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Mitteilungen und Nachrichten.

Die attischen Archonten der Jahre 265/4-263|2.

Von F. Jacoby.

Im ersten Bande dieser Zeitschrift (S. 401 ff.) hat JULIUS BELOCH über die attischen Archonten des 3. Jahrh. v. Chr. bekanntlich die dunkelste Zeit der griechischen Geschichte gehandelt und ist zu Resultaten gekommen, die z. T. stark von denen FERGUSONS1) und KIRCHNERS2) abweichen. Ohne im ganzen BELOCHS Ansätze durchzugehen, obwohl sie mir auch in anderen Punkten nicht einwandfrei zu sein scheinen, will ich hier nur die Archonten der Jahre 265/4-263/2 feststellen, da gerade diese nach verschiedener Richtung hin interessant sind.

Für 264/3 und 263/2 kannten wir die Archonten Diognetos und Arrheneides; jenen aus dem sogenannten Marmor Parium, das von ihm die Jahre zählt, diesen aus der Chronologie Zenons, des ersten Schulhauptes der Stoa. Es ist überflüssig, die zahllosen Versuche aufzuzählen, ihr zeitliches Verhältnis zu bestimmen. Denn bis jetzt ist, wie BELOCHS Aufsatz von neuem zeigt, eine Einigung nicht erzielt. Die Frage wird aber meines Erachtens entschieden durch ein Fragment aus der Chronik des Atheners Apollodoros, das ich der Güte des Herrn DR. W. CROENERT verdanke. Ich habe es seiner historischen Wichtigkeit wegen alsbald in meiner Dissertation) veröffentlicht, und das aus ihm gewonnene Resultat ist auch bereits von KIRCHNER in seiner Prosopographia Attica I no. 1163. 2252. 3853 verwertet worden. Dagegen kennt BELOCH es nicht, da er sonst nicht folgende Ansätze hätte geben können (p. 418):

266 5 Peithidemos
265/4 Arrheneides
264 3 Diognetos.

Peithidemos kann keinesfalls der unmittelbare Vorgänger des Arrheneides gewesen sein noch hat dieser, wie BELOCH will, 265/4 regiert. Denn eben seinen Vorgänger lernen wir aus dem erwähnten Fragmente kennen, das in einem Papyrus Philodems Περὶ τῶν φιλοσόφων ) col. III steht und nach CRÖNERTS Lesung so lautet:5)

1) The Athenian Archons of the third and second centuries before Christ. Cornell Studies of Classical Philology X (1899).

2) In seiner fördernden Besprechung des FERGUSONschen Buches: Gött. Gel. Anz.

1900, S. 433-481.

3) De Apollodori Atheniensis Chronicis, Berlin 1900, S. 18, 77.

4) Volum. Herc. coll. I tom. VIII.

5) Die Ergänzungen stammen zum grössten Teil von Herrn Prof. DIELS.

11*

6. καὶ ̓Απολλό[δω]ρος δὲ τὸ καθηι-
ο]ῆσθαι [τίθησι τὴν πόλιν [ἐπ ̓ ̓Αν-
τιπ]άτρου τ[ου] πρὸ ̓Αρρενείδ[ου
καὶ φρουρὰ[ν εἰς] τὸ Μουσεῖον [τότε
10. εἰσῆχθ[αι ὑπ ̓] Αντιγόνου [καὶ τὰς
ἀρχὰς [ἀνηιρῆσθ]αι καὶ πᾶν ἑν[ὶ
βουλεύ[ειν? ἐφ]εῖσθαι.

