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des Comitiums zwischen der Front von S. Adriano und dem Severusbogen. Was diese letztere betrifft, so mag hier eine Bemerkung vorausgeschickt werden, die für Beurteilung mancher Einzelmonumente nicht ohne Bedeutung ist.

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Schon JORDAN hatte in seiner Sylloge inscriptionum Fori Romani (Eph. epigr. III p. 252) und Topogr. I, 2 S. 232 die Häufung der Denkmäler am Severusbogen" als bemerkenswert hervorgehoben. Er hatte die Erklärung dafür in dem Factum gesucht, dass die Ausgrabungen namentlich von 1546-1548 grossenteils in der Nähe der Augustischen Rostra stattgefunden, und daher Denkmäler zu Tage gefördert hätten, deren antiker Platz eben auf der Rednerbühne gewesen sei. Die neuen Ausgrabungen modifizieren, wie mir scheint, diese Hypothese einigermassen. Es ist nämlich an der Ostseite von S. Adriano, nach der Basilica Aemilia zu, eine Art von Substruktion oder Treppenwange gefunden, welche in frühem Mittelalter errichtet war, als man den Boden der Kirche über das alte Niveau der Kurie erhöht hatte, und demgemäss einen neuen Zugang brauchte. Diese Substruktion bestand teils aus Tuff- und Marmorblöcken, teils aus grossen beschriebenen Marmorbasen, die zum Teil aus dem Inneren der Kurie, zum Teil von anderen benachbarten Monumenten herbeigeschleppt waren. Einer ähnlichen mittelalterlichen Mauer, die aber parallel zu der anderen an der Westecke der Kirche ansetzte und sich nach dem Severusbogen hinzog, scheinen die Funde von 1546-1548 zu entstammen. Ihren ursprünglichen Platz haben sie teils vor oder in der Kurie,!) teils an der Sacra Via und dem Forum) gehabt. Dass die Rostra mit in Betracht kommen, ist selbstverständlich, aber keinesfalls darf man sie als die hauptsächlichste oder gar einzige Stätte der betreffenden Denkmäler (wie JORDAN a. a. O. wollte) betrachten.

Soweit nichts anderes bemerkt ist, befinden sich die Steine noch auf dem Forum und sind von mir abgeschrieben resp. nachverglichen.

1. Der archaische Cippus.

Der Vorrang unter den epigraphischen Denkmälern des Forums gebührt ohne Zweifel dem Ende Mai 1899 östlich vom Severusbogen, an

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1) Vor der Kurie wahrscheinlich die grossen Basen mit Caesarum decennalia feliciter Augustorum vicennalia feliciter (JORDAN a. a. O. 109, 110, 113; CIL. VI 120331 261, 1204, 120531262); die grosse Basis eines Reiterstandbildes des Julius Constantius (JORDAN 119 = CIL. VI 1158). Im Inneren der Kurie: die Basis des Rufius Volusianus für Kaiser Valens (JORDAN 120 CIL. VI 1174; vgl. unten S. 19 n. 31); die des Valerius Honoratus für Constantius (JORDAN 124 CIL. VI 1132); die des Rufius Albinus für Valentinian II. und Arcadius (JORDAN 160 34214; vgl. unten S. 20 n. 34).

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CIL. VI 3791 a, b 34 213,

2) Vom Volcanal stammt die Basis des Augustus mit dem Datum 745/9 v. Chr. (JORDAN 121 CIL. VI 457), von der Sacra Via in der Nähe der Rostra das grosse Monument für das bellum Gildonicum (JORDAN 122 CIL. VI 1187 32 256, vgl. Röm. Mitt. 1895, S. 52 ff.).

