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taurischen Besatzungen damals unter einem Kommando standen, die Worte des Josephus scheinen eher dafür, als dagegen zu sprechen. Anzunehmen aber ist, dass in dieser Periode der Kaukasus in administrativer und militärischer Hinsicht eher zum moesischen als zum kappadokischen Sprengel, wie später, gehörte. Weitere Nachrichten über die römische Besetzung der taurischen Halbinsel liefern uns Inschriften des 2. Jahrhunderts.

II.

Es ist hinlänglich bezeugt, dass im 2. Jahrh. n. Chr. in Chersonesus eine aus Legionssoldaten und aus Hilfstruppen bestehende römische Besatzung lag. Dieselbe wurde der moesischen Armee entnommen und bestand, solange die legio I Italica existierte, aus Soldaten dieser Legion,1) nach der Vereinigung derselben mit der XI Claudia aus Claudianern.) Die chersonesische vexillatio war aber nicht die einzige in Südrussland. Dafür legt uns die bekannte Inschrift CIL. VIII 619 unzweideutiges Zeugnis ab: Gn. Plautius Gn. f. Papiria Felix Ferruntianus.... praepositus vexillationibus Ponticis apud Scythia (sic) et Tauricam. Es ist klar, dass römische Besatzungen nicht nur in Chersonesus, sondern auch an anderen Punkten der taurischen Halbinsel sowie an dem nördlichen Gestade des Schwarzen Meeres, hauptsächlich wohl in Olbia, standen. Was Olbia betrifft, so wird römischer Einfluss hier erst seit Tiberius bemerkbar;) ob eine römische Besatzung schon unter Nero in Olbia gelegen hat, ist aus dem vorhergesagten wahrscheinlich, aber nicht zu beweisen. Unter Domitianus herrscht in der Stadt grosse Aufregung gegen die Römer,) was nur dadurch zu erklären ist, dass die Römer Olbia in dieser schweren Zeit im Stiche gelassen haben.5) Unter Traianus sehen wir römische Bürger in Olbia, deren Zahl sich unter Hadrianus stark vermehrt hat; unter Antoninus befreien römische Truppen die Stadt von den Tauroskythen.") In dieser Zeit ist Olbia noch civitas libera, da die Tauroskythen den Bewohnern Geiseln ausliefern. Seitdem wächst der römische Einfluss beständig, die Zahl der römischen Bürger nimmt weiter zu, Olbia

1) S. LATISCHEW, Materialien zur Archäologie Russlands, Nr. 17 S. 18 Anm. 16 und 18-20, vgl. SBer. der Berl. Ak. 1895, IS. 520 Anm. 11; Inscript. Ponti IV 118-129; in dieselbe Zeit gehört wohl auch die Inschrift des Soldaten der coh. I Cilicum (Inser. Ponti IV 119), die im J. 184 n. Chr. in Moesia inferior stand; s. das Militärdiplom XLVIII in CIL. III.

2) LATISCHEW, Inscript. Ponti I 222; CIL. III 782.

3) S. LATISCHEW, Inscript. Ponti I 47, 102, 103 und Forschungen zur G. und V.

der Stadt Olbia, S. 192.

4) S. das bekannte Zeugnis Dios bei LATISCHEW, Forschungen, S. 193.
5) S. unten S. 8.

6) Scr. h. Aug., Ant. Pius, 9; LATISCHEW, Forschungen, S. 190 u. 193.

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blüht stark auf,') barbarische Einfälle werden nicht mehr erwähnt. Dieser Gang der Entwicklung Olbias weist daraufhin, dass es kaum möglich ist, für die Zeit von Domitianus bis zu Antoninus Pius hin römische Besatzung in Olbia anzunehmen. Erst der Einfall der Tauroskythen legt den Römern die Notwendigkeit der Besetzung Olbias nahe, und seitdem liegen wohl beständig römische Truppen in Olbia und den anderen Städten des nördlichen Gestades.")

