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Die Grosse Tholos zu Delphi

und die Bestimmung der delphischen Rundbauten.

Von H. Pomtow.

I. Teil.

Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts kannte man nur drei griechische Rundbauten (mit Cella) in größeren, die Rekonstruktion gestattenden Resten: die Thymele von Epidauros, das Philippeion zu Olympia, das Arsinoeion in Samothrake. Die delphischen Ausgrabungen haben uns zwei neue bescheert: zuerst die große Marmortholos im Temenos der Athene Pronaia die durch einen deutschen Architekten schon im Jahre 1838 in der sog. „Marmariá" aufgefunden war, sodann die alte Tholos aus Poros, deren Reste der Schreiber dieser Zeilen im J. 1906 in den Fundamenten des Thesauros von Sikyon nachwies und deren Wiederaufbau vor Jahresfrist veröffentlicht ist 1). Unser jüngster Aufenthalt in Delphi (Herbst 1910) hat für letztere im wesentlichen den Abschluß der Rekonstruktion gebracht und neue baugeschichtliche Besonderheiten gelehrt, für erstere wenigstens eine provisorische Aufnahme ermöglicht und damit die Wiederherstellung in allen wesentlichen Teilen gewährleistet. Nachdem die aus dem Anfang des VI. Jahrhunderts stammende alte Tholos in einem Nachtragsartikel vervollständigt worden ist (Zeitschr. f. Gesch. d. Arch. IV (1911) S. 171 ff.), sollen die folgenden Zeilen dem etwa 200 Jahre jüngeren Marmor-Rundbau gelten, der die Schönheit eines der edelsten Bautypen aller Zeiten als ein Hauptvertreter zur Geltung bringt. Bei seiner Rekonstruktion und durch Ausführung der Zeichnungen hat unser delphischer Mitarbeiter, Regierungsbauführer H. U. Wenzel, sehr wesentliche Hilfe geleistet, für die ihm auch. hier auf das wärmste gedankt sei.

Um dem Leser den Vergleich der beiden Rundbauten zu ermöglichen, seien Grundriß und Aufbau des älteren hier wiederholt (Abb. 1 und 2).

1) Vgl. Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi', in Zeitschr. f. Gesch. d. Architektur III (1910) S. 97 ff.

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H. Pomtow, Die Große Tholos zu Delphi.

I. Überreste und Rekonstruktion.

Ungleich besser als bei der alten Tholos, deren Bauglieder sämtlich später als Fundament verpackt und daher großenteils unzugänglich waren, sind wir bei ihrer großen Nachfolgerin daran, der Vorgängerin der Thymele von Epidauros, die man mit Recht als ihre Zwillingsschwester bezeichnet hat. Erhalten ist von ihr in situ der Stufenbau nebst einigen Säulenschäften, desgleichen ein Stück der großen Türschwelle, auch einige Orthostate standen unweit ihrer einstigen Stellen. Die übrigen Bauglieder sind zwar zerstreut, aber fast sämtlich in mehr oder minder zahlreichen Exemplaren erhalten, so daß die Rekonstruktion im großen und ganzen keine Schwierigkeiten bot.

Die erste Nachricht von der Existenz einer großen Tholos in der Marmariá zu Delphi verdanken wir dem damals in Diensten der griechischen Regierung stehenden Architekten Laurent aus Dresden, der im Jahre 1838 ihre Trümmer ausgrub. Über seine Entdeckung wurde 1839 von Ulrichs kurz berichtet und der Bau mit dem von Vitruv VII. praef. ererwähnten identifiziert. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Trümmer wieder verschüttet und erst in den Jahren 1898 und 1899 ist das Ganze von Th. Homolle ausgegraben und einiges davon 1901 in einer kurzen, populären Beschreibung bekannt gemacht worden, zwar mit guten Abbildungen der meisten Metopenreliefs, aber ohne jede Architekturzeichnung oder Maßangaben 1). Seitdem ist ein weiteres Jahrzehnt verstrichen, und da der Architekturband der Fouilles de Delphes nicht einmal in den Vorarbeiten in Angriff genommen und noch keine genaue französische Aufnahme des Baues oder seiner Gesamtreste ausgeführt ist, wird man es verstehen, wenn wir schließlich am Ende unserer dritten Delphiexpedition eine provisorische Vermessung unternahmen, als wir durch die Untersuchung über die Bestimmung der Rundbauten zu der Durchforschung dieser am besten erhaltenen Reste genötigt wurden. Wie sehr das wissenschaftliche Interesse eine solche Aufnahme und Publikation erheischte, hat schon H. Thiersch betont2), und es wären der Wissenschaft die langen Irrwege der Musikbautentheorie erspart worden, wenn wenigstens eine vorläufige fachmännische Bekanntmachung dieser vor 14 Jahren ausgegrabenen Trümmer vorgelegen hätte. Denn die Neuaufnahme wirft auf die Bestimmung des Baues unverhofftes Licht, erweist die direkten Beziehungen beider delphischer Tholoi zu einander und ermittelt. dadurch sowohl die Bedeutung der alten Tholos als auch die der Thymele zu Epidauros.

