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nur Ty

andern an, niemand wollte seine Hand hergeben; nur Ty streckte seine Rechte vor und legte sie dem Wolf in den Rachen. So konnte die Fessel angelegt und an zwei Felsen befestigt werden. Je mehr der Wolf sich anstrengte, sie zu zerreißen, desto tiefer schnitt sie ein; je wilder er zerrte, desto stärker zog sie sich zusammen. Da lachten alle Götter nicht, denn er mußte seine Hand lassen; der Wolf biß sie ihm an der Stelle ab, die seitdem Wolfsglied (d. h. das Handgelenk) heißt, und Ty besaß nur noch eine Hand. Furchtbar riß der Wolf seinen Rachen auf und schnappte gewaltig um sich. Da schoben ihm die Götter ein Schwert in das Maul, so daß der Griff im Unterkiefer seine Stütze fand, die Spitze aber im oberen Gaumen steckte; das ist die Gaumensperre des Wolfes". Er heulte entsetzlich, und Geifer rann aus seinem Maule, das ist der Fluß, der Wan heißt. Dort liegt er bis zum Untergange der Götter.

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Es ist ein hübscher Witz, daß aus dem feinsten und zartesten Stoffe das stärkste und festeste Band wird, und da die Götter den Wolf überreden, sich mit der scheinbar ganz harmlosen Fessel wie im Scherze binden zu lassen, heißt das Band vermutlich Gleipni, d. h.,,Spaßmacher". Auch bei der Fesselung Lokis mit den Därmen seines Sohnes erlangt das anfangs weiche Band erst nach der Anlegung Härte und Festigkeit. Ähnliche scheinbare Unmöglichkeiten, wie sie hier zusammengestellt sind, kennt Sage und Märchen auch sonst, überhaupt ist der Bericht ganz im Stile des Märchens gehalten. Aber als mythischer Kern bleibt die Fesselung des Wolfes durch Ty und die Gaumensperre des Ungeheuers bestehen.

Der Hohn der Götter über den tapferen Wagemut ihres opferfreudigen Genossen verrät, daß eine jüngere Zeit sich in die Handlungsweise Tys nicht mehr zu finden vermochte. Als Oberhaupt der Götter mußte er für ihre Sache eintreten

erst spätere Zeit machte aus seiner heldenhaften Tat blinde. Tollkühnheit. Wie der einhändige Ty sich am besten dem einäugigen Odin vergleichen läßt, so bietet auch das Verpfänden des Auges an Mimi die passendste Parallele für die Verpfändung der Hand an den Fenriswolf. Der himmlische Lichtgott war wesentlich Tagesgott; darum mußte er sich zur Nachtzeit irgendwie geschwächt zeigen: das Verpfänden der Hand bezeichnete ursprünglich wohl das zeitweise Verschwinden des Tageslichtes überhaupt. Denn die Hand scheint eine

ähnliche Bedeutung wie das Schwert Freys, Heimdalls oder Baldrs zu haben; die gewöhnlich mit dem Schwerte bewaffnete Hand kann dem Schwerte selbst gleichgesetzt werden, und dieses bedeutet den Strahl des Lichtgottes. Aus diesem Gegensatze des Lichtes gegen die Finsternis, weil jenes für die hauptsächlichste Äußerung der Tätigkeit des Himmelsgottes angesehen wurde, wird es erklärlich, wie gerade er zu dem wilden Schlachtengotte werden konnte.

Beim letzten Kampfe zwischen den Göttern und den feindlichen Mächten treffen sich Thor und die Midgardsschlange, Heimdall und Loki nicht zum ersten Male, sondern stehen einander schon von früher her feindlich gegenüber. Man sollte erwarten, daß dabei auch Ty mit Fenri kämpfen sollte, daß Ty, der lichte Himmel, vom Wolfe der Finsternis verschlungen würde. Nach einer Angabe verschlingt auch Fenri dann die Sonne (Vafpr. 46), nach der andern aber den Odin, während Ty mit dem Höllenhunde Garm streitet, und beide den Tod erleiden (Gg. 51). Für Odin, den Windgott, paßt dieser Kampf ursprünglich nicht. Vermutlich hat eine Übertragung stattgefunden der jüngere Götterkönig übernahm die Stelle des älteren.

