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kann.1 Man beachte dabei, daß z. B. nach dem Schlusse des Weltschöpfungsepos die ursprüngliche Weisheit, die auf Marduk übertragen wird, diesem Ea zukommt, ferner, daß das priesterliche Wissen, das die Götter in der Heroensage Enmeduranki zuschreiben, ursprünglich Ea zukommt, wie ja in den Ritualtafeln ,,das Geheimnis Eas", auch gelegentlich das Wort aus dem Ozean", dem Wohnsitz Eas, eine Rolle spielt. Oannes berichtet in seiner „chaldäischen Archäologie“: „In Babylon hätten sich eine große Menge stammverschiedener Menschen, welche Chaldäa bevölkerten, zusammengefunden, die ordnungslos wie die Tiere lebten. Im ersten Jahre (nach der Schöpfung) sei aus dem erythräischen Meere, dort wo es an Babylonien grenzt, ein vernunftbegabtes Wesen mit Namen Oannes erschienen; es hatte einen vollständigen Fischleib, unter dem Fischkopf aber war ein andrer, menschlicher Kopf hervorgewachsen; sodann Menschenfüße, die aus seinem Schwanze hervorgewachsen waren, und eine menschliche Stimme. Sein Bild wird bis jetzt aufbewahrt. Dieses Wesen, so sagt er, verkehrte den Tag über mit den Menschen, ohne Speise zu sich zu nehmen, und überlieferte ihnen die Kenntnis der Schriftzeichen und Wissenschaften (uadquétor) und mannigfache Künste, lehrte sie, wie man Städte bevölkert und Tempel errichtet, wie man Gesetze einführt und das Land vermißt, zeigte ihnen das Säen und Einernten der Früchte, überhaupt alles, was zur Befriedigung der täglichen Lebensbedürfnisse (quέowo(s) gehört. Seit jener Zeit habe man nichts anderes darüber Hinausgehendes erfunden. Mit Sonnenuntergang sei dieses Wesen Oannes wieder in das Meer hinabgetaucht und habe die Nächte in der See verbracht, denn es sei amphibienartig gewesen. Später seien auch noch andere dem ähnliche Wesen erschienen (ebenfalls aus dem erythräischen Meer, wie Syncellus in einem anderen Berichte hinzufügt), über die er in der Geschichte über die Könige berichten will. Oannes aber habe über Entstehung und Staatenbildung ein Buch (oyos) geschrieben, das er den Menschen übergab." Helladius (bei Photius, s. Migne, Patrologia graeca Bd. 103) berichtet: „Ein Mann, namens 2s. der einen Fischleib, jedoch Kopf und Füße und Arme eines Menschen hatte, sei aus dem Erythräischen Meere aufgetaucht und habe Sternkunde und Literatur gelehrt." Hyginus (Fabulae ed. Schmidt, Jena 1872, fab. 274) sagt: „,Euadnes, der in Chaldäa aus dem Meere gekommen sein soll, hat die Astrologie gelehrt." (Zu Ea-Oannes s. S. 29 und Abb. 10).

5. Der šipru (p, Buch!) des Gottes Ea, dessen Beobachtung insbesondere dem Könige obliegt; IV R 48 (= Cun. Texts XV, 50), 7a; VR 51, 30b; vgl. meine Monographie über Oannes in Roschers Lexikon der Mythologie III, Sp. 590 f.:,,Der König, der nicht auf das Recht achtet, dem wird sein Volk vernichtet, sein Land verwüstet werden. Wenn der König auf das Gesetz seines Landes nicht achtet, so wird Ea, der Herr der Geschicke, sein Geschick ändern und mit einem widrigen ihn

') In Verbindung mit Ea zuerst von mir in Roschers Lexikon der Mythologie III, Sp. 577 ff., dann von Zimmern KAT3 S. 535 f., zuletzt von Hrozný, MVAG 1903, 94 ff. besprochen.

2) IV R 21, 1 A, 41a; cf. auch KAT 628, Anm. 2 (zu IV R 23, Nr. 1, col. 1, 6); ferner noch IV R 29, 40 f. a.

3) Der Stadtname Kirjat Sepher Jo 15, 15 f. ist von hier aus zu verstehen!

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verfolgen..... Wenn er auf das Buch des Ea achtet, so werden ihn die großen Götter zu gerechter Entscheidung und Bestimmung führen.“ Vgl. auch Cod. Hamm. Rs. 26, 98 ff.: Die Gesetze gehen vom Sonnengotte aus. 6. II R 58, wo Ea-Oannes als ,,Gott der Weisheit, der Töpfer, der Schmiede, der Sänger, der Kalû-Priester, der Schiffer, der Juweliere . . . der Steinmetzen, der Metallarbeiter" genannt ist.

7. Die Tafel (duppu), auf der in dem Text der Bibliothek Asurbanipals K 3364 (Cun. Texts XIII, 29 f.) die Gebote über Opfer, Gebet, Freundschaft niedergeschrieben sind (s. Kap. VI).

