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5. Das Zauberkraut šibu issahir amelu,,obwohl Greis wird der Mensch wieder jung" beim Aufenthaltsort des babylonischen Noah (s. oben S. 98). Gilgameš will es nach Erech bringen, davon essen und in den Zustand seiner Jugend zurückkehren. Auf der Heimfahrt nimmt ihm eine Schlange an einer Zisterne das Zauberkraut fort.

6. Mit diesem ,,Zauberkraut" der Seligeninsel mag die Vorstellung von dem Lebenskraut" verwandt sein, das die Götter geben können. In einem Marduk-Hymnus (Craig, Rel. Texts I, 59) wird Marduk als Besitzer des ,,Lebenskrautes" angesehen. Assyrische Könige vergleichen gern ihre Herrschaft mit der heilbringenden Wirkung dieses Krautes. So sagt Adad-nirâri, sein,,Hirtenamt" habe Gott den Assyrern wohltuend gemacht wie ,,Lebenskraut". Und Asarhaddon wünscht, daß seine Herrschaft den Menschen wie ,,Lebenskraut" zuträglich sei. Aus einem der assyrischen Briefe1 geht übrigens, worauf Zimmern aufmerksam macht, hervor, daß beim Lebenskraut nicht nur das Essen, sondern auch das Riechen in Betracht kommt:,,wir waren tote Hunde, da hat der Herr König uns wieder lebendig gemacht (d. h. begnadigt), indem er das Lebenskraut an unsre Nase legte“.

7. Endlich ist in losem Zusammenhange das babylonische Ambrosia zu erwähnen, das die Götter besitzen. Es gibt einen altbabylonischen Namen, der heißt Lugal-kurum-zigum, „der König ist Himmelsspeise". Im Adapa-Mythus wird im Himmel des Anu,,Brot" dargereicht2 (im irdischen Heiligtum von Eridu bäckt Adapa das Brot von Eridu und bereitet das Wasser von Eridu), und der entsprechende Nektar ist Wein. Beim Gastmahl der Götter im Epos Enuma eliš3 essen die Götter Weizen (brot) (ašnan) und trinken Wein. Auch das ,,Wasser", das Adapa ,,bereitet", und das Lebenswasser, das ihm im Himmel vorgesetzt ist, dürfte als besonderer Göttertrank zu denken sein. Der Wein, der auch im Alten Testament eine Gottesgabe ist, die,,des Menschen Herz erfreut“, wird im Babylonischen ideographisch als „Lebenstrank“ oder „,Lebensholz“ bezeichnet. *

1) Harper, Assyrian Letters 771.

2) Die übrigen Gastgeschenke des Himmels sind Lebenswasser (-Wein? s. unten), Kleid, Öl. Vgl. hierzu die Züge in den Bildern des 23. Psalm („du salbest mein Haupt mit Öl") und in der Gleichnisrede vom,,hochzeitlichen Kleid".

3) KT 115.

4) Vgl. unser Aquavit, eau de vie, „Lebensbaum“, s. oben S. 96.

Das Wasser des Lebens.
I Mos 2.

Vom,,Wasser des Lebens" ist im Paradies der biblischen Genesis keine Rede. Aber die Vorstellung verbirgt sich

I. vielleicht schon der Strom1 2, 6, der ursprünglich zur Schilderung des Gartens gehört zu haben scheint,

2. im Paradiesesstrom 2, JO; daß das Euphrat-Wasser als heilig galt, wußten die Israeliten.

Ez 47, 7. 12 zeigt, daß den Israeliten eine Paradiesesvorstellung, die Lebensbäume und Lebenswasser nebeneinander kennt, nicht fremdartig war. Dort ist von einem Wunderstrome die Rede,,,der vom Tempel ausgeht, an dessen Ufern allerlei Bäume mit genießbaren Früchten wachsen; das Laub soll nicht welken und die Früchte sollen kein Ende nehmen (vgl. Ps 1, 3); alle Monate sollen sie frische Früchte tragen, denn ihr Wasser geht vom Heiligtume aus; und ihre Früchte werden als Speise dienen und ihr Laub als Heilmittel." Auch auf Sach 14, 8 ist hinzuweisen, wo in paradiesischer Zeit sich,,lebendige Wasser" von Jerusalem ergießen werden. Ebenso ist die Einkleidung des Gedankens in Apk 22, 1 der babylonischen Vorstellung verwandt: vom Stuhle Gottes geht ein lauterer Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall. Vgl. Apk 7, 17; 22, 17; Ps 36 etc.