Römische Soldaten fehlen auch in dem bosporanischen Reiche nicht; alle bis jetzt bekannten sind aber keine Legionssoldaten, sondern gehören zu den Hilfstruppen: 1) LATISCHEW, Inscr. Ponti, II 290: xεv[T]voiwv ὁ κα[ὶ] πρίνκιψ σπείρας Θρακῶν. 2) ebda. 293: Γάιος Μέμμιος σπείρης Kungias. Die Zeit dieser Inschriften ist schwer festzustellen. Die Namen der Persönlichkeiten erlauben keinen Schluss, etwas mehr geben die Namen der Truppenabteilungen: die cohors IIII Cypria c. R. stand im J. 110 n. Chr. in Dacien.") Möglich ist, dass sie später nach Moesien geschickt wurde.4) Thrakische Cohorten gab es bekanntlich mehrere; im exercitus Moesiacus kennen wir keine, in Dacien dagegen zwei: coh. I Thra(cum) sag(ittariorum) im J. 157–158 (Dipl. LXVI und LXVII) und VI in den J. 145–161 (Dipl. LXX, vorher in den J. 84-85 in Pannonien). Nach diesen Zeugnissen ist es eher geraten auch unsere Soldaten ins 2. als ins 1. Jahrh. zu versetzen. Wie dem auch sei, auf alle Fälle ist die Thatsache, dass keine Legionssoldaten im 2. Jahrh. n. Chr. in Bosporus nachzuweisen sind, bemerkenswert. Wahrscheinlich haben die Römer mit Absicht die Legionen von hier ferngehalten, um kein selbständiges Kommando hier zu creieren, und deshalb wohl standen. die Hilfstruppen unter dem Kommando der bosporanischen Könige, denen die Sicherheit ihres Reiches anvertraut wurde.5) Das Hauptgewicht im bosporanischen Reiche lag wahrscheinlich auf der Ortsmiliz, die wohl nach römischem Muster organisiert war.")

1) S. SURUTSCHAN und LATISCHEW, Inscriptiones, 17. 18; Inscr. Ponti, IV 34, 35. Als Überbleibsel der schwierigen Zeiten vor der römischen Okkupation könnte man vielleicht die thrakische Ansiedlung bei Olbia ansehen, worüber uns die Inschrift LATISCHEW, Inscr. Ponti IV 32 Zeugnis ablegt. Die angesiedelten Hilfstruppen aus der gens Διζύρων standen auch später unter ihrem einheimischen ἡγεμών.

2) Apud Scythia(m) der cit. Inschrift.

3) Diplom Nr. XXXVII = XXVI, vgl. den Ziegelstempel aus Bumbesti, Arch.-ep. Mitt. aus Österreich, XIX S. 85, 18.

4) Ähnlich, aber umgekehrt, die coh. I F(lavia) C[om(agenorum)], s. Arch.-ep. Mitt. aus Österreich, XIX S. 83, 14, II a.

5) Meine obige Darstellung erhält nachträglich eine weitere Stütze durch eine vor kurzem aufgefundene Inschrift, deren Kenntnis ich Herrn LATISCHEW verdanke. Es ist eine bilingue Grabstele eines Soldaten derselben cohors Cypria, zu der C. Memmius gehörte. Der Soldat gehörte zur centuria eines P. Aelius (also 2. Jahrh.).

6) S. LATISCHEW, Materialien, Nr. 9, S. 49 Anm. 6: Tarríov 'Aqıorongáτov 6[7]igágza zaige aus der römischen Zeit.

Auf der taurischen Halbinsel war das Zentrum der römischen Okkupation im 2. Jahrh. Chersonesus. Schon die Zahl der dort gefundenen Soldateninschriften liess das vermuten; bestätigt wird es durch folgende kürzlich aufgefundene chersonesische Inschrift, 1) die mir von H. LATISCHEW in Abklatsch und Kopie gütigst mitgeteilt wurde (s. jetzt auch LATISCHEW, Inscriptiones, IV 94). Es ist eine oben in 4 Teile zerbrochene Marmorplatte 0,315 hoch, 0,255 breit, Buchstaben 0,019-0,025 hoch. Die letzte Zeile ist mit kleineren Buchstaben (0,004-0,007) eingemeisselt und wohl später hinzugefügt worden.