Da diese,,offenbarte" Lehre den Zweck hat, die gesamten Erscheinungen der Welt und des Lebens als Ausfluß des gesetzmäßigen Waltens der Gottheit zu erweisen, so muß sie auf der Lehre vom Wesen der Götter beruhen. Die babylonischen Götter der ältesten euphratensischen Welt, soweit wir sie kennen, sind aber Astralgötter.1 Auf dieser Auffassung von den Göttern und auf ihrer Offenbarung in den Gestirnen beruht alle altorientalische2 Lehre und Wissenschaft.

Insbesondere werden frühe die Planeten als Dolmetscher (Fourrais) des göttlichen Willens gegolten haben. Der siebenstufige Turm von Borsippa heißt deshalb E-ur-imin-an-ki, d. h. ,,der Tempel der 7 Befehlsübermittler des Himmels und der Erde". Der Tierkreis ist das Buch der Offenbarung, die Sternbilder sind der Kommentar.3 Aus ihrer Bewegung und aus der

1) S. S. 23.

2) Wir sagen,,altorientalische" Lehre lieber als ,,babylonische", um Mißverständnissen zu begegnen. „Babylonisch" kann man sie nennen nur in dem Sinne, daß Babylonien in der ältesten uns bekannten Zeit als das Kulturland erscheint, von dem die Weltanschauung ausstrahlt und in dem wir sie besonders vollkommen und klar ausgeprägt finden. Die beiden anderen Kulturzentren des vorderen Orients, Ägypten und Arabien, zeigen die gleichen Grundlagen des Geisteslebens. Ebenso wird es sich mit Indien und China verhalten, wenn auch die Wege, auf denen die orientalische Geisteskultur dahin gezogen ist (jedenfalls war Elam eine Brücke), noch nicht klar liegen. Die Sage von der Uroffenbarung himmlischer Weisheit ist auch für China bezeugt. Zur Zeit des mythischen Kaisers Fuk-Hi (2852-2738) kam aus den Wassern des Flusses Meng-ho oder Hoang-ho ein Ungeheuer mit Pferdekörper und Drachenkopf, dessen Rücken eine mit Schriftzeichen versehene Tafel trug, auf Grund welcher die Schriftcharaktere, die Kreise der acht mystischen Diagramme und durch sie die Schrift erfunden sein soll. Und in Indien bezeugt die Form der Sintflutsage die Kenntnis von der Oannesgestalt. Denn sie berichtet, daß der warnende Gott in Gestalt eines Fisches erschienen sei, s. zur Sintflut Kap. IX.

3) Vgl. das šițir und šițirtu šamê, „die Schrift des Himmels“, und šițir burûme (das,,Blaue" des Himmels?) in den Keilinschriften, das Hi 38, 33 im mišțâr des Himmels wiederklingt. Vgl. Koran, Sure 16, 16:,,Denn durch die Sterne werden sie geleitet.“ ,,In den Sternen steht's geschrieben.“

Konstellation der Planeten kann der Wille und die Tätigkeit der Götter erkannt werden. Und da sich die Umlaufszeiten der Gestirne den Menschen im Verhältnis von Zahlen darstellen, so findet man in den Zahlen die Gesetze des Weltalls, und es ist Sache der ,,Wissenschaft" (= Religion), nachzuweisen, wie nach dem System der Zahlen alle Verhältnisse bis ins kleinste geordnet sind. Diodor II., 31:,,Auf die Geburt der Menschen. sind die Planeten von größtem Einfluß im guten und im bösen Sinne. Aus deren Beschaffenheit und Aussehen erkennen sie hauptsächlich, was dem Menschen widerfahren muß. Sie (die Chaldäer) sollen vielen Königen Voraussagungen gemachthaben, so Alexander, als er Darius besiegte, und nach ihm Antigonos und Seleukos Nikator. In allem aber scheinen sie das Richtige getroffen zu haben." 1

,,Die Sterne lügen nicht“ (Seni bei Schiller). Ps 19, dessen erster Teil jedenfalls den Anfang eines Liedes darstellt, das Sonne, Mond und Planeten verherrlichte (für den Mond ist dann der Hymnus auf das Gesetz“ angefügt, s. Duhm z. St.), spricht einen tief religiösen Gedanken in der Form dieser altorientalischen Weltvorstellung aus: die Himmel erzählen die Ehre Gottes und (zwar) der rakî'a (d. i. der Tierkreis als Buch der Offenbarung, s. Kap. IV) verkündigt seiner Hände Werk. In den folgenden Versen verbirgt sich die altorientalische Vorstellung vom Tönen der Planeten, von der Harmonie der Sphären, s. zu Hi 38, 7.

