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der Grenze des republikanischen Forums und Comitiums, ca. 2 m unter dem Niveau des Pflasters der Kaiserzeit aufgedeckten Tuffcippus. Seine Inschrift überragt alle andern lateinischen um Jahrhunderte an Alter: sie gesondert zu behandeln empfiehlt sich auch deshalb, weil wir in Verlegenheit wären, sie einer sachlichen oder chronologischen Einteilung einzureihen. Denn trotz der umfänglichen Litteratur, die sich an den Fund geknüpft hat1), wird jeder besonnene Forscher eingestehen, dass das Verständnis im einzelnen uns verschlossen ist ja dass wir selbst im allgemeinen über den Inhalt mehr ahnen und vermuten als wirklich feststellen können.2) Und auch hinsichtlich der zeitlichen Bestimmung ist der Vermutung noch weiter Spielraum gelassen. Zwar soviel ist sicher, dass zwischen der Inschrift des Cippus und den nächsten sicher datierten römischen Steinschriften Meilenstein von Mesa, Weihinschrift des Diktators Minucius

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eine jahrhundertlange Lücke liegt; ebenso dass die Sprachformen noch über das Latein der zwölf Tafeln hinausgehen. Aber wie gross jene Lücke ist, das zu bestimmen bleibt ein vermessenes Unterfangen, so lange wir zur Vergleichung überhaupt nur zwei andre Denkmäler haben, die Duenosinschrift und die Pränestiner Fibula, die beide gleichfalls nur annähernd datierbar sind.") Die wichtige Hilfe, welche die gleichzeitig gefundenen Vasenscherben und andere Reste zur Datierung bieten könnten, versagt leider, da die Beobachtung des Thatsächlichen beim Funde selbst nicht in allen Punkten zweifellos gewesen ist.1)

1) Sehr sorgfältige Übersichten über die Litteratur giebt G. TROPEA, Rivista di storia antica IV (1899), p. 469-509, V (1900), p. 101-136, 301 −359, VI (1901), p. 157-184. Ich hebe hier nur hervor die offizielle Publikation in den Notizie degli scavi 1899, p. 151 ff.; COMPARETTIS Monographie mit gutem Facsimile (Florenz 1899) und die für die Erklärung besonders förderlichen Aufsätze THURNEYSENS, Rhein. Mus. 55, S. 484; 56, S. 161-166.

2) Diese Erkenntnis scheint allmählich sogar dem Pater DE CARA aufzudämmern, der in einem seiner neuesten Elaborate (Civ. catt. qu. 1206) zugiebt: per mala nostra ventura, l'iscrizione è tale che non può interpretarsi da nessun glottologo... se non col solo metodo congetturale. Il che significa non essere possibile una chiara e certa intelligenza del testo...; man könne also non la certezza, si solamente qualche probabilità o verisimiglianza intorno al significato di alcune parole erreichen. Selbstverständlich hindert das nicht, dass auf den Glottologen", der den Mut gehabt hat, diese unlösbare Aufgabe anzugreifen, ein Lobhymnus gesungen wird.

3) Neuerdings ist THURNEYSEN geneigt, die Inschrift in die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts zu datieren ich hatte sie früher ein halbes Jahrhundert jünger angesetzt, habe aber von Anfang an die Unsicherheit dieses Ansatzes betont. BORGHESIS Wort l'epigrafia è la scienza dei confronti gilt heute noch so gut wie vor siebzig Jahren.

4) Die Kontroverse, ob die Beigaben auf einen einzigen Devotionsakt schliessen lassen, oder ob sie durch Jahrhunderte allmählich aufgehäuft seien, ist behandelt und in verschiedener Weise beantwortet worden von SAVIGNONI (Not. 1900, p. 143 ff.), MILANI (Rendiconti dei Lincei 1900, p. 289) und GAMURRINI (Rendic. dei Lincei 1900, p. 181,

Ich möchte mich hier, im Anschluss an einen in der Institutssitzung vom 12. April 1901 gehaltenen Vortrag, auf einige Bemerkungen be

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schränken, welche das Paläographische betreffen. Es ist in allen bisherigen Erörterungen die Frage kaum aufgeworfen worden: welchen Standpunkt oder vielmehr welche Standpunkte musste der Betrachter der

620). Es ist zu bedauern, dass die schon vor drei Jahren (Not. 1899, p. 486) versprochene genaue Publikation der Funde immer noch nicht erfolgt ist, und wir uns mit der an sich sehr dankenswerten provisorischen im Maiheft der Notizie von 1899 begnügen müssen.

Stele einnehmen, um die Inschrift zu lesen? Ich glaube, dass die Beantwortung dieser Frage, welche ich, einer Anregung DETLEFSENS folgend, zu geben versucht habe, wenigstens einen neuen Schluss über die Gliederung der ganzen Inschrift zulässt.

Die westliche Seite, den Rostra zugewandte Seite (da auf dem Plane Seite 4) welche allgemein als Anfangsseite genommen wird, ist so geschrieben, dass man, um sie zu lesen, zu ihrer Linken, (bei a), stehen muss.

Dann geht Zeile 1 von unten nach oben

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Ganz analog ist die nördliche anstossende Seite (ab) geschrieben. Im Anschluss an Zeile 3 der Westseite geht

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Der Beschauer muss wieder zur Linken, bei b, stehen; und von demselben Punkte ist nun auch der Anfang der dritten Seite, der östlichen (be), zu lesen. Hier geht im Anschluss an die letzte Zeile der Nordseite Zeile 8 von oben nach unten

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Es lässt sich also die grössere Hälfte der ganzen Inschrift mit nur einmaligem Platzwechsel hintereinander lesen.

Ganz anders wird das mit der zehnten Zeile. Um diese zu lesen, muss man, während es doch leicht möglich gewesen wäre, die Zeilen in derselben Richtung fortlaufen zu lassen, den Platz wechseln, und nach c treten; dann liest man

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Aber man kann dann nicht etwa weiter fortsetzend von demselben Punkte aus die vierte, südliche Seite (cd) lesen; deren Anfang schliesst überhaupt nicht an die letzte Zeile der Ostseite an,1) sondern man muss den Platz abermals wechseln und nach d treten, wo dann

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zu lesen ist. Über Zeile 16 s. später.

Es nehmen hiernach die Zeilen 10, 11 der Ostseite eine ganz eigen

1) Die Folge und den Zusammenhang der Zeilen zuerst richtig erkannt zu haben,

ist THURNEYSENS Verdienst.

Beiträge z. alten Geschichte II2.

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tümliche Stellung ein: sie sind weder mit den vorhergehenden, noch mit den folgenden von einem und demselben Standpunkt zu lesen, obwohl sich beides leicht hätte ermöglichen lassen: es liegt nahe zu vermuten, dass wir in ihnen einen besonderen Paragraphen, oder einen zu anderer Zeit eingehauenen Nachtrag zu sehen haben. Und dazu stimmen, wie mir scheint, mehrere graphische Eigentümlichkeiten. Das A folgt in allen übrigen Zeilen der Regel, dass der Querstrich in der Schriftrichtung sich senkt (also bei rechtsläufiger Schrift A, bei linksläufiger A): in Zeile 10 und 11 nicht. Ferner ist das M nur Zeile 10 M, sonst immer W geschrieben.') Besonders beachtenswert aber ist die Interpunktion: in Zeile 1-9 und 12-16 ist das Worttrennungszeichen offenbar gleichzeitig mit den Buchstaben eingehauen, und auf dasselbe schon bei Verteilung des Raumes Rücksicht genommen. In Zeile 10 und 11 dagegen sind die drei Punkte. so zwischen die Worte geklemmt, dass es den Anschein hat, als seien sie später nachgetragen. Auch darin verrät sich, wie mir scheint, mit Sicherheit die Hand eines anderen Schreibers.

Wir hätten demnach drei Inschriften auf den vier Hauptseiten des Cippus, welche so zu teilen wären:

1-9 quoiho [... s]akros esed sora [. . . . .]

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15- 12...] od iouestod uelod nequ [.. . . .]

m quoiham ite ri [.....

10-11 .... .] iod iouxmenta kapia dota v[..............

v[.....