Arrheneides' Vorgänger endete also auf άroov. Als wahrscheinliche Ergänzung bietet sich 'Avtínaroos, dessen Name auf dem Stein CIA. IV 2, 616 b erscheint, den man dem 3. Jahrh. zuweist.1) Das Distinktiv o noò 'Agoεveídov soll ihn kaum von dem gleichnamigen Archon des Jahres 389/8 unterscheiden, sondern dient dazu, den Leser über die Folge der Ereignisse in Zenons Leben in diesem Zusammenhange steht das Fragment bei Philodem aufzuklären. Zenon aber ist eben im Jahre des Arrheneides gestorben; 2) und die von ROHDE und GOMPERZ sattsam aufgehellten Zeitverhältnisse3) der beiden ersten Häupter der Stoa gestatten nicht, diesen Tod anders als auf 264/3 oder 263/2 anzusetzen. Denn Kleanthes, der unter dem Archon Aristophanes 331,0 geboren) und im 99. Lebensjahr5) im Archontate des sonst nicht bestimmbaren Jason gestorben ist, 6) also 233/2 oder 232/1- je nachdem wir inklusiv, wie es bei derartigen Angaben fast immer geschieht, oder exklusiv rechnen hat die Schule 32 Jahre) geleitet. Also kann Zenons Tod nur in 264/3 oder 263/2 fallen; doch ist ersteres Jahr vorzuziehen. Da nun Zenon unter Arrheneides gestorben ist, da weiter Diognetos nur in einem dieser beiden Jahre Archon gewesen sein kann, und da schliesslich der unmittelbare Vorgänger des Arrheneides Antipatros war, so ergiebt sich mit Notwendigkeit folgende Reihe:

265/4 Antipatros
264/3 Arrheneides
263/2 Diognetos

Nun können wir uns auch die Notiz in Eusebs Kanon: Zeno stoicus moritur, post quem Cleanthes, die von sämtlichen Hss. des Hieronymus zu Ol. 124, 1 264/3 gesetzt wird, als Bestätigung für das Jahr des Arrheneides gefallen lassen.) Die Ratsschreiber sind für alle drei Jahre unbekannt, widersprechen also jedenfalls der obigen Anordnung nicht. Wohl aber stimmt mit ihr der Schaltcyklus, wie ihn A. SCHMIDT, Handb. d. Gr. Chronologie 1888 und UNGER, Philol. Suppl. V, 1889, für diese Zeit aufgestellt und wie ihn BELOCH selbst S. 417 bestätigt gefunden hat. Denn Arrheneides bat in einem Gemein

1) KOUMANOUDES, Aðýv. VIII S. 231. FERGUSON S. 36.

2) Пegi rov qilosógov col. IV, wo vom Archontennamen nur dny erhalten ist. Diog. VII 10 im Volksbeschluss für Zenon.

3) ROHDE, Rhein. Mus. 33, S. 622ff. Gomperz, ebda. 34, S. 154 f. Doch setzt letzterer Zenons Tod falsch an.

4) Index Stoic. Herc. col. XXIX 1.

5 Ps. Lukian, Macrob. 19. Valer. Max. VIII 7 ext. 11. Censorin, d. die nat. 15,3. Diog. VII 176. Über diesen vgl. USENER bei SUSEMIHL, Neue Jahrb. 125 S. 738 und DIELS, ebda. 139 S. 749.

6) Index Stoic. col. XXVIII 9.

7) Vgl. GOMPERZ a. a. O., der COMPARETTIS Lesung berichtigt. Irrtümlich hält BELOCH S. 406 die 32 Jahre des Scholarchats für ganze Archontenjahre". Die zahlreichen Angaben von Scholarchaten beweisen das Gegenteil. Fast durchweg werden, wo nach Archontenjahren gerechnet wird. Anfangs- und Endjahre als voll mitgezählt. Es entsteht also eine Diskrepanz gegen die natürliche Dauer, die wir in den meisten Fällen nicht kennen.

8) Gewiss mit Unrecht stützt sich BELOCH auf den minderwertigen Armenier, der sich auch hier um eine Olympiade geirrt hat. Dass Zenons Todesjahr in der Schultradition, aus der unsere Überlieferung stammt, feststand, scheint mir zweifellos.

jahr regiert, wie die Präskripte des Volksbeschlusses1) bei Diog. VII 10 ff. ergeben, und 264/3 ist Gemeinjahr (UNGER S. 711), 265/4 aber, in das ihn BELOCH setzt, ist ein Schaltjahr. Schon daran würde seine Anordnung

scheitern.

