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falifirt," d. h. in launenhafter Religionsmengerei, wie sie Herr,,Nork" bis auf den heutigen Tag treibt, mit andern Religionsvorstellungen zusammengeworfen und ihrer eigenthümlichen Wahrheitssubstanz entkleidet. Was bibli sche Theologie an der Bibel ist, das ist ihm Schale, die an ihr zerschlagen werden muß, damit der Allerwelts kern des Universalismus als Residuum zurückbleibe, ja, selbst die biblische Individualitát Christi (des,,Jesus Mas schiach”) wird dahin universalisirt, daß Jesu die „glückliche Organisation der Phocione, Brutus, Luther" zugeschrieben wird.

Es war eine wahre Wohlthat, daß fast gleichzeitig mit diesem verunglückten Versuche das Lehrbuch der biblischen Dogmatik alten und neuen Testaments von de Wette erschien a). Wie Kaiser, so fühlt auch de Wette das Be dürfniß nach principieller Behandlung der biblischen Wissenschaft; wie Kaiser sucht auch er nach einem univerfas listischen Principe, das er die reine Idee der Religion" nennt b). Aus dieser reinen Idee heraus will auch er den Bibelinhalt verstehen. Die „,rein religiösen Elemente” mús sen von den fremdartigen Bestandtheilen ausgeschieden, es muß so das Wesen der Religion als solcher aufgefaßt wer den. Bei der Scheidung des ,, Fremdartigen" erklärt de Wette, den von der Geschichte gelieferten angeblich re ligiösen Stoff mit den Aussprüchen und Gesehen des idea len Vernunftglaubens und des religiösen Ge fühls" vergleichen zu wollen, um zu sehen, was dieser ,,rein" angehört. Zu dem „, Fremdartigen" rechnet d Wette aber alles das, was über die Grenzen des Ver

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a) Biblische Dogmatik des alten und neuen Testaments, oder kritisch Darstellung der Religionslehre des Hebraismus, des Judenthum und Urchristenthums. Zum Gebrauch akademischer Vorlesungen 1813.

b) Erster Abschnitt, §. 2.

nunftglaubens hinausschreitet oder eine Gefühlsanschauung in „sinnlicher Anschauung oder wissenschaftlichem Begriffe" darstellt.

So sehr nun auch de Wette hiernach das falsche Prin= cip mit Kaiser zu theilen scheint, so vortheilhaft zeichnet et fich durch die kritische Keuschheit, mit der er den biblischen Stoff behandelt, durch den richtigen Lact, den er in der Vergleichung fremder Religionsvorstellungen einbalt, durch den historischen Sinn, nach welchem er die Entwicklung des biblischen Lehrinhaltes mit meisterhafter Klarheit darlegt, und endlich auch durch den würdigen Ernst, den er bei aller Freiheit der Forschung und Unbe fangenheit des Urtheils der h. Schrift gegenüber nie aus den Augen seht, vor der religionsmengerischen Willkür Kai ser's aus. Bezeichnet de Wette somit in der Methode der Behandlung unserer Wissenschaft einen ganz bedeus tenden Fortschritt, so sind wir dagegen der Wahrheit bie Erklärung schuldig, daß sein Princip ein ebenfalls verfehltes ist und in seiner abstracten Fassung nur irre leiten konnte. Indem de Wette den Maßstab seines religionsphilosophischen Systems an die Bibel anlegt und alles das von ihrem Lehrinhalte ausscheidet, was diesem Maßstabe nicht gerecht ist, wird ihm die Bibel zum Reflere feiner Religionsphilosophie, und wir lermen darum eigentlich in der biblischen Dogmatik de Wette's nicht sowohl die Glaubenssubstanz der Bibel, als die religionsphilosophischen Ansichten de Wette's kennen.

Wir können hier nur unser Bedauern aussprechen, daß Don der biblischen Theologie" Vatke's bis dahin nur Der erste Theil des ersten Bandes erschienen ist. Der Grund hiervon scheint uns nicht sowohl in einem Mangel an wissenschaftlichem Ernste und an geistiger Tüchtigkeit, wovon dieses Werk Zeugniß ablegt, als vielmehr in der Mangelhaftigkeit des wissenschaftlichen Principes zu

liegen, von welchem Batke ausgeht, und durch welches die Wirkung der Schrift gelähmt werden mußte. Dasselbe foll unstreitig gewissermaßen eine Correctur des de wette's schen seyn. Man hat der de wette'schen Theologie nicht ganz mit Unrecht den Vorwurf überwiegender Sub jectivitat gemacht. In der That find die Resultate der biblischen Dogmatik de Wette's nur subjectiv, d. h. nur insoweit wahr, als die religiöse Gefühlsanschauung de Bette's eine wahre ist. Wer anders fühlt und empfin det, der kommt zu andern Resultaten. Das Bestreben Batke's ist dagegen darauf gerichtet, ein objectiv gülti ges Princip für unsere Wissenschaft aufzustellen, einen Standpunct zu finden, „welcher alle Gestalten des geistigen Lebens als Glieder eines großen Organismus betrachtet und jeden besondern Standpunct als integrirendes Moment des Ganzen zu begreifen sucht" a). Wir kennen diesen Standpunct; es ist derjenige der hegel'schen Geschichtsbetrach tung. Er stellt sich insofern als den entschiedensten Ges gensaß zu dem de wette'schen dar, als ihm alles Subjective und Individuelle als solches geradezu für principwi drig, für ein bloß vorübergehendes Moment gilt, während nur der objective Proceß der Vermittelung, das sich Unterscheiden des Geistes von sich selbst und Wiederaufheben die, ses Unterschiedes in den drei Momenten der Allgemeinheit,, Besonderheit und Einzelheit, zur wahren Offenbarung der Religion führt. In der Form dieses Processes läßt nun auch Batke die alttestamentliche Theologie sich vor uns expliciren. Es wäre ungerecht, zu verkennen, daß auch auf diesem Wege Vatke neue Anschauungen gewonnen und jedenfalls sehr anregend gewirkt hat; das Princip ist aber mehr als verfehlt, es ist verkehrt. Wie irrthüm

