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und Volk entstanden war, wie er selbst i. J. 27 Augustus und vorzüglichster Bürger geworden war, wie die neue Regierungsform Freiheit und Friede dem Lande gebracht hat. Daran hat er einige Zeit später einen Abschnitt angehängt, worin er die Zuwendungen an den Staat, vor allem die plebs Romana, die Stadt Rom überhaupt und die Soldaten, zum Teil aus eignen Mitteln, aufzählt. Es ist das Kapitel der grossen Zahlen, in dem zum ersten Mal die Persönlichkeit schon schärfer hervortritt. Hier klopft Augustus auf den Geldbeutel und zeigt, dass er sichs nicht nur seine Arbeitskraft und seine Gesundheit, sondern auch sein Geld hat kosten lassen. Hier tritt Octavian als der erste aus der langen Reihe von Caesaren auf, die dem Volke panem et circenses gaben, zugleich als jener, der sich rühmte Rom aus einer Ziegelstadt zu einer Marmorstadt gemacht zu haben. Dann kam das Jahr 2 v. Chr. heran mit neuen, noch grösseren Ehren für den unterdessen alt gewordenen. Kaiser: der Augustus wurde Vater des Vaterlandes; von den beiden jungen Adoptivsöhnen war Gaius Caesar schon im Jahre 5 vom Senat zum Konsul für das 20. Lebensjahr designiert, jetzt wurde es auch Lucius Caesar. Durch diese und andere Ehren kamen beide zu einer Art Kronprinzenstellung. Für Augustus war die wichtige Frage der Vererbung seiner Würde gelöst. Bald nach diesem Epochejahr hat Augustus das Dokument wieder zur Hand genommen, hat das bereits Aufgezeichnete revidiert und ergänzt, sowie einen dritten Abschnitt daran geschlossen. Der Bringer von Freiheit und Friede, der grosse soziale Fürst feiert sich, oder besser jetzt: sich und seine präsumtiven Nachfolger als die gewaltigen Mehrer des Reiches. Das Dokument, das bis dahin nur mit innerpolitischen Dingen sich beschäftigt hatte, greift nun auch nach den grossen Erfolgen seit dem Jahre 12 v. Chr. hinüber auf das Gebiet der äusseren Politik. Unbekümmert darum, dass der erste Abschnitt ganz auf den Frieden gestimmt war, wird jetzt auf einmal der Kriegsruhm des römischen Volkes verkündet. Hierin zeigt das Schriftstück so recht den Wechsel der Zeiten: die Tendenz der augustisch-agrippischen Samtregierung bis zum Jahre 12 spiegelt der erste Teil wieder, die Tendenz der folgenden zwei Jahrzehnte mit dem Jahr des Höhepunktes, dem Jahre 2 v. Chr., im Mittelpunkt hat im dritten Abschnitt vornehmlich ihren Niederschlag gefunden. Zweimal, sahen wir, arbeitete Augustus an diesem Abschnitt. Nachdem das Schicksal dem alten Manne die beiden Kronprinzen geraubt hatte, verzichtete er darauf, die Adoption des neuen, ihm unsympathischen Nachfolgers in dem Dokument noch zu vermerken, dagegen setzte er ihm in dem Abschnitt von den Erfolgen nach aussen noch ein Denkmal. Als dann schliesslich die varianische Niederlage dem Greise den Lebensabend noch vollends trübte, da unterliess er auch die Weiterarbeit an dem jüngsten Abschnitte des Schriftstücks. Was noch hinzuzusetzen war, trug Tiberius vor der Veröffentlichung im Jahre 14 v. Chr. nach

oder liess es nachtragen, indem er in pietätvoller Weise auf das Allernotwendigste sich beschränkte und die wenigen Zusätze und Änderungen dem Autor in den Mund legte. Mit fast ängstlicher Zurückhaltung sind die ersten Kapitel geschrieben in Zeiten, da das Vertrauen zu der Dauer der neuen Ordnung der Dinge noch nicht vollkommen war, damit das Dokument, wenn dem Schöpfer der neuen Ordnung frühzeitig etwas Menschliches passiert wäre, die junge Schöpfung den kommenden Generationen empfohlen und als erhaltenswert hingestellt hätte; ebenso vorsichtig ist die nachträgliche Schlussredaktion gehalten nach den schweren Schlägen in der inneren und äusseren Politik der letzten Regierungszeit. Dazwischen liegt die Zeit der grossen Erfolge, in der Augustus freier und offener von seiner Thätigkeit, selbstbewusster von seiner Persönlichkeit spricht. Im ersten Abschnitte haben wir den Augustus vor uns, den Horaz in seinen Staatsoden und der Schöpfer der Statue von Primaporta zu feiern versucht haben, den Herrscher, dem nach grossen blutigen und unblutigen Erfolgen im Innern und nach Aussen doch das Höchste war, seinem Volke den Frieden sowie die politische und sittliche Wiedergeburt gebracht zu haben. Zu diesem Ideal ist der Greis, allerdings nur gezwungen, wieder zurückgekehrt, und somit ist das Bild, das die erwähnten Künstler von ihm geschaffen haben, doch das richtige. Mit den vorhergehenden Zeiten verglichen ist die augustische Periode seit der Begründung des Principates trotz aller Grenzkriege eine Friedensepoche sondergleichen. Friede auf Erden" ist schliesslich doch auch der Grundton unseres Dokuments, worin eine bald sechzigjährige, mit Erfolgen reichgesegnete Herrscherthätigkeit sich wiederspiegelt.

