ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

dritten Linie in Betracht. Die Vorstellungen von der Schöpfung sind Gemeingut des alten Orients. Sie sind gewandert und

haben ihre Ausprägung je nach der herrschenden,,Wissenschaft“ empfangen. Babel und Bibel haben hier nur die Einkleidung gewisser Gedanken gemeinsam. Wenn ein Israelit über Weltentstehung redete, so bewegte er sich unwillkürlich in dem Ideenkreis des altorientalischen Weltbildes. Und wenn auch seine Vorstellungen von höheren Einflüssen befruchtet wurden, so blieb doch die Form seiner Erzählungen die Bildersprache, deren er sich bediente und nur bedienen konnte unter dem Einflusse der ihn umgebenden Welt. Während aber z. B. in Babylon die ,,Wissenschaft" von der Kosmogonie selbst Bestandteil der Religion ist, dient sie in der Bibel nur als Ausdruck einer ganz einzigartigen, über Babel hoch erhabenen religiösen Gedankenwelt.

Die Erhabenheit der biblischen Erzählung in 1 Mos I und 2 über jede heidnische, und insbesondere über die babylonische Kosmogonie und ihr religiöser Wert liegt in den folgenden Punkten 2:

1. In der Sicherheit, mit der hier Gott gesagt wird. Alle heidnischen Schöpfungserzählungen berichten zugleich von der Entstehung der Götter: die Kosmogonien sind auch Theogonien. Der Gott, der in 1 Mos I Himmel und Erde gemacht, hat nichts. mit der Schöpfung gemein; er steht erhaben seinem Werke gegenüber.

1) H. Gunkel sagt übrigens unter vorsichtiger Zurückhaltung (s. Genesis 1109 f.), die in Mos 1 vorliegende hebräische Tradition oder vielmehr die vorauszusetzende Urrezension müsse vor allem deshalb von dem babylonischen Mythus (gemeint ist immer nur der in Enuma eliš vorliegende Mythus) abhängig sein, weil die beiden Traditionen die Zerteilung des Urwassers gemeinsam haben, und weil diese Tradition nur in einem Lande denkbar sei, wo im Winter, in der finsteren Jahreszeit, überall Wasser herrscht, im Frühling aber, wo das neue Licht entsteht, die Wasser nach oben und unten geteilt werden. Man werde also auf ein Land 'schließen müssen, wo der Winterregen und große Überschwemmungen das Klima bestimmen: ein solches Land sei nicht Kanaan, aber Babylonien. Wir wollen davon absehen, daß hier als sicher vorausgesetzt wird, daß hinter Tehôm sich die Vorstellung von Tiâmat verbirgt. Aber die Spaltung der Tiâmat ist aus dem Weltbild zu erklären, nicht aus klimatischen Verhältnissen (denselben Einwand erhebt, wie ich nachträglich sehe, Nikel, Genesis und Keilschriftforschung, S. 75, mit dessen Weltbild ich freilich nicht allenthalben einverstanden bin), s. S. 55.

[blocks in formation]

2. Die bei der Schöpfung wirkenden Mächte und die einzelnen Teile der sichtbaren Schöpfung erscheinen in den übrigen orientalischen Kosmogonien als Götter und Ungeheuer. Von diesen mythologischen Gestalten ist in 1 Mos I keine Spur zu finden. Nur dort, wo die volkstümliche Poesie den Sieg des lebendigen Gottes über irdische und überirdische Mächte schildert, tauchen sie (wie in der christlichen Poesie die germanischen mythologischen Gestalten) in Bilderrede auf (Rahab, Leviathan).

3. Die Tendenz der biblischen Erzählung von der Schöpfung ist eine rein religiöse. Sie soll zur Anbetung und Dankbarkeit gegen den allmächtigen Schöpfer und Erhalter der Welt stimmen. Man vergleiche den lyrischen Widerhall von I Mos I in Ps 104. Die heidnischen Kosmogonien sind nicht religiösen Zwecken dienstbar. Das Epos Enuma eliš hat z. B. einen politischen Zweck: es will beweisen, daß Babylon die Weltherrschaft gebührt. Der Stadtgott Marduk hat die Welt erschaffen.

Die siebentägige Woche und der Sabbat.

1 Mos 2, 3:,,Und es segnete Gott den 7. Tag und heiligte ihn."

Die siebentägige Woche und zwar eine durch das ganze Sonnenjahr hindurchrollende Woche von sieben Tagen bildet die Einheit des israelitischen Kalenders. Die Einrichtung dieser fortrollenden Woche (šabû'a vgl. 1 Mos 29, 27; Jud 14, 17)1 bedeutet eine große Geistestat. Woher es die Israeliten haben, ist nicht nachweisbar. Erfunden haben sie das kaum; wir haben keine Spuren davon, daß sich die in kulturellen Dingen durchaus abhängigen Israeliten mit dergleichen beschäftigt haben. In Babylon ist in dem bisher zugänglichen Material nur eine fortrollende Fünferwoche (hamuštu) nachweisbar.2 Die Siebenerwoche kennen die uns bekannten Hemerologien nur innerhalb der einzelnen Monate. Spuren einer fortrollenden siebentägigen Woche zeigt die Bedeutung des 19. Tages, der als. 7 × 7 = 49. Tag, vom Beginn des vorhergehenden Monats an gezählt,

1) Spuren einer daneben gebräuchlichen zehntägigen Woche liegen vielleicht vor 2 Mos 12, 3: der Monat würde dann in drei Zehner geteilt sein; 3 Mos 16, 29; 23, 27; 25, 9: der zehnte Tag des Monats der Askese und Ruhe geweiht, ein Versöhnungstag; vgl. auch die Redensart,,einen Tag oder zehn" 1 Mos 24, 55.

