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vorausgingen, heißt Nebo der ,,Hüter der Welt" (s. Hommel, Altisr. Überlieferungen S. 183). Die Assyrer heben in Zeiten, in denen sie den politischen Gegensatz zur Marduk-Hierarchie von Babylon zu betonen Ursache haben, den Nebo auffällig hervor. So Adadnirâri III (,,auf Nebo vertraue, auf einen andern Gott vertraue nicht", s. Abb. 21), Asurbanipal bevorzugt ihn auffällig (s. die von mir übersetzte Liturgie auf Nebo bei Roscher, Lexikon der Mythologie III, Sp. 61 ff.). Und in neubabylonischer Zeit, in der man Archaismen liebt und ein neues Zeitalter markieren will, wird immer,,Nabû und Marduk" statt des früheren ,,Marduk und Nabû" gesagt.

Die Urkunden verraten noch, daß Nebo ursprünglich die Schicksalstafeln hatte. Auch in der Marduk-Zeit ist er immer noch der Schreiber der Geschicke. Er hat die Schreibkunst (,,Weisheit Nebos") den Menschen übermittelt und ist so nahe verwandt mit Ea-Oannes. Er schreibt (ursprünglich bestimmt) die Geschicke, bestimmt die Lebenstage. S. Abb. 22.

Der Kultort des Nebo ist Borsippa, die Schwesterstadt Babylons (s. zu Jes 46, 1). Sein Tempel hieß Ezida (für später auch

Abb. 22: Gebet vor Nebo mit dem Schreibgriffel (?). 2 Nach altbab. Siegelzylindern.

der Ausdruck,,Haus der Nacht" bezeugt) mit dem Tempelturm E-ur-imin-an-ki, d. h.,,Tempel der sieben Befehlsvermittler Himmels und der Erde", dessen Trümmer von den Eingeborenen Birs, von den „Franken“ Birs Nimrûd genannt werden.

Zu Nebo in außerbabyl. Kulten s. meinen Artikel Nebo in RPTh3.

Nergal,

Nergal ist in der uns bekannten Zeit als planetarische Gottheit mit dem Saturn verknüpft.3 Als solcher gebührt ihm der Mitternachts- und Winterpunkt, d. h. der südlichste Punkt des Tierkreises, der unsichtbar weil zugleich Unterweltspunkt ist. Daher ist Saturn der Unglücksplanet. Sein Name wird als Ne

1) Nabû pa-kid kiš- šat steht in dem von Pinches (Transact. of the Victoria Inst. 1897, p. 89) veröffentlichten Text Sp. 158 +Sp. II, 962 Rev. Z. 25.

2) Vgl. Roscher III, Sp. 47 Zylinder mit dem gleichen Gottesbild und der Unterschrift: Nebo, der Schreiber von Esagila, Liebling des Marduk. 3) Später wechselt Saturn mit Mars; die mandäischen Planetenlisten bezeichnen Mars mit und ; s. meinen Artikel Nergal in RPTh3, wo auch die außerbabylonischen Erwähnungen des Nergal besprochen sind.

uru-gal „Herr der großen Wohnung“, d. i. des Totenreiches, geschildert. Als Totengott ist er auch Herr der Seuchen und der Pest. Sein Kultort ist Kutha, d. i. vielleicht die Totenstadt von Babylon. Die Lage der Stadt ist unbekannt1; sie wird immer mit Babylon und Borsippa zusammen genannt. Die Unterwelt wird gradezu Kutha genannt. Die Eriškigal-Legende erzählt phantastisch, wie Nergal König der Unterwelt wurde. Vgl. zu Nergal als Höllengott mein ,,Hölle und Paradies" (AO I, 32). Außerdem ist Nergal, wie Ninib, mit dem er ja wechselt, Gott des Krieges und der Jagd (s. unten S. 47).

Daß Nergal als planetarische Gottheit auch Sonnencharakter hat, ergibt sich aus dem System. Man erwartet, daß er die Wintersonnenwende repräsentiert. In dem mehrfach erwähnten Texte der Arsacidenzeit (Zimmern KAT3 S. 388) heißt es auch wirklich:

Am 18. Tamuz steigt Nergal in die Unterwelt hinab, am 28. Kislev steigt er wieder hinauf. Šamaš und Nergal sind eins.

Es ist also hier von der Sonne die Rede und gesagt, daß sie als die hinabsteigende, als Wintersonne, Nergal heißt.