Den Ansatz des Diognetos auf 263/2 aber kann auch das neue Stück der parischen Chronik) nicht widerlegen, wie es BELOCH S. 402 ohne nähere Begründung hinstellt. Denn in dem ersten Teile dieses Werkes wird bekanntlich teils von 264/3 teils von 263/2 ab gezählt, und es ist keineswegs gelungen, eine von diesen Zählweisen auszuschliessen. Das Prinzip scheint zu sein, dass die Archontenjahre gezählt werden, die zwischen jedem Ereignis und dem Epochenjahr 263/2 liegen, wobei sowohl dieses selbst wie das Jahr, in dem das betreffende Ereignis stattfand, ausgeschlossen werden. Wo der Chronist von diesem Prinzip abweicht, zählt er das Jahr des Ereignisses mit, während er das Epochenjahr mit Ausnahme von zwei Fällen, in denen man wohl Fehler des Steinmetzen oder des modernen Abschreibers anzunehmen hat, stets ausschliesst. Dieser Art analog ist die verbreitete Rechnung nach Jahren von Troias Fall" ab, wie man sie recht deutlich z. B. bei Diodor beobachten kann, der, wenn er den Abstand eines Ereignisses von Troias Fall angiebt, stets das Jahr des Ereignisses einrechnet, das Epochenjahr aber (1184/3) ausschliesst. Ganz ebenso rechnet Eratosthenes in der bekannten Zeittafel bei Clemens Al. Strom. I 138 p. 402P.)

"

Nur darauf hinweisen will ich, dass durch das Apollodorfragment noch eine zweite alte Streitfrage entschieden wird, die nach dem Ende des sog. Chremonideischen Krieges. Wir erhalten hier als authentisches Datum für die Besetzung der Munichia durch makedonische Truppen das Jahr des Antipatros 265/4. Eine wirkliche Instanz gegen dieses Datum Apollodors giebt es nicht. Es ist klar, wie wertvoll dieser feste Punkt gerade für diese so trümmerhaft überlieferte und ungenügend bekannte Zeit ist. So kann man z. B. auch Peithidemos, in dessen Jahr das Bündnis mit Sparta geschlossen ist, nicht mehr mit BELOCH 266/5 ansetzen, wenn Athen schon im folgenden Jahre gefallen ist. Das hat dann weitere Folgen für die Rekonstruktion auch der Archontenliste dieser Jahre.

Aber auch der von BELOCH S. 406 wieder für unecht erklärte Volksbeschluss der Athener zu Ehren des eben gestorbenen Zenon bei Diog. Laert. VII 10 ff. scheint mir jetzt an Beglaubigung zu gewinnen. Solange man annehmen musste, dass Antigonos vor den Thoren der Stadt stand, als Zenon starb, war der Beschluss, wenn auch nicht unbegreiflich, so doch nicht allzu wahrscheinlich. Aber wenn die Stadt damals in der Hand des Königs war, was war da natürlicher, als dass man auf seinen Wunsch1), der den Unterworfenen Befehl war, den philosophischen Freund des Antigonos im Tode ehrte? So lange er lebte, hatte man weder Wunsch noch Grund dazu.

1) Ich finde keinen stichhaltigen Grund, der seine Unechtheit erwiese. Vgl. vor allem VON WILAMOWITZ, Philol. Unters. IV, S. 340 ff. Was er S. 231 f. sagt, ist allerdings jetzt zu modifizieren. S. oben im Text (Ende). 2) Athen. Mittheil. XXII, S. 183 ff.

3) Vgl. das demnächst erscheinende 16. Heft der Philologischen Untersuchungen S. 75 ff.