a) Die Religion des alten Testaments nach den kanonischen Bü chern entwickelt. 1885. Einleitung, S. 14.

lich ist es doch, zu meinen, daß mit demselben die lebendige Bewegung der Hauptmomente der biblischen Religion" bargestellt werde a)! Nach einem todten Schema wird hier bie lebendige Geschichte in ein abstractes Fachwerk eingeschachtelt, und was wir als lobenswerth an der vatke'fchen Arbeit anerkennen müssen, verdanken wir gerade nicht seiner philofophirenden Methode, sondern seinem individuellen lebendigen Geiste. Also auch auf diesem Bege wird uns nicht der wahre Bibelinhalt, sondern nur dasjenige von der Bibel zu Theil, was die hegel'sche Dialettit, nachbem fie mit dem Dreitacte ihrer Methodik an der Bibel herummanipulirt hat, von ihr übrig zu lassen für gut befunden.

Bir dürfen uns keineswegs verwundern, daß nach sol-den Vorgängen, nachdem alle Versuche, die biblische Theologie zu einer principiellen Wissenschaft zu erheben, als ge= scheitert zu betrachten waren, D. G. C. von Cölln im Einverständnisse mit K. W. Stein dieselbe als eine,,le= diglich historische Wissenschaft" aufzufassen und durchzuführen unternahm b), indem nach seinem Dafürhalten fowohl das falsche Streben nach einer praktischen und populären Behandlungsweise, als unrichtige Vorstellungen von ihrem Berhältnisse zum theologischen System, zur allgemei nen Religionsgeschichte und zur Religionsphilosophie den wahren Gesichtspunct uns verrückt hatten. Unstreitig hat sich auch von Cölln durch einfache und lichtvolle Entwicklung der biblischen Vorstellungen und Lehren nach einem hiftorischen Schematismus ein nicht unbedeutendes Verdienst erworben und sich redlich bestrebt, was er verheißt,,,an der Ansicht und Denkart der biblischen Lehrer und Schriftsteller bei der Auffassung und Stellung ihrer Religionsbegriffe freng festzuhalten" c). Allein nicht mit Unrecht hat schon

EX. a. D. 6. 147.

b) D. Daniel Georg Conrad von Cölln's biblische Theologie, (nach dem Tode des Verfassers) herausgegegeben von D. D. Schulz. 1836. 2 Bånde. Bd. 1. S. 28 f. c) I, 30.

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Batke bemerkt, daß der objective Charakter unserer Wis senschaft nicht dadurch erreicht werden könne, daß man von: ihrer wissenschaftlichen Seite ganz abstrahire, sich alles eigenen Urtheils begebe und bloß die historischen Thatsachen reden lasse »). Mit dem besten Willen kann daher auch von Cölln seinen gemäßigt rationalistischen Standpunct nicht verleugnen. Auch er bringt einen Maßstab der Beurtheilung für die biblischen Schriftsteller mit, wenn auch nicht gerade denjenigen der fries'schen oder hegel'schen Philosophie. Auch er hat ein Princip, von dem er ausgeht, wenn auch nicht gerade ein speculatives. Ist er unbefangener als seine Vorgänger, so ist er es darum, weil seine Grundanschauungen philosophisch weniger scharf durchgebildet und dogma: tisch weniger bestimmt ausgeprägt sind. Im Ganzen, abge sehen von dem, was er Alles bei seinen Vorgängern- gelernt hat, kehrt er so ziemlich wieder auf den Standpunct Zacharia's zurück, vor dem er freilich die historische Behandlung und die zweckmäßigere Anordnung voraus hat.

Mit einer gewissen Nicht-Befriedigung machen wir darum hier nun Halt. Wir fanden dreifache Versuche, welche auf dem Wege der kritischen, der speculativen und der historischen Methode bemüht waren, eine Wissenschaft der biblischen Theologie zu begründen, und die alle ihr Ziel nicht erreicht haben. Dennoch dürfen wir das,

was sie geleistet, nicht zu gering anschlagen. Mußte erst das Bewußt. seyn geweckt werden, daß die hergebrachte Dogmatik den biblischen Grund theilweise verlassen habe, so lag es dann ganz im Geiste der Zeit, den Inhalt der Bibel aus Zeitbegriffen, anstatt aus ihrem eigenen Geifte und Wesen heraus, ergrün den zu wollen. Diese Versuche gingen irre, aber wie viel ist uns der Gewinn der Erkenntniß werth, daß wir kein frem: des Feuer auf die Altáre der Bibel tragen, daß wir sie aue

a) Die Religion des alten Testaments, S. 13.

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