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Sonne erscheinen." Nergal hat Unterweltscharakter, die Unterwelt heißt nach seinem Kultort auch Kutha. Unter den Planeten des Tierkreises kann ihm deshalb bei der hier zugrunde zu legenden Tag- und Nachtgleichenstellung nur der unsichtbare, d. h. der unten“ gelegene Südpunkt gehören. Denn ausdrücklich wird bei den Babyloniern NergalSaturn mit der Sonne gleichgesetzt.,,Šamaš und Nergal sind eins“, heißt es in einem astronomischen Texte.1 Die Sonne gilt als Unterweltsgottheit, weil die Sterne in ihr verschwinden, untergehen. — Wenn nun die Sonne im Südpunkt, in der Unterwelt, an dem ihr im Weltall zukommenden Platze steht, so steht, wie jeder Sternkundige weiß, der Vollmond in Opposition am Nordpunkt, am entgegengesetzten Punkte des Tierkreises: Dieser Punkt ist also in diesem System der Mondpunkt, wie wir ihn bereits als Anu-Punkt erkannten (Anu Sin, s. S. 10 vgl. S. 26). Daß er auch dem Ninib gehört, wird zu erwarten sein, da die übrigen drei Weltecken an Marduk, Nebo, Nergal vergeben sind. Wir können es aber noch besonders beweisen: Dieser Punkt heißt der Nibiru, d. i. der Paß, der höchste Punkt, den kein Planet überschreitet. Das Epos Enuma eliš schildert auf der V. Tafel (KT S. 122 f.) die Festsetzung des Nibiru-Punktes. Wir versuchen die schwierige Stelle zu analysieren:

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,,Er machte die Standörter der großen Götter; Sternbilder, gleich wie sie, setzte er als Tierkreisbilder ein. Er bestimmte das Jahr, bezeichnete die Grenzen; zwölf Monate, die Sterne in drei Abteilungen stellte er fest (die sog. 36 Dekane, die in drei Abteilungen mit je vier Stationen geteilt sind, von denen wiederum je eine Anu, Bel, Ea im besondern Sinne ge= hört? - oder ist hier die Einteilung in Dritteljahre nach Analogie der drei großeu Götter gemeint?), nach den Tagen des Jahres setzte er feste Abschnitte; er errichtete den Standort des Nibiru 2, um zu kennzeichnen ihre (der Tage) Bestimmung (riksu, eig. Abmachung; die Arbeit, die jeder Tag, d. h. die Sonne durch die Tage des Jahres hindurch zu leisten hat; am Nibiru - Winter= wendepunkt hat sie ihre Aufgabe erfüllt und beginnt von neuem). Damit keiner (der Tage, bez. die Sonne am Tageslauf) fehlginge, keiner irre, setzte er den Standort des Bel und Ea (Var. Anu, ist wohl ein Irrtum; der Nibiru kennzeichnet Anus Bereich am Tierkreis) außer ihm fest. Er öffnete Tore auf beiden Seiten (die Tagesgleichenpunkte im Osten und Westen, zugleich die Tore des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs) 3, machte einen festen Verschluß links und rechts (d. i. nördlich und füdlich), in ihrer (der Tiamat, d. h. des Teiles von ihr, der zum Himmel geworden ist, s. Kap. III) Mitte setzte er den Höhepunkt (d. i. der vorher erwähnte Nordpunkt, der Nibiru). (Fortsetzung S. 33).

Man beachte ferner, daß Marduk fünfzig Namen in der Schlußtafel des Epos erhält und daß er den Namen „,fünfzig“ bekommt, als er Nibiru ge

1) S. Zimmern KAT3 388 und vgl. S. 46. Dazu die viel besprochene Stelle bei Diodor II, 30, die Kronos und Helios gleichsetzt.

2) Der Nordpunkt der Ekliptik, der die Grenze bildet, über die es nicht hinausgeht beim Lauf der Gestirne, wie die meta beim Wettlauf. Zugleich der Anu-Punkt und der Ninib-Mars-Punkt, s. unten S. 27, vgl. Winckler, F. III, 202 f. Der Nibiru, der als Sommersonnenwende zugleich der kritische Punkt des Tammuz ist, wird als Engpaß vorgestellt; daher der Name Nibiru.

3) Vgl. die Darstellung des Siegelcylinders Abb. 13.

worden ist. Die 50 bedeuten den ganzen Kreislauf des Weltalls, den Marduk in seiner Erscheinung verkörpert (denn das Mondjahr hat 50 Siebenerwochen). Da nun ausdrücklich bezeugt ist, daß in Lagaš das oben S. 12, Anm. 3 erwähnte,,Haus der 50" (ein siebenstufiger Tempel) dem Ningirsu-Ninib gehört, so ist dadurch indirekt bezeugt, wozu auch alle Erscheinungen stimmen, daß Ninib-Mars der Nordpunkt gehört. Da weiter, wie wir bereits sahen, der Nibiru der Mondpunkt ist, so ergibt sich zugleich daraus,, daß Ninib-Mars in gleichem Sinne mit dem Monde identifiziert werden kann (er heißt deshalb der Nibiru), wie Nergal-Saturn die Sonne ist (s. hierzu Winckler, F. III, S. 202 ff. und die Bestätigung durch die ägyptische Liste der fünf Epagomenen-Gottheiten [Ausgleich der Jahrestage von 360 auf 365]: Saturn [Sonne!], Mars [Mond!], Merkur, Venus, Jupiter!) s. Spiegelberg OLZ 1902, 6.