Das babylonische Lebenswasser wurde bereits in den vorhergehenden Notizen (vor allem S. 93 f. 98) vielfach erwähnt. Es spielt eine besondere Rolle im Kultus des Ea. Als Probe sei eine Textstelle erwähnt. IV R 25, col. IV heißt es 2:

Glänzende Wasser brachte er hinein;

Nin-zadim, der große Juwelier des Anu,

hat dich mit seinen reinen Händen zubereitet;
Ea nahm dich weg an den Ort der Reinigung,
an den Ort der Reinigung nahm er dich,

mit seinen reinen Händen nahm er dich,

zu () Milch und Honig nahm er dich,

Wasser der Beschwörung tat er dir in den Mund,

deinen Mund öffnete er mittels Beschwörungskunst:

, wie der Himmel sei rein, wie die Erde sei rein, wie das Innere des Himmels glänze'.

1) S. Holzinger und P. Haupt zur Stelle in Martins Handkommentar; das hebr. Wort 'êd ist jedenfalls Lehnwort.

2) Nach Zimmern, Beiträge, 139 bezieht sich der Text auf die Zeremonien (Mundöffnung und Mundwaschung) bei Einweihung eines Götterbildes.

Der Wasserkult der Babylonier lebt noch heute in den Gemeinden der Mandäer fort, die nicht weit von dem einstmaligen Eridu leben. Wie bereits S. 74f. erwähnt, hat sich ihr Ea-MardukKultus über die christliche Ära hinaus selbständig entwickelt. Später haben sie Berührungen mit dem Christentum gewonnen, angezogen durch die Gestalt des Täufers Johannes, dessen Auftreten Anknüpfung an ihren Wasserkultus bot.

Biblische Beziehungen zum babylonischen Begriff vom Lebenswasser werden wir unten aufzeigen beim ,,ehernen Meer" des salomonischen Tempels (zu 1 Kg 7, 23), bei der Heilung des Naeman vom Aussatz durch siebenmaliges Untertauchen (2 Kg 5).

Die Paradiesesströme.

1 Mos 2, 10:,,Und der Strom geht von Eden aus den Garten zu bewässern", alsdann teilt er sich, und zwar in vier Arme usw. Die vier Arme heißen Pison, Gihon, Hiddekel, Phrat. Der Pison umfließt das Goldland Havila; der Gihon umfließt das Land Kusch; der Hiddekel,,fließt herwärts von Assur".

Mit dem Phrat, der als der bekannteste ohne Zusatz genannt ist, ist sicher der Euphrat gemeint', babylonisch Purattu (altpersisch Ufrâtus, arabisch Furât). Er heißt sonst schlechtweg,,der Strom" (Jes 8, 7 u. ö.) und das große Wasser" (1 Mos 15, 18), wie die Babylonier ihn selbst ideographisch als das ,,Wasser" bezeichnen. Er bildet für die Hebräer die Ostgrenze der bekannten Welt; das Idealgebiet, das dem Abraham zugesprochen wird, erstreckt sich bis dahin (1 Mos 15, 18; Ps 72, 8; Sach 9, 10). Daß der Euphrat mit Paradiesesvorstellungen bei den Babyloniern verbunden ist, wurde schon oben gezeigt. Daß der Hiddekel den Tigris bezeichnet, scheint mir auch sicher.2 Der Name erscheint zwar nur noch Da 10, 4, aber die Stelle Si 24, 34-36, die den Tigris mit Pischon und Euphrat zusammen offenbar in Erinnerung an I Mos 2 nennt, beweist doch wenigstens, daß die Israeliten unter dem Hiddekel den Tigris verstanden. Er stimmt zu der Schreibung Idiklat im assyrischen Vokabular II R 50, 7 c d und zur samaritanischen Schreibung. Auf der Behistuninschrift heißt der Fluß Assyriens Diklat, dem entspricht das targumisch-talmudische Diglat (unser Tigris gibt die persische Aussprache wieder).

1) S. meinen Artikel Euphrat in Hauck RPrTh. 3

3

2) Hommel, Theol. Lit. Bl. 1901, No. 47 erklärt chad-dekel wadi oder Wadi von Diklah.

= Palmen

Man hat sich vielfach bemüht, das biblische Paradies nach der alten Landkarte zu lokalisieren. Für die Untersuchung ist vor allem zu beachten, daß nach altorientalischer Anschauung, die Israel und Babylon gemeinsam haben, jedes irdische Heiligtum einem kosmischen Heiligtum entspricht (vgl. das irdische und himmlische Jerusalem der Bibel). Es ist Stuckens Verdienst (Astralmythen), erkannt zu haben, daß die Lösung der Paradiesfrage in der Vorstellung aller heiligen (kosmischen) Stätten am Himmel zu suchen ist. Wie dieser als Spiegelbild der Erde erscheint, wurde oben S. 12 besprochen.