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der Grenze des republikanischen Forums und Comitiums, ca. 2 m unter dem Niveau des Pflasters der Kaiserzeit aufgedeckten Tuffcippus. Seine Inschrift überragt alle andern lateinischen um Jahrhunderte an Alter: sie gesondert zu behandeln empfiehlt sich auch deshalb, weil wir in Verlegenheit wären, sie einer sachlichen oder chronologischen Einteilung einzureihen. Denn trotz der umfänglichen Litteratur, die sich an den Fund geknüpft hat1), wird jeder besonnene Forscher eingestehen, dass das Verständnis im einzelnen uns verschlossen ist ja dass wir selbst im allgemeinen über den Inhalt mehr ahnen und vermuten als wirklich feststellen können.2) Und auch hinsichtlich der zeitlichen Bestimmung ist der Vermutung noch weiter Spielraum gelassen. Zwar soviel ist sicher, dass zwischen der Inschrift des Cippus und den nächsten sicher datierten römischen Steinschriften - Meilenstein von Mesa, Weihinschrift des Diktators Minucius eine jahrhundertlange Lücke liegt; ebenso dass die Sprachformen noch über das Latein der zwölf Tafeln hinausgehen. Aber wie gross jene Lücke ist, das zu bestimmen bleibt ein vermessenes Unterfangen, so lange wir zur Vergleichung überhaupt nur zwei andre Denkmäler haben, die Duenosinschrift und die Pränestiner Fibula, die beide gleichfalls nur annähernd datierbar sind.") Die wichtige Hilfe, welche die gleichzeitig gefundenen Vasenscherben und andere Reste zur Datierung bieten könnten, versagt leider, da die Beobachtung des Thatsächlichen beim Funde selbst nicht in allen Punkten zweifellos gewesen ist.1)

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1) Sehr sorgfältige Übersichten über die Litteratur giebt G. TROPEA, Rivista di storia antica IV (1899), p. 469-509, V (1900), p. 101-136, 301 -359, VI (1901), p. 157-184. Ich hebe hier nur hervor die offizielle Publikation in den Notizie degli scavi 1899, p. 151 ff.; COMPARETTIS Monographie mit gutem Facsimile (Florenz 1899) und die für die Erklärung besonders förderlichen Aufsätze THURNEYSENS, Rhein. Mus. 55, S. 484; 56, S. 161-166.

2) Diese Erkenntnis scheint allmählich sogar dem Pater DE CARA aufzudämmern, der in einem seiner neuesten Elaborate (Civ. catt. qu. 1206) zugiebt: per mala nostra ventura, l'iscrizione è tale che non può interpretarsi da nessun glottologo... se non col solo metodo congetturale. Il che significa non essere possibile una chiara e certa intelligenza del testo...; man könne also non la certezza, si solamente qualche probabilità o verisimiglianza intorno al significato di alcune parole erreichen. Selbstverständlich hindert das nicht, dass auf den Glottologen", der den Mut gehabt hat, diese unlösbare Aufgabe anzugreifen, ein Lobhymnus gesungen wird.

3) Neuerdings ist THURNEYSEN geneigt, die Inschrift in die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts zu datieren ich hatte sie früher ein halbes Jahrhundert jünger angesetzt, habe aber von Anfang an die Unsicherheit dieses Ansatzes betont. BORGHESIS Wort l'epigrafia è la scienza dei confronti gilt heute noch so gut wie vor siebzig Jahren.

4) Die Kontroverse, ob die Beigaben auf einen einzigen Devotionsakt schliessen lassen, oder ob sie durch Jahrhunderte allmählich aufgehäuft seien, ist behandelt und in verschiedener Weise beantwortet worden von SAVIGNONI (Not. 1900, p. 143 ff.), MILANI (Rendiconti dei Lincei 1900, p. 289) und GAMURRINI (Rendic. dei Lincei 1900, p. 181,

Ich möchte mich hier, im Anschluss an einen in der Institutssitzung vom 12. April 1901 gehaltenen Vortrag, auf einige Bemerkungen be

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schränken, welche das Paläographische betreffen. Es ist in allen bisherigen Erörterungen die Frage kaum aufgeworfen worden: welchen Standpunkt oder vielmehr welche Standpunkte musste der Betrachter der

620). Es ist zu bedauern, dass die schon vor drei Jahren (Not. 1899, p. 486) versprochene genaue Publikation der Funde immer noch nicht erfolgt ist, und wir uns mit der an sich sehr dankenswerten provisorischen im Maiheft der Notizie von 1899 begnügen müssen.

Stele einnehmen, um die Inschrift zu lesen? Ich glaube, dass die Beantwortung dieser Frage, welche ich, einer Anregung DETLEFSENS folgend, zu geben versucht habe, wenigstens einen neuen Schluss über die Gliederung der ganzen Inschrift zulässt.

Die westliche Seite, den Rostra zugewandte Seite (da auf dem Plane Seite 4) welche allgemein als Anfangsseite genommen wird, ist so geschrieben, dass man, um sie zu lesen, zu ihrer Linken, (bei a), stehen muss.