Da die vier Planeten die Hauptpunkte der Sonnenbahn darstellen, trägt jeder von ihnen auch noch in besonderem Sinne Sonnencharakter: Marduk ist Frühlings- oder Morgensonne, Nebo Herbst- oder Abendsonne, Ninib Mittag- oder Sommersonne, Nergal Nacht- oder Wintersonne.

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1) Darum heißt es:,,Der Kopf und Schwanz faßt" (lû şâbit rêšu arkat; Winckler KT 128:,,der das vorn zum hinten macht"). Es erinnert an

Wenn nun an die Stelle der Vierteilung die Zweiteilung vom Äquinoktialpunkt zum Äquinoktialpunkt tritt (Sommer und Winter, Tag und Nacht, vgl. 1 Mos 8, 22), so treten Nergal und Ninib zurück: Nergal-Saturn kann ja, wie wir oben S. 15 sahen, durch die Sonne und Ninib-Mars durch den Mond vertreten werden. Vielleicht hängt auch damit zusammen, daß NergalSaturn und Ninib-Mars die beiden Unglücksplaneten sind. Das Schema ist dann:

Marduk: Tag, Sommer

Nebo: Nacht, Winter

Dementsprechend muß dann Nebo Mondcharakter haben im Gegensatz zu Marduk, der Sonnencharakter zeigt.

Das Heptagramm mit den sieben Planetenpunkten (s. Abb. 9) wird hierdurch zum Pentagramm mit den fünf Planetenpunkten.

Mond

Merkur

Venus

Für die andre theoretisch mögliche Zweiteilung, durch die Marduk und Nebo zurücktreten und Ninib und Nergal die beiden Jahreshälften repräsentieren, so daß nicht nach den Tagesgleichen, sondern nach den Sonnenwenden gerechnet wird1, läßt sich ein Beleg bis jetzt nicht beibringen. Vielleicht aber darf daran erinnert werden, daß die historischen Inschriften zuweilen, wenn sie das ganze Land bezeichnen wollen, sagen: eliš u šapliš, oben und unten, d. i. nördlich und südlich; Belege bei Delitzsch, Handw. S. 68.

Juppiter

Sonne

Aus dieser Anordnung der „,Weltecken" ergeben sich nun verschiedene Theorien für die Beantwortung der Frage nach der Weltrichtung (islamisch Kibla; wir sagen Orientierung, weil wir Osten unter christlichem Einfluß aber im letzten Grunde als babylonische Erbschaft als Hauptrichtung voraussetzen):

Ostern!

Die astronomisch richtige,,Orientierung" ist die, welche den Norden zur Hauptrichtung macht, den Nordpol des Him

das Sinnbild des Kreislaufs, das die Schlange zeigt, die sich in den Schwanz beißt, auf ägyptischen und phönizischen Monumenten nachweisbar, z. B. auf dem Oberrande eines phönizisch-kultischen Gefäßes im Berliner Vorderasiatischen Museum.

1) Winckler, Forschungen III, S. 205 ist geneigt, dies für das Ursprünglichere zu halten. Es würde in der Tat dem Zwillingszeitalter (Sonne und Mond in der Opposition Nord und Süd) entsprechen, während die Tagesgleichenrechnung zum Mardukzeitalter (Frühling, Herbst) stimmt.

Jeremias, A. Test.

2

mels; das kann der Nordpunkt des Weltalls sein, der Anu gehört, oder auch der Nordpunkt des Tierkreises, der nach den obigen Ausführungen Ninib bez. Sin, dem Mond gehört; darum erscheint im System der Götterwelt Sin = Ninib (s. S. 15 f.) und Anu (s. S. 27). Das ist die richtige Orientierung, die den Babyloniern nahelag, so lange der Mondkult dominierte, und die auch dazu stimmt, daß der Strom, der Euphrat, von Norden nach Süden fließt (daher oben Norden, unten Süden). Deshalb findet sich der zum Turm von Nippur gehörige Tempel an der Nordostseite; die Nordecke ist hier die Kibla. Diese Kibla zeigt sich noch bei der Gebetsrichtung der Mandäer: sie wenden sich nach dem Nordpunkt des Himmels.