Auch die Vorstellung von den vier Paradiesesflüssen wird. Reflexion eines himmlischen Bildes sein. Gunkel nimmt an, daß an die Milchstraße mit ihren vier Armen gedacht ist. Daß es in der Gegend der Milchstraße nach babylonischer Vorstellung einen himmlischen Euphrat und Tigris gab, beweisen die Sterne Tigris und Euphrat, die VR 46, 34 a b zwischen Skorpion und Steinbock erscheinen. Die irdische Lokalisierung war in den verschiedenen Völkern und Zeiten dann gewiß wechselnd, und die Vorstellung von einer Ideallandschaft verband disparate geographische Begriffe. Daß der biblische Erzähler an die Euphrat- und Tigrisgegend denkt, ist sicher. Soweit hat Delitzsch, Wo lag das Paradies? recht. Es liegt darin m. E. ein starkes Zeugnis für das Bewußtsein Israels von der babylonischen Urheimat. Aber der Gihon und Pison läßt sich bei unserer gegenwärtigen Kenntnis der Landkarten und Inschriften dort nicht lokalisieren. Daß wenigstens die späteren Israeliten den Pison als einen Hauptstrom neben Euphrat und Tigris kannten, zeigt Si 24, 34. Mehr läßt sich nicht sagen. In der Identifizierung der vier Paradiesesströme mit den vier Strömen, die in der Urzeit getrennt in den Persischen Meerbusen strömten2, so daß der Ulai (jetzt Karun) = Pison, und der Uknu (jetzt Kercha) = Gihon wäre, liegt m. E. keine Lösung der Frage: Wo lag das Paradies?

Daß auch die Babylonier eine irdische Lokalisierung von vier heiligen Flüssen kannten, soll nach Hommel, Aufsätze und Abhandlungen 326 ff. Handbuch 145, die Aufzählung von vier göttlichen Flüssen II R 56, 26-29 c d. vgl. V R 22, 27 ff. zeigen. Hommel hat darauf hingewiesen und

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1) S. Hommel, Aufsätze und Abhandlungen S. 241, Zimmern KAT 3 528. 2) Zuerst Jensen, Kosmol. 507 ff.

3) Da das,,Weib" und der Sohn" des Flußgottes folgt, handelt es sich hier allerdings nicht nur um 4 Namen des ilu Naru, des Flußgottes (so Jensen).

glaubt nachweisen zu können, daß in den südarabischen Inschriften die gleichen Vorstellungen von vier heiligen Flüssen begegnen. Er identifiziert teilweise im Anschluß an Ed. Glaser diese vier Flüsse mit dem Euphrat und den unweit von Eridu in den Nâr marrâti (den heutigen Schatt el 'Arab) mündenden großen arabischen Wadis Sirhân, Rumma und Dawâsir. Er sucht dementsprechend die Paradiesesflüsse, abgesehen vom Euphrat, der östlich die Welt abgrenzt, in dem alten ,,Gotteslande“ Arabien (Ta-nuter bei den Ägyptern, Dingirra-ki bei den Babyloniern). Chid-dekel sei dann der Wadi Sirhân mit seiner Fortsetzung, dem sog. Dschôf (vgl. oben S. 101, Anm. 2) und die Landschaft Ašur (Hiddekel ,,herwärts von Assur") sei die von Glaser wiederentdeckte arabische Landschaft A'šur (nach Hommel Stammland der Assyrer, die dann den Namen Hiddekel in die neue Heimat mitgenommen hätten). Unter Pišon, der Chavila umfließt und woselbst Gold, Gummi (Bedolach) und Edelsteine gefunden werden, und unter Gihon, der Kusch umfließt (ebenfalls Name einer alten arabischen Landschaft), wären mit Eduard Glaser die zentralarabischen Wadis Dawâsir und Rumma gemeint. Näheres über diese Dinge, die wir mit allem Vorbehalt wiedergeben, s. Hommel, Aufsätze und Abh. S. 273 ff.

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1) In den vier Ausdrücken dhû-ilim, dhû-phijâmim, dhû-hallim, dhûhumarim der großen Inschrift von Sirwah. Die vier Bezeichnungen sollen nach ihm bedeuten:,,der des Gottes" (= N Anu = summus deus = Sin-Mondgott, s. S. 26 ff. 32),,,der des Götterboten", ,,der des Strickes" entsprechend dem Flusse,,Band des Königs" der Babylonier, und,,der des Asphalts", dem,,Fluß des Asphaltmannes" entsprechend. Wenn aber die gleiche Anschauung in der Bezeichnung der betreffenden Gottheiten zugrunde liegen sollte, so handelt es sich hier kaum um Flüsse, s. noch Theol. Lit. Bl. 1901, Nr. 47, Sp. 557.

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