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ägyptische Malereien des Neuen Reichs, in denen Nordnubier mit schwarzer Hautfarbe dargestellt sind'). Nachdem die neuen Ausgrabungen gezeigt haben, dass die alte Vorstellung weder für die Rasse und Hautfarbe noch für die Kultur der Bevölkerung Nubiens zutrifft, müssen wir eine Übertreibung der dunklen Hautfarbe in den alten Bildern annehmen; die NubaSprache ist mit den vom Sudan einströmenden Völkern vielleicht erst in historischer Zeit in das Niltal gedrungen. Nach den nubischen Orts- und Personennamen, die uns in den ägyptischen Inschriften vom Alten Reich ab entgegentreten, ist die dortige Sprache eine afrikanische: freilich kann man für die ältere Zeit nicht sehen, ob aus der dem Ägyptischen verwandten hamitischen Gruppe der Galla, Somali, Bischari usw. oder aus den Negersprachen des Inneren. Von der Spätzeit ab tauchen in den ägyptischen Inschriften aus Nubien wirklich nubische Worte auf, wie Brugsch2) und Schäfer") gesehen haben. Man sieht, auch bei Heranzichung der körperlichen und sprachlichen Verhältnisse blieben noch genug Fragen übrig für die Verwandtschaft der Nubier mit den Ägyptern einerseits, den Sudanesen andererseits) und endlich den hamitischen Beduinen der Arabischen Wüste 5).

Die Völker des Sudan bilden jetzt eine geschlossene Gruppe von echten tiefschwarzen und prognathen Negern: sie sprechen Sprachen, die von der nubischen verschieden sind, deren Verwandtschaft aber bei ihrem unstäten Hin- und Herspringen im Lautbestand wie in der Flexion im Einzelnen schwer festzustellen ist. Aus dem Altertum wissen wir mit Sicherheit nur, dass die ägyptische Sprache und Kultur sich von Nubien aus auch über den Sudan verbreitet hat; einzelne Ausläufer dieses Stromes sind nach Abessynien gedrungen und haben sich, wie das Sistrum in der christlichen Kirche), bis auf unsere Tage erhalten. Im Übrigen ist die Kultur der Abessynier eine durchaus afrikanische; ihre Sprache, die sog. aethiopische, ist die der semitischen Eroberer. Um Christi Geburt ist die Kenntnis der ägyptischen Sprache und Schrift im Sudan erloschen; damals begann man dort und in Südnubien eine einheimische Sprache mit neuen. Schriftarten zu schreiben, die aus den ägyptischen abgeleitet sind, einer Art Hieroglyphen und einer Kursive.

Die beiden meroitischen Schriftarten sind in den letzten Jahren von Griffith7) entziffert. Die Hieroglyphen stellten sich als das heraus, was

1) Schäfer in Klio IV 153, 1. 2) In Ztschr. Ag. Spr. 25, 1. 75; 29, 25 u. a. 3) Eb. 33, 96. 101; 34, 92; 41, 147 u. a.

4) Meinhof in Arch. für Anthrop. 37 (1910) 200.

5) W. Max Müller, Äthiopien (1904) 1–7; Ders., Who were the ancient Ethiopians? in Oriental Studies of the Oriental Field Club of Philadelphia (Boston 1894) 72ff.

6) Ed. Rüppell, Reise in Abyssinien (Frankft. a. M. 1838) 2, 113. 426; Taf. 4 Nr. 4. 7) Erschienen sind bis jetzt die Untersuchungen von Griffith in: D. Randall Mac Iver and C. Leonard Woolley, Areika (Oxford 1909); John Garstang,

sie nach den früheren Untersuchungen zu sein schienen: eine alphabetische Schrift von etwa 30 Zeichen, dazu einigen Wortzeichen und Determinativen, alle den ägyptischen ähnlich, jedoch im Lautwert selbständig. ein offenbar von dem ägyptischen abgeleitetes System: das Merkwürdigste ist, dass die Worte durch Trennungszeichen von einander geschieden werden. was dem Ägyptischen fremd ist. Die Karsive, von der man bisher kaum ein einziges Zeichen sicher bestimmt hatte. ermittelt Griffith als eine ursprünglich für die Verwendung mit Feder and Tinte geschaffene, dann auch in Stein gemeisselte. rein alphabetische Schrift mit 23 Buchstaben zur Wiedergabe von Konsonanten und Vokalen. In dem letzten Punkt liegt eine besondere Bedeutung für uns. denn alle ägyptischen Schriftarten geben nur die Konsonanten wieder: dass die Vokalisationen von ägyptischen Worten nur unter Vorbehalt gelten. zeigen Wiedergaben wie piléki (Þīcu, kopt. ПLAK), ašêri oder sêri (Osos, ägypt, etwa usire). wêše (To, kopt. HCE) - die Namen haben sich im Mande der Meroiten wie aller Fremder natürlich verändert. Die Vokalzeichen und die auch hier auftretenden Trennungspunkte zwischen den Worten zeigen deutlich. dass die Erfinder der Kursive nicht ausschliesslich von Ägypten, sondern ebenso sehr von Vorderasien, etwa Sadarabien, vielleicht auch von den Griechen, beeinflusst waren.

Die beiden meroitischen Schriftarten sind also entziffert: aber die Lösung der schon in verschiedenster Weise beantworteten Frage, welche Sprache in ihnen steckt, ist auch Griffith's scharfsinniger Kombination noch nicht gelungen: er neigt nach längerem Schwacken jetzt zu der Auffassung, dass es nicht die nubische, sondern eine hamitische Sprache ist, die der der Blemyer nahe steht. vielleicht sogar eine semitische. Brugsch und Schäfer hatten in den Meroitenschriften die nubische Sprache vermutet, ähnlich Krall'), Lepsius) jedoch die der Bega-Beduinen. Ist Griffith's Auffassung richtig, so ergaben sich dadurch die Meroiten als eine herrschende Klasse, der die nubische Bevölkerung untertan ist Wir stehen hier vor einer Reihe von historischen Problemen, deren weitere Erörterung und Lösung wir der Zukunft anheimstellen müssen: zunächst lässt sich nur in Rasse, Kultur und Sprache wie in der politischen Geschichte ein auffallendes Schwanken und eine unbequeme Unregelmässigkeit erkennen.

So tritt uns denn die nubische Sprache in grösserem Umfange zum ersten Mal mit Sicherheit in jenen in Ägypten gefundenen Gebetbüchern von christlichen Nubiern entgegen: sie sind mit griechischen und einigen

Mero 1909 -10 (Oxford 1911); weitere Bande sind fir die nächsten Monate zu erwarten.

1) In Denkschr. Wien Akad., phil-hist., 46 (1900 IV 12.
2) Nubische Grammatik (Berlin 1880) p. CXXI.

für seltsame Laute dazu erfundenen Buchstaben geschrieben. Die nach Berlin gekommenen Handschriften enthalten Übersetzungen von Bibelstellen und Erbauungsschriften aus dem 10-11. Jahrhundert in den MahassDialekt der nubischen Sprache1). Andere Stücke im British Museum2) schildern eine Wundertat des St. Menas und geben Vorschriften des Konzils zu Nicaea. Die nubische Sprache muss den ganzen christlichen Sudan beherrscht haben, denn wir sehen sie noch lebend in den mit griechischen Buchstaben geschriebenen Inschriften des christlichen Reiches von Aloa ('Alwa) zwischen dem blauen und weissen Nil aus dem spätesten Altertum3).