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5. trib(uni) militum) <l>eg(ionis) I Ital(icae) iuven(is)

reverentissimi s(ub) c(uus) c(ura) e(gi)

et mea meorumq(ue) T.

Aurelius) T. f. Cam(ilia) Secun

dus Ravenna) tr(ierarcha) c(lassis) F(laviae) M(oesicae)

v(otum) solvit) libens) laetus) m(erito)

10. sequentes Materno et Bradua cos. (185 n. Chr.)2)

An der Spitze der taurischen Besatzungen stand also ein Militärtribun der I. Italischen Legion; ihm gehorchten nicht bloss die Landtruppen, sondern auch das Detachement der moesischen Flotte unter einem Trierarchen.) Die Vorgesetzten dieser Truppen wechselten von Zeit zu Zeit, wie die letzte Zeile der Inschrift bezeugt: die sequentes (diadɛzóuevo, diadoxo) sind wohl die frisch angekommenen neuen Offiziere. Denselben

1) Jetzt im Museum in Chersonesus.

2) Die Ergänzungen der Zeilen 6 und 9 verdanke ich zum Teile der Liebenswürdigkeit Prof. RITTERLINGS in Wiesbaden.

3) Vgl. FIEBIGER, De Classium Italicarum historia et institutis, Leipz. St., XV S. 382.

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Römische Besatzungen in der Krim und das Kastell

Charax.

Von M. Rostowzew.

Die Geschichte der Krim in der römischen Zeit ist uns ziemlich wenig bekannt. Das wenige, was bis jetzt ermittelt worden ist, findet man bei MOMMSEN, Römische Geschichte, V S. 285 ff., LATISCHEW im Vorwort zu den Inschriften der Krim und neuerdings bei BRANDIS in den Artikeln Bosporos und Chersonesos bei PAULY-WISSOWA zusammengestellt.') Dies wenige durch einige neue Daten und Kombinationen auf Grund teilweise neuen Materials zu vermehren, ist der Zweck dieser Abhandlung.

I.

Die ersten Berührungen der römischen Weltmacht mit dem nördlichen Gestade des Pontus Euxinus datieren bekanntlich von den Mithradatischen Kriegen her. Bei der Organisation des bosporanischen Reiches unter Augustus hatte Rom nicht die Absicht, den Bosporus in stärkere Abhängigkeit von sich zu bringen, sondern es begnügte sich damit, die römische Souveränität über das Reich theoretisch festzustellen. Man brachte das Land weder zu den Donau- noch zu den kleinasiatischen Provinzen in Beziehung. Die weitere Geschichte der Krim steht im engsten Zusammenhange mit der Geschichte der römischen Machtentwicklung an der Donau und in dem nördlichen Teile der Balkan-Halbinsel. Die beständigen Unruhen in diesen Gegenden liessen den Römern keine Zeit und keine Lust ihre Aufmerksamkeit dem abgelegenen Osten zuzuwenden, und dadurch erklärt sich z. B. die vollständig gleichgiltige Haltung Roms bei der Beseitigung Polemons I. durch Aspurgos.) Erst unter Tiberius

1) Vgl. noch LATISCHEW, Forschungen zur Geschichte und Verfassung der Stadt Olbia, Petersb., 1882 und Epigraphische Daten zur Verfassung der Stadt Chersonesus (Journal des Ministeriums für Volksaufklärung, Juni 1884); s. auch SSELIWANOW, Über die Chersonesus Taurica, Odessa 1898.

