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4. Etruskisch.

Bei Suidas findet sich s. v. Tvoonvía als tuskische1 Lehre, die aus dem tuskischen Geschichtsbuch geschöpft sei, die folgende:

Der Demiurg habe der Welt zwölf Jahrtausende zum Lebensalter anberaumt, und jedes Tausend unter die Herrschaft eines Tierkreiszeichens gestellt. Sechs Jahrtausende habe die Schöpfung gedauert, sechs solle der Bestand sein. Im ersten sei Himmel und Erde, im zweiten das Firmament, im dritten Meer und Gewässer, dann die beiden großen Lichter; die Seelen der Tiere, zuletzt der Mensch geschaffen worden.

Otfried Müller, Die Etrusker (herausgeg. v. Deecke) II, 38 nimmt an, daß die tuskische Lehre von den Weltaltern hier mit der Schöpfungsgeschichte von I Mos verschmolzen sei. Dieses Urteil war erklärlich, solange man die übrigen altorientalischen Urkunden nicht kannte. Die Etrusker sind Reste der Seevölker. Sie kamen aus der vorderasiatischen Welt. Die Verbindung mit den Tierkreiszeichen spricht ohnehin gegen die Abhängigkeit von der Bibel. Die Duodezimaläonen des Orients sind auch hier unter der Herrschaft des Dezimalsytems gedankenlos zu Millennien abgeändert, wie in der Lehre des Zoroaster etc., s. S. 121. Wir haben hier eine Gestalt der Weltschöpfungserzählung, die wie keine andre der biblischen verwandt ist, und der ebenso wie der biblischen Erzählung die dem alten Orient gemeinsame Anschauung vom Weltbild und von der Weltentstehung zugrunde liegt.

Auch auf andern Gebieten verraten die Etrusker altorientalische Weisheit. Die im Jahre 83 v. Chr. verbrannten sibyllinischen Orakel zeigten im Gegensatz zu den später neubeschafften die Form der altbabylonischen Omina:,,wenn dies geschieht usw." (vgl. Kautzsch, Pseudepigr. II, S. 178, Abs. 2). Sie sind auf etruskischen Ursprung zurückzuführen. Ebenso zeigt die systematische Hervorhebung der Zwölfzahl bei den Etruskern Bekanntschaft mit dem altorientalischen System. Die römische Kriegsgeschichte spricht von zwölf Staaten, in die Etrurien eingeteilt gewesen sei; ebenso im Paduslande und im etruskischen Kampanien. Aber die Geschichtsforschung bemüht sich vergeblich, zwölf Bundesglieder auszuzählen, jedenfalls waren es mehr, s. Müller-Deecke I, 320. Auch der Gründer der Zwölfstädte, sowohl im eigentlichen Etrurien als im Paduslande, namens Tarchon, Sohn und Bruder des Tyrrhenos, der Heros eponymos der,,urbs florentissima" Tarquinii ist eine mythische

1) Tuskisch nennen Lateiner und Umbrer das Volk, das sich in Etrurien niederließ. Die Griechen nennen es Tyrsener oder Tyrrhener.

2) Neues Material hierfür bietet, ohne daß Berührungen hervorgehoben werden, die Leipziger Dissert. (1903) von Wülker, Die geschichtliche Entwickelung des Prodigienwesens bei den Römern.

Jeremias, A. Test.

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Gestalt nach orientalischem Muster. Endlich ist hier die etruskische

Wahrsagung aus der Schafsleber zu nennen, die mit der babylonischen übereinstimmt (vgl. Abb. zu Ez 21, 26); cf. Zimmern, Beitr. 84, KAT3 605; zu den etruskischen Lebern s. Boissier Note sur un document babyl. Genève 1901; nach Boissier soll sogar der erste Bestandteil des Wortes haruspex auf babyl. HAR Leber zurückgehen.

Viertes Kapitel.

Der biblische Schöpfungsbericht.

I Mos 1-2, 3.

Diese aus der sog. Priesterschrift stammende Schöpfungsgeschichte des Himmels und der Erde umfaßt die folgenden Stücke:

1. Der Urzustand ist Tohu und Bohu. Dieses Chaos wird personifiziert gedacht als Tehom, d. i. das Urwasser.

2. Über dem „Urwasser" (P'nê-Tehom),,brütet" der Geist Gottes.

