daß überall da, wo man Ordnung will, mit Aufbietung aller persönlichen und fachlichen Mittel, mit Daransehung vor allen Dingen auch der eigenen Person, des eigenen Nugens und der eigenen Bequemlichkeit an der inneren Erneuerung unseres Volkes gearbeitet würde; noch ruht unser öffentliches Leben mehr auf der Gewalt, als auf ethischen Grundlagen; noch ringen die sich bekämpfenden Parteien von beiden Seiten mit einander mehr wie Naturpotenzen als wie wahrhaft sitt liche Mächte, und handgreiflich genug sehen wir auch Solche, die als die entschiedensten Bestreiter der Revolution auftreten, mit Waffen kämpfen, in denen wir wahrlich nicht Waffen des Lichtes und der Gerechtigkeit Christi zu erkennen vermögen, sondern nur dieselben Waffen, deren sich, wenn gleich unter entgegengesettem Zeichen, auch die Revolution bedient. Dabei bestehen, vielleicht gemindert, doch schwer gemug auch jest noch die materiellen und socialen Nothstånde und von allen Seiten, bis in die höheren Regionen der Gesellschaft hinauf, nehmen wir noch viele Zeichen der religiösen und fittlichen Zerrüttung und Verwilderung wahr. Wir müsfen auch jest sagen, daß unsere Lage noch nicht gut ist, daß Theol. Stud. Jahrg. 1852,

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unser gemeinsames Leben noch kranket und wanket, daß wir nur mit einem sehr ernsten Blick in die Zukunft zu schauen vermögen.

Was ist in dieser Lage unsere Aufgabe? Gewiß nicht, uns in stummer Resignation in uns selbst zurückzuziehen. Das wäre nicht der Rath des Glaubens, der die Welt überwindet, oder der Liebe, die Alles hoffet und duldet. Schon in harmloserer Zeit ist das Dichterwort: „Glücklich, wer sich vor der Welt ohne Haß verschließt!" - sitt: lich unzulänglich, vollends in so ernster, entscheidungsvoller Zeit. Da gilt es vielmehr, sich in opfernder Liebe hinzugeben und das wahr zu machen, was Luther in dem Buchlein von der christlichen Freiheit so herrlich ausführt: „daß ein Christenmensch, obgleich ein freier Herr über alle Dinge, doch zugleich ein dienstbarer Knecht sey und Jedermann unterthan." Ergeben sollen wir uns freilich überall, wo wir nach Umstånden ein göttliches Gericht, jedenfalls eine göttliche Fügung zu verehren haben. Aber das Vertrauen durfen wir dabei nicht verlieren. Gott wird mit uns auch noch Absichten der Gnade und des Heiles haben: nicht bloß mit Einzelnen, um sie wie Feuerbrände herauszureißen aus einem Flammenmeer, sondern auch mit dem Ganzen, mit unferm deutschen Volke und unserer deutschen evangelischen Kirche. Uber es ist gewiß, daß, wie Gott uns nicht helfen wird ohne uns, so auch dem Ganzen kein Heil kommen wird, ohne daß die Einzelnen ihre Schuldigkeit thun, Jeder an seinem Theile. Am allerwenigsten sollte man von uns Theologen und Geistlichen sagen können, wir seyen, wo Gott so mächtig gerufen, nicht erwacht, wir hätten, wo Er so vernehmlich gelehrt, nichts gelernt. Um allermeisten ziemt es sich für uns, die gottvergönnte Frist eifrigst auszukaufen durch rastlose Thätigkeit auf dem Gebiet, innerhalb dessen doch zuleht die tiefsten Probleme gelöst werden und die leh ten Entscheidungen über den Werth oder Unwerth, den Se gen oder Unsegen der Zeit fallen müssen.

Auf diesem Gebiete ist uns auch unsere Aufgabe klar genug vorgezeichnet: es ist die der innersten Lebenserneuerung unseres Volkes, der religió 8-sittlichen Regeneration, von der jede andere, wenn sie gründlich seyn soll, bedingt ist. Hierbei haben wir jedoch natürlich zu unterscheiden zwischen dem, was von uns hervorgebracht werden kann, und dem, was uns gege= ben seyn muß, um so Großes zu erzielen. Es ist klar, daß, wenn wir jene Aufgabe lösen sollen, wir das nicht so rein aus uns, den sündigen und schwachen Menschen, heraus zu bewerkstelligen vermögen, sondern daß eine höhere, objective Lebens macht da seyn muß, welche, in sich selbståndig und schöpferisch, in der That Kräfte der Erneuerung und Wiedergeburt für den Einzelnen und für die Gesammtheit in sich schließt und aus deren Fülle wir das schöpfen können, was wir für unsere Thätigkeit bedürfen.

