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Dabei ist derselbe Ausdruck gebraucht (lekû), wie bei der Entrückung des Henoch und Elias (2 Kg 2, 3 ff.), worauf Zimmern aufmerksam macht.

I Mos 5, 29: „Der hieß ihn Noah, indem er sprach: dieser wird uns aufatmen lassen von unsrer Arbeit und Mühsal unsrer Hände, [die uns verursacht wird von dem Boden, den Fahve verflucht hat."

Dieser naturalistische Erlösungsgedanke (beachte das Wortspiel mit nûh,,ruhen“) zieht sich durch die ganze babylonische Religion hindurch. Er ist verknüpft, wie bereits bemerkt wurde, mit der Gestalt des Marduk. Aber die Erscheinung des Marduk wird auch auf die Menschen der Urzeit projiziert. Wir haben ausdrückliche Zeugnisse dafür, daß Marduk, der Sohn des Ea, mit Adapa, dem ersten Menschen, den Ea als zer amelûti,,Same der Menschheit" erschaffen hat (s. oben S. 72 f.) identifiziert wurde. Adapa heißt auch Atraḥasis (Atarḥasis), ,,der Erzgescheite". Die Sintfluterzählung des Berosus aber gibt diesen Beinamen in der Umkehrung Hasisatra (Xisuthros) dem babylonischen Noah. Und in einer Keilschrift-Rezension des Sintflutvorganges tritt der babylonische Noah selbst ausschließlich unter dem Namen Atraḥasis auf und bittet zu wiederholten Malen die Götter um Befreiung der Menschen von schweren Heimsuchungen, die ihnen der Fluch der Götter um ihrer Frevel willen geschickt hat. S. unten S. 139f. Ob nicht der Schreiber von 1 Mos. 5, 29 diese babylonischen Anschauungen, die tiefe religiöse Wahrheiten enthalten, gekannt hat? Auch auf ein Zeugnis aus später Zeit sei noch hingewiesen. Nach dem Be

richt des Firmicus Maternus (s. Dieterich, Mithras-Liturgie S. 174) sagt der Priester beim Attis-Feste (symbolische Frühlings- und Auferstehungsfeier - Tammuz - Kult) 1 murmelnd am Schlusse mit leiser Stimme:

,,Tröstet cuch, ihr Mysten, des geretteten Gottes,

es gibt für euch eine Errettung aus der Mühsal."

I Mos 6, Iff. Die Entstehung der Riesengeschlechter. Siehe die kuthäische Legende S. 76. Die benê ha- elohîm ,,Söhne Gottes" sind jedenfalls Heroen der Vorzeit, wie die in dem Gilgamešepos aufgezählten Heroen, die in dem Hades

1) S. jetzt zum Attis-Kult Hugo Hepding, Attis, seine Mythen und sein Kult, Gießen 1903.

wohnen, wie Herakles bei den Griechen. Sie dürfen keinesfalls mit den mal'akê elohîm 1 Mos 28, 12; 32, 2 auf gleiche Linie gestellt werden, wie es bei Zimmern KAT3, 456 geschieht.

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In außerbiblischen Traditionen sind die Riesen" mit der Turmbaugeschichte verwoben, s. S. 150 ff.

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Achtes Kapitel.

Biblische Weltzeitalter.

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Die Weltentwicklung wird nach dem altorientalischen System aufgefaßt als ein Zyklus, als Kreislauf eines Weltenjahres1, das dem Mondjahr oder dem Sonnenjahr entspricht, je nach der Betonung des Mondes oder der Sonne im astrologischen System. Das ergibt als Weltzeitalter entweder die Vierteilung in vier Weltjahreszeiten oder die Zwölfteilung nach Monaten oder die Teilung in 72 (beziehentlich 70 nach dem Mondsystem) Fünferwochen; der Theorie nach wäre auch möglich die Teilung in 52 (50 nach dem Mondsystem) Siebenerwochen. Die Berechnung, wann ein Äon beginnt, ist Sache der jeweiligen Spekulation. Die biblischen Schriftsteller wollen zum Teil von dem System nichts wissen. An seine Stelle tritt die Weltregierung Gottes. Aber sie kennen die Theorie, und wir finden gerade unter den Erzählern, denen,,wissenschaftliche Kenntnisse“

1) Auch diese Vorstellung ist durch die Welt gewandert. Wir finden sie bei den Chinesen und Indern, Ägyptern, Mexikanern.

2) Die Theorie liegt den vier Weltzeitaltern des Hesiod und Ovid (Gold, Silber, Kupfer, Eisen) zugrunde. S. unten zu Daniel. Die vier Weltzeitalter der Mexikaner, in denen die vier Elemente herrschen, hängen deutlich mit Weltflut und Weltbrand zusammen. Das erste heißt,,Sonne des Wassers", das letzte ,,Sonne des Feuers".