2) In den kappadokischen Tafeln, s. Winckler, F. II, S. 91 ff. Spuren davon in Hemerologien, die den 5. Tag auszeichnen.

ausgezeichnet wird, und die oben S. 15 f. besprochene Hervorhebung der Zahl 50 (50 X 7 = 350, d. i. Mondjahr) zur Bezeichnung des gesamten Jahres- bez. Weltenzyklus: Marduk erhält die Zahl 50 als Ehrenname, Ninib-Ningirsu, der den Nordpunkt, die meta des Sonnenlaufs beherrscht, wohnt im „,Tempel 50". Eine besondere Frage ist die, ob die babylonischen ,,Siebentage“ mit den Mondphasen zusammenhängen oder nicht. Wir sind geneigt, anzunehmen, daß die vier Siebenerwochen dem Monde nachträglich auf den Leib geschrieben sind. Denn 28 ist ja gar nicht die Umlaufszahl des Mondes, sie bedeutet nur einen künstlichen Ausgleich zwischen 27 als siderischer Umlaufszahl und 29 als synodischer Umlaufszahl. Auch würde die Rechnung bei der ersten Phase des Mondes gar nicht stimmen. Die Ausgleichung wird durch die konventionelle Annahme gedeckt, daß der Mond 28 Tage im Monat sichtbar sei. Kugler freilich, der auf dem Gebiete der Keilschrift-Astronomie als besondere Autorität zu gelten hat, verbindet die Siebenerwoche mit dem Mond seit ältester Zeit und verlegt die Entstehung der babylonischen Siebentage in eine Zeit, in der man die Phasen des Mondes astronomisch noch nicht zu bestimmen verstand. ,,Da der 14. Tag in der Regel der Vollmondstag war, so war es natürlich, das erste und letzte Viertel auf den 7. bez. 21. Tag Dazu kommt, daß man den Vollmondstag in den späteren astronomischen Inschriften einfach den ,,14. Tag" nennt, wiewohl man wußte, daß er auch auf den 13. oder 15. fallen konnte" (briefliche Mitteilung an den Verfasser).

anzusetzen.

Die Herrschaft der Siebenerwoche oder der Fünferwoche oder irgendeiner anderen Wocheneinheit beruht auf historisch-politischen Zufälligkeiten. Die Kalender gehören im Orient zur Staatsverfassung. Unter bestimmten Verhältnissen hat sich diese oder jene Woche besondere Geltung verschafft. Die europäischen Völker haben die Siebenerwoche von den Römern geerbt; nach Rom ist sie vom Orient gekommen. ,,Heilig" und demnach geeignet für den Kalender kann jede Zahl sein, soweit sie der Berechnung der Sternenbahnen entnommen wurde. Es war Sache der Kalenderwissenschaft, zu zeigen, wie jede Zahl in das Weltensystem sich fügte. Bei der Siebenzahl spielen allerdings besonders wichtige Erwägungen mit.

Für den Orient ist es selbstverständlich, daß die Siebenzahl der Wochentage religiöse Bedeutung hat. Warum hat die Woche 7 Tage? Die Israeliten antworten: Weil die Welt in einer Siebenerwoche geschaffen wurde. Das ist ein echt orientalischer Gedanke in spezifisch israelitischer Ausprägung. Alle Einrichtungen der Welt richten sich nach himmlischen Vor

gängen. Aber diese religiöse Begründung schließt nicht aus, daß der Siebenzahl ursprünglich andre Beobachtungen zugrunde liegen. Zuweilen hat man bei der Hervorhebung der 7 im Altertum den Eindruck, als ob die 7 auf Naturbeobachtung beruht: bei der Kindesentwicklung, bei Krankheiten, bei Farben, Tönen usw. spielt erfahrungsgemäß die 7 eine Rolle. Man könnte annehmen, daß das auf der 7 beruhende Schema der Entwicklung auch auf die Zeit angewendet worden wäre. Aber der consensus der späteren Zeit spricht doch dafür, daß man bei der Siebenerwoche von jeher an die 7 Planeten gedacht hat, die ja dann auch den Wochentagen die Namen gegeben haben.

