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Auch die Färbung der Traumerzählung ist ägyptisch. Ahu „Gras“ 1 Mos 41, 2 ist ägyptisches Lehnwort.1 Wenn der Nil (bezeichnet als Jeôr, Fluß = assyr. Ja'uru, die semitische Bezeichnung ist wohl gewählt, weil sie dem ägyptischen Namen des Nil aur ähnlich klang)2 der Schauplatz des ersten Traumes ist, so wird vorausgesetzt, daß die Leser wissen, daß in dem fast regenlosen Lande der Nil mit seinen Überschwemmungen gleichsam der Träger der Fruchtbarkeit ist.,,O daß der Nil mir Speise verschaffen möge, Nahrung, jedes Gewächs zu seiner Zeit", sagt ein alter Text.,,Der Nil ist es, der alle Menschen durch Nahrung und Speise erhält“ (Erman, Ägypten S. 566). Die sieben Kühe“ gehören der Mythologie an. Nach Diodorus Siculus 1, 51 ist das männliche Rind Symbol des Nil und dem. Osiris, dem Erfinder des Ackerbaues (vgl. ib. 1, 21), heilig, vgl. Abb. 88f. Der Osiris-Stier erscheint oft in Begleitung von sieben Kühen, z. B. auf den Vignetten des 110. Kapitels des alten und neuen Totenbuchs. Die zugehörige Textstelle bittet Osiris, daß entweder er, oder die 7 Kühe mit dem Stier, dessen Namen er weiß, ihn im Tode mit Nahrung versorgen möchten. Osiris aber entspricht Marduk! Sieben Ähren, die auf einem Halme wachsen, sind bei dem ägyptischen Weizen (triticum compositum) vorstellbar. Der Ostwind, der die Ähren versengen soll, stimmt zu dem gefürchteten Chamsin, der aus den südöstlichen Wüstengegenden kommt und noch heute Februar bis Juni die Vegetation bedroht.

,,Mundschenk und oberster Bäcker" erscheinen als hohe Beamte. Das entspricht der Wichtigkeit, die der vornehme Ägypter der Küche beilegt. Die ägyptische Literatur nennt unter den höheren Beamten des Königlichen Hofhaltes wiederholt den,,Schenktischschreiber" und den ,,Süßigkeitsbereiter". Im Grabe Ramses III. fand man an den Wänden die Darstellung einer vollständigen königlichen Bäckerei3, auch bei den Grabungen der Deutschen Orientgesellschaft (s. die Bäckerei im Museum der Leipziger Universität). In die Erzählung spielt übrigens ein mythologischer Symbolismus hinein. In der AdapaLegende (vgl. S. 72f.) steht im (kosmischen?) Eridu der göttliche Bäcker neben dem summus deus, s. Zimmern, ZDMG Bd. 53, S. 115 ff. Auch Marduk hat im Tempel Esagil in Babylon seinen

1) S. Ebers, Ägypten und die Bücher Mosis, 338 f.
2) S. Frdr. Delitzsch, Hebrew Language, S. 25, Anm.
3) Wiedergegeben z. B. bei Erman 1. c. S. 269.

göttlichen Bäcker und Mundschenk: Minâ-îkul-bêlî,,Was ißt mein Herr?" und Minâ-ištî-bêlî „Was trinkt mein Herr?" II R 56, 16 cd f. Der irdische Hofstaat entspricht im alten Orient dem himmlischen Hofstaat, s. S. 24.

