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In den Liedern findet sich keine Erwähnung von Widars Schuh; nur Snorri kennt ihn als dicken, eisernen oder von den Abgängen menschlichen Schuhwerkes gefertigten Schuh. Die Bemerkung, es sei verdienstlich, diese Lederflecke beiseite zu werfen, da sie für Widars Schuh verbraucht würden, ist ein sehr junger, unmythischer Einfall. Fenri hatte Tys Hand, die ihm dieser in den Rachen gesteckt hatte, abgebissen. Ließ man Widar seinen Fuß in den Rachen des Untieres setzen, so mußte natürlich sein Fuß geschützt werden. Die Überlieferung selbst tut dies mit verschiedenen Mitteln, bald mit Eisen, bald mit dick übereinander genähten Lederstreifen.

Auf der Ostseite des Gosforthkreuzes sieht man ein Ungetüm mit Schlangenleib und je einem Wolfskopfe zu beiden Enden des Schlangenleibes (Abbildung 11). Vor dem Tiere steht ein Mann, der in der rechten Hand einen Speer hält, während die linke den Oberkiefer des Wolfes emporzieht. Der linke Fuß

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des Mannes steht auf dem Unterkiefer des Wolfrachens. Das ist deutlich Widars Kampf mit dem Fenriswolfe.

Weit unsicherer ist es, ob die Darstellung auf einem Granitblocke einer Kirche in Dänemark (Lime, Salling) den heidnischen Mythus in christlicher Auffassung zeigt (Abbildung 12).

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Der geringe Raum gestattete dem Künstler nicht, Widar vor dem Wolfe anzubringen, wie es auf dem Gosforthkreuze der Fall ist. Darum wurde von der Rolle abgesehen, die der Schuh spielt, und Widar wurde dargestellt, liegend auf dem Rücken des Fenriswolfes. Dafür zeigt der Künstler, wie das Ungeheuer Odin verschlingt; es hat den Kopf des höchsten Gottes bereits mit den Zähnen zermalmt, aber es hält ihn noch an den Armen fest. Der den Weltuntergang überlebende Gott, der in der neuen und besseren Welt das

Regiment führt, ist ein passendes Symbol für den allmächtigen Herrn, der Sünde und Tod überwand und nun als Herrscher neben dem Vater thront.

Bragi.

Odin hat den Dichtermet erworben und teilt davon denen mit, die dichten können. Die Skaldschaft heißt Odins Fund und Gabe, Odin gibt dem Sänger Dichtkunst. Aber neben ihm erscheint in der Reihe der Asen noch ein anderer, Bragi.

Er ist ausgezeichnet durch Weisheit, besonders aber durch Redeklugheit und Sprachgewandheit. Aber am meisten jedoch ist er in der Dichtkunst erfahren, und daher wird die Dichtkunst nach ihm „bragr genannt, und nach seinem Namen ist „bragr" der Männer oder „bragr" der Frauen genannt, wer von den Männern oder Frauen sich vor andern durch dichterische Begabung hervortut (Gg. 26). Bragi ist der erste Liederschmied und der Skalden Bester (Grímn. 44), Runen sind auf seine Zunge geritzt (Sigrdr. 16), d. h. er zeichnet sich durch Liederweisheit aus. Er ist Iduns Gemahl, und ist der Alte, der langbärtige Ase, Odins, des Langbarts Sohn (Sk. 10).

Mit der Greisengestalt Bragis hängt sichtlich zusammen, daß ihm als Gattin Idun zugesellt wird; bei ihrem Verschwinden werden die Götter alt und grau, bis sie zurückgebracht ist. Bragi, der Sängerahn mit langem Bart und dem Rohrstab, durfte dieses verjährten Aussehens auch in seiner höheren Stellung nicht entkleidet werden, aber die Verbindung mit Idun wahrte seinem Alter Kraft und Jugendfrische. An ihrem Hauptmythus, dem Raube durch den Riesen Thjazi, ist er weiter nicht beteiligt. Mit dem Ausdrucke ,,Bragis Weib", kann nur Idun gemeint sein (Grettis S. 66). Beide Gatten treten zusammen bei Egis Gastmahl auf:

Da Bragi Lokis boshaften Charakter kennt, verweigert er dem Aufnahme begehrenden Loki Stätte und Sitz beim Trunk. Als aber Loki dennoch von Odin zugelassen wird und von seinem Heilrufe an die Götter den einen Asen Bragi, der drinn auf den Bänken sitze, ausnimmt, bietet ihm Bragi als Buße Roß und Ring und ein Schwert. Loki aber, ohnehin durch Bragis schroffe Absage gereizt, faßt tückisch seine Versöhnlichkeit und Nachgiebigkeit als Angst und Feigheit auf: von allen Asen und Elben meide er am meisten die Gefahr und scheue den Schuß. Als Bragi auf

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braust und droht: wenn sie hier nicht an heiliger Stätte wären, würde er Loki längst das Haupt abgeschlagen haben, höhnt ihn Loki weiter:,,Im Sessel bist kühn du, doch säumig zur Tat, du Bänkelungerer". Vermittelnd greift Idun ein: sie will Bragi, den bierberauschten, beschwichtigen, daß nicht Zorn entzünde den Kampf. Sie beschwört ihn bei ihren gemeinsamen Kindern und allen ihren Pflegesöhnen, Loki nicht weiter zu lästern (Lok. 16).

Der Dichter kennt also Kinder, die aus der Ehe Bragis mit Idun entsprossen sind. Die Adoptivsöhne Bragis aber sind eine besondere Klasse der Einherjer, die in Walhall eingegangenen Skalden. Nach späterem Glauben mag Bragi diejenigen Einherjer für sich in Anspruch genommen haben, die sich bei Lebzeiten der Dichtkunst geweiht hatten.

Ob und wieweit der von Loki erhobene Vorwurf der Feigheit berechtigt ist, wissen wir nicht. Vermutlich wußte man vom Dichtergotte keine Heldentat, keine Teilnahme an Kriegen zu erzählen; sein Mut und seine Tapferkeit wurden in den Göttermythen nirgends hervorgehoben. Vielleicht liegen Züge aus dem Leben zu grunde. Als Egil den Zorn Eiriks Blutaxt auf sich geladen hatte, ward ihm geraten, zu tun wie einst Bragi Boddason, der, in den Zorn des Schwedenkönigs Björn gefallen, zu dessen Lobe über Nacht ein zwanzigstrophiges Preislied dichtete und dafür sein Haupt erhielt; Egil folgte diesem Beispiele sofort durch Abfassung seines berühmten Liedes ,,Hauptlösung". Es ist möglich, daß dem Dichter solche Ereignisse des wirklichen Lebens vorgeschwebt haben; er legte sie Loki in den Mund, der auch den harmlosesten Vorfall zu verzerren und zu schwärzen weiß. Der Skalde vollends, der aus seinem eigenen Schatze Roß und Ring verschenkt, der also, statt Gaben zu empfangen, solche austeilt, noch dazu aus seinen eigenen Mitteln, muß dem Nordländer viel Spaß gemacht haben.

Das erste Kapitel der Skáldskaparmál (d. h. Poetik), die sogenannten Erzählungen Bragis, ist ein Dialog zwischen Bragi und Egi.

Odin hat den Meergott zu einem Gastmahle eingeladen; am Abend, als das Trinken beginnen sollte, ließ er Schwerter in die Halle tragen, die waren so glänzend, daß ein Schein davon ausging, und es keiner

andern Beleuchtung bedurfte. Die Wände waren mit schönen Schilden bedeckt. Die Götter setzten sich auf ihre Hochsitze. Bragi war Ægis Nachbar, und während sie tranken, tauschten sie Gespräche. Bragi erzählte dem Herrscher des Meeres verschiedene Begebenheiten, die sich vordem bei den Göttern zugetragen hatten, von Iduns Raub, dem Ursprunge der Skaldenkunst, von Odin und Gunnlöd.

Man könnte annehmen, dadurch, daß Snorri Bragi selbst den Bericht von Idun und Loki in den Mund legt, sei dessen Anteil an dem Mythus geschwunden, aber dieser ist fremden Ursprunges und von den Nordleuten ausgebildet, ohne daß Bragi dabei eine Rolle zugedacht ist (s. u. Idun).

Als Dichter und Sprecher der Götter tritt Bragi auch in den Skaldenliedern des zehnten Jahrhunderts auf, die den Empfang gefallener norwegischer Könige in Walhall feiern. Er hat dort neben Odin seinen Raum und führt mit ihm ein Gespräch über die Herankunft des Heldenkönigs, vor dem es kracht und tost, wie wenn Baldr zurückkäme (S. 282). Mit Hermod geht er in Odins Auftrage Hakon dem Guten in Walhall entgegen und spricht als Wortführer den feierlichen Willkomm aus: Aller Einherjer Frieden sollst du haben, empfange du Bier bei den Asen (S. 284).

Etwas später als die beiden Ehrenlieder auf den Schlachttod norwegischer Fürsten (935, 951) ist das Zeugnis Egils (um 975): der Dichtermet wird als der mit Freuden begrüßte Fund der Asen bezeichnet, der in uralter Zeit aus der Riesenwelt getragen wurde, als der fehllose Bragi im Bette lebendig wurde (Snt. 2, 3). Die Erzeugung Bragis wird also, wenn die Übersetzung richtig ist, mit der Erlangung des Dichtermetes in Verbindung gesetzt: der Dichtergott wird der Sohn Odins und der den Dichtermet hütenden Gunnlöd genannt; bei ihr, im Riesenreiche ruhte Odin, als er den Met erlangte.

Die feierlichen Becher, die sich an das Erbbier anschlossen oder am Julabende für das neue Jahr geleert wurden, hießen bragarfull,,Becher des Fürsten“, nicht Bragafull „Bragibecher", haben also mit dem Dichtergotte nichts zu tun.

Bragi ist eine der jüngsten Gestalten des nordischen Götterhimmels. Er ist weder ein altgermanischer, noch ein volkstümlicher nordischer Dichtergott, er ist von den nordi

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