2) Über gleichzeitige Ereignisse an der Donau s. PREMERSTEIN in dem Beiblatte zu den Jahresheften des K. K. Österr. Archäol. Inst., I Sp. 145-190; daselbst die übrige Litteratur.

wurde es in den Donaugegenden verhältnismässig ruhiger, jetzt erst bekam Rom die Möglichkeit seine alten Klienten, die griechischen Kolonieen, auf dem westlichen Ufer des Schwarzen Meeres etwas wirksamer als früher in Schutz zu nehmen. Für die Krim und das nördliche Gestade brach die Zeit der römischen Fürsorge noch nicht an.

Die erste Periode der römischen Machtentwickelung an der Donau endigte mit der endgiltigen Annexion des ehemaligen thrakischen Reiches im Jahre 46 n. Chr. durch Claudius. Man wollte hier kein auch nur theoretisch unabhängiges Reich dulden. Diese Politik bekam auch die .bosporanische Dynastie zu spüren: der Kaiser Claudius waltet frei mit dem Königtum, entsetzt Polemo II. zu gunsten des Mithradates, lässt römische Truppen für Kotys gegen Mithradates kämpfen, giebt demselben Kotys römische Soldaten als Besatzung der Hauptstadt Panticapaeum; dadurch ist im Jahre 46 die Abhängigkeit des Reiches von Rom viel stärker geworden als unter den Vorgängern des Kotys. Die expansive Politik Roms in diesen Gegenden erreicht ihren Höhepunkt unter Nero. Die Forschungen SALLETS und DOMASZEWSKIS1) haben zur Genüge gezeigt, dass unter Nero infolge eines stärkeren Einfalles der Nordbarbaren in die taurische Halbinsel und der glücklichen Expedition des T. Plautius Silvanus, dem es gelang die Barbaren unter den Mauern von Chersonesus zu schlagen, das bosporanische Reich auch den Schein der Unabhängigkeit verloren hat und die bosporanischen Herrscher nunmehr auf derselben Stufe wie römische Provinzialbeamte standen. Man sieht das am besten daraus, dass nunmehr die Münzen mit dem Kaiserkopfe signiert werden. Freilich war diese Prägung nur von kurzer Dauer; aber die Möglichkeit dieser Prägung illustriert zur Genüge die jetzige Stellung der bosporanischen Könige. Im engsten Zusammenhange damit steht auch die Besetzung der wichtigsten Punkte der Halbinsel durch römische Truppen und Schiffe, was uns durch die bekannte Rede Agrippas aus dem Jahre 66 bei Josephus (Ant. J. II, 16, 4) bezeugt ist: tí zoǹ hézɛv Hviózovs tε καὶ Κόλχους καὶ τὸ τῶν Ταύρων φύλον, Βοσπορανούς τε καὶ περίοικα τοῦ Πόντου καὶ τῆς Μαιώτιδος ἔθνη, παρ ̓ οἷς πρὶν μὲν οὐδ ̓ οἰκεῖος ἐγιγνώσκετο δεσπότης νῦν δὲ τρισχιλίοις ὁπλίταις ὑποτάσσεται καὶ τεσσαράκοντα νῆες μακραὶ τὴν πρὶν ἀπλωτον καὶ ἀγρίαν εἰρηνεύουσι θάλασσαν.

Es ist also klar, dass das bosporanische Reich und das ganze kaukasische Gestade durch römische Truppen okkupiert worden sind, und diese Okkupation erfolgte, wie DOMASZEWSKI ermittelt hat, gleich nach dem siegreichen Zuge des Silvanus. Es ist aber kaum denkbar, was SALLET wahrscheinlich zu machen gesucht hat, dass sogar Kotys entsetzt wurde;

1) SALLET, Zeitschrift für Numismatik, IV 1877, S. 304 ff.; VON DOMASZEWSKI, Rhein. Mus., 47, 1892, S. 207 ff.; vgl. ORESCHNIKOW, Katalog der Antikensammlung d. Gr. Uwarow (Moskau 1887, russisch) S. 90.

Beiträge z. alten Geschichte II 1.

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