Die Reihenfolge unsrer Planeten-Wochentage (s. Winckler, F. III, 192) erhält man aus dem Heptagramm (s. S. 16), wenn man die Punkte nach der Reihenfolge der Umlaufszeit bezeichnet: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Saturn, und wenn man mit der Sonne beginnend die Punkte mit Überschlagung je zweier Punkte verbindet1:

[blocks in formation]

Daß die 7 in der Bibel im besonderen Sinne als heilige Zahl erscheint, ist bekannt.2 Eine mehr oder weniger bewußte

1) Des weiteren sind übrigens nicht nur die Tage, sondern auch die Tagesstunden mit den Planeten in mystischen Zusammenhang gebracht, wie am Horoskop zu sehen ist, das man nach der Geburtsstunde stellt (noch heutigen Tages werden auf Jahrmärkten Horoskopbücher verkauft, nach denen abergläubische Bauern das Schlachtalter des Jungviehs bestimmen). Wenn die erste Stunde des ersten Wochentages (und auf die Betonung dieser ersten Stunde kommt es in der Astrologie an) z. B. dem Saturn galt, die zweite Jupiter, die dritte Mars, die vierte der Sonne, die fünfte Venus, die sechste Merkur, die siebente dem Monde u. s. f. durch die 24 Stunden des Tages, so traf die erste Stunde des zweiten Wochentages auf die Sonne, die erste Stunde des dritten Tages auf den Mond, die des vierten auf den Mars, die des fünften auf den Merkur, die des sechsten auf Jupiter, die des siebenten auf Venus, und nach dem Planeten, der die erste Stunde regiert, sagte man dann: Saturntag, Sonntag, Mondtag usw.

2) Das heißt: die biblische Anschauung legt dem Rechnungssystem die Siebenteilung zugrunde. Daß es die Siebenteilung und nicht irgend

Beziehung auf die 7-Zahl der Planeten (wie sie z. B. im siebenmaligen Kreislauf der Araber um die Kaaba vorliegt, oder in den 7 Erzduos der Perser, die ausdrücklich nach den 7 Planeten geordnet werden) möchte ich in folgenden Fällen vermuten: die 7 Gottesboten bei Ezechiel1, von denen der 7. mit dem Schreibgriffel die Züge des Nebo-Merkur trägt (s. S. 44f. und vgl. den Rat der,,Wächter“ Dan 4, 10 ff., die gewiß auch als die 7 gedacht sind, falls sie nicht den Zophasemin entsprechen, s. S. 63), die 7 Augen und 7 Lampen Sach 3, 9; 4, 2, vgl. Apk 2, I usw.; die 7 Säulen der Weisheit Spr 9, 11 (unter Vergleichung der 7 Planetensäulen in Sparta, die Pausanias III, 29, 3 erwähnt). Vielleicht gehört hierher auch, wie schon mehrfach vermutet, der Ursprung des Wortes schwören; nišba' von šeba',,sieben“ (Abraham schwört bei Beerseba, d. i. Siebenbrunnen und opfert dabei 7 Lämmer), denn Herodot 3, 8 erzählt, daß die Araber ihre Bündnisse durch 7 mit Blut bestrichene Steine weihten unter Anrufung der beiden obersten Planetengottheiten (Dionysos und Urania, sagt Herodot, d. i. Sonne und Mond). Zumeist aber scheint die,,Heiligkeit" der 7 (die spätere gelehrte Spekulation zerlegte sie in 3+ 4, die Zahl des Himmlischen und des Irdischen) mit dem Begriff des Vollkommenen, des vollendeten Zeitmaßes (s. oben S. 88) in Verbindung zu stehen. Die 7 ist die Zahl des Opfers (2 Mos 23, 8 u. sehr oft) bei den Israeliten wie bei den andern Völkern (Bileam opfert 7 Farren und 7 Widder auf 7 Altären 4 Mos 23, 29). Sieben ist die Zahl der Reinigung, der Trauer, der Sünde, der Sühne, der Rache, des Gebets, siebenmal, nein siebzigmal siebenmal soll man vergeben (Mt 18, 22); am 7. Tage wird Jericho erobert, nachdem 7 Priester 7 Tage vor der Bundeslade geblasen haben und dies am 7. Tag 7 mal wiederholt haben (Jos 6).

Der Sabbat als der siebente Tag. Gott segnete den 7. Tag und heiligte ihn.“ Vgl. Jes 58, 13: am Sabbat, dem heiligen Tage, dem Tage Jahves, dem Tage der Wonne, darf man keine Geschäfte verrichten. Fr. Delitzsch, Babel und Bibel I, S. 29 hat gesagt, daß wir ,,die in der Sabbat- bez. Sonntagsruhe beschlossene Segensfülle im letzten Grunde dem alten Kulturvolk vom Euphrat und Tigris verdanken". Das ist cum grano salis verstanden richtig. Daß naturgemäß altorientalische

eine andere (3, 5, 10) ist, beruht auf der,,wissenschaftlichen" Anschauung, welche der biblischen Gesetzgebung (Moses'!) zugrunde liegt.

1) S. Gunkel, Archiv f. Rel. W. I, 254 ff. und schon Schöpfung und Chaos 294.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »