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in dem aus der Zeit Ammizadugas stammenden AtarḥasisMythus und in Eigennamen von Telloh auftaucht. Die Betonung des Ramman, der häufig in der zweiten Göttertrias (Sin, Šamaš, Ištar) an die Stelle der Ištar tritt, scheint ebenfalls,,kanaanäi

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Abb. 19: Der Gott Adad, in Babylon gefunden.

schen" Ursprungs zu sein (in dem oben. S. 23 geschilderten Sinne, nach dem die kanaanäischen Spuren sich bereits längst vor der Hammurabi-Zeit zeigen). Seinen Doppelcharakter (Zwiespältigkeit der Natur) konnte man bisher nur aus Sach 12, II (Hadad-Rimmon-Tammuz, s. z. St.) belegen. Aber da er Sturm-, Gewitter- und Regengott ist (Addu, s. unten S. 41, Anm. 1) und sein Symbol Blitzbündel und Axt1, so wird es nicht zu kühn sein, wenn wir uns seinen Charakter analog dem des germanischen Thor vorstellen: als der Gott, der den Regen zurückhält (und Verheerung anrichtet) und vor allem als Gewittergott ist er der Verderben bringende; als der Gott, der den Regen herbeibringt, ist er der Segen spendende. Ein Bild des Adad wurde in Babylon gefunden, s. Abb. 19.

Adad-Ramman ist (besonders neben Šamaš) auch Orakelgott, s. z. B. die von H. Zimmern, Beiträge 190 ff. veröffentlichten Gebete an Šamaš und Adad. Das mag sich daraus erklären, daß sein kritischer Punkt als tellurischer Gott (s. unten Anm. 2) der alles beherrschende Nordpunkt ist, der Punkt des Sin, der ja bel purûssê Herr der Orakel ist; aus demselben Grunde ist auch Ninib Asurn I, 3,,der große Entscheider".

Tammuz.

Tammuz ist ebenfalls eine Repräsentation für das doppelte Naturleben, wie Ištar und Adad, bei den Phöniziern Adonis. Er erscheint bereits bei Gudea und im Adapa-Mythus.2 Die Be

1) Vgl. den hettitischen Gott Tešup, s. Abb. 17, 18 und 26. Der Jupiter Dolichenus, der dieselben Embleme hat, verrät hier den Übergang vom Orient zum Okzident.

2) Hier Tammuz und Gišzida am Tore Anus, wie IV R 230, No. 2, wo allerdings von Tammuz als Sohn des Ningišzida die Rede ist, im entgegengesetzten Gebiete, in der Unterwelt. Sie repräsentieren die beiden Hälften des Jahres am Nord- und Südpunkt, wie Jachin und Boaz den Ost- und Westpunkt (s. S. 64, Anm. 2); der Punkt Anus (= Sin, s. oben

tonung und eigenartige Ausprägung seines Kultus, die zu einer Art volkstümlichen Auferstehungsfeier geführt hat, ist kanaanäischem Einfluß zuzuschreiben, s. mein ,,Hölle und Paradies bei den Babyloniern" (AO I, 32) S. 9f. u. S. 32. Da er im Hochsommer stirbt, ist sein kritischer Punkt ebenfalls der Nordpunkt, der Ninib-Punkt.1 Darum gehört dem Ninib der Monat Tammuz, und das Schwein (Eber), humṣiru, das ursprünglich dem Ninib heilig ist, spielt in den Tammuz - Adonis - Mythen eine Rolle. Für seine Repräsentation der beiden Seiten des Naturlebens s. die oben S. 14 zitierte Theokrit-Stelle.

Ištar und Tammuz, die beiden Repräsentanten des Lebens und des Todes in der Natur, werden in den Mythen und Sagen von den Höllenfahrten (vor allem Ištars Höllenfahrt, vgl. die analogen Mythen von Persephone und Adonis, Orpheus und Euridice) anmutig miteinander in Verbindung gebracht. Auf der VI. Tafel des Gilgameš-Epos erscheint Tammuz als Jugendgemahl der Ištar,,,dem sie Jahr um Jahr Weinen bestimmt hat."

Marduk von Babylon.