3. Die Frühzeit (4. Jahrtausend v. Chr.).

Nachdem die seit 1894 in Ägypten gemachten Funde aus der ältesten Zeit besser bekannt und durchgearbeitet worden sind, kann kein Zweifel mehr darüber herrschen, dass wir mit ihnen wirklich an den Anfängen der ägyptischen Geschichte und Kultur stehen; und nicht etwa bei einer von den Ägyptern verschiedenen Urbevölkerung, wie man zuweilen glaubte1). Wir können durch die Ergebnisse der Ausgrabungen der beiden letzten Jahrzehnte nunmehr der Entstehung der Pyramiden und Mastabas bis in die Urzeit nachgehen; ebenso dem Schema der Zeichnungen und Statuen, dem Königtum mit seinem Ornat, der Titulatur und dem Hofstaat, ferner den Göttern und Amuletten, der Bestattung der Toten kurz all jenen Zügen, die für die uns vertrauten Ägypter der späteren Zeit charakteristisch sind. Wir sprechen von dieser Zeit nun nicht mehr als einer „prähistorischen", sondern die „Frühzeit“ (um ein Schlagwort zu wählen) ist durchaus Gegenstand der Archäologie und Geschichtsforschung. Man5) hat sie, die über ein halbes Jahrtausend umfasst, gegliedert in eine „vordynastische Zeit" mit mehreren Unterabteilungen und die „frühdynastische Zeit", die bis an das Alte Reich heranreicht.

Anfang.

Die Frühzeit ist erfüllt von Kämpfen des ober- und unterägyptischen Reiches, die auch noch fortdauern, nachdem oberägyptische Könige, der 1) H. Schäfer und K. Schmidt in Sitzber. Berl. Akad. Wiss., phil.-hist., 1906, 774. 1907, 602.

2) Veröffentlicht: Budge, Texts relating to Saint Mena, London 1909. Übersetzt: von Griffith in: Journal of Theolog. Studies, vol. 10 [July 1909] Nr. 40, 545-51.

3) Erman in Ztschr. Äg. Spr. 19 (1881) 112, Schäfer in Sitzber. Berl. Akad. Wiss., phil.-hist., 1906, 11.

4) Vgl. Schäfer, „New race" in Ztschr. Äg. Spr. 34 (1896) 158.

5) George A. Reisner, The early dynastic cemeteries of Naga ed-Dêr I (1908).

II by Arthur C. Mace (1909).

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Sage nach Menes, die beiden Staaten vereinigt haben. In die Nähe von Menes, dem Begründer der 1. Dynastie nach Auffassung des Manetho, fällt der Anfang der dynastischen Zeit, deren Schwerpunkt bei El-Kab, der Residenz, und Abydos, dem Begräbnisplatz, liegt. Nubien wird in der Frühzeit nur ganz vereinzelt erwähnt und zwar zuerst von Menes, der für eins seiner Regierungsjahre das Schlagen der Nubier") verzeichnet. Wo der Kampf stattgefunden hat, wissen wir nicht; nach den späteren Verhältnissen könnte man denken, dass das Gebiet des von uns Nubier" genannten Volkes schon oberhalb der unmittelbar südlich von El-Kab und Kâhu liegenden Einengung des Niltales beginnt, sodass also Menes den ersten Katarakt gar nicht überschritten zu haben brauchte. Ein ähnlicher Kampf scheint symbolisch dargestellt zu sein auf einer Stele des Königs Chasechem (Dyn. 2) aus dem Tempel von Hierakonpolis 2).

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Nun zeigt uns die neue Aufnahme Nordnubien in einem ganz anderen Zustand als wir erwarteten: südlich von den Ägyptern der Frühzeit wohnen nicht unkultivierte Barbaren, sondern dort herrscht eine der ägyptischen im Grossen wie im Kleinen gleichartige Kultur. Die Nubier der vordynastischen Zeit gruben für ihre Toten runde oder ovale Löcher von etwa 1 m Tiefe, oben vermutlich durch Holzbalken abgedeckt3), und legten den Leichnam in Hockerstellung mit mehr oder weniger angezogenen Knieen auf die linke Seite, den Kopf meist im Süden und die Hände vor dem Gesicht1) — alles wie zur gleichen Zeit in Ägypten. Der Körper ist in Felle, Matten oder ein Tuch eingeschlagen; neben ihn stellt man, was der Mensch im Leben schätzte und dessen er auch im Jenseits bedarf. Zunächst Tongefässe, sämtlich mit der Hand geformt; unter ihnen herrschen die mit Kupferoxyd rotgefärbten vor; dabei die wohlbekannten zylindrischen Töpfe und die Schalen mit schwarzem Rand, der hier schmaler als in Ägypten zu sein pflegt: ferner schwarze Ware mit weissem Muster, das bald aufgemalt, bald eingeritzt und mit weisser Paste ausgelegt ist. Seltener sind Steingefässe und Palletten zum Reiben von Schminke. Ferner Keulenknäufe und Axtklingen aus hartem Stein: Werkzeuge und sogar Pfeilspitzen aus Feuerstein. Endlich Kämme aus Elfenbein und Knochen, Halsketten sowie kleine Gebrauchsgegenstände 5). Alles dieses ist uns aus derselben Zeit von gleicher Art in Ägypten bekannt).

