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Man sieht, daß vor allem die Küsten- und Hafenstädte genannt werden, die bereits damals Ausgangspunkte blühenden Handels gewesen sind.

Dieses begehrenswerte Land stand also damals politisch unter der ägyptischen Herrschaft. Aber es war und blieb auch während der ägyptischen Hegemonie unter babylonischer Kultur, denn sämtliche Briefe aus Kanaan sind in babylonischer Sprache und Keilschrift geschrieben, die ebenfalls in Tel-Amarna gefundene Tafel mit dem Adapa-Mythus (S. 72f.) zeigt noch die roten Tintenpunkte der ägyptischen Leser, die sich das Lesen der Aktenstücke, denen die Worttrennungen fehlen, zu erleichtern suchten. Die babylonische Sprache und Keilschrift beherrschten den öffentlichen Verkehr in Syrien und Palästina. Selbst der ägyptische König schreibt nach Kanaan babylonisch in Briefen, die mit ägyptisierenden Sprachfehlern durchsetzt sind KB V, I und 40.1 Wenn aber ,,Babylonisch" Verkehrssprache war, was vor allem auch die Funde in Ta'annek (S. 207f.) beweisen, so muß das Land vorher durch Jahrhunderte unter dem Einfluß babylonischer Bildung gestanden haben, auch politisch von Babylonien abhängig gewesen sein. Das stimmt ja auch zu unsern Nachrichten, die wir aus altbabylonischer Zeit besitzen, s. S. 185 ff.

Zur Zeit der Abfassung der Tel Amarna-Briefe, also um 1450 v. Chr., haben nach dem Zeugnis dieser Urkunden besonders zwei innere Feinde den Städtebewohnern von Syrien und Palästina zu schaffen gemacht. Die einen sind die Chatti, die Hettiter, die andern heißen amelu Ḥabiri, die ChabiriLeute. Beide Gruppen stellen Beduinenstämme dar, die im Begriffe sind, sich ansässig zu machen.

Der Zug der Hettiter ist uns ohne weiteres verständlich. Es sind die Cheta der ägyptischen Inschriften (s. Abb. 70-72, vgl. 17), die damals von Kappadozien her nach Syrien und Palästina vordringen und im Laufe der nächsten Jahrhunderte Syrien bis zum Hermon sich unterworfen haben und noch im 13. Jahrhundert wiederholt den Ägyptern zu schaffen machen.2

1) Auch der König der Mitanni, Tušratta, zwingt seine barbarische hettitische (?) Muttersprache in die babylonische Wort- und Silbenschrift. Er schreibt übrigens im,,assyrischen Duktus“; auch das spricht dafür, daß die babylonische Kultur den Assyrern durch Mesopotamien (im engeren Sinne, Mittelpunkt Haran) vermittelt wurde, s. meinen Artikel Mesopotamien RPrTh3.

2) Berühmt ist der Angriff auf die Stadt Kadesch am Orontes. Ein großes Gedicht feiert Ramses II. als Sieger. Die Abschrift des Staats

Ein Rest dieser Chatti hat sich um Karkemisch am Euphrat bis zum Jahre 717 n. Chr. erhalten.1

Wenn beim Begräbnis der Sarah nach dem Bericht 1 Mos 23 der Totenacker von Hettitern gekauft werden muß, die Land und Stadt besitzen, und wenn es Ez. 16, 3 (s. oben S. 201) heißt:,,Dein Vater war Amo

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Abb. 70: Sethi kämpft gegen die Hettiter. Außenwand des Säulensaales von Karnak.2

riter und deine Mutter war Hettiterin", und wenn Esau hettitische Weiber nimmt 26, 34 f., so entspricht das durchaus den Zuständen, die vertrags zwischen dem Hettiterkönig Hetasar und Ramses II., der den Frieden besiegelte, wurde oben S. 196 erwähnt.

