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sche Pietismus hatte hierzu den ersten Anstoß gegeben. Einjelne mißglückte Versuche durften nicht abschrecken. Wir verdanken dem göttinger Theologen Gotthilf Trau gott Zachari á die erste ausführlichere und gründlichere Bearbeitung der biblischen Theologie in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts a). Diese Arbeit ist eine wesentlich kritische, indem sie den Zweck hat, „den richtigen Berstand der theologischen Lehrsäße nach biblischen Begriffen, d. h. nach ihren Beweisgründen aus der h. Schrift", berzustellen. 3 a chariå geht mit der Vorausseßung an das überlieferte System, daß es mit der Bibel nicht mehr übereinstimme, sondern der Berichtigung durch dieselbe bedürfe. Seinem Unternehmen liegt vornehmlich die Ueberzeugung zum Grunde, daß die dicta probantia bisher nur in künstlicher und gezwungener Weise der kirchlichen Dogmatik an: gepast worden seyen. Er råth daher an, das System unserer Kirche eine Zeitlang zu vergessen, durch eigenes sorgfältiges Durchforschen der Schrift die in ihr befindlichen theologischen Lehren zu bestimmen, und durch Vergleichung der auf diesem Wege gewonnenen Resultate,,mit den bes kannten theologischen Lehren, welche als in der h. Schrift gegründet in unserer Kirche behauptet werden," die wahre Lehrsubstanz zu gewinnen. Die überlieferte Kirchenlehre von vorn herein, wie dieß früher geschehen war, als etwas „Ausgemachtes” anzunehmen, erscheint ihm von seinem neuen Standpuncte aus als unwürdige. Parteilichkeit b). Der frúberen unkritischen Methode gegenüber hat er auch vollkom

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a) D. Gotthilf Traugott 3 a charià, biblische Theologie oder Un-
tersuchung des biblischen Grundes der vornehmsten theologischen
Lehren 1. — 4. Theil. 2. Aufl. Göttingen 1775. 8. 1786
mit einem 5. Theil von Joh. Karl Vollborth vermehrt.
b) In der Einleitung S. III:,,Denn bei solchen Untersuchungen
würde man parteiisch handeln, wenn man selbst die wichtigsten
Lehren unserer Kirche als ausgemacht voraussehen und bloß
Beweise dazu suchen wollte. Hier muß man alle erlernte Wahr-

men Recht, wenn er bemerkt, es sey nicht genug,,,bei eis ner Wahrheit eine große Menge von Schriftstellen anzu führen, die man oft selbst nicht nachgeschlagen, am wenigften aber scharf geprüft, sondern aus Andern erborget und auf ihren Glauben angenommen habe" a). An ausführlicher Gründlichkeit läßt er es in der That in seinem bånde reichen Werke nicht fehlen. Nur weiß er sich von der scholastischen Methode der kirchlichen Dogmatiker selbst nicht loszumachen. Nachdem er in einer „vorläufigen Abhandlung" die Göttlichkeit der Schrift nachgewiesen, handelt er so ziemlich nach den hergebrachten Locis die einzelnen dog. matischen Lehrstücke ab, nur mit dem Unterschiede von den kirchlichen Systematikern, daß er, auf das überlieferte Dogma vèrheißenermaßen keine Rücksicht nehmend, die dicta probantia der Schrift einer eregetischen Untersuchung unterwirft und mit den Resultaten derselben das Dogma neu begrún det und herstellt.

Den Fleiß, die Umsicht, den redlichen Wahrheitsernst dieses gründlichen Bibeltheologen sind wir verpflichtet aufs entschiedenste anzuerkennen. War er auch nicht eben so fern von teller'scher Flachheit, wie von bahrdt'scher Frivolitát, so hat er dennoch über einzelne dogmatische Puncte wesentliches Licht verbreitet. Daß er das Bewußtseyn, die kirchliche Lehre habe sich von ihrer biblischen Quelle hie und da abgewandt und sey im Sande vertrocknet, wieder ge= weckt und als ein berechtigtes nachgewiesen hat, ist ihm sehr zu Dank anzurechnen. Die biblische Theologie aber zu einer wissenschaftlichen, selbständigen Bedeutung zu erheben,

heit gleichsam vergessen, um unparteiisch genug zu seyn, bloß was die h. Schrift lehret, ohne Rücksicht auf das, was diese oder jene Partei, dieser oder jener Gottesgelehrte für wahr und richtig hält, für wahr zu erkennen und auszugeben." a) X, a. D. S. LXII.

ist ihm allerdings nicht gelungen. Von einer geschichtlichen Entwicklung des biblischen Lehrstoffes hat er eigentlich noch keinen Begriff. Er hat es nicht mit einem Bibelgan zen, sondern nur mit Bibel stellen zu thun. Die biblischen,,Begriffe" selbst, die er erläutert, werden, da er sie nicht im Zusammenhange mit dem Schriftorganismus aufzufassen weiß, willkürlich abgeschwächt und entstellt. Die concreten biblifchen Anschauungen verwandeln sich fast alle unter seinem kritischen Messer in abstracte Formeln und die Sachen zerfließen ihm in Bilder. Die Beschreibung der ewigen Strafen z. B. Matth. 25, 14.; Offenb. 20, 10.; Luk. 16, 24. u. f. w. enthält ihm ,,Redensarten," die lauter Gleichnisse sind, so daß auf die Beschaffenheit der Sache selbst nichts daraus gefolgert werden kann a). Die Versöhnung der Menschen durch Christum ist ihm eine ,,Wiederherstellung des Glücks der Menschen durch Christum" b); denn Die Absicht des ganzen persönlichen Unterrichts Christi ging dahin, die Menschen zu versichern, daß er wirklich der zum Glücke der ganzen Erde verheißene Heiland der Menschen fey" c). Die Vorstellung des ,,Opfertodes Chrifti ist bildlich zu erklären, am Ende von allen bloß bildlichen Umstån, den zu reinigen, und das darin enthaltene Eigentliche heraus zu finden" d). Nach diesem Reinigungsprocesse hat Christus das durch die entstandene Zerrüttung der menschlichen Natur verlorene Glück der Menschen" diesen wieder verschafft, indem er die menschlichen bei Gott verdienten Strafen erduldet hat e). Von hier aus begreifen wir, wie unserem biblischen Kritiker auch der Ausdruck,,Buße” zu viel Stoffliches in sich enthalten und er denselben „,biblischer” in eine Beránderung der bisherigen Denkungs- und Lebensart” umsehen kann f), während er den doch unstreitig bis