Wie sollen wir nun diese Einheit von Ägypten und Nubien verstehen? Eine Zeit lang schien es, als ob die Einheit nicht nur in der Kultur, 1) Petric, Royal tombs II 3,2

=

Sethe, Beiträge ältest. Gesch. 62.

2) Quibell-Green. Hierakonpolis II (London 1902) pl. 58.
3) Reisner p. 300. 4) Reisner p. 310, type I-III.

5) Reisner p. 314-9. pl. 60–68.

6) Es handelt sich hier natürlich nur um die Verhältnisse nördlich vom zweiten Katarakt; aus dem Süden kennen wir für die ältere Zeit überhaupt keine Friedhöfe.

sondern auch in der Rasse bestanden habe. Die vorläufigen Berichte der anatomischen Untersuchung der Leichen der vordynastischen Zeiten verkündeten mit aller Bestimmtheit, dass sie nicht die geringste negroide Beimischung zeigten, dass also die vordynastischen Ägypter auch Nordnubien bewohnt hätten 1). Aber die unbefangene Nachprüfung und neues Material haben Zweifel an dieser Sicherheit aufkommen lassen: die späteren Berichte zeigen grosse Zurückhaltung in der Beurteilung der Rasse der ältesten Zeit 2) und wir werden gut tun, den weiteren Gang der Untersuchungen abzuwarten.

Die vordynastischen Nubier sind ziemlich kleine Leute gewesen mit schmächtigem Körperbau. Sie hatten dunkelbraunes oder schwarzes schlichtes oder leicht gewelltes Haar, das auch bei den Männern verhältnismässig lang war; der Körper ist wenig behaart, der Kinnbart der Männer erinnert an den heutiger Fellachen und Beduinen. Gut erhaltene Leichen zeigen deutlich, dass die Haut nicht tätowiert war, auch haben die Ohren keine Löcher für Gehänge3); in vielen Fällen ist das Auge mit den Lidern und sogar der gehärteten Linse vollständig erhalten und in dem Schädel liegt als trockene harte Masse: das Gehirn. Die Zähne, die aus massiv durchgehendem Schmelz bestehen, sind frei von jeder Stockung und oft bis auf die Wurzel abgeschliffen durch eine mit Sand vermischte Nahrung, die, wie der Darminhalt zeigt, im wesentlichen aus Pflanzenstoffen 4) bestand. Die Leichen sind in keiner Weise mumifiziert und wurden sicher niemals geöffnet; höchstens gab man ihnen ein Stück Harz oder wohlriechende Kräuter in die Hand, deren erhaltende Kraft man schon kannte. Von einer Schlachtung der Körper und einer nachträglichen Beisetzung der Knochen, wie man sie in Ägypten beobachtet zu haben glaubte, ist hier keine Rede: Trennungen von Gliedern rühren hier lediglich von Plünderern her 5).

Ende.

Um die Mitte der vordynastischen Zeit tritt in der Gleichartigkeit der ägyptischen und nubischen Kultur ein Wandel ein: Ägypten schreitet in raschem Emporblühen zu anderen besseren Formen fort, in den Gräbern wie in den Beigaben, besonders den Tongefässen: aber Nubien hält nicht mehr gleichen Schritt mit ihm. Auch wenn man nur die ärmeren Gräber der ägyptischen Bevölkerung berücksichtigt, so treten die gleichen Details

1) So noch E. Smith in Bull. Nub. 3 (1909) 22.

2) E. Smith in Bull. Nub. 6 (1910) 13 und Ann. Rep. for 1907 08 (1910) II 15-36.

3) Vgl. Bull. Nub. 2, 51.

4) Bull. Nub. 2, 55: Melonenkerne, Weinbeerenkerne, Gerstenhülsen.
5) Jones p. 181–92, 279.

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