Wenn Nergal auch der Gott der Sommersonne ist, so beruht das auf Identifizierung mit Ninib, der in der Opposition, am Sommersonnenwendepunkt die ihm im Weltall zugehörige Stelle hat. V R 46 sagt, Nergal werde im Westlande Šarrapu ,,Verbrenner, Versenger" genannt (das bezieht sich gewiß zunächst auf die Sonne und sekundär auf das Fieber). IV R 24, 54" wird er gradezu Gibil der „,Feuergott mit glühendem Munde“ genannt. Auch ist oft von seinem ,,Schreckensglanz" die Rede. Als Gott der Glutsonne erscheint Nergal unter dem Bilde des Löwen, wie Marduk unter dem Bilde des Stieres. In der Beschreibung der Göttertypen (Bezold in ZA IX, 114ff.) dürfte Nergal unter folgender Beschreibung gemeint sein:,,Horn eines Stieres, ein Haarbüschel fällt auf seinen Rücken (?) herab; Menschenantlitz und letu eines . . . . Flügel . . . . seine Vorderfüße und einen Löwenleib, der auf vier Füßen [ruht]." Das stimmt zu den Löwenkolossen, die an Torleibungen aufgestellt

1) Gewöhnlich nimmt man Tel Ibrahim an; Hommel macht mich darauf aufmerksam, daß Rassams Ausgrabungsbericht (Assur and the Land of Nimrod, New York 1897, p. 396 f. 409 ff.) kein Wort davon sagt (vgl. Hilprecht, Excavations in The Bible Lands). Transact. Soc. Bibl. Arch. VIII, 176 sagt Rassam nur: one of which (cities) is supposed to be Cutah, known by the Arabs as Tell-Ibraheem.

wurden und die bei Sargon und Sanherib nirgallu heißen (erste Silbe allerdings unsicher). Aus der sog. Dibarra-Legende, in der sich der Pestgott, d. i. Nergal, in einen Löwen verwandelt, sieht man, daß der Löwe Nergals Tier ist.

Ninib.

Daß Ninib-Mars der Mondplanet ist, dem der Nordpunkt der Ekliptik, der Nibiru gehört, wurde oben S. 15 gezeigt. Da er im heißen Bereich der Ekliptik steht, so ist er nach seinem solaren Charakter der eigentliche Vertreter der Glut- und Sommersonne. Sein Reich ist das Feuerreich, durch das man hindurch muß (Fegefeuer!), wenn man in den Himmel Anus steigt. Die Erscheinung der Sternschnuppen2 mag hier der Phantasie zu Hilfe gekommen sein. Wenn die Sonne in Ninibs Bereich kommt (jetzt August, ehemals Sommersonnenwende), ist Sternschnuppenfall. K 128 heißt er „,angezündetes Feuer, das die [....] verbrennt".

Als kurad ilâni, ,,Held der Götter", ist Ninib Gott des Krieges und der Jagd.3 Wie aber Nergal mit Ninib wechselt, so umgekehrt Ninib mit Nergal. Wenn es einmal heißt:,,Von dem Arallû sprichst du", so kann das der Gipfel des Weltbergs und auch die Unterwelt heißen.

Bei der Sintflut (Z. 15 ff.) treten als Verderbenbringer neben Anu und Bel,,ihr Herold Ninib, ihr Führer Ennugi" auf, also die beiden Unglücks-Planetengötter; Ennugi ist hier doch wohl (gegen Jensen) Nergal trotz Šurpu IV 82.

Wie in den Religionen aller Völker, so hat auch in der babylonischen Astralreligion unter erleuchteteren Geistern ein gewissermaßen latenter Monotheismus geherrscht, d. h. es hat Vertreter der höheren Erkenntnis gegeben, die in den Erscheinungen der Gestirne und des Naturlaufs die Machtoffenbarungen einer großen göttlichen Gewalt erkannt hat. Insbesondere wird mit der Verehrung der obersten Gottheit, des

1) Vgl. zum Beweis die Berosus-Stelle, die den Sommersonnenwendepunkt als den Punkt der Feuerflut charakterisiert, Kap. X gegen Ende. 2) II R 49 Nr. 3 und 51, Nr. 2 heißt kakkab DIR = mikit išati ,,Feuerfall". Es könnte Ideogramm für Sternschnuppe sein. Es scheint aber doch, daß hier Z. 41 ff. von Kaimanu-Saturn die Rede ist und daß vorher Nergal-Mars, der rotfunkelnde Planet, gemeint ist.

3) Der Jäger ist ja in der Regel der Mond (vgl. Wotan, Diana).
4) Zu dem vielbesprochenen Marduk-Text s. S. 41.