Was ich hier niedergeschrieben habe, ist zugleich ein lauter Protest gegen die Theorie von der Grabschrift, die MOMMSEN mit Recht so scharf bekämpft hat. Die diesen Gedanken in die Welt gesetzt haben, haben dem Dokument das Beste genommen, was es uns giebt. Sie lesen nur, was in und nicht was zwischen den Zeilen steht. Ein politisches Schriftstück grossen Stils, nicht eine simple Grabschrift haben wir vor uns, und MOMMSEN hat Recht daran gethan,') dasselbe in Parallele zu setzen mit den gleichartigen Dokumenten aus den Federn orientalischer und hellenistischer Herrscher, die, wenn auch nicht direkt,) die Vorbilder waren, voN WILAMOWITZ hat ebenso richtig auf die Inschrift des Hadrian im athenischen Pantheon hingewiesen,") die offenbar ihm nachgebildet war. Alle erhaltenen Dokumente dieser Art aber übertrifft das Monumentum Ancyranum nicht nur an Umfang, sondern auch nach dem Inhalt,

1) Röm. Gesch. V, S. 599 Anm. 1, Histor. Zeitschr. LVII, 1887, S. 395 f. 2) MOMMSEN a. a. O. S. 396: „Wir können nicht hineinsehen in die Kunde, welche Augustus und seine Staatsmänner von dem Orient gehabt haben, und der direkten Copie der dortigen Institutionen ist Augustus durchaus aus dem Wege gegangen." 3) Hermes XXI, 1886, S. 623 f. Beiträge z. alten Geschichte II 1.

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E. Kornemann, Zum Monumentum Ancyranum.

und zwar in dem Maasse, als Augustus und seine Zeit alle übrigen Persönlichkeiten und Epochen, aus denen uns ähnliche Dokumente erhalten sind, an universalhistorischer Bedeutung überragen.

Sehr zu bedauern ist der Verlust der erwähnten hadrianischen Inschrift,') da durch einen Vergleich der beiden Monumente sich am besten der grosse Unterschied der Zeiten des ersten Princeps von Rom und des ersten absoluten Monarchen der griechisch-römischen Welt im 2. Jahrhundert hätte zeichnen lassen. Trajan ist der letzte Nachfolger jenes Augustus der Jahre 12 v. Chr. bis 6 n. Chr. gewesen, der in die Bahnen Caesars einzulenken begonnen hatte mit einer expansiven Richtung in der äusseren Politik, die seit Claudius wieder aufgenommen wurde. Hadrian ist der erste Vorgänger des Diokletian und Konstantin, der Vater des Byzantinismus, mit seiner Richtung auf einseitigen Ausbau im Innern und Verzicht auf weitere Ausbreitung, also auf Abschluss und Stillstand nach aussen, was aber leider im Leben der Völker mit Rückschritt gleichbedeutend ist. Augustus verordnete, seinen offiziellen Lebensbericht nach seinem Tode in Rom vor seinem Grabmal aufzustellen, da er in erster Linie für die Hauptstadt gesorgt hatte, Hadrian dagegen brachte selbst seine Inschrift in Athen an und rühmte sich besonders dessen, was er griechischen und barbarischen Gemeinden hatte angedeihen lassen. Der Hellenismus war unter Hadrian vollkommen siegreich bis hinauf zum Throne. Konstantin zog die Konsequenz der ganzen Entwicklung: er erbaute die neue Hauptstadt seines Namens, Konstantinopel, auf der Grenze von Occident und Orient und verlegte den Schwerpunkt des Reiches nach dem Osten. Hier wurde dann schliesslich der Hellenismus vom Orient fast erdrückt.2) Der Kreislauf der antiken Geschichte vollendete sich. Diese erste Zeit menschlicher Hochkultur hat ihre Geburts- wie ihre Todesstunde in und durch den Orient erlebt, der, wandelbar wie Proteus, seit Jahrtausenden bald Leben bald Tod der Menschheit gebracht hat.

1) Wir haben nur einen kurzen Überblick über ihren Inhalt bei Pausanias I 5. 5. 2) Vgl. STRZYGOWSKI in dem bedeutenden Buch Orient oder Rom, sowie in diesen Beiträgen oben S. 105 ff. und (Hellas in des Orients Umarmung) in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 17. und 18. Februar 1902.

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I.

Inschrift der Statue des
Louvre A 90 Rückenpf

Z.1. Die obere Hälfte ganz zerstört. Erster Zeichenrest in Höhe des I von shi ki-j hr in Z.3.

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