Fragen wir: welches diese Lebensmacht sey, so sind es wei Dinge, auf welche unsere Zeit besonders hinzuweisen pflegt: das Eine ist das, was man unter Geses, Einrichtung, Institution begreift; das Andere das, was man humane Bildung, Cultur, Civilisation nennt. Wer wüßte nicht, daß Unzählige entweder von bes*|seren gefeßlichen Einrichtungen oder von den Fortschritten der Civilisation oder von beidem zusammen alles wesentliche Heil der Menschheit erwarten? Aber wenn es sich weiter fragt, ob sie das mit Recht thun, so können wir darauf nur mit Nein antworten. Gefeß und Civilisation find ja ohne Zweifel Güter von hoher Bedeutung, aber fie verlieren ih ren Werth, ja sie verkehren sich ins Gegentheil, wenn man ihnen Wirkungen zuschreibt, die sie hervorzubringen nicht im Stande sind. Alles Geset, auch das sittliche, kann nur das Böse zurückbrången und eine Richtschnur für das Gute geben; es bringt zum Bewußtseyn der Sünde, aber es befreit nicht von deren Macht, es heilt nicht von deren Schuld und Zerrüttung; es belebt nicht, sondern es tödtet,

Ein Inbegriff gesehlicher Einrichtungen aber vermag wohl das gemeinsame Leben dann, wenn schon eine gediegene Substanz desselben da ist, entsprechend zu organisiren, nimmermehr aber das Leben selbst seinem Inhalte nach zu er zeugen. Das, was die Grundlage des wahrhaft menschenwürdigen Lebens ausmacht, die Persönlichkeit in ihrem inneren Wesen, wird vom Gesetz und der Institution gar nicht eigentlich berührt, geschweige, daß davon eine durchgreifende Erneuerung auf dem Gebiete des persönlichen Lebens ausgehen könnte. Etwas anders verhält es sich in dieser Beziehung mit dem, was wir in den Worten Civilisation und Cultur zusammenfassen. Diese Macht tritt bestimm ter auch an die Persönlichkeit heran, sie will dieselbe bilden und entwickeln und thut dieß nach einer Seite hin auf zum Theil bewundernswürdige Weise; aber indem es hierbei, wenn sie Cultur nur des Humanismus ist, ihr Wesen ausmacht, lediglich das aus dem Menschen herauszubilden, was schon in ihm liegt, liefert sie bei consequentem Verfah ren zuleht nichts Underes als eine höchste Vollendung und Verfeinerung des natürlichen Menschen, d. h. des Menschen, der, wie vollendet auch sein Wissen und Können seyn mag, alles Wissen und Können in letter Instanz nicht anwendet im Dienste selbstverleugnender Gottes- und Menschenliebe, sondern im Dienste der Selbstliebe, die sich des eige nen Wohlseyns, vielleicht auch nur des eigenen Wohllebens erfreuen will. Sie schafft uns einen Menschen, in dem der Egoismus nicht gründlich zerstört, sondern im guten Falle nur verklärt, einerseits also gezähmt und verfeinert, und da rum minder zurückstoßend, andererseits aber auch mit allen Mitteln der Befriedigung ausgestattet und darum nur um so gefährlicher und verderblicher ist. Der Civilisationshus manismus lebt in der Illusion von der intellectuellen und ethischen Genugsamkeit und Vortrefflichkeit des Menschen, wie er von Natur ist; er kennt nicht die Macht der Sünde und ihres Princips, der Selbstsucht; er weiß nicht, daß die

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Natur gebrochen werden, daß der Mensch, der, vom Fleische geboren, nur Fleisch ist, wiedergeboren werden muß aus einem höheren Geiste, wenn in ihm zur Herrschaft kommen soll die Liebe, welche nicht das Ihre, sondern das der Andern sucht, und das Leben, welches nicht bloß Genuß, sondern Friede und Freude in Gott ist. Wenn aber diese Richtung nicht einmal die Vorstellung hat von einer Wiedergeburt, von einer wahrhaft gründlichen Erneuerung aus der Selbstfucht und Sünde heraus, wie könnte sie die Kraft dazu in fich tragen, und wie vermöchte sie, was eben so be deutend ist, weil es jeder wahren Wiedergeburt vorangehen muß, die Schuld der Sünde aufzuheben, da sie deren Gewicht nicht erkennt, noch weniger aber ernstliche Anstalt macht zur gründlichen Tilgung derselben und zur Wiederherstellung der Gemeinschaft mit dem Heiligen?

Dazu liegt das Vermögen nur in einer Macht, welche, ihrer inneren Beschaffenheit nach über den Bereich des Menschlichen erhaben und in sich vollkommen selbständig, in das menschliche Leben mit göttlich reinen, schöpferischen, Schuld Ne und Sünde tilgenden Kräften hereintritt, und dieses Leben se nicht bloß nach Einer Seite hin, sondern in seiner Ganzheit und von seinem innersten Mittelpunct aus mit einem neuen Seifte durchdringt, ihm ein ganz neues Princip einpflanzt. Eine solche Macht finden wir im Christenthum und nur in ihm. Das Christenthum macht sich keine Illusionen über den Zustand des natürlichen Menschen; es beschließt alle Renschen ohne Ausnahme unter die Sünde; es kennt die ganze Schuld und die tief zerrüttende Macht des Bösen in der Menschheit und im Einzelnen; aber es weiß auch von u einer heiligen Liebe Gottes, welche erbarmend will, daß Allen bugeholfen werde, und zuvorkommend das Verlorene sucht, num es versöhnt und geheiligt in ihre beseligende Gemeinendaft zurückzuführen. Und von dieser Liebe weiß das Chritenthum nicht bloß, wie von einer Sage, Sahung oder icebre, sondern es besigt sie als persönlichste Wirklichkeit in

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