1) Vgl. meinen Artikel Karkemisch in Haucks RPrTh3. Dieser Stamm der Chatti gehört einer Völkergruppe an, die weder semitisch noch indogermanisch ist, deren Gesamtnamen wir nicht kennen, die wir aber gewöhnlich Hettiter nennen. Diese Bezeichnung,,Hettiter" im weiteren Sinne wird häufig mit den eigentlichen Chatti verwechselt; so noch neuerdings Holzinger, Genesis zu 10, 15. Eine der ersten Gruppen dieser Chatti im weiteren Sinne, die nach Syrien vordringen, sind die Mitanni, die ebenfalls in den Amarna-Briefen eine große Rolle spielen. Sie haben die babylonische Macht im Westland gebrochen und sind jedenfalls die Bahnbrecher der ägyptischen Oberherrschaft in Kanaan geworden. S. hierzu Messerschmidt AO IV 1.

2) Links oben die Eroberung von Jenu'am verherrlicht, vgl. S. 199, Anm. 2.

uns die Amarna-Briefe bezeugen. Es ist gar nicht zu bezweifeln, daß sich gerade damals die Hettiter auch im südlichen Palästina als Eroberer niedergelassen haben. Man sollte hier nicht einen künstlichen,,Archaismus" annehmen, sondern anerkennen, daß die zugrundeliegende Quellenschrift historisch gut unterrichtet war.2

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Abb. 71: Sethi führt die hettitischen Gefangenen vor die Trias von Theben.

Wer sind die Chabiri-Leute? Vom Anfang an haben die Entzifferer der Briefe von Tel Amarna darauf hingewiesen, daß sich der Name lautlich mit dem der Hebräer deckt. Die Namen

1) So Holzinger in Martis Handkommentar z. St. mit Stade, Geschichte Israels I S. 143, Anm. 1, weil ,,die Hettiter zur Zeit der biblischen Kodifizierung des sog. Priesterkodex verschollen gewesen seien."

2) Der Verfasser von Ri 1, 10 nennt Kanaaniter als Besitzer Hebrons. Das ist kein Widerspruch, sondern es entspricht eben späteren Verhältnissen. Die Erzählung von der hettitischen Höhle Makpela (nach Sept. eine Doppelhöhle, von deren Durchforschung, die bisher verhindert wurde, wir viel erwarten würden; vgl. Gautier, Souvenirs de terre sainte 1898), hat übrigens der Priesterkodex allein. Der Priesterkodex verrät auch sonst alte Weisheit und alte Erinnerungen. Es mag bis zu einem gewissen Grade wahr sein, daß sein Abraham als eine Idealgestalt ohne Fleisch und Blut erscheint, der Abraham seiner uns verloren gegangenen Quellenvorlage wird schon Fleisch und Blut gehabt haben.

sind sicher identisch. Eine ganz andere Frage ist, in welchem Verhältnis die Habiri der Amarna-Briefe zu den biblischen ,,Hebräern" stehen. Sie bezeichnen hier die nicht ansässige Bevölkerung, die den Stadtbewohnern gefährlich schien. In demselben Sinne heißt Abraham mit den Seinen in Kanaan,,Hebräer", womit man in der Abimelech-Geschichte das Verhältnis zu den Stadtbewohnern vergleiche und Joseph heißt in Ägypten ,,Hebräer". 1

Die,,Sprache Kanaans" in den Amarna-Briefen ist, wie gesagt, die babylonische als offizielle Amtssprache. Aber es ist nicht die eigentliche Landessprache. Das ist eine lingua franca, babylonisch mit einheimischem Sprachgut vermischt.

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Abb. 72: Hettitische Hirschjagd. Original im Louvre.

Aus Glossen, die hier und da dem babylonischen Texte hinzugefügt werden, kann man sich eine Vorstellung von der Beschaffenheit der eigentlichen Landessprache machen. Sie zeigt sich, wie zu erwarten ist, als so gut wie identisch mit dem Dialekt, den Jesaias die ,,Sprache Kanaans" nennt und den wir hebräisch nennen. Das Nähere s. bei Zimmern KAT3 651 ff. In neuster Zeit hat der Boden Kanaans selbst Zeugnisse aus vorisraelitischer Zeit zutage gefördert.