1) Noch heute werden in Persien und in der Türkei, in Indien und China die Astrologen bei wichtigen Ereignissen befragt. Ptolemäus verrät uns in seinem Werke,,Über den Einfluß und Charakter der Gestirne" III, 3 näher das Geheimnis: „,Was sich aus der Natur der Dinge begreifen läßt, kommt aus der Beobachtung der Konfiguration der verwandten Örter. Zuerst beobachte man den Ort des Zodiakus, der dem vorgelegten Gegenstand verwandt oder angehörig ist. Dann betrachte man die Gestirne, welche an seiner Stelle eine Macht oder Herrschaft besitzen. Ferner achte man auf das Wesen jener Gestirne, auf ihre Stellung gegen den Horizont und den Tierkreis. Endlich schließe man auf die Zeit im allgemeinen aus ihrer Morgenund Abendstellung gegen die Sonne und gegen den Horizont." Im Mittelalter haben Kaiser und Papst den Astrologen befragt. Am Hofe Rudolf II. lebte Tycho de Brahe, der in seinem Calendarium naturale magicum die Sterndeuterei wissenschaftlich verteidigte. Der Philosoph Baco nennt die Astrologie die vornehmste der Wissenschaften. Philipp Melanchthon schrieb 1545 ein empfehlendes Vorwort zu der Schrift des Astrologen Schoner über das dem Kaiser Maximilian gestellte Heroskop. Keppler bekämpft abergläubischen Mißbrauch, aber die Lehre von der Einheit der Sterne mit dem Erd- und Menschengeist steht ihm fest. Im 19. Jahrhundert hat der Astronom Pfaff in Erlangen den Zusammenhang der Gestirne,,mit dem Leben der Erde und dem Tun und Leiden ihrer Geschöpfe" verteidigt und der Leipziger Philosoph und Physiker Fechner hat in seiner Psychophysik die alte Anschauung in neuer Form gelehrt.

Aber das Wirken der Gottheit zeigt sich des weiteren auch im gesamten Weltall, sowie in den einzelnen Bestandteilen, Erscheinungen und Erzeugnissen der Natur, also in den Jahreserscheinungen (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) und den dadurch bedingten Naturerscheinungen: Samen und Ernte, Frost und Hitze, Tag und Nacht, Pflanzen- und Tierwelt usw. Dabei zeigen sich in den einzelnen Teilen die gleichen Grundsätze der göttlichen Ordnung. Prägnant kann man die Erscheinung in den Satz zusammenfassen: das Himmelsbild ist gleich dem Weltenbild; denn alles, was auf der Erde sich zeigt und geschieht, geschieht auch am Himmel, wie es ja im Umlauf der Gestirne als Wille und Wirksamkeit der Götter vorgezeichnet ist.1

Die Welt teilt sich in ein himmlisches und in ein irdisches All. Die himmlische Welt und die irdische Welt (die im Mangel eines besonderen Ausdruckes ki d. i. Erde genannt wird) sind in je drei Regionen geteilt: Luft, Erde, Wasser 2:

1. Das himmlische All:

Nordhimmel

Tierkreis, das himmlische Erdreich, šupuk šamê
Südhimmel, Himmelsozean

2. das irdische All:

Lufthimmel

Erde

Ozean, der die Erde umgibt und auf den man

stößt, wenn man in die Erde bohrt

3

Jensen bestreitet noch immer gegen H. Winckler, daß der šupuk (wörtlich,,Aufschüttung“) šamê der Tierkreis ist, und H. Zimmern schließt sich dem Zweifel an. Das erscheint unbegreiflich angesichts der Tatsache, daß wir hier geradezu eine inschriftliche Definition haben. Es heißt IV R 5, Bel habe Šamaš, Sin, Ištar eingesetzt, den šupuk šamê zu regieren. Und Sm 954, Rev. 1 f. heißt es:,,Ištar, die am šupuk šamê aufleuchtet". Was regieren Sonne, Mond, Venus? Den Tierkreis, er stellt die Bahn dar,

1) Vgl. H. Winckler, AO III, 3,4 2. Wer tiefer in die Geheimnisse eindringen will, der studiere H. Wincklers Aufsatz AstronomischMythologisches" F. III, 185 ff.; über das Nachwirken dieser Anschauung im Koran, Sure 45, 1-4, MVAG 1901, 360.

2) Vgl. Ex. 20, 4:,,im Himmel, auf Erden, im Wasser unter der Erde". Bilderverbot mit Bezug auf die heidnisch-orientalische Vorstellung, wobei die beiden All ineinander übergehen, s. Kap. IV,,,Das biblische Weltbild". 3) Wie das irdische All im himmlischen hängend gedacht ist, bleibt mir noch unklar.

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Abb. 3.

Abb. 2: Merodachbaladan-Stein. IV R1 43.

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Tierkreisbilder aus III R 45 aus dem Jahre 1117gv. Chr. (10. Jahr des Marduk - nadin - achi).

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