4) Diog. VII 15. Die Stelle ist mit WILAMOWITZ S. 344 so zu lesen: dia Ogάoovos, πρεσβευτοῦ παρ' αὐτων (παρὰ τῶν die Hss.) Αθήνηθεν, ἤιτησεν αὐτοῖ τὴν ἐν Κεραμεικοί ταφήν.

Pythagoräer, Inder und Babylonier.

Von C. F. Lehmann.

In der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 55 (1901/2, Heft 4) S. 575, Anm. 1 weist H. BÜRK auf Übereinstimmungen zwischen dem mathematischen Wissen der Inder und dem des Pythagoras bezw. der Pythagoräer hin, die, da sie schwerlich auf selbständiger Entwicklung an beiden Stellen beruhen können, uns den Schluss nahe legen, dass Pythagoras als der zeitlich spätere von den Indern abhängig sei, so dass die Menschheit" unter andern den sog. pythagoräischen Lehrsatz (samt vielem, was auf ihm beruht) unsern Stammverwandten am Ganges verdankt". Wer GINZELS und meinen Ausführungen in Band I der Beiträge (vgl. bes. S. 366 Anm. 1) gefolgt ist und WEBERS Untersuchungen in der Erinnerung hat, wird eine Beeinflussung des Pythagoras und der Pythagoräer von Indien her nicht in Betracht ziehen, sondern nur die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit, dass auch hier das indische wie das griechische Wissen aus einer gemeinsamen Quelle, der babylonischen Wissenschaft, geschöpft oder befruchtet worden ist.

In Babylonien sollen neben den, der ganzen Sachlage nach zunächst nur mässig ergiebigen Ausgrabungen auf dem ungeheuren Ruinenfeld von Babylon seitens der Deutschen Orient-Gesellschaft (s. deren Mittheilungen No. 10) nun auch Grabungen an zwei kleineren und deshalb raschere Ergebnisse versprechenden Trümmerstätten Fâra und Abu Hatab vorgenommen werden. Da es sich um Südbabylonien handelt, so dürfen Funde aus alt babylonischer Zeit erwartet werden. -In Babylon selbst sind jüngst gefunden eine historisch wichtige Cylinderinschrift Nabopolassars a. a. O. S. 13 ff.: (der Assyrer, der seit langer Zeit alle Völker beherrscht hatte ich, der Schwache . . . durch die wuchtigen Streitkräfte Nabûs und Marduks, meiner Herren, hielt ich vom Lande Akkad (= Babylonien) ihren (so) Fuss zurück und veranlasste, dass ihr Joch abgeworfen wurde), ferner etwa 400 keilinschriftliche Thontäfelchen (gegen die drohende Einbürgerung der Ausdrücke das Tablet", die Tabletten" ist nachdrücklicher Einspruch geboten).

Die bedeutsamen Funde der von DE MORGAN geleiteten französischen Ausgrabungen in Susa sollen zu einer Ausstellung zusammengefasst werden, die im Mai 1902 in Paris eröffnet werden wird. Unter ihnen befindet sich, nach Herrn A. HAUSSOULLIERS gütiger Mitteilung, als eins der wichtigsten Stücke ein Text aus Hammurabis Zeit: ,tout un code qui sera certainement la base de toute étude de droit comparé.

Die Monumenti Antichi pubblicati per cura della Reale Accademia dei Lincei sind in rüstigem Fortschreiten begriffen. Volume IX. Puntata 3 (1901) enthält G. PATRONI, Caverna naturale con avanzi preistorici in provincia di Salerno; E. BRIZIO, Il sepolcreto gallico di Montefortino presso Arcevia. Vol. X (1901): G. GHIRARDINI, La situla italica primitiva studiata specialmente in Este; L. MARIANI, Aufidena (Ricerche storiche ed archeologiche nel Sannio settentrionale); A. SOGLIANO, L'efebo in bronzo rinvenuto in Pompei. Vol. XI Puntata 1 (1901): GIOVANNI PINZA, Monumenti primitivi della Sardegna. Zu fast allen Abhandlungen Tafeln und zahlreiche Abbildungen im Text.

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