Bei einer Ausgrabung in Tel-Hesy, an der Ruinenstätte der Stadt Lakiš (s. zu 2 Kg 18, 14. 17,) fand 1891 der Amerikaner Bliss eine Keilschrifttafel, die den Amarna-Tafeln gleicht und von einem Fürsten von Lakiš, namens Zimrida, spricht, der bereits aus den Amarna-Tafeln bekannt war.

Der Briefschreiber berichtet an den ,,Großen", d. i. an den ägyptischen Machthaber und Kornkammerverwalter Janchamu, dessen Stellung

1) Vgl. zu den Chabiri in den Amarna-Briefen Winckler, F. III, 90 ff.

merkwürdig an die Josefs in Ägypten erinnert (S. 245 f.), daß ein gewisser Šipți-Addi den Zimrida von Lakiš zum Abfall gebracht und in gleichem Sinne an ihn geschrieben; s. zuletzt KAT3, 202 f.

In dem nordpalästinensischen Ta'annek in der Ebene Jesreel hat E. Sellin in den Jahren 1902 und 1903 eine recht erfolg reiche Ausgrabung veranstaltet. Er stieß auf ein Bauwerk, aus unbehauenen, polygonalen, harten Kalksteinen gebaut, das vor allem auf Grund der stockwerkartigen Aufführung der Umfassungsmauern als altkanaanäisch erkannt wurde. In einem der Zimmer fand sich die Bibliothekskiste (vgl. Jer 32, 14) des Fürsten von Ta'annek, die leider nur noch zwei Tontafeln enthielt, Listen von Einwohnern enthaltend; in der Nähe fanden sich zwei Briefe. Die eine der Listen zählt Familienväter auf, die einen, zwei oder drei Mann zu stellen haben. Der Zweck der andern ist fraglich. Da bei der Summierung einmal steht ,,20 Männer des Adad“, ein andres Mal, wie es scheint, „,20 Männer des Ammon", so ist an eine Priesterliste zu denken oder an eine Liste von Bürgern bez. Bauern, die von dem Tempel abhängig sind. Die beiden Briefe lauten in der Übersetzung von Hrozný folgendermaßen:

Nr. 1.

An Ištarwašur: Guli-Addi. Lebe glücklich! Die Götter mögen begrüßen Dich, Dein Haus und Deine Söhne! Du hast mir betreffs des Geldes geschrieben, und siehe, ich will 50 Geldstücke geben, damit man es nicht tue. Warum hast Du von neuem Deinen Gruß hierher geschickt? Alles, was Du gehört hattest, habe ich von dort durch Belram erfahren. Wenn sich der Finger der Aširat zeigen wird, so möge man es sich einprägen und es befolgen! Und das Zeichen und die Sache berichte mir. Was Deine Tochter betrifft, so kennen wir diejenige, die in Rubute ist, Šalmiša. Wenn sie groß geworden, dann gib sie zur Königsherrschaft: sie soll dem Herrn gehören!

Nr. 2.

An Ištarwašur: Achi-Jawi. Der Herr der Götter möge Dein Leben behüten, denn ein Bruder bist Du, und die Liebe ist am Orte Deiner Eingeweide und in Deinem Herzen. Als ich in Gurra3 im Hinterhalte lag, da hat mir ein Werkmeister zwei Messer, eine Lanze und zwei Keulen umsonst gegeben. Und wenn schadhaft geworden ist die Lanze, so wird er sie ausbessern und durch Buritpi schicken. Gibt es noch Weinen für Deine Städte, oder hast Du Dich wieder in den Besitz der

1) Vorläufige Mitteilungen im Anzeiger der philos.-hist. Klasse der K. Akademie der Wissensch. in Wien 1903, Nr. XI u. XVI; Reformation 1904, Nr. 3. Diesen Mitteilungen sind die sämtlichen folgenden Angaben und Zitate entnommen. Eine Denkschrift der K. Akademie der Wissensch. in Wien über die Ausgrabung ist in Vorbereitung.

2) Rabbith Jos 19, 28? 3) Gur 2 Kg 9, 27.

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