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Man sieht, daß in diesen fünf Hauptorten von Sumer die beiden obersten Göttertriaden lückenlos vertreten sind.1

Das zweitälteste politische Gebilde, das wir kennen, ist das nordbabylonische Akkad. Ehe das zur Geltung gekommen ist, müssen politische Umwälzungen großen Stils vor sich gegangen sein, von denen wir nichts wissen. Dies zeigen die verschollenen Städte, von denen uns z. B. die Tempellisten von Telloh berichten, ferner die dunkle Vergangenheit von Borsippa, der Schwesterstadt Babylons, die mit ihrem Nebo-Kult in alter Zeit Babylon überragt haben muß. Wahrscheinlich ist Akkad erst durch die ersten semitischen Wanderungen in die Höhe gekommen. Leider haben hier noch nicht viel Ausgrabungen stattgefunden. Das Wichtigste haben uns die Grabungen von Sippar vermittelt. Aber es scheint, daß auch hier die Kultorte das astrale System widerspiegeln, und zwar das System der Planeten-Gottheiten

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Kiš (?) (Harsagkalama): Ninib-Mars (Zamama).

Auffällig ist, daß Sin fehlt. Vielleicht sind die mesopotamischen Gebiete mit dem Mondkult (Haran) hereinzuziehen. Ein Kultort des Ninib, des Partners Nergals, ist bis jetzt in Nordbabylonien nicht sicher nachzuweisen (in Südbabylonien wird er in Nippur bevorzugt). Von der obersten Göttertrias findet man in den bisher bekannten nordbabylonischen Kultorten nur Anu, den Gott von Durilu, der Grenzfestung gegen Elam, s. S. 28.

Eine völlig neue Periode babylonischer Theologie ist mit der „Erhebung Marduks" unter der Hammurabi - Dynastie angebrochen. Babylon wurde Metropole des geeinigten babylonischen Reiches und zugleich der geistige Mittelpunkt des gesamten vorderen Orients. Die synkretistische Gestalt des Marduk von Babylon, die mit allen Hauptgöttern und Hauptkulten in Beziehung gesetzt und in diesem Sinne durch Mythen und Hymnen verherrlicht wird, gibt dieser politischen Tatsache das religiöse Relief.

1) Lagaš mit dem Ninib-Kult spielt nur eine kurze Zeit eine Rolle zur Gudea-Zeit.

Das Verhältnis der Götter, die in den astralen und tellurischen Erscheinungen sich kund tun, wird als das einer Familie vorgestellt. Die Genealogien richten sich nach dem System und wechseln mit dem System. Wie naiv sich die Phantasie das Familienleben der Götter ausmalt, zeigen die Mythen. Als z. B. der Vogel Zu (Verkörperung eines Windes) aus dem Palaste des Bel die Schicksalstafeln rauben will, wartet er, bis der Tag anbricht, bis Bel sich mit reinem Wasser gewaschen, auf seinen Thron gesetzt und die Krone aufgesetzt hat. Andre Mythen zeigen die Götter beim Mahle sitzen bei Nektar und Ambrosia.1

Wir geben nun eine kurze Charakteristik der Hauptgestalten des babylonischen Pantheons, insbesondere in ihren Bezichungen zum astralen System.

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Samaš und Ištar2 Attar (männliche Ištar) Šamaš (weiblich)2

Anu.

Anu ist der Vater oder König in der Götterfamilie (ab, šar ilâni), der summus deus im eigentlichen Sinne. In der Zû-Legende z. B. spricht er zu den ,,Göttern, seinen Kindern“. Der Anfang des Epos Enuma eliš zeigt die Götterversammlung als eine Familienzusammenkunft, bei der dem klügsten Sohne (Marduk) gewissermaßen vom Vater, der allerdings hier Anšar, nicht Anu ist, das Regiment abgetreten wird. Auch da, wo der Stadtgott als Götterkönig gilt, wird Anus Würde anerkannt. So sagt Hammurabi in der Einleitung seiner Gesetzessammlung: ,,Als Anu3, der Erhabene, der König der Anunnaki, und Bel,

1) S. KT 115; das egu am Schluß ist seiner Bedeutung nach unsicher. Die Deutung umhertaumeln" ist im Babel - Bibel-Streit voreilig gemißbraucht worden.

2) Daß Šamaš und Ištar als Geschwistergatten gelten, ist aus dem Tammuz - Mythus zu schließen.

3) Es ist das Zeichen An wohl zunächst ilu zu lesen, d. i. „kanaanäisch" êl; aber dieser ilu-êl entspricht dem babylonischen Anu, s, unten und vgl. ilu rabû von Deir Anu S. 28.