3) So die 12 Weltzeitalter der Etrusker S. 65, auf das Dezimalsystem übertragen; wie die 12000 Jahre Weltdauer bei Zoroaster. Ebenso IV Esr 14, 11; Apk Ba 53. Vgl. auch die 12000 Jahre der Inder (die Flut tritt ein, wenn Brahma schläft), s. F. Schlegel, Weisheit der Inder 230; 12000 Jahre als Zeitalter der Götter in Manus Gesetzbuch (I, 72). Auch die Zyklen des Berosus (36000 Jahre) sind wohl als 12 mal 3000 nach den zwölf Tierkreiszeichen zu verstehen. Das Dezimalsystem ist sekundär. Der,,falsche Orpheus“ Orph. Argon. 1100 gibt 12 Myriadenjahre als Dauer des Weltjahres an.

*) S. unten S. 122 d zu Dan 9 und zu Henoch.

zugetraut werden können, Versuche, die Äonen spekulativ auf die gesamte Weltentwicklung anzuwenden (a) oder auf einzelne historische oder apokalyptische Stücke des Weltlaufs zu übertragen (b c d):

a) Die Priesterschrift mit ihren sieben (?) Toledoth1:

1. Das Zeitalter ,,des Himmels und der Erde" mit den 7 Tagen" der Schöpfungen2, 1 Mos 2, 4.

2. Das Zeitalter Adams 1 Mos 5, 1: die Urväter mit den riesigen Lebensaltern. 3

3. Das Zeitalter Noahs nach der Flut 1 Mos 6, 9.

4. Das Zeitalter Terachs (Abraham) 1 Mos 11, 27.
5. Das Zeitalter des Moses.

[6. Das Zeitalter Davids, s. Ruth 4, 18.

7. Das Zeitalter, das der priesterliche Redaktor als „neue Zeit" verherrlicht haben wird Josia? Esra?]

b) Die vier geschichtlichen“ Weltzeitalter in Da 7.

c) Vgl. IV Esr 14, 11 (Kautzsch, Pseudepigr. S. 399). In 12 Teile ist die Weltzeit (air) geteilt.

d) Speziell auf Perioden der Endzeit übertragen: 70 Wochen (šebû ôt) bei Da 9, 27 vgl. die 12 letzten ,,Hirten" Henoch 90, 17 (Kautzsch, Pseudepigr. 296), die 12 Perioden der Drangsale Apk Ba 27 (ib. S. 421) (auch die 4 Etappen der Endzeit Apk 6, 1 ff., 8, 6 ff. gehören hierher).5

Die Erkenntnis, daß das astrologische Schema der Welteinteilung des Weltjahrs in die israelitische Geschichtsbetrachtung hineinspielt, wird vielleicht auch das schwierigste Kapitel der neu anzubahnenden Formen

1) S. Gunkel, Genesis 241 ff., Zimmern, ibid. S. 542. Gunkel hat bereits gesehen, daß die Toledoth des Adam, Noah, Terach, Moses Weltzeitaltern entsprechen. Aber keinesfalls handelt es sich hier um die Vierzahl. S. auch Anm. 2.

2) Daß hier Toledoth 1 Mos 2, 4 nichts andres bedeutet, als an den andern Stellen (gegen Kautzsch), hat Hommel in seinem Grundriß mit Recht hervorgehoben.

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3) Wenn in den Zahlen „Weltmonate" sich verbergen (s. Zimmern KAT 541), so ist das keinesfalls im Sinne von 10/12 des gesamten Zyklus zu verstehen (s. Zimmern S. 541, 556). Die einzelnen Äonen spiegeln für sich wieder den Weltenzyklus ab.

*) Vgl. die 70 Jahre Jer 25, 11 und zum Übergang der Jahre in Tage Winckler, KAT3 334, s. auch Anm. 5.

5) Wie die 10 Wochen der Endzeit bei Henoch 93 (Kautzsch, Pseudepigr. 299 f.) sich erklären, weiß ich nicht. Liegt hier schon gedankenlose Übertragung auf das Dezimalsystem vor? Sind auch Stellen wie Apk 2, 10 (10 Tage" Endzeit) heranzuziehen?

lehre des Alten Testamentes erleichtern helfen: den astral-mythologischen Einschlag. Wir fanden im 1. Äon Anklänge an das babylonische astrale Weltbild; im 2. Äon Spuren der Planeten, vor allem bei Henoch. Wir werden im 3. und 4. Äon (Vätergeschichte) formale Anklänge an Astralmythen und Tierkreisbilder (s. zur Josefsgeschichte und zu 1 Mos 49) finden, in den Geboten 2 Mos 20 Anklänge an die Planeten, in den Kämpfen der Josua- und Richter-Zeit Anspielungen auf den Marduk-Kampf.

