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bem Sohne, der Mensch geworden, der, in alle Noth des Menschenlebens eingehend, Sünde und Elend auf sich genommen und eine ewige Versöhnung gestiftet hat, der in der reinen Fülle seines göttlichen Lebens ein vollkommen neuer Lebensanfang geworden ist und in jedem wahrhaft Gläubi gen einen neuen Lebensanfang begründet, indem er durch seinen Geist und seine persönliche Einwohnung den alten Menschen der Selbstsucht und Sünde tödtet und einen neuen Menschen der selbstverleugnenden Liebe und der Gerechtigkeit aus Gott ins Leben ruft. Hier haben wir nicht bloß ein Abstractum von Gefeß, welches zúgelt und ordnet, sondern persönliches Leben, welches wiederum persönliches Leben erzeugt; nicht bloß einen Inbegriff menschlicher Culturmittel, welche die Kräfte des Menschen entwickeln, um dem Ich der Selbstliebe die ganze Welt dienstbar zu machen, sondern eine göttlich gestiftete Versöhnung und Erlösung, welche wirklich Neues schafft und eine Liebe hervorbringt, die, weit über die Natur und das Ich hinausgehend, nicht herrschen, sondern selbstverleugnend dienen will. Hier haben wir Sündenvergebung und Sündentilgung, Friede Gottes und Kräfte des ewigen Lebens, Opfer und Dienst der Liebe, wie sie die geistig und leiblich leidende Menschheit jederzeit bedarf. Hier endlich haben wir Beziehung und Wirkung ebenso auf das innerste Centrum des Lebens, wie auf dessen ganzen Umfang, ebenso auf den Einzelnen, um ihn zur wahren gottebenbild lichen Persönlichkeit herzustellen, wie auf das Ganze, um demselben, ohne Einmischung in das Specielle der Gesetzge bung und Staatsgestaltung, doch die Principien einzupflanzen, aus denen allein zu jeder Zeit eine vollkommen menschenwürdige Staatsgestaltung hervorgeht.

Unsere Sache nun ist, uns dem Christenthum als freie Werkzeuge darzubieten, um die neuschaffenden, herstellenden, rettenden Kräfte desselben in alle Verhältnisse des Lebens einzuführen. Dieß ist allerdings eine allgemeine Aufgabe: jeder Stand, jedes Alter und Geschlecht, jeder

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Christenmensch ist irgendwie dabei betheiligt. Aber wenn vor Allem die Kirche und innerhalb ihrer zumeist die Geistlichkeit die höchsten Lebensgüter unter dem Volke zu pflegen, an Allem aber, was der Kirche obliegt, die Theologie den unmittelbarsten und intensivsten Antheil zu nehmen hat: so ist klar, daß jene Aufgabe doch in eminenter Weise der Theologie und ihren Vertretern gestellt ist, und man wird es wenigstens natürlich finden, wenn wir sie beson ders von dieser Seite betrachten.

Die besondere Aufgabe der Theologie in einer bestimm ten Zeit wird sich natürlich an deren allgemeine, sich stets gleichbleibende Aufgabe harmonisch anschließen. Diese lehtere geht auf wissenschaftliche Begründung des christlichen Heilsglaubens und auf Ausrüstung zum Dienste in der Gemeinschaft dieses Glaubens, der Kirche. Wenn nun hierzu die nähere Bestimmung hinzutritt, die Regeneration des ge= meinsamen Lebens durch die Heilskräfte des Christenthums fördern zu helfen, so wird dadurch nicht die Thätigkeit der Theologie an sich geändert werden, sondern diese Thätigkeit wird nur eine bestimmtere Richtung erhalten und es werden sich ihr zum Theil neue Probleme stellen. Die Zeiten der Zerrüttung und der Erneuerung machen, wie wir das aufs bestimmteste ausgeprägt in der Reformation sehen, immer die besonders energische und gründliche Verkündigung der Buße und des Glaubens an die wiederherstellende Gnade jum vornehmsten Bedürfniß. Demgemäß werden dann auch in der Theologie zumeist die Lehren zu treiben und nach dem Bedürfniß der Zeit von neuen Gesichtspuncten aus zu bearbeiten seyn, die sich einerseits auf die Sünde und das Heilsbedürfniß, andererseits auf die göttliche Heilsmittheilung nach ihrem objectiven Grunde und ihrer subjectiven Verwirklichung im Verlaufe der gesammten Heilsordnung beziehen. Und da jede Zerrúttung im inneren Leben der christlichen Belt damit zusammenhängt, daß Christus in der Fülle seiner Bedeutung und Wirkung zurückgetreten ist und im Be

wußtseyn der Christenheit gleichsam schläft, jede Wiederherstellung aber daran hångt, daß Christus wieder erweckt und in der Fülle seiner Kräfte wirksam wird: so wird es, da gewiß auch der Theologie hierbei eine Hauptmitwirkung zukommt, in solcher Zeit vor Allem deren Aufgabe seyn, die rechte und volle Erkenntniß von Christo zu begründen, von seiner gottmenschlichen Person und seinem heilbringenden Erlösungswerke, von ihm, dem Lebendigen, dem Könige und Herrn, wie er das Centrum der sittlichen Welt und der Retter in allen Verderbnissen des menschlichen Lebens ist. Die Theologie allein wird es freilich nicht vermögen, Christum im Glauben der Christenheit neu zu erwecken und die Geister in ihm, dem ewigen Lebensmittelpuncte, frisch zu sammeln; doch wird sie durch Herstellung einer licht- und lebensvolle ren Erkenntniß Christi den wesentlichsten Beitrag dazu ges ben können, einen Beitrag, der, wie er ein schlechthin unentbehrlicher ist, so nur von ihr geleistet werden kann.