Dann geht Zeile 1 von unten nach oben

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Ganz analog ist die nördliche anstossende Seite (ab) geschrieben. Im Anschluss an Zeile 3 der Westseite geht

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Der Beschauer muss wieder zur Linken, bei b, stehen; und von demselben Punkte ist nun auch der Anfang der dritten Seite, der östlichen (bc), zu lesen. Hier geht im Anschluss an die letzte Zeile der Nordseite Zeile 8 von oben nach unten

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Es lässt sich also die grössere Hälfte der ganzen Inschrift mit nur einmaligem Platzwechsel hintereinander lesen.

Ganz anders wird das mit der zehnten Zeile. Um diese zu lesen, muss man, während es doch leicht möglich gewesen wäre, die Zeilen in derselben Richtung fortlaufen zu lassen, den Platz wechseln, und nach c treten; dann liest man

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Aber man kann dann nicht etwa weiter fortsetzend von demselben Punkte aus die vierte, südliche Seite (cd) lesen; deren Anfang schliesst überhaupt nicht an die letzte Zeile der Ostseite an,') sondern man muss den Platz abermals wechseln und nach d treten, wo dann

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zu lesen ist. Über Zeile 16 s. später.

Es nehmen hiernach die Zeilen 10, 11 der Ostseite eine ganz eigen

1) Die Folge und den Zusammenhang der Zeilen zuerst richtig erkannt zu haben,

ist THURNEYSENS Verdienst.

Beiträge z. alten Geschichte II 2.

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tümliche Stellung ein: sie sind weder mit den vorhergehenden, noch mit den folgenden von einem und demselben Standpunkt zu lesen, obwohl sich beides leicht hätte ermöglichen lassen: es liegt nahe zu vermuten, dass wir in ihnen einen besonderen Paragraphen, oder einen zu anderer Zeit eingehauenen Nachtrag zu sehen haben. Und dazu stimmen, wie mir scheint, mehrere graphische Eigentümlichkeiten. Das A folgt in allen übrigen Zeilen der Regel, dass der Querstrich in der Schriftrichtung sich senkt (also bei rechtsläufiger Schrift A, bei linksläufiger A): in Zeile 10 und 11 nicht. Ferner ist das M nur Zeile 10 M, sonst immer W geschrieben.') Besonders beachtenswert aber ist die Interpunktion: in Zeile 1-9 und 12-16 ist das Worttrennungszeichen offenbar gleichzeitig mit den Buchstaben eingehauen, und auf dasselbe schon bei Verteilung des Raumes Rücksicht genommen. In Zeile 10 und 11 dagegen sind die drei Punkte so zwischen die Worte geklemmt, dass es den Anschein hat, als seien sie später nachgetragen. Auch darin verrät sich, wie mir scheint, mit Sicherheit die Hand eines anderen Schreibers.

Wir hätten demnach drei Inschriften auf den vier Hauptseiten des Cippus, welche so zu teilen wären:

1-9 quoiho [... s]akros esed sora [. . . . .]

iasias recei [. . . . . .] euam quos

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15- 12....] od iouestod uelod nequ [.. ...]
m quoiham ite ri [.....

10-11

....

.] iod iouxmenta kapia dota v[.....

Was zur Erklärung bisher förderliches beigebracht ist, lässt sich auf wenigen Zeilen verzeichnen. Am Ende von Zeile 3 haben die früheren sorm. . . oder sord. . . . gelesen. Nur MILANI (Rendiconti die Lincei 1900 p. 303) hatte SORA zu lesen vorgeschlagen und darin den Namen eines altitalischen Lichtgottes erkennen wollen. Dieselbe Lesung acceptiert jetzt, nach erneuter Prüfung des Steines durch STUDNICZKA, THURNEYSEN, Rhein. Museum 56, S. 163. Er vergleicht Servius ad Aen. 11, 785: Sorani dicti a Dite; nam Ditis pater Soranus vocatur. Auch mir scheint der letzte Buchstabe eher von einem A als von einem D oder M herzurühren, und die Heranziehung der Serviusstelle hat viel be

1) Von philologischer Seite ist mir eingewandt worden, dass gerade die Zeilen, in welchen ich einen späteren Nachtrag vermute, die ältere Form des M haben. Aber wer einige Vertrautheit mit lateinischen Handschriften besitzt, wird sich an Fälle erinnern, wo, wenn ein Codex von zwei Zeitgenossen geschrieben, resp. von dem einen geschrieben, dem anderen glossiert ist, die manus secunda ältere Schriftformen zeigt, als die manus prima. Ein belehrendes Beispiel dafür bieten die verschiedenen Schreiber und Korrektoren der uralten Vatikanischen Handschrift des Codex Theodosianus (Reg. 886).

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