Mit besonderer Vorliebe hat die spätere jüdische Literatur die alte Lehre von den Weltzeitaltern aufgegriffen. In dem Buch der Jubiläen, das man neuerdings in die Makkabäerzeit verlegt und das dem Priesterkodex nahe verwandt ist, rechnet man nach Jahrwochen und Weltjahren. I, 29 redet von Tafeln (!), auf die die Weltjahre bis zur Welterneuerung eingezeichnet sind. Im Buche Henoch 85 ff. (Kautzsch, Pseudepigr. 289 ff.) scheinen 7 Perioden von Adam an gezählt zu sein. Wie tief diese Spekulationen bis in späte christliche Zeiten gewirkt haben, zeigt der Sachsenspiegel1, der die Streitfrage, ob es 6 oder 7 Heerschilde (ebenbürtige Ritterklassen) gibt, dahin entscheidet: es stehe damit wie mit dem 7. Weltzeitalter. Man wisse nicht, ob es 7 oder 6 gebe. Er selbst tritt für 7 Heerschilde und Weltzeitalter ein und beruft sich auf „,Origines“ 2, wo 6 Zeitalter bis zur Menschwerdung Gottes gezählt werden; das 7. ist dann das, in dem der Ritter Eike von Repgau den Sachsenspiegel schreibt.

Auch die Zweiteilung in das gegenwärtige und zukünftige Weltzeitalter ( und x) geht im letzten Grunde auf die astrale Weltanschauung zurück. Aber hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen der babylonischen und biblischen Weltanschauung. Die babylonischen ,,wissenschaftlichen" Berechnungen wissen nichts von einer Segenszeit jenseits des Weltuntergangs. Das ist ein absolutes Novum der biblischen Weltanschauung, die auf einer Messias- und Erlösungshoffnung beruht, von der der Naturalismns babylonischer Theologie nichts wissen kann. Eine Apokatastasis und Palingenesic, wie sie oben S. 84 das Bild der Endzeit zeigt, konnte mit babylonischen Hilfsmitteln nicht er

1) Ausgabe von Homeyer, 3. Aufl. 1861. Ich verdanke diesen Hinweis Herrn Ref. Dr. H. Kirsten.

2) Gemeint ist Isidorus von Sevilla in seinem Werke Etymologiarum seu originum libri XX (V, 38, s. Migne SL 83, 1017 ff.). Aber es stimmt nicht ganz zu Isidor. Dieser nennt Adam, Noah, Abraham, David, Auswanderung nach Babylon, Menschwerdung als Anfänge der 6 Zeitalter; der Sachsenspiegel: Adam, Noah, Abraham, Mose, David, Menschwerdung.

sonnen werden, geschweige denn eine Anschauung von dem ,,Siehe ich mache alles neu" nach dem Untergang des dreigeteilten irdischen Weltalls, wie sie Apk 21 voraussieht. Hier gibt das altorientalische Weltsystem die Form und das Begriffsalphabet für eine absolut neue Ideenwelt her.

Neuntes Kapitel.

Außerbiblische Traditionen über die Sintflut.

Daß die biblische Erzählung mit anderen Sintfluttraditionen verwandt ist, wußte man längst vor Entdeckung der Keilinschriften. Abydenus und Alexander Polyhistor hatten die Er

Abb. 43: Altbabylonischer Siegelzylinder.

zählung des babylonischen Priesters Berosus von der großen Flut (μέγας καταxavouòs) übermittelt (s. oben S. 49).

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im größern Stile kann fast an allen Enden der Welt nachgewiesen werden. Der Nachweis fehlt, wenigstens bisher, bei den Ägyptern.1 Andrée, ,,Die Flutsagen ethnographisch betrachtet" (1891) hat 60 Flutsagen gesammelt. Er kommt zu dem Resultat, daß 40 davon genuin seien, während 20 mit der babylonischen Sage durch Zusätze oder als Nachbildungen zusammenhängen. Das ist keinesfalls richtig. Literarische Abhängigkeit spielt auch hier nicht die Hauptrolle. Es handelt sich wie bei der Kosmogonic um Überlieferungen, die durch die Welt wandern, deren Ursitz vielleicht das Euphratland ist.

1) Spuren s. bei Usener S. 260. Verwandt ist auch die Erzählung des,,Kuhbuches" (vgl. S. 62). Der Sonnengott war in der Urzeit König der Erde. Aber die Menschen glaubten nicht mehr an seine Autorität, da er alt geworden war. Auf seinen Befehl richtet die Göttin Hathor ein Blutbad unter den Menschen an. Einige rettet er durch List. Er gießt rotes Bier auf die Erde. Die Göttin Hathor hält es für Menschenblut und betrinkt sich daran, so daß sie die Menschen nicht mehr sehen kann. Nach Usener soll die Sintflutsage auch bei den Arabern fehlen. Aber das heiße Wasser bei der Flut (Anklang an die Feuerflut) und andre Spuren zeigen, daß der Islam auch außerjüdische Traditionen kennt.

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