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der Herr von Himmel und Erde, welche festsetzten die Schicksale des Landes, Marduk, dem Herrschersohn Eas, die Herrschaft über die irdische Menschheit zuerteilt hatten usw."

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Der Sitz Anus (An ,,Himmel") ist der nördlich vom Tierkreis gelegene Himmel mit dem Nordpol des Himmels als Mittelpunkt. Dort ist sein Thron, auf dem er sitzt, von dem er aufsteht (z. B. im Adapa-Mythus). In speziellen astralen Vorstellungskreisen gehört ihm immer der höchste, d. i. der nördlichste Punkt (weshalb unter Umständen Sin Anu und Ninib Anu1 gesetzt werden konnte, weil Sin und Ninib auch in ihrer Weise die obersten, nördlichen Punkte beherrschen; s. S. 15 f.). Insbesondere wird man sich vorzustellen haben, daß die 7 Stufen des Tierkreises, die hinauf zum Nordhimmel führen, den Zugang zum,,Himmel Anus" bilden. Wenn Ištar auf der VI. Tafel des Gilgameš-Epos im Zorn zum Himmel ihres Vaters Anu emporsteigt, wenn die Götter aus Schrecken über die Sintflut,,empor zum Himmel des Anu“ steigen und an den kamâti (das ist wohl die Mauer der obersten der Kreisstufen, die nach S. 11 den Tierkreis hinaufführen) niederkauern, so muß man an ein Emporsteigen auf den Tierkreisstufen denken, so wie bei der Götterdämmerung die Götter auf den 7 Regenbogenstufen zu Walhall emporsteigen (s. zu 1 Mos 9, 13).

Die kanaanäische Benennung dieser obersten Gottheit ist ilu (d. i. ¿x), vgl. S. 28 oben. Sofern die altisraelitischen Gottesvorstellungen wie in den Namen (s. Kap. XV) so in den Einzelvorstellungen an gegebene menschliche und anthropomorphische Vorstellungen anknüpfen, ist bei Erzählungen wie i Mos 11, 8 ff. (Gott fährt vom Himmel herab beim Turmbau), 1 Mos 28, 12 (Jahve wird von dem Redaktor, der zwei Berichte verbindet, als oben an der Himmelsleiter stehend gedacht) an Anu-Vorstellungen zu erinnern."

Die besonderen Kultorte des Anu sind, soweit wir es bisher übersehen können, in Südbabylonien Erech: der Tempel heißt E-ana, die Stadt in der sog. Dibarra-Legende (KB VI, 56 ff.)

1) S. zu diesen mythologischen Identifizierungen S. 34 und vgl. 15f. und 18.

2) Vgl. Zimmern KAT3 S. 352 f., der auch erörtert, ob der Name Anu im A. T. direkt erhalten ist. Zimmern hängt, wie mir scheint, hier und anderwärts zu viel an einen Nagel. So ist z. B. der „,Thron“ nicht spezifisch dem Himmelsgott eigen. Es ist auch von Bels Thron und von Eas Thron usw. die Rede. Der ,,Lichtglanz" und die himmlische Königsherrschaft" sind auch nicht speziell Anus Attribute. Bei pasikeia τοῦ θεοῦ, τῶν οὐρανῶν liegen m. Ε. und zwar nur was die Form der Aussage anlangt - allgemeinere religionsgeschichtliche Beziehungen zum alten Orient vor.

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,,Wohnung Anus und der Ištar"; in Nordbabylonien ist es Durilu d. i. Dêr gewesen. Neb. I. nennt (KB III, 1, S. 165) Dêr die ,,Stadt des Anu" und in der Epon. Chronik für die Jahre 834, 815 und 786 (KT S. 76 f.) wird bemerkt: ilu rabû, der aus Dêr auszieht.

Die weibliche Hälfte Anus heißt Antu.1

3

Bel.

Bel, dessen alter ,,sumerischer" Name In-lil2 lautet, ist Herr der Erde 3 und zwar sowohl der himmlischen Erde, d. i. des Tierkreises, als auch der irdischen Erde. In diesem wie jenem Sinne heißt er šadû rabû, denn sowohl das himmlische als das irdische Erdreich ist als Berg gedacht (harsag-kurkura) oder bel matâti „Herr der Länder“ (nämlich der himmlischen wie der irdischen bewohnten Länder im Gegensatz zu Luft und Meer). Bei seinem Charakter als ,,Herr der Länder" ist es erklärlich, daß er zuweilen in der Rolle des Anu, des summus deus, erscheint. So wurde ihm (z. B. im Zû-Mythus) gelegentlich der ursprüngliche Besitz der Schicksalstafel zugeschrieben, die sonst Kingu zukommen, und die in den verschiedenen Phasen der Entwickelung des astralen Systems dem Nebo und später dem Marduk übergeben werden (s. S. 4).*

Sein besonderer Kultort war in Südbabylonien Nippur. Sein Tempel hieß E-kur (d. i. vielleicht dasselbe wie kurkura ,,Tempel der Länder", nicht „Berghaus“).