3. Die Schöpfung entsteht durch das Wort Gottes.

4. Die Schöpfung vollzieht sich nun nicht als Resultat dieses ,,Brütens", sondern in sieben durch das Wort Gottes hervorgerufenen Schöpferakten, die sich auf sechs Tagewerke verteilen. Siebenmal sagt Gott dabei, daß es gut war, dreimal heißt es:,,er segnete".

a) Es wird Licht.

b) Es wird eine Rakî'a geschaffen, die „das Urwasser“ (Tehom) in,,obere Wasser“ und „,untere Wasser" scheidet.

c) aus dem unteren Wasser" tritt das Festland hervor und wird mit Gras, Pflanzen und Bäumen bekleidet;

d) an der Rakî'a des Himmels werden Sonne, Mond und Sterne angebracht, die als Merkzeichen dienen sollen und nach denen Zeiträume und Tage und Jahre bestimmt werden sollen. e) Wasser und Luft werden mit Tieren belebt.

f) Das Festland wird mit Haustieren, Gewürm und wilden Tieren bevölkert.

g) Die Menschen werden geschaffen nach Gottes Bild als Mann und Weib.

5. Gott ruht am siebenten Tage und heiligt den siebenten Tag.

Für die einzelnen Punkte ist das folgende babylonische Material zur Vergleichung heranzuziehen:

Zu I. Das Wort Tehom, der Name für die Urflut (personifiziert ohne Artikel), entspricht 1. dem babylonischen Worte tâmtu,,Meer", das in dem oben S. 50f. besprochenen Schöpfungsbericht die Urflut bezeichnet, die (wie 2 Pt 3) die spätere himmlische und irdische Welt umfaßt; 2. dem mythologischen Begriff Tiâmat, dem drachenartigen Ungeheuer, dessen Besiegung durch den Lichtgott Marduk im babylonischen Epos Enuma eliš der Weltschöpfung oder besser Welt-Neuschöpfung (s. S. 52 ff.) vorausgeht. Diese Idee vom chaotischen Urwasser findet sich jedoch auch in andern Kosmogonien. Wir fanden die Vorstellung bei den Ägyptern (oben S. 62) und bei den Phöniziern (S. 62 f.). Die Ausdrücke Tohu und Bohu bleiben noch immer unerklärt. Verwandtschaft des Ausdruckes Bohu mit der phönizischen Baau (Báav, wohl in Báov zu korrigieren), die nach Philo die Mutter der Urmenschen ist, und mit der babylonischen Bau ist doch wohl vorhanden, schwebt aber noch im Dunkeln.1

Zu 2. In dem Bilde,,der Geist Gottes brütet" verbirgt sich der formale Rest einer mythologischen Aussage. Nach einem ägyptischen Mythus (s. Brugsch, Religion 161) soll der Bildner Chnum auf der Töpferscheibe das Ei modellieren, welches das Licht in sich trägt. Eine babylonische Parallele2 hat sich bisher nicht gefunden. — Immerhin verdient bemerkt zu werden, daß nach dem Bericht des Damascius über die babylonische Theogonie bez. Kosmogonie der Moymis (Mummu, s. oben S. 53), der Sohn des Apason und der Tauthe,,,die aus zwei Prinzipien sich herleitende intelligible Welt" ist.

Zu 3. In einer rein mythologischen Darstellung würde man jetzt erwarten, daß die entstehende Welt als Resultat des ,,Brütens des Geistes" dargestellt wird. Aber der religiöse Gedanke durchbricht die Form. Die Welt entsteht durch das Wort des unabhängig von der Welt und erhaben über der Welt waltenden Gottes.

1) Wenn Hommels Gleichung der Göttin Gur = Bau (Semiten 364 und 379) sich doch bewährt, so ist II R 54, Nr. 3, 18 von Bedeutung, wo ilu Gur Am-utu-an-ki Mutter, die Himmel und Erde geboren“ (s. Stucken, Astralmythen S. 71) sich findet.

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2) Zum angeblichen Weltei der phönizischen Kosmogonie s. oben S. 63. Zum indischen Weltei S. 72, Anm. 1.

Daß auch im Babylonischen der Gedanke eines Schöpferwerkes durch das Wort der Gottheit auftauchen konnte, mag als Beweis für das hohe geistige Niveau der babylonischen Religion gelten. Freilich der Schöpferakt, mit dem das babylonische Epos Enuma eliš diesen Gedanken verbindet, wirkt ärmlich im Vergleich mit der Erhabenheit der biblischen Aussagen von der Erschaffung durch das Wort. Als Marduk in der Götterversammlung zum Rächer an Tiâmat und zum Himmelsherrn bestimmt ist, dem,,die Königsherrschaft über das ganze All insgesamt zukommen soll", soll er durch ein Wunderzeichen seine Herrschaft inaugurieren:

,,Sie stellten in ihren Kreis ein ,,Gewand“, sprachen zu Marduk, ihrem Erstgebornen:

deine Schicksals(bestimmung), o Herr, stehe vor (der) der Götter! Vernichten und schaffen befiehl, so soll es werden.