1 Mos 41, 14. Josef „ließ sich scheren“, wechselte seine Kleider und begab sich hinein zum Pharao. Das Scheren, bez. Rasieren des Kopfes, ist ägyptische Etikette, aber durch die Köpfe aus Telloh (s. Abb. 55) auch für Alt-Babylonien bezeugt. Vielleicht sind auch die assyrischen Haartrachten nur Perrücken. Auch der heutige Orientale rasiert den Kopf. Die ägyptischen Denkmäler zeigen Darstellungen des sehr gesuchten Barbierhandwerkes. Ein sehr altes Gedicht nennt den Barbier, der von Straße zu Straße geht, um Kunden zu suchen, unter den selbständigen, nicht leibeigenen und nicht im Dienst des Staates stehenden Handwerkern. Die Museen zeigen uns kunstvoll gearbeitete ägyptische Rasiermesser. Beim Wechseln der Kleider handelt es sich wohl um Anlegung des priesterlichen Linnengewandes. Die Erzählung macht den Eindruck, als komme. dem Pharao göttliche Verehrung zu. Das würde zu der S. 254 vgl. 217 vertretenen Ansicht von der Identität des Königs mit Chuenaten stimmen.

I Mos 41, 29 ff. Die Kornkammern in Ägypten für die Zeit der Teuerung.

Ähnliche Vorgänge werden in der ägyptischen Literatur an folgenden Stellen berichtet:

I. An den Abhängen von Beni Hassan findet sich in den Inschriften, die Ameni, ein Beamter des Pharao Usertesen I., bei Lebzeiten am Eingange seines Grabmals anbringen ließ (veröffentlicht in Egyptian Explor. Found I, 8), folgender Bericht (nach G. Steindorffs Übersetzung):

,,Es entstanden Jahre der Hungersnot. Da pflügte ich alle Äcker des Ziegengaus (Besitztum des Ameni) bis zu seinen südlichen und nördlichen Grenzen. Ich ernährte seine (des Usertesen) Untertanen, ich besorgte ihre Speise, so daß kein Hungriger unter ihnen war. Ich gab den Witwen ebenso, wie denen, die keinen Mann besitzen, nicht bevorzugte ich die Großen vor den Kleinen bei allem, was ich gab. Wenn aber große Nilüberschwemmungen entstanden, die Getreide und Spelt und alle möglichen anderen Sachen bringen, so nahm ich nicht den Rückstand des Ackersmanns." 661

2. Die Inschrift eines Grabdenkmals in El-Kab, die einem gewissen Baba gilt (veröffentlicht bei Lepsius, Denkmäler), sagt:

1) D. h. ich forderte nicht den in den Hungerjahren rückständig gebliebenen Pachtzins ein.

,,Ich sammelte die Ernte ein als ein Freund des Erntegottes. Ich war wachsam in der Zeit des Säens. Als aber eine mehrjährige Hungersnot ausbrach, verteilte ich der Stadt in jedem Hungerjahre Getreide.“

3. In den Amarna-Texten werden wiederholt ägyptische Kornkammern erwähnt, aus denen kanaanäische Leute Getreide holen, s. unten S. 246. Hier ist die Situation ganz wie 1 Mos 41, 54: „Es ward eine Teuerung in allen Landen, aber in ganz Ägyptenland war Brot."

4. Nach dem Abschluß des Staatsvertrags zwischen Ramses II. und den Ägyptern schickt Ramses II. bei einer Landeskalamität den Hettitern Schiffe mit Korn, Mar. Karn. 53, 24, s. Erman, Ägypten S. 707.

5. Eine ägyptische Hungersnot aus dem Anfang des 13. nachchristlichen Jahrhunderts schildert Abdallatif (de Sacy, Abdallatif S. 360 ff.) mit allen ihren Schrecken. Eine siebenjährige Hungersnot soll zum letzten Male für die Jahre 1064 bis 1071 unsrer Zeitrechnung unter dem Chalifat von El-Mustansir Billah nachzuweisen sein, s. Sayce, Alte Denkmäler S. 60.

Wenn Josef im Sinne der ägyptischen Überlieferung zu Amenophis IV. gehört (vgl. S. 253 f.), so erklärt sich die Rolle, die Heliopolis (On) in der biblischen Josefsgeschichte spielt. Josef ist der Schwiegersohn des Hohenpriesters von On. HeliopolisOn aber, der Kultort, an dem der Sonnengott Ra unter dem Bilde der Sonnenscheibe (Aten) verehrt wurde, ist sicher der Ausgangspunkt der monotheistischen Reform gewesen. Auch der Name Potiphar (Putipara, ,,Geschenk des Sonnengottes Ra“), den der Hohepriester von On mit dem Käufer des Josef gemeinsam hat, würde im Sinne des Aten-Kultus zu erklären sein.

Vor allem aber gewinnt dann eine Gestalt hohe Bedeutung, die in den Tell-Amarna-Tafeln als Machthaber eine große Rolle spielt. Es ist Janhamu, der Resident von Jarimuta. Wenn dieser Mann mit dem semitischen Namen auch nicht identisch ist mit dem Josef der Tradition, wie man vermutet hat, so bietet doch sein Bild eine wichtige Illustration für die biblische Vorstellung von dem ägyptischen Josef und zeigt, daß das Milieu der Geschichte gut ägyptisch ist.1

1) Marquart I. c. S. 680 hat zuerst mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht. Er zicht freilich Folgerungen, bei denen für den historischen Kern der biblischen Überlieferung nicht viel übrig bleibt. S. ferner H. Winckler KAT3 S. 211 und Abraham als Babylonier, Josef als Ägypter.

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Dieser Janhamu verwaltet in den Briefen des Rib-Addi von Gebal das Land Jarimuta, das für die Küstenländer des östlichen Mittelmeeres zur Zeit die Kornkammer bildet. Nach den Briefen ist das Land vom Hafen von Gebal aus erreichbar, und man mußte sein Gebiet berühren, wenn man zur Hauptstadt Chut-Aten wollte, es liegt also im Nildelta.1 Möglich, daß es identisch ist mit der Landschaft Gosen2, jedenfalls lag es in der Nähe. Janhamu ist ein semitischer Name. Er kennt die Verhältnisse in Kanaan, der Statthalter von Jerusalem bittet. einmal, Janḥamu möchte nach Jerusalem gesendet werden, dort Ordnung zu schaffen. Im ägyptischen Reiche verfügte er als Bevollmächtigter des Königs über unumschränkte Gewalt. Von ihm hängt es ab, ob die Kornkammern für die Bittenden geöffnet werden. Silber und Holz, ja Knaben und Mädchen müssen gesendet werden, wenn man Getreide aus Jarimuta haben will. Wir geben einige Stellen aus den Briefen wieder, die Janhamu und die Kornkammern von Jarimuta betreffen:

In Nr. 69 (Winckler, Keilinschriftl. Biblioth. V) heißt es: nach dem nahm für Silber ihre Söhne „Janḥamu Lande Jarimuta". Und vorher: ,,Was soll ich meinen Bauern zu essen geben? Dahin sind ihre Söhne, Töchter und das Holzwerk ihrer Häuser, weil wir sie nach Jarimuta geben mußten Ferner höre der König die Worte für unsern Lebensbedarf. seines getreuen Knechtes und schicke Getreide in Schiffen zur Erhaltung seines Knechtes und seiner Stadt." Nr. 74:,,. . . alles wurde weggegeben nach Jarimuta für meinen Lebensbedarf.“ Nr. 79 (vgl. Nr. 69): „,Dahin sind Knaben, Mädchen, das Holz der Häuser, weil sie gegeben wurden nach Jarimuta für Nahrung (Nr. 69: zur Erhaltung ihres Lebens)." In Nr. 61 wird vorausgesetzt, daß eine Geisel, von Rib-Addi von Gebal dem Pharao gesandt, in dem Hause des mächtigen Janhamu geblieben ist.3

1) C. Niebuhr MVAG 1896 S. 208 ff. hat die Bedeutung von Jarimuta zuerst bestimmt: er identifizierte es mit dem gesamten Nildelta, was natürlich aufzugeben ist.