Aber gerade einer neuen Zusammenfassung der Geister unter Christo, ihrem einzig wahren Haupte, setzt auch unsere Zeit besondere Schwierigkeiten entgegen. Denn das ist ja für Jeden, der einen offenen Blick in diese Dinge hat, klar genug, daß wir uns nicht in einer Periode organischer Ent-wickelung auf feststehenden religiösen, namentlich christlichen Grundlagen befinden, sondern in einer Periode kritischer Zerseßung und individualistischer Zersplitterung des höheren Lebens, in einer Zeit stärkster Auflösung und Verwirrung gerade der über Seyn und Nichtseyn entscheidenden Begriffe. Unverkennbar vorwiegend ist unter der Masse der Zeitgenossen noch der Zug der Vorliebe für die selbstgemachten Gedanken gegenüber den in die Geschichte hineingestellten Gottesgedanken, für das Abstracte gegenüber dem Concreten, für das Formelle gegenüber dem Substantiellen, für das Negative gegenüber dem Positiven; und wenn wir dem Mittelalter in religiöser Beziehung einen die individuelle Entwicke lung niederdrückenden Objectivismus vorwerfen, so haben

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wir die moderne Zeit zum mindesten eben so sehr anzuklagen wegen ihres alles Objective zerfasernden Subjectivismus, der nicht, wie Manche wähnen, in Folge der Reformation, wohl aber in Folge des Mißbrauchs der Reformation eingetreten ift. In solcher Zeit ist ja gewiß eine Lebenserneuerung auf dem Fundamente, welches von Gott in Chrifto gelegt ist, und die neu begründende, sammelnde Thätigkeit der Theolo gie dafür besonders schwierig. Gerade was dieselbe zum höchsten Bedürfniß macht, bereitet ihr die stärksten Hindernisse. Es sollen neue Grundlagen in den Gemüthern gelegt werden, und dem am meisten widerstreben die herrschenden Neigungen der Zeit. Aber eben dieß wird auch der Theologie ein noch vollständigeres Aufbieten ihrer Kräfte zur Pflicht machen; sie wird den Glaubensinhalt noch tiefer zu begründen, noch organischer zu gestalten, sie wird in ihrer Thätigkeit vornehmlich auch die ganze Energie des persönlichen Lebens einzusehen berufen seyn.

Unter diesen Bedingungen reicht keine Theologie aus, die nur gelehrte Forschung, noch weniger eine solche, die selbst in die Verkehrtheiten der Zeit verflochten oder deren Dienerin geworden ist. Immer zwar wird die wahre Wissenschaft einen frischen Geist der Forschung, einen offenen Sinn auch für das Mannichfaltige und Individuelle, für die wirklichen Bedürfnisse der Zeit und für alles wahrhaft Menschliche haben; aber eine Theologie, die nichts thåte, als fuchen, die nur eine Vielheit von Ansichten, die nur Zeitmáßiges und Menschliches hätte, würde nimmermehr die wahre, am wenigsten die in solcher Zeit heilsame seyn. Soll die Theologie den Suchenden etwas Genügendes bieten, so muß sie selbst gefunden haben und die Gewißheit in sich tragen, durch Gottes Gnade im Besite seligmachender Wahrheit zu seyn. Soll sie in die verworrene Zeit etwas Klares und Entschiedenes hineinstellen, so darf sie nicht selbst in den Grundfragen des Glaubens zwischen Ja und Nein schwanken, sondern muß ein festes Herz, einen neuen und gewissen

Geist gewonnen haben. Soll fie der ungeheuern Zersplitterung des Subjectivismus und Individualismus an ihrem Theile begegnen, so darf sie sich nicht auch auf die gebrechlichen Beine des bloß Subjectiven und Individuellen stellen, sondern muß auf die Wahrheit sich gründen, die ihre Bewährung im Glauben der Christenheit aller Jahrhunderte, in der Kirche und deren organischen Entwickelung gefunden bat. Soll sie dem Menschlichen in seiner Heils- und Hülfsbedürftigkeit göttlich herstellende und ordnende Kräfte eins pflanzen helfen, so wird sie das nicht vermögen durch einen Inhalt, der selbst wieder nur ein Product menschlichen Dens kens ist, sondern nur durch einen Inhalt, der hervorgegangen ist aus einem Inbegriff göttlicher Offenbarungs- und Heilsthaten. Zumeist aber wird nothwendig seyn, daß dieß Alles sich nicht auch wieder nur in abstracter Weise als Lehre und Theorie darstelle, sondern in persönlichster Lebensgestalt verwirkliche und daß die gesunde theologische Erkenntniß in ihren Pflegern getragen sey von der vollen Macht des ethischen Geistes. In Zeiten der Entscheidung und Neubegründung sind vor Allem sittlich gestählte, in sicherer Einheit unerschrocken und unermüdlich wirkende Geister, es sind solche Persönlichkeiten nothwendig, die man Charaktere nennt. Nicht eine subjective, wohl aber eine recht persönlich gewordene Theologie thut uns noth; nicht eine Kirche des Individualis mus bedürfen wir, wohl aber charaktervolle kirchliche Indis vidualitäten, die das, was in der Kirche werden soll, klar, rein und voll in sich selbst ausprågen, dafür als Herolde in Wort und That, als lebensfrische Kämpfer auftreten und sich überall, wo es nothwendig ist, ohne Vordringlichkeit, wie ohne Scheu in die Breschen der Zeit stellen.

3wei Grundrichtungen stehen sich jest auf dem Gebiete des geistigen Lebens gegenüber, nicht überall rein und streng ausgeprägt, in unklaren Köpfen und trüben Gemüthern selbst bisweilen mit einander vermengt, aber doch in ihrer innersten Weseneinheit einander so entgegengesetzt,

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