Die Gestalt des Marduk von Babylon, wie wir sie seit der Hammurabi - Zeit kennen, ist eine synkretistische, künstliche Schöpfung der babylonischen Priesterschaft, die dem Anrecht Babylons auf die Weltherrschaft die religiöse Sanktionierung gibt. Er stellt die Personifikation des gesamten Systems dar.2 Ursprünglich, bei Entstehung des Systems, mag er gewiß identisch mit dem Marduk von Eridu gewesen sein, aber für die historische Zeit sind beide Erscheinungen, die auch mit verschiedenen Ideogrammen bezeichnet werden, von einander zu unterscheiden. Marduk von Eridu scheint von jeher Sonnen

S. 27), ist als Sommersonnenwende der kritische Punkt für alle tellurischen Erscheinungen.

1) S. zu Ez 8, 14, wo die Weiber am Nordtore sitzen und den Tammuz beweinen.

2) Das ist bei dem seit Delitzschs Babel und Bibel I viel besprochenen, von Pinches veröffentlichten neubabylonischen Text 81, 11-3, 111 sehr wohl zu beachten:

Ninib:

Marduk der Kraft,

Nergal: Marduk des Kampfes,

Bel:

Marduk der Herrschaft und Regierung,

Nabu: Marduk des Geschäfts (?),

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charakter gehabt zu haben, während Marduk von Babylon ursprünglich mit dem Jupiter verbunden zu sein scheint1 als Partner des Nebo (Borsippa), Nergal (Kutha) und Ninib (s. oben S. 25).

Die folgenden Übertragungen auf Marduk glauben wir bisher nachweisen zu können:

1. Die Funktionen des Königs der Götter sind ihm übertragen. Das Epos Enuma eliš stellt es so dar, daß ihm bei

Abb. 20: Der Gott Marduk,

in Babylon gefunden.

der Götterversammlung als dem Klügsten die Herrscherrolle zugesprochen worden sei. Anšar hat Kampf und Herrschaft zuerst Anu zugedacht, der aber vor dem Kampfe zurückschreckte. Sein Anrecht dazu hat er sich als Besieger der Tiamat erworben. Dieser Drachenkampf spielt in der Phantasie des alten Orients eine große Rolle und ist von hier aus durch die ganze Welt gewandert als Mythus und als Heroensage. Dabei erhält Marduk fünfzig Namen das heißt, der ganze Kreislauf der Natur durch Jahr und Äon wird in ihm verkörpert (s. S. 15 f.). Ein Bild des Drachenbesiegers Marduk wurde in Babylon gefunden als Bruchstück der Elfenbeinzierate eines Thrones Nebukadnezars, s. Abb. 20.

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2. Von Bel, dem Beherrscher des Tierkreises, übernimmt er die

Rolle als mušîm šîmâti,,,Bestimmer der Geschicke" (so heißt Bel z. B. auf der Schlußansprache der Hammurabi - Stele). Im Schöpfungsepos IV, 33 (KT S. 117) heißt es ausdrücklich, daß ihm die Stellung als Bel zugesprochen wurde. Er heißt deshalb auch Bel; so bei Jesaias und in dem Apokryphon des Alten Testaments vom Bel zu Babel!

3. Von Ea übernimmt er die Rolle des abkal ilâni (z. B. Surpu IV, 77; VIII, 71), des Weisen unter den Göttern. Das verraten die Begleitworte des Codex Hammurabi. Dort ist der

1) Zu Marduk-Jupiter s. Jensen, Kosmologie S. 134f.

Marduk-Kult erst im Entstehen begriffen und wir finden hier Ea mit Epitheta geschmückt, die später Marduk von Babylon auszeichnen.

4. Die Eigenschaften des Marduk von Eridu, des Sohnes Eas, der oben S. 29ff. geschildert wurde, gehen auf ihn über. Wie es scheint, wurde auch der Tempelname Esagila von Eridu, wohin er nach dem S. 50f. zu besprechenden Schöpfungsbericht ursprünglich gehört, auf Babylon übertragen. Von hier stammt. auch die im Epos Enuma eliš verherrlichte Stellung des Marduk von Babylon als Demiurg, nicht, wie bisher allgemein aber ohne Begründung angenommen wurde, vom Bel von Nippur. In dem eigentlichen Schöpfungsbericht ist Marduk von Eridu Schöpfer der Erde und der Menschen (s. Kap. III). Viele der Hymnen, die Marduk in der Rolle des Sohnes Eas verherrlichen, scheinen geradezu auf den Stadtgott von Babylon umgedichtet worden zu sein.