Was zur Erklärung bisher förderliches beigebracht ist, lässt sich auf wenigen Zeilen verzeichnen. Am Ende von Zeile 3 haben die früheren sorm. . . oder sord. . . . gelesen. Nur MILANI (Rendiconti die Lincei 1900 p. 303) hatte SORA zu lesen vorgeschlagen und darin den Namen eines altitalischen Lichtgottes erkennen wollen. Dieselbe Lesung acceptiert jetzt, nach erneuter Prüfung des Steines durch STUDNICZKA, THURNEYSEN, Rhein. Museum 56, S. 163. Er vergleicht Servius ad Aen. 11, 785: Sorani dicti a Dite; nam Ditis pater Soranus vocatur. Auch mir scheint der letzte Buchstabe eher von einem A als von einem D oder M herzurühren, und die Heranziehung der Serviusstelle hat viel be

1) Von philologischer Seite ist mir eingewandt worden, dass gerade die Zeilen, in welchen ich einen späteren Nachtrag vermute, die ältere Form des W haben. Aber wer einige Vertrautheit mit lateinischen Handschriften besitzt, wird sich an Fälle erinnern, wo, wenn ein Codex von zwei Zeitgenossen geschrieben, resp. von dem einen geschrieben, dem anderen glossiert ist, die manus secunda ältere Schriftformen zeigt, als die manus prima. Ein belehrendes Beispiel dafür bieten die verschiedenen Schreiber und Korrektoren der uralten Vatikanischen Handschrift des Codex Theodosianus (Reg. 886).

stechendes, wenn auch der Unterweltsgott vom Berge Soracte') auf dem römischen Comitium ein seltsamer Gast bleibt. Dass recei wirklich Dativ von rex, nicht passiver Infinitiv von rego ist, macht THURNEYSEN (a. a. O. S. 164) wahrscheinlich durch Vergleichung der Duenosinschrift, wo der Infinitiv pakari gleichfalls mit einfachem, nicht ei, geschrieben ist; seine weiteren Kombinationen, die Ergänzung recei Loukioi, die Gleichsetzung iouxmenta kapia = iumenta Gabina wird man vor der Hand mehr geistreich als überzeugend finden dürfen. Bei euam denkt Th. an das umbrischoskische sevo = ganz, all.

Eine besonders dunkle Stelle an dem an Rätseln so reichen Steine bleibt die auf der abgeschrägten Kante stehende Zeile 16. Die ersten Herausgeber hatten sie meist OIVOVIOD gelesen und zu blowvoviod oder ähnlich ergänzt. Aber STUDNICZKA bei THURNEYSEN a. a. O. bemerkt mit Recht, dass der fünftletzte Buchstabe ein sicheres 9, nicht O, ist: THURNEYSEN liest demnach loiquiod, wobei man entweder an linquere, reliquiae, hoirós oder an liqui liquor liquidus denken könnte.

Als einigermassen sicher erscheint mir immer noch, dass in der Inschrift von Befugnissen und Vorrichtungen des rex auf dem Comitium. die Rede war, wo derselbe mit seinem kalator — vielleicht zu Wagen, wenn iouxmenta Zeile 10 nach Analogie des Sprachgebrauches der zwölf Tafeln so zu übersetzen ist erschien. Aber ob die Inschrift der Stele eine lex sacra oder eine Weihung an (unterirdische?) Götter enthielt oder ob sie geschichtliche Facta erzählte, können wir bisher nicht entscheiden.

2. Sakrale Inschriften.

Wie berechtigt JORDANS Bemerkung (Eph. epigr. III, p. 248) war: deorum dearumque memoriam in foro Romano olim tot monumentis celebratam ultimis imperii Romani temporibus paene extinctam esse, vel inscriptionum sylloge docet, bestätigen auch die neusten Ausgrabungen. Eine grössere Gruppe von Weihinschriften an die alten Götter hat sich nur an einer einzigen Stelle, beim Lacus Juturnae östlich vom Castortempel, gefunden; sonst sind solche nur vereinzelt und meist fragmentiert zu Tage gekommen.

Unter den Inschriften vom Juturna-Heiligtum nimmt die erste Stelle ein die noch an ihrem alten Platze gefundene Mündung des heiligen Brunnens. Es ist ein Cylinder aus weissem Marmor (Höhe 0,98, Durchmesser 0,92 m) mit einfach aber sorgfältig gearbeitetem Ablauf und Gesims, der an der Vorderseite in schönen, der ersten Kaiserzeit angehörenden Buchstaben die Inschrift trägt (GATTI, Not. d. scavi 1900, p. 292; VAGLIERI, Bull. comun. 1900, p. 67; BONI, Not. 1901, p. 76 f., vgl. die Ansicht des gesamten Monuments p. 72):

1) Über Apollo Soranus vgl. Wissows, Rel. d. Römer S. 191. 232. Hinzuzufügen ist die neulich bei Civita Castellana gefundene Inschrift: C. Varius Hermes Sancto Sorano Apollini (VAGLIERI, Not. d. scavi 1899, p. 48).

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