2) H. Winckler F. III 215 hat es wahrscheinlich gemacht, daß die biblische Überlieferung davon weiß. Jos 10, 41 = 12, 16 nennt,,das ganze Land Gosen“ unter den Eroberungen Josuas. Das ist natürlich ein Einschub. Aber wie ist er entstanden? Da in Kap. 10 die Eroberung von Jarmut erzählt wird, so könnte das einen Leser, der die Bedeutung des Namens Jarimuta Gosen gekannt hat, veranlaßt haben, den Zusatz zu

machen.

1=

3) Die Züge der Josefsgeschichte, die von den Brüdern berichten, die als Geiseln zurückbleiben sollen, und die Sorge um den Knaben Ben

Die Investitur Josefs 41, 42 ff., sowie die 1 Mos 43, 32 vorausgesetzten Speisesitten sind spezifisch ägyptisch, s. Gunkel z. St., Holzinger z. St. Die Namen 41, 45 und res sind beide gut ägyptisch. Der erste bedeutet nach Steindorff: ,,Es spricht Gott und er lebt“, der andre bedeutet Ns-nt, d. i. die der Göttin Neit (Lokalgöttin von Sais) gehörige. Aber beide Namen sind jüngeren Datums, erst seit ca. 1100 v. Chr. vorkommend. I Mos 43, 34 vgl. 45, 22, s. S. 240. I Mos 44, 2. 5. 15 erscheint der Becher des Josef als Zauberbecher, s. Dillmann z. St. und vgl. Hunger, Becherwahrsagung bei den Babyloniern in Leipz. Semit. Studien I, 1, S. 4. Es ist Josefs gewöhnlicher Trinkbecher. Aber wie 44, 15 wird vorausgesetzt, daß er sich auf die schwarzen Künste versteht.1

1 Mos 46, 34 s. S. 234, Anm. 1.

I Mos 47, 7 f. Die Landschaft, die den syrischen Hirten eingeräumt wird, heißt nach der jahvistischen Quelle Gosen. An zwei Stellen des jahvistischen Berichts sagt die Sept. statt Gosen,,Distrikt der Stadt Gosen in Arabien" (1 Mos 45, 10; 46, 34). Diese Stadt Gosen ist durch die Ausgrabung Navilles sicher identifiziert mit der ägyptischen Stádt Gsm an der Stelle des heutigen Saft el Henne, östlich vom Nilarme Bubastis, der Hauptstadt der ägyptischen ,,Provinz Arabien", die den religiösen Namen,,Gau des Gottes Spt", ,,der die Sinaibewohner schlägt" (!) führt (der Name Spt noch in dem modernen Saft enthalten, Steindorff, Artikel Gosen in RPTh3). Allerdings läßt sich nicht beweisen, daß das Gosen des Jahvisten mit dem ägyptischen Gsm identisch ist. Aber der Zusammenhang des jahvistischen Berichts weist auf dieselbe Gegend: eine Landschaft im Osten des Reiches diesseits der auf der Landenge von Suez gelegenen Grenzfestungen; jenseits derselben ist unfruchtbare Wüste.2

Wenn der Priesterkodex die Landschaft „Provinz des Ramses" nennt (I Mos 47, 11), so ist das ebenso zu beurteilen wie die Angabe der griechischen und memphitischen Übersetzung I Mos 46, 28: Pethom, Stadt im Lande des. Ramses. Es sind hier Namen aus dem Bereiche der späteren

jamin stimmen zu dem Milieu dieser Briefe. 1 Mos 47, 13 ff. wird die Agrarpolitik Josefs geschildert, die auffällig zu der des Janḥamu stimmt.

1) Vgl. H. Winckler, Abraham als Babylonier und Josef als Ägypter, der aus der Darstellung Josefs als eines Ägypters weitgehende Schlußfolgerungen für den Sinn der Erzählung zieht.

2) S. zu Jarimuta Gosen S. 246.

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