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Möglich ist auch eine andere Orientierung, welche sich aber der Nord-Kibla gegenüber als sekundär zu erweisen scheint : nämlich nach Westen, dem andern Nachtpunkt. Sie entspricht der Zweiteilung der Welt (Sommer und Winter, Tag und Nacht), bei der Nebo dem Mond, Marduk der Sonne entspricht, und mag auf der einfachen astronomischen Beobachtung beruhen : Wenn die Frühlingssonne im Tagesgleichenpunkte (also früh 6 Uhr) aufgeht, geht der Vollmond in Opposition zu ihr im Westen unter. Also auch hier läßt sich die Orientierung vom Mondkult leiten. Diese Weltrichtung tritt darin zu Tage, daß das Jahr im Herbst anfängt (Tišrî Jahresanfang)1, und wird historisch dokumentiert durch die Erscheinung, daß Nebo ursprünglich die Stelle Marduks einnahm.

Beide Theorien entsprechen dem Mondkultus. Das änderte sich, als das Zeitalter des Sin 2 (nach dieser Theorie = Nebo) zu Ende ging und das Zeitalter des Marduk eintrat. Das war die Zeit, in der die Frühlingssonne aus dem Zeichen der Zwillinge in das Zeichen des Stieres trat, und in der die Stadt Babylon, deren Stadtgott Marduk den Stier als Symbol hat, unter der Herrschaft der Hammurabi-Dynastie zur Metropole des Weltreiches wurde. Damals entstand eine Theorie, die

1) Beim Widderzeitalter ist die gleiche Erscheinung zu erwarten. Wenn nun im Mithras - Kalender dem Mithras der 16. Tag (Vollmond) und sodann der 7. Monat (der im Jahr dieselbe Rolle spielt, wie der 16. Tag im Monat) geweiht ist, so sieht man, daß hier Herbstjahresanfang

herrscht.

2) Sargon nennt die alte Zeit adû des Nannar (andrer Name für Sin), Äon des Mondgottes, s. S. 20.

alles auf Marduk, d. h. auf den Ostpunkt abstimmte.1 Von da an feierte man Neujahr im Frühling.2

Es ist notwendig, in diesem Zusammenhange zu erklären, wie im Laufe der altorientalischen Geschichte die Kalender nach dem Zurückweichen des Äquinoktialpunktes (Präzession) reformiert werden mußten und wie man versuchte, die Wechsel der Zeitalter damit zu motivieren. Die Stellung der Sonne im Frühlingsäquinoktium weicht jedes Jahr ein bestimmtes Stück zurück (20 Gradminuten), so daß sie in je ca. 2200 Jahren den 12. Teil des Tierkreises rückwärts durchlaufen hat (ungefähr je ein Tierkreisbild, wobei aber zu beachten ist, daß die Tierkreisbilder die scheinbare Sonnenlaufbahn nicht in zwölf gleiche Teile teilen). Die Babylonier müssen das von uralters gewußt haben; es beruht nicht auf einer einzelnen Erkenntnis, sondern auf den fortgehenden astronomischen Beobachtungen und Feststellungen, wie sie schon das uns in Bruchstücken erhaltene altbabylonische astrologische Werk ,,Als Anu und Bel" 3 bezeugt. H. Winckler hat mit Nachdruck darauf

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1) Auf ein besonders charakteristisches Beispiel für die von Babylon ausgehende Losung, nach der der Osten die Weltrichtung anzeigt, macht H. Winckler KAT3 180 aufmerksam. Der Araber nennt den südlichen Teil seines Landes Jemen die die rechte Seite, und den nördlichen šâm linke Seite, Syrien. Die Bezeichnungen sind älter als die islamische Eroberung, sie gehen also nicht auf die Zeit des islamischen Chalifenreiches mit seiner Einigung des Arabertums unter einer festen Herrschaft zurück, sondern bestehen bereits in der Zeit der ,,Unwissenheit“, vor Muhammed, also während der Periode der absoluten Zerrissenheit Arabiens. Beide Bezeichnungen mit mašrik (Ost) und maghrib (West) als Ergänzung setzen die Orientierung voraus, welche der gesamten Welt des Altertums von Babylon übermittelt worden ist: die nach Osten, dem Frühlingspunkt, Marduk.

2) Das alte israelitische Neujahrsfest ist Herbstfest, entspricht also der alten euphratensischen Orientierung. Zur Zeit der politischen Abhängigkeit von Babylonien gilt der babylonische Kalender, also der Neujahrsanfang im Frühling. Nach der Rückkehr mußte mit politischer Selbständigkeit und eigner Gesetzgebung auch eigner Kalender wieder aufkommen; denn der Kalender gehört zur Gesetzgebung. Unter Šešbaşar finden wir in der Tat solche Selbständigkeitsregung: das Jahr beginnt wieder im Herbst. Auch die Vorliebe für die Nordrichtung (s. S. 18) ist alt-euphratensisch im Gegensatz zur Weltrichtung von Babylon. Die in Medeba gefundene Mosaikkarte von Jerusalem (6. Jahrh. n. Chr.) zeigt, daß das Haupttor und die Säulenstraße der alten Stadt nach Norden ging. Der Künstler aber orientiert die ganze Karte nach Osten; das Meer ist unten.

3) Bisher zitiert: „,,Licht des Gottes Bel". Die richtige Übersetzung der Anfangsworte, die also an den Anfang des Cod. Hammurabi erinnern,

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