,,Vaters“ und „Königs“ der Götter, dergleichen Spekulation verbunden gewesen sein, vor allem mit dem Kult des Anu, der zuweilen einfach ilu heißßt (= hebr. el ,,Gott") oder mit dem Kult des Sin, des erhabenen, barmherzigen,,Vaters". Hingegen dürfte sich der Gebrauch des Wortes ilu in den religiösen Texten auf eine bestimmte Gottheit beziehen1, und auch der Ausdruck,,unbekannter Gott" darf nicht im Sinne eines esoterischen Monotheismus gedeutet werden. Man mag immerhin von einer Neigung der babylonischen Religion zum Monotheismus sprechen. Kirchenväter, wie Augustinus, haben das ganz unbefangen von diesem heidnischen Monotheismus getan.3 Aber man vergesse nicht, daß solcher Monotheismus an sich religiös wenig wertvoll ist. Nicht auf die Quantität des Gottesbegriffes, sondern auf die Qualität kommt es an. ,,Unser Herz ist unruhig in uns, bis daß es ruhet in ihm." Wir begehren das Herz der Gottheit zu schauen. Und das ist nur dann möglich, wenn Gott selbst dem tiefsten Sehnen entgegenkommt, wenn er den Menschen,,seine Wege und sein Tun wissen läßt". Das konnte aber einzig und allein geschehen durch die Offenbarung, die auf Persönlichkeiten gewirkt hat und in Persönlichkeiten lebendig geworden ist, bis sie in Christus ihr Ziel und ihren vollen Ausdruck fand.

1) Es steht immer daneben ,,Göttin"; der heidnische Gottesbegriff ist mann-weiblich, worauf immer wieder hingewiesen werden muß, s. mein Im Kampfe um Babel und Bibel S. 18f., Anm. 2; S. 46, Anm. 1.

2) Auch nicht AG 17. Die Athener hatten in der Pestzeit einen Altar dem,,unbekannten Gotte“ gebaut, in der Furcht, sie möchten einen Gewaltigen übergangen und beleidigt haben. „Viel hilft viel.“ Man vergleiche die Geschichte Jon 1, 6.

3) Beispiele Im Kampfe um Babel und Bibel S. 18.

Kap. III: Die altorient. außerbibl. Kosmogonien. 1. Babylonisch.

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Drittes Kapitel.

Die altorientalischen außerbiblischen Kosmogonien.

1. Babylonisch.

Längst vor Entzifferung der Keilschrift hat man sich um den Nachweis bemüht, daß die biblische Schöpfungsgeschichte ,,in den Hauptzügen chaldäisch ist“ (Bunsen, Bibelwerk V, 21 ff.), und zwar auf Grund der Fragmente des Berosus1, der in der zweiten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts Priester des Bel-, d. i. Merodach-Tempels in Babylon war. Die Keilschriftfunde haben in allen bisher kontrollierbaren Punkten die Zuverlässigkeit der Berosus-Fragmente bestätigt. Insbesondere hat sich gezeigt, daß die Erzählungen des Berosus zu dem offenbar in Babylon von Merodach-Priestern verfaßten Epos stimmen, das auf sieben Keilschrifttafeln den Kampf des Merodach mit dem Drachen Tiamat und den darauf folgenden Bau der Welt durch Marduk berichtet, und das man nach den Anfangsworten des Epos, mit denen die auf uns überkommene Abschrift der Bibliothek Asurbanipals die Tafeln benennt, als das Schöpfungsepos Enuma eliš bezeichnet. In den wissenschaftlichen Verhandlungen über die babylonischen und biblischen Urgeschichten hat man bis auf den heutigen Tag ausschließlich das Siebentafel-Epos und die griechischen Fragmente (außer Berosus noch ein Fragment des Damascius, s. unten S. 53) herangezogen, und man ist schließlich dabei mehrfach

1) Im Originaltext und Übersetzung wiedergegeben von H. Zimmern in KAT3, S. 488f., Winckler KT S. 100 f.

2) Der König Asurbanipal (668–626) ließ durch seine Tafelschreiber die babylonischen und assyrischen Literaturdenkmäler abschreiben und legte eine großartige Bibliothek an, die in einem der Paläste von Niniveh-Kujundschik entdeckt wurde. Tausende von Fragmenten, die aber nur einen Bruchteil der Bibliothek darstellen, wurden in das Britische Museum gebracht. Leider mußten seinerzeit die Ausgrabungen unterbrochen und die Ausgrabungsschächte zugeschüttet werden, doch sind, wie man hört, die Grabungen durch das Britische Museum gegenwärtig wieder aufgenommen worden. Die Fragmente der Bibliothek, von Bezold katalogisiert, sind im folgenden durch K (= Kujundschik) bezeichnet (Catalogue of the Cuneiform Tablets in the Koujoundik Collection, London 5 Bände).

Jeremias, A. Test.

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