a) Bb. II. S. 432.—b) Vgl. den vierten Abschnitt des zweiten Theils, Bd. III. S. 1. ff.— c) Bd. III. S, 88, — d) HI, S, 280. e) III. S. 311. f) IV. S. 157.

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Theol. Stud. Jahrg. 1852,

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blischen Begriff der Wiedergeburt" als eine große Revolution im menschlichen Zustande und Leben" beschreibt a) und seine ängstliche Scheu vor solchen „metaphorischen" Ausdrücken am deutlichsten dadurch kund gibt, daß er an ráth, sich solcher im theologischen Vortrage lieber „gånzlich zu enthalten" b).

Sie können sich wohl ohne weiteren Nachweis nach solchen Beispielen vorstellen, daß auf diesem Wege, tros aller angeblichen Fortbildung, für die biblische Theologie nichts Wesentliches zu gewinnen war. Das subjectiv - kriti sche Verfahren, das Zachariá eingeschlagen, und wobei von einem tieferen Eingehen in den Schriftgeist und die Schrifteigenthümlichkeit gar nicht die Rede seyn konnte, hatte nur eine vorübergehende negative Berechtigung gegen die verkehrte hergebrachte orthodore Methode in fich.

Es lag im nothwendigen Verlaufe der Entwicklung, daß Versuche gemacht werden mußten, den unwissenschaftlichen Weg 3 acharia's zu verlassen und die biblische Theologie zu einer wirklichen Wissenschaft zu erheben. Nach einer Reihe von vereinzelten, einseitig kritischen, die Wissenschaft um nichts fördernden Arbeiten traten zwei Gelehrte mit dem Anspruche auf, einen solchen Fortschritt einzuleiten: der Prediger zu Münchberg, G. Ph. Chr. Kaiser, und der um die Theologie hochverdiente de Wette.

Das Buch von Kaiser gehört zu den sonderbaren Erscheinungen in der deutschen Theologie, die wir uns nur aus der Verwirrung aller Begriffe, welche im Anfange dieses Jahrhunderts auf theologischem Gebiete herrschte, erklåren können. Verdienstlich ist dasselbe insofern zu nennen, als Kaiser zuerst das Bedürfniß nach einer principiellen Behandlung der biblischen Theologie

a) IV. S. 299. — b) IV. S. 305.

et

gefühlt und ausgesprochen hat. Hiermit ist nun aber auch Kaiser's Verdienst zu Ende. Indem er nämlich behauptet, dag bis jest gar kein Princip vorhanden sey, welches auf die biblische Wissenschaft seine Anwendung finden könnte, fiellt er als ein ganz neues und eigenthümliches das soges nannte,,Princip des Universalismus" auf. Die biblische Religion" wird damit auf Eine Linie mit allen andern „Religionen" herabgeseht, und zwar in dem Sinne, daß „nach bem weisen göttlichen Gesehe der Allmählichkeit und Stetig. keit und der menschlichen Vernunft und Freiheit" fie wie alle andern Religionen Zeitbegriffe in sich trågt und „jur idealen ewigen Religion nur emporkeimt." Nach dem Principe des Universalismus muß nun diese (mit Heidenthum und Judenthum theoretisch auf Einer Linie stehende) biblische Religion dergestalt in die univerfale, „die auf ihrem eigenen heiligen Principe beruht", aufgenommen wer ben, daß ihre Zeitideen ausgefondert, ihr Mythisches prak tisch wohlthätig gemacht, ihr Positives endlich „nach dem Hange und Bedürfnisse des großen Haufens (!) gez schüßt" und auch für „Esoteriker brauchbar gemacht wird” a). Kaiser ist so fern davon, die Bibel aus ihrem eigenen Besen oder Principe heraus verstehen zu wollen, daß er von vorn herein es aufgibt, mit ihrem eigenen Wefen auch nur etwas anfangen zu können. In der willkürlichsten Weise werden daher biblische Vorstellungen von ihm ,,univer

») Bgl. die biblische Theologie oder Judaismus und Christianiëmus nach der grammatisch - historischen Interpretationsmethode und nach einer freimüthigen Stellung in die kritisch verglei= hende Universalgeschichte der Religionen und in die universale Religion. Erlangen 1813. Vorrede, S. II u. folg. Wie die ganze Anlage des Buches, so ist auch die Terminologie besselben sonderbar. Bir finden darin die Ausdrücke: „Fetisfologie, Secfetiffologie, Hierogeozoologie, uranofetiffologie, Apotheoso= logie, Habofetissologie, Kosmosotyrie, Anthroposotyrie (??), pabokrifologie, Makariologie."

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