Verschiedene Seen scheinen in Schweden nach dem Gotte genannt zu sein: Tibon, Tigotten, Tisan, Tisaren, Tynn und Tisjön; bestimmt trägt die öde Waldlandschaft Tiveden zwischen dem Wenern- und Wettersee (an. *Tyviper) nach ihm ihren Namen. Merkwürdigerweise ist keine schwed. Ortschaft mit Ty gebildet, während doch die anderen Götter mehr oder weniger häufig begegnen. Mit gutem Grunde hat man daraus geschlossen, daß zu einer Zeit, wo Namen wie Odensåker, Torsharg, Fröwi, Ullersäter und Närdalunda aufkamen, der Gott Ty nicht mehr für würdig angesehen wurde, einem Orte den Namen zu geben, oder auch, daß er zu wenig bekannt war. Da aber sein Name gleichwohl bei Wäldern und Seen vorkommt, die natürlich älter sind als diese Ortsnamen, so darf auch das als eine Stütze für die Annahme gelten, daß Tys Macht im Laufe der Zeit gesunken ist.

Der an. Name für die Blüte von Daphne Mezereum

Tyvidr scheint eine Beziehung auf Ty als Gott des lichten Frühlingshimmels zu enthalten und damit die Pflanze als Frühlingsverkündigerin zu bezeichnen. In ähnlicher Weise heißt das Veilchen auf Island Tírsfíóla (Viola canina), und ein Ort in Dänemark Tiislund (Hain des Tius). Vor allem war dem über Kampf und Recht entscheidenden Gotte die Hasel heilig. Erst als er hinter Odin und Thor zurücktrat, konnten die Dänen bei Dublin einen aus Haseln bestehenden Wald dem Thor weihen (s. u. Thor). Aber die Verwendung, die die Haselstauden in den Gerichtsverhandlungen und Kampfordnungen zur Umhegung des unter göttlichen Schutz gestellten Platzes hatten, auf dem das Recht, sei es durch Urteil, sei es durch die Waffen, gefunden werden sollte, weist deutlich auf Ty als Thinggott hin. Durch Haselstangen, die als Waffe des Himmelsgottes

galten,

Herrmann, Nordische Mythologie.

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die von außen mit heiligen Bändern umzogen waren, wurde der Kreis abgesteckt. In diesem Ringe saßen die Richter. Der Zweikampf und noch mehr die Volksschlacht galten als eine religiöse, unter der Gegenwart des Kriegsgottes stehende und von ihm geleitete Handlung. Der angreifende Heerkönig wie der zum Zweikampfe fordernde Mann bestimmten die Stelle des Treffens, und der Forderer ,,haselte" den Platz, d. h. ließ ihn mit Haselstecken marken.

Auf der Westseite des Gosforth-Kreuzes in Cumberland, das aus dem 7., spätestens aus dem 9. Jhd. stammt, ist ein Doppelungeheuer abgebildet, zwei Schlangenleiber mit je einem Wolfskopfe. Davor steht ein Mann, der in der einen Hand ein Horn hält, mit der andern einen Speer oder Stab, den er in die Wolfsrachen stößt, so daß diese wie durch den Stab auseinander gehalten erscheinen. Das ist sicherlich die Fesselung des Fenriswolfes und seine ,,Gaumensperre". Das Horn aber ist das Heimdalls, womit er über alle Welten ruft und die Helden zum Streite weckt (Abbildung 6).

Forseti.