Wenn dein Mund sich auftut, soll das Gewand vergehen! Befieh ihm wieder, so soll das Gewand (wieder) unversehrt sein! Da befahl er mit seinem Munde, da war das Gewand vernichtet, er befahl ihm wieder, da war das Gewand (wieder) geschaffen. Wie die Götter, seine Väter, sahen, was aus seinem Munde ausging, freuten sie sich, huldigten: Marduk ist König!“

Die Stelle gehört zu denen, in welchen der Rezitator Dinge, die den Hörern bekannt sind, nur andeutet. Das „Gewand“ kann nicht ein einfaches Kleid sein, die Geschichte wäre sonst zu unsinnig. Auch paßt das folgende ,,unversehrt sein" nicht. zum gewöhnlichen Kleid. Es wird sich um ein heiliges Kleid handeln, das der Schicksalsbestimmung dient. Man vergleiche den Ephod Sam 2, 18; 14, 3, den der Priester beim Orakelsuchen anlegt und vor allem das hohepriesterliche Gewand, dessen Schmuck nach rabbinischer Überlieferung den Himmel mit seinem Jahreszyklus darstellt und in dessen Brusttasche die Urim und Tummim zur Schicksalsbestimmung getragen werden; s. zu 2 Mos 28, 31 ff., vgl. Winckler in OLZ 1901, S. 289= Kritische Schriften II S. 67 und vgl. Marduks Kleid Abb. 20. Zú 4a. Im Lapidarstil berichtet der biblische Erzähler: ,,Und Gott sprach: es werde Licht! Und es ward Licht!" Die heidnischen Kosmogonien sprechen statt dessen von einem phantastischen Sieg des Lichtgottes über das finstere Urchaos. In Ägypten ist es Ra, der die Chaos-Gottheit Nun besiegt, s. oben S. 62. Bei den Babyloniern kämpft der Lichtgott Marduk gegen Tiâmat, d. h. die Sonne zieht durch die Wasserregion des Tierkreises, bis sie sieghaft am Frühlingspunkt gelandet ist.

Eine andere astralmythologische Version dieses Sieges des Lichtes über die Finsternis, der sich alljährlich wiederholt und

dann auf den Weltanfang übertragen wird, liegt in dem Mythus IV R 5 vor (s. Winckler, Altor. Forschungen III, S. 58 ff.). Auch hier tritt Marduk als „Helfer" zutage, und zwar im Kampf gegen die bösen Sieben, das sind die Plejaden, die während der vierzig Tage ihrer Unsichtbarkeit (Zeit des Verweilens in der Unterwelt wie Tammuz) den Winter und damit die Unterwelt repräsentieren und dann dem Nergal gleichgesetzt sind. Marduk bekämpft in ihnen die Finsternis.

Daß Marduk als Lichtspender erscheint, gewinnt eine besondere Bedeutung, wenn man bedenkt, daß dieser Marduk der Demiurg ist und mit Adapa, dem zêr amelûti, „dem Sproß der Menschheit", gleichgesetzt wird (s. S. 72 f. und vgl. 30). Auch an die biblische Lichtschöpfung, die der Sonne vorausgeht, scheint sich, wenigstens nach späterer Anschauung, eine Vorstellung von einem Schöpfungsvermittler angeschlossen zu haben, wenn sie sich nicht ursprünglich dahinter verbirgt. Im 104. Psalm, der die sieben Schöpfungsakte lyrisch widerspiegelt, wird der erste Schöpfungsakt mit den Worten angedeutet: „,der sich in Licht hüllt, wie in einen Mantel" und im Prolog des Johannesevangeliums, das absichtlich an I Mos 1 anknüpft (,,im Anfang") wird das Leben des Logos als das Licht charakterisiert, das von jeher alle göttliche Schöpfung durchwaltet.

Zu 4. Zu den Zahlen 7 und 3 im Babylonischen s. S. 86 ff. und vgl. Winckler, AO III, 2/32, S. 13f. Im Epos Enuma eliš, das auf sieben Tafeln verteilt ist, läßt sich die Zahl der Schöpferwerke bei dem fragmentarischen Charakter der Tafeln nicht feststellen. Die Reihenfolge scheint nach den Aufzählungen im Lobpreis des Marduk auf der letzten Tafel so ziemlich mit der des biblischen Sechstagewerkes zu stimmen. Anch die Schöpfungswerke des Schöpfungsberichts (S. 50f.) erinnern an die Reihenfolge in 1 Mos I, nur daß im babylonischen Berichte der Mensch vorangeht, was andrerseits an I Mos 2 erinnert. Die oben mitgeteilte etruskische Lehre stimmt genau überein: Im ersten Jahrtausend Himmel und Erde, im zweiten das Himmelsgewölbe, im dritten das Meer und die übrigen Wasser der Erde, im vierten Sonne, Mond und Sterne, im fünften die Tiere der Luft, des Wassers und des Landes, im sechsten die Menschen, siehe oben S. 65.

Zu 4b. Entstehung der raki'a zur Trennung der oberen und unteren Wasser, s. S. 78.

Zu 4c. Aus der noch immer die Erde umfassenden Urflut tritt nun die Erde als trockenes Land hervor. Eine ähn

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