1) Jede Gottheit der Naturreligionen hat eine weibliche Hälfte, s. mein Im Kampf um Babel und Bibel S. 19. Alle Göttinnen aber sind im letzten Grunde Erscheinungsformen der Göttin, der Ištar (s. S. 36 ff.). 2) Was der Name bedeutet, wissen wir nicht. Hommels Erklärung „Herr der Luft" ist nicht zu erweisen. Jedenfalls ist Bel nicht ,,Herr der Luft" im Gegensatz etwa zu En-ki als ,,Herr der Erde", s. unten S. 29. Die Ausführungen Zimmerns KAT 3 S. 355 kombinieren in nicht glücklicher Weise die von Hommel, Jensen und Winckler aufgestellten Theorien. Insbesondere ist nicht richtig, daß vom Bel-Kult in Nippur viel auf Marduk übertragen sei. Daß die Schreibung In-lil auch In-lil ausgesprochen wurde, also nicht nur Ideogramm ist, zeigt die Wiedergabe "Ivos bei Damascius; in den alten epischen Texten aus der HammurabiZeit (Cun. Texts XV, 1-6) heißt er Lillu, Lellu, vgl. IV R 27, 56 f.

3) Vgl. Sintfl. 36 f.:,,Weil Bel mich haßt, will ich auf der Erde (kakkar) Bels nicht länger weilen, zum Ozean will ich hinabgehen, mit Ea, meinem Herrn zu wohnen."

4) Die S. 5 f. zitierte Überlieferung setzt voraus, daß auch Ea, der dritte der großen Trias, gelegentlich als Besitzer der Schicksalstafeln gedacht ist.

Die weibliche Hälfte Bels heißt Belit; ihr alter Name ist Nin-lil oder Ninharsag; der letztere Name entspricht dem šadû rabû als Beiname Bels, er bedeutet,,Herrin des Berges" im oben gedeuteten Sinne.

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Ea.

Ea, auch umgekehrt A-e gelesen (Aos bei Damascius), ,,sumerisch" En-ki. Der Name Ea drückt seine Beziehung zum Wasser aus (a Wasser), der Name En-ki vielleicht seine (indirekte) Beziehung zur Unterwelt (ki, s. oben S. 10). Im Gegensatz zu Anu (Himmel im doppelten Sinn) und Bel (Erde im doppelten Sinn) ist, er Herr des apsû, d. i. des Ozeans, sowohl des Himmelsozeans, d. i. des Südhimmels, als auch des irdischen Ozeans, der die Erde umgibt und unter der Erde strömt. Der apsû selbst wird deshalb als ZU-AB,,Weisheitshaus" gedeutet, denn aus ihm steigt (vgl. die Oannes-Sage, s. S. 5) die Weisheit Eas und das Wort Eas empor.1 Ea ist der Oannes des Berosus, s. S. 5 und Abb. 10.

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Abb. 10: Ea-Oannes-Relief aus Kujundschik.

Sein besonderer Kultort ist Eridu2, d. i. Abu Sahrein, südlich (!) von Ur gelegen, s. die beigeg. Karte. Sein Tempel in Eridu heißt bezeichnend E-apsû,,Haus des Ozeans" (Gesetze Hammurabis, Einleitung II, 1). Aus den Kultvorschriften, bei denen das Wasser ,,an der Mündung der Ströme" eine große Rolle spielt, darf man entnehmen, daß in uralten Zeiten Eridu am Meere lag und daß Euphrat und Tigris dort ursprünglich getrennt in das Persische Meer mündeten. Bei den Schilderungen des Heiligtums in den religiösen Texten ist es nicht immer möglich, zu unterscheiden, ob das irdische Eridu oder das entsprechende kosmische Heiligtum des Ea gemeint ist. Der Tempel von Eridu heißt Esagila (s. KT 99), wie der (als Übertragung zu erklärende?) Marduk-Tempel von Babylon.

Ea erscheint als der Gott der Weisheit und Kunst, als Schutzgott der Handwerker und als Gesetzgeber, s. oben S. 6

1) Vgl. unten zur Weisheit in den Sprüchen Salomonis.

2) Auch in Šurippak, Girsu, dem Kultort des Nin-Girsu und in Erech hat Ea besondere Heiligtümer.

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