Forseti heißt ein Sohn Baldrs und Nannas. Er hat im Himmel den Saal, der Glitni (Glänzer) heißt, und alle, die mit schwierigen Händeln zu ihm kommen, gehen versöhnt fort. Dort ist die beste Gerichtsstätte, von der Götter und Menschen wissen (Gg. 32). Auf goldenen Säulen ruht des Saales silbernes Dach; hier verweilt er die meisten Tage und begleitet gütlich die Fehden (Grímn. 15).

Auch die Urteile seines Vaters Baldr können nicht um. gestoßen werden (Gg. 22), und in seiner Behausung darf sich nichts Unreines finden; kein anderes Land in aller Welt ist von Freveln frei. Wie ihr Name Breidablik (weißer Glanz, der weit und breit strahlt) schon anzeigt, strahlt auch sie von edlem Metalle (Grímn. 12; Yngl. S. 5).

Außer diesen dürftigen Bemerkungen deuten nur noch die Hofnamen Forsetelund und Forsätelund in Norwegen (Hain des Forseti) auf seine Verehrung hin.

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Forseti ist also der göttliche Richter, der Vertreter des Friedens und der Gerechtigkeit. Aber daß er kein alter nordgermanischer Gott ist, beweist schon sein unnordischer Name ,,der Vorsitzer", und im nordischen Volks- und Rechtsleben findet sich nicht die geringste Anspielung auf diesen rechtsprechenden Gott.

Von einem friesischen Gott Fosite, Fosete, Foseti, der im 8. und 9. Jhd. auf Helgoland verehrt wurde, erzählen die Bekehrer:

Willibrord kam an der Grenze zwischen den Dänen und Friesen zu einer Insel, die von den Bewohnern nach ihrem Gotte Fosite Fositesland genannt wurde, weil auf ihr Heiligtümer dieses Gottes standen. Dieser Ort wurde von den Heiden mit solcher Ehrfurcht betrachtet, daß von den dort weidenden Herden oder daselbst befindlichen Gegenständen niemand etwas anzurühren wagte. Zugleich war dort eine Quelle, aus der man nur schweigend schöpfen durfte; sonst verfiel man in Wahnsinn oder starb eines schrecklichen Todes; auch Menschenopfer wurden dem Fosite gebracht (V. Willibrordi 10). Erst Liudger gelang es i. J. 785, die Einwohner dieser Insel, die nach dem Namen ihres falschen Gottes Fosete Fosetesland hieß, dem Christentum zu gewinnen, alle Tempel des Fosete zu zerstören und dafür christliche Kirchen zu bauen (V. Liudgeri 22). Seitdem nahm die Insel, die vordem Fosetisland hieß, den Namen Helgoland an; denn sie war allen Seefahrern, zumal aber den Seeräubern ein ehrwürdiger Ort. Es ging die Rede, daß Seeräuber, wenn sie einmal von da auch nur die geringste Beute hinweggeführt hätten, entweder bald darauf durch Schiffbruch umgekommen oder im Kampf erschlagen wären ; keiner sei ungestraft heimgekehrt (Ad. Br. IV 3). Nach alter friesischer Sage hat dieser Gott einst selbst sein Volk das friesische Recht gelehrt und einen Quell aus der Erde sprudeln lassen (D. S. Nr. 445).

Daß Fosite den Bewohnern Helgolands als der höchste Gott gegolten hat, beweisen seine Tempel, die Quelle, die dort weidenden Rinder, die unverletzlich sind, die Menschenopfer und der auf der Insel herrschende heilige Friede, den nicht einmal die Wikinger zu verletzen wagen. Es ist der gewaltige Himmelsgott, unter dessen Schutz und Frieden das versammelte Volk tagt, der dem Gerichte vorsteht und alle Händel beilegt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß statt des handschriftlich überlieferten Fosite vielmehr Forsite zu lesen ist; Forsita, ahd. Forasizo, ist der Vorsitzende, Tius Forsita also der Vorsitzende der Gerichtsgemeinde. Seit alter Zeit

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