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stüßen, sich oft der Schwermuth nicht erwehren, wenn er sich den Zustand des einen und des andern von Ihnen denkt, der vielleicht hier oder dort bisweilen stärker beschwert gewesen seyn mag, als Verhältniß zu der Beschränktheit seiner Einnahme, oder des Raums seiner kleinen Wohnung, oder der grösseren Anzahl seiner Kinder, billig war, sobald man alles gehörig in Anschlag bringt, was um der Wichtigkeit des Be rufs willen erwogen zu werden verdient. Dahin rechne ich besonders die Nothwendigkeit, mit heiterer, wenigs stens ruhiger Seele, und ohne lermende Störungen, zumal an Sonnabenden und Sonntagen, die Gedan ken für den jedesmaligen öffentlichen Religionsvors trag vorher zu sammeln, wohl zu überlegen, zu ordnen, niederzuschreiben, in ihrer Verbindung wieder: holt zu durchdenken, für jeden Sah den passenstden Ausdruck zu finden, und dem Verstande sowohl als dem Gedächtnisse die ganze Rede lebendig einzuprägen.

Dennoch wird Niemand von uns das füße Be: wußtseyn, redlich für sein Theil die Lasten des Vater: landes mit getragen zu haben, verlieren wollen. Kei: ner würde hinterher wünschen, daß man, um ihn zu schonen, seine Bürde auf die Schulter eines andern Mitbürgers und Mitunterthans gewälzt hätte. Jeder wird seinen Stand so lieb haben, daß es ihm unend: lich peinlicher für sein ganzes Leben werden müßte,

wenn irgend ein auch noch so leiser Verdacht zu einem scheinbaren Vorwurfe Anlaß geben könnte gegen die Religion, ob die Diener derselben nur ein sorgenfreyes Leben suchten, ohne von den Triftungen in Leiden, welche sie Andern predigen, selbstüberzeugt zu seyn.

Dagegen dies Bewußtseyn, m. Br., daß wir es uns angelegen seyn lassen, die Kraft der Religion, welche wir unsern Miterlösten als das Wort Gottes verkündigen, an unserm eigenen Verhalten zu zeigen; daß wir uns bemühen, auch in derjenigen Gattung von Tugenden, deren Entwickelung am vollkommensten unter dem Druck gedeiht, den übrigen Ständen Vor: bilder zu werden: dieses süße, dieses selige Bewußt: seyn wiegt doch wahrlich die drückensten Lasten auf, welche wir als treue Bürger eines Staats, dem wir für genossene vieljährige Wohlthaten, für Schuß und Sicherheit von unsrer Geburt an, für so viele heilsas me Anstalten, Gut und Leben schuldig sind, ohne Murren übernehmen; welche wir als dankbare Unterthanen zur Abwendung grösseren Elendes alle: mal freudig übernehmen werden; als Christen aber auch schon nach der allgemeinen Verbindlichkeit über: nehmen müssen, die uns befiehlt: „Einer trage des Andern Last!" Und genießen Sie nun nicht dafür, daß Sie sich Ihrer Bürden nicht weigerten,

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ich spreche zu Ihnen, m. Fr., die Sie in Berr gleichung mit uns übrigen den Landesdruck stärker em; pfunden und gefühlt haben; → genießen Sie dafür nun nicht auch die Freude des grösseren Zutrauens Ihrer Gemeinde? Werden Ihre Trostzusprüche, wer; den Ihre Predigten nicht um so viel tiefern Eindruck machen?

Gab es aber wohl je eine Zeit, da die Mens schen sich mehr nach Trost sehnten, als die gegenwärtige? Weffen Geist fühlt sich nicht aufs tiefste nieders gebeugt, wenn er auf die Trennungen so vieler taus fend Familien einen Blick wirft! wenn er die vielen Mütter sich denkt, welche von ihren Söhnen; die Gattinnen alle, welche von ihren Männern; die Kinder alle, welche von ihren Vätern; Schwestern, welche von ihren Brüdern; Freunde, welche von ih ren vertrautesten und zärtlichstgeliebten Bekannten seit geraumer Zeit nicht einmal mehr einen Brief, nicht einmal mehr eine Nachricht erlangen können: welche sich mit der peinlichen Ungewißheit quålen, ob der Sohn, der Gatte, der Vater, der Bruder, der Freund, ohne den ihnen diese unglückschwangere Welt eine Eindde, eine Hölle dünkt, noch am Leben ist, oder auf dem Schlachtfelde seinen Tod gefunden hat? Im ersteren Falle, ob er nicht vielleicht als Gefans gener, als Verwundeter, mit Armuth und. Kummer

Påmpft?- in welchem Winkel der Erde, die von Ei nem Ende zum Andern ein Schauplak des Krieges und der Verwilderung geworden ist, er sich ißt aufs hålt? Kinderreiche Familien, die durch das Zer störende, welches dem gegenwärtigen Kriege eine so ganz eigene Gestalt giebt, in eine Angst, wofür ich keinen Namen weiß, in die Angst versekt werden, ob, wenn ihr Versorger in seinem Berufe auf dem Schlachtfelde den Tod fürs Vaterland starb, dies Vaterland die Versorgung seiner Wittwe und seiner Waisen, oder, wenn er in Kriegsgefangenschaft ges rieth, den Kostenaufwand für seine Auslösung und während seiner Gefangenschaft hinreichende nochdürf tige Verpflegung wird übernehmen und auf die Dauer bestreiten können? - Unter diesen Leidenden, an deren Zustand man nicht anders als mit schwermů: thigem Herzen und tief gebeugter Seele denken kann, sind der Mütter eine große Menge, welchen alle Erwerbsquellen verstopft, auch alle Wege der Unters stüßung durch das wenige von Zeit zu Zeit überges sparte Geld ihrer Männer verschlossen sind.

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Nehmen wir nun auch die seit den lehten Jah; ren sich häufenden außerordentlichen Begegnisse dazu, welche selbst den Fühllosesten erschüttern; hier das Toben zerstörender Naturkräfte, die Ausbrüche feuriz ger Ströhme aus den Schlünden der Erde, Berge

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und fruchtbare Flüren jählings in den Abgrund stürz zend mit ihren Einwohnern; dort blühende in stiller Betriebsamkeit sichere Städte durch unerwartete Wendungen des Krieges plößlich um alle ihre bisherige Freuden und Ruhe gebracht oder durch die Unvorsich tigkeit vielleicht eines einzigen in der Nähe von Pulvervorräthen mit Trümmern und Menschenleichen überdeckt: 0! wem blutet alsdann nicht das Herz? wet kann hier noch auf Vergnügen und Wohlleben sinnen? wer vermag hier noch frohes Muz thes zu seyn? — Irrdische Zerstreuungen mögen die Seele auf Augenblicke betäuben: in unsrer gegen: wärtigen Lage Rühe gewähren, den innern Frieden der Seele uns wiederverschaffen, unsern durch viel: fache, so ununterbrochene und langwierige Leiden niedergebeugten Geist aufrichten, das können sie nicht.

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Allein was Natur nicht vermag, das thut Re: ligion. Unter ihren seligen Einflüssen stärken Widers wärtigkeiten, welche den Geist niederbeugen, ihn wie: derum auch mit neuer Kraft, sich aufzurichten. In dem Gefühl der Leiden selbst, gegen welches sich der Mensch nicht abstumpfen darf, in welchem er seine Abhängigkeit von Gott empfinden soll, liegt schon eine Kraft, den Dulder mit Muth und großen Hoff

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