5. Auch Nebo von Borsippa hat einen Teil seines alten Ruhmes an Marduk von Babylon abgeben müssen. In den Zeiten vor der ersten Dynastie muß man für Nebo die Rolle voraussetzen, die später Marduk zufiel. Ihm müssen früher wie Anu und Bel die Schicksalstafeln zugesprochen sein, die beim Tiamat-Kampf an Marduk übergeben werden. Seit der Hammurabi-Zeit ist er zum,,Schreiber der Geschicke“ im Du-azag, dem Schicksalsgemach degradiert.1 Das mag in der Kalenderreform, in dem Vorrücken der Präzession (s. oben S. 18) begründet sein. Die Sonne ist in den Stier gerückt, der dem MardukJupiter gehört. Dadurch bekam Marduk die Züge des Gottes der Frühsonne und Frühjahrssonne, die ursprünglich den Marduk von Eridu charakterisieren (s. unten S. 31 f.).

Der Glanzpunkt des Marduk-Kults ist das Neujahrsfest (Zag-muk, rêš šatti,,,Jahresanfang"). Zu Gudeas Zeiten war das Neujahrsfest das Fest der Bau. Wir müssen annehmen, ohne es bisher belegen zu können, daß es damals im Herbst gefeiert wurde; vgl. S. 18. Schon in der Sintflutgeschichte gilt es als höchstes Fest, ohne daß wir näheres darüber wissen. Daß es seit der Hammurabi - Dynastie Frühlingsfest und Marduk-Fest ist, hängt ebenfalls mit der Kalenderreform des Stierzeitalters zusammen. In der assyrischen und neubabylonischen Zeit wird trotz des

1) Ich habe zuerst in meiner Monographie Nebo auf diesen ursprünglichen Vorrang Nebos hingewiesen, ohne die Zusammenhänge klar zu erkennen. S. auch Zimmern, KAT 3 S. 402 vgl. 399, der aber irrtümlich Marduk und Nabû für „möglicherweise ursprünglich identisch“ hält.

Vorrückens des Frühlingspunktes in den Widder das Marduk-Fest beibehalten und in den ersten Tagen des Nisan gefeiert. Marduk hält dabei einen ,,Auszug"; d. h. sein Götterbild wird auf einem (wohl auf Rädern gehenden) Schiffe auf der Prozessionsstraße einhergefahren, die Bilder der anderen Götter werden feierlich nach Babylon in Prozession gebracht, vor allem die Statue des Nabû.

Abb. 21: Die sog. Nebo - Statue

des Adadnirari III.

An bestimmten Tagen des Festes wird eine Versammlung der Götter im Schicksalsgemach markiert, bei der die,,Loose" des Jahres bestimmt werden.

So wird Marduk von Babylon schließlich zum,,Gott des Weltalls", „König der Götter",,,König Himmels und der Erde",,,Herr der Herren, König der Könige". In einem der Hymnen, die diesen Marduk verherrlichen, versteigt sich der dichtende Priester bis zu dem Gedanken:

,,Ich will verkünden deine Größe den weiten Völkern" (King, Babylonian Magic Nr. 18).

Der siebenstufige Tempel dieses Marduk in Babylon heißt E-temen-an-ki, ,,Haus des Fundaments Himmels und der Erde". Von ihm heißt es bei Erneuerungsbauten wiederholt, man habe ,,seine Spitze bis an den Himmel reichen lassen". Es ist das Prototyp für den biblischen,,Turmbau zu Babel" s. Kap. XI.

Der Kult dieses Marduk lebt bis heute in der Religion der Mandäer fort, s. S. 74f.

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Nebo.

Nebo vertritt im astralen System der uns bekannten Zeit die westliche, winterliche Jahreshälfte als Gott des Planeten Merkur, der in Opposition zu Marduk - Jupiter den Westpunkt des Tierkreises beherrscht (s. oben S. 14).

In

In früherer Zeit muß er die Rolle gespielt haben, die seit der ersten Dynastie Marduk einnimmt (s. oben S. 43). Heldengedichten über Elamiterkämpfe, die der Hammurabi-Zeit

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