1) Laurents Sendung bei H. N. Ulrichs Reisen und Forschungen I (1840) S. 264 f. Homolles Darstellung in Revue de l'art ancien et moderne X (1901) S. 366 - 70, dazu ein Nachtrag XV (1904) S. 5 u. 18.

2) Zeitschr. f. Gesch. d. Arch. II (1909) S. 71.

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Abb. 1 u. 2. Grundriß und Rekonstruktion der alten Tholos (1: 75).

Dafür, daß unsere Messungen in so kurzer Zeit zustande kommen konnten1), gebührt der Dank Herrn Homolle, der in der Marmariá die Bauglieder der fünf Gebäude zum Teil zusammenlegen ließ und so den Fachgenossen einen schnellen Überblick ermöglichte, und von dem im Tholoszimmer des Museums Säulentrommeln und Gebälk der Ringhalle in Probestücken und Gips wiederaufgebaut wurden. Hoffentlich beschert er der gelehrten Welt bald eine definitive Publikation dieses Prachtstückes hellenischer Baukunst, zu der das Folgende nur eine Vorstudie bilden will.

Zum schnelleren Überblick wird der heutige Zustand der Ruine in der Meßbild-Aufnahme Abb. 3 (Taf. I) dem Wiederaufbau der Tholos gegenüber gestellt, wie ihn die Rekonstruktion auf Taf. II (Grundriß, Abb. 4), Tafel III (geometrische Ansicht, Abb. 5) und Taf. IV (Schnitt, Abb. 6) zur Darstellung bringen. Der Beschreibung der Bauglieder in den nächsten Abschnitten seien einige allgemeine Bemerkungen voraufgeschickt:

Material. Der ganze Bau besteht in den sichtbaren Teilen aus pentelischem Marmor, bezw. in einigen Innenpartien aus schwarzem eleusinischem Kalkstein. Die Euthynteria ist aus Hag. Eliasstein (weisser Kalkstein), desgleichen die Stereobatlagen hinter der Türschwelle und einige Stellen des Innenpaviments, die eines besonders gut gefugten Unterlagers bedurften. Alle andern Lagen des durchgeschichteten Fundaments, bezw. der Krepis bestehen aus Poros oder aus Kalksinter.

Klammern. Die Tholos zeigt an den Stoßfugen von Gebälk und Wand durchweg Klammern von größester Schlankheit, 2 × 13 bis 1426 bis 28 cm lang, 1,6 cm breit, ca. 3,8 cm tief (Dornlöcher tiefer).

1) Für eine genaue Aufnahme des Baues hatte H. U. Wenzel ursprünglich 4-5 Tage veranschlagt (für zwei Architekten). Soviel Zeit stand uns für die Marmariá nicht zur Verfügung, und ich hatte die Sache mit Bedauern aufgeben müssen. Als jedoch nach der Abreise aller übrigen wir beide den ionischen Bußtempel nachprüften, dort in der Cella längs der Türwand die Spuren einer profilierten Bank fanden und ich auf die angebliche „Bank" der großen Tholos hinwies, gingen wir zu letzterer hin. Hier stellte ich fest, daß von einer „Bank“ keine Rede sein könne, und fand die in Teil III gegebene Deutung der „Bank“ und damit des Rundbaues. Dadurch wurde die Vermessung unaufschiebbar. Wenzel, der am folgenden Mittag abreisen mußte, sah lächelnd nach der Uhr, bemerkte, daß wir noch etwa 35 Minuten Tageslicht hätten (es war ein Herbstabend gegen Mitte November), und fragte, ob wir es noch versuchen wollten. Ich ließ Bußtempel Bußtempel sein, und so haben wir in 40 Minuten die Aufnahme des Grundrisses und Querschnittes, der Säulentrommeln und anderer Details ausgeführt. Am folgenden Vormittag wurden den übrigen Arbeiten noch einmal 40 Minuten entzogen zur Zeichnung der Details im Tholoszimmer und später sind die Schwelle und einige Ringsteine von mir nachgetragen worden. - Der Leser wolle die Mitteilung dieser Einzelheiten verzeihen, sie soll den provisorischen Charakter der Aufnahmen erklären, die in unwesentlichen Punkten verbesserungsbedürftig sein können, und soll zeigen, wie schließlich die wissenschaftliche Notwendigkeit zur Vermessung des Baues geführt hat.

In der Mitte der Quadern saßen regelmäßig vertikale Dübel, 10 cm lang, 1,6 cm breit, 2× ca. 3,57 cm hoch, welche je zwei über ihnen ge

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