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Land äußerlich allmählich einen ägyptischen Anstrich, zumal Ägyptisch die Verkehrssprache war, etwa in dem Umfange, wie das Arabische im heutigen Nubien und das Griechische im ptolemäischen und römischen Ägypten. Ägyptische Reisende zur Zeit des neuen Reichs werden die Verschiedenheit der beiden Länder nicht sehr empfunden haben, da ja damals die Lebensführung des gewöhnlichen Volks in Ägypten und Nubien, die Geräte. Häuser usw. einander noch ähnlicher waren als heutzutage. Das berberinische Kauderwelsch des gewöhnlichen Volks und der Übergang seines Typus ins Negerhafte1) wird das einzige gewesen sein, was die Ägypter daran mahnte, daß sie sich auf fremdem Boden befanden.

In den traurigen Zeiten, die dem neuen Reich ein Ende machten, ist. die Provinz dem Mutterlande verloren gegangen. In der südlichsten Stadt, eben jenem Napata, hat sich ein Herrschergeschlecht erhoben, das seinen Ursprung vielleicht auf irgend einen der alten Statthalter zurückführte. Es dauerte nicht lange, so schienen sich diese Herrscher stark genug, das darnieder liegende Ägypten ihre Kraft fühlen zu lassen. Sie eroberten nacheinander Ober- und Unterägypten und versuchten sogar die große Politik der ägyptischen Könige fortzusetzen, die sie nach Palästina und Syrien hinüberwies. Doch diese Herrlichkeit dauerte nicht lange. Die Heere der Assyrer machten dem Traume mit gewaltigen Schlägen ein Ende. Aber schließlich hatte doch keiner der beiden Streiter den Gewinn von seiner Mühe. Ein dritter erntete ihn. Die Assyrer sowohl wie der Äthiope Tanotamon mußten Ägypten räumen, und Psammetich blieb als Alleinherrscher über Ägypten zurück.

Doch dabei blieb es. Von einer Erneuerung der Herrschaft Ägyptens über das obere Niltal war vorläufig keine Rede mehr. Die beiden Reiche, Ägypten mit dem Schwerpunkte im Norden, im Delta, und Nubien mit dem Schwergewicht im Süden, in Napata, standen einander gegenüber. Beide bedurften eine Zeit lang der Ruhe. Kleine Plänkeleien aber fanden gelegentlich statt und unzufriedene Elemente in dem einen Reiche fanden gewiß immer bereite Unterstützung in dem andern. 2) Die Stämme an der Grenze endlich behielten ihren unruhigen, stets zu plötzlichen Raubzügen aufgelegten Charakter. So mußten die Ägypter beständig auf ihrer Hut sein und sorgfältig hinter ihrer natürlichen Schutzwehr, dem ersten Katarakt, Grenzwacht halten. Daß die Grenzgarnison zugleich die Zollgrenze zu überwachen hatte, ist selbstverständlich.

1) Die Nubier im Niltal müssen im Altertum ganz wie die heutigen nubischen Negerstämme in Kordofàn ausgesehen habeu. Vgl. die Darstellung des Fürsten von Mim (o.ä., bei Ibrîm) im Grabe des Huj (Lepsius Denkmäler III, 117). Die starke Vermischung der düungesäten Bevölkerung mit fremdem Blut aller Art hat im Lauf der Jahrtausende den Typus stark verändert.

2) Fast bei jedem im späteren Ägypten gestürzten Herrscher finden wir bemerkt er floh nach Äthiopien.

b) Der Auszug der Krieger unter Psammetich.

So war die allgemeine Lage zu der Zeit, in die ein merkwürdiges Ereignis fällt, das uns Herodot als unsere älteste Quelle in folgender Form erzählt: 1)

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Von dieser Stadt (Meroë) kommt man zu den Überläufern (avróuoio) zu Schiff in einer ebenso langen Zeit wie die, in der man von Elephantine zur Hauptstadt der Äthiopen gekommen ist (also in 56 Tagen). Diese Überläufer aber heißen Asmach (Aoμáz, oder vielleicht richtiger Aoɣáμ) und das Wort bedeutet auf Griechisch soviel wie: die zur Linken des Königs Stehenden. Es waren dies aber 240 000 Ägypter aus dem Kriegerstande, die aus folgendem Grunde zu den Äthiopen abfielen:

„Unter König Psammetich stand ein Wachposten in der Stadt Elephantine gegen die Äthiopen, ein anderer in Daphnae bei Pelusium gegen die Araber und Assyrer und ein dritter in Marea gegen Libyen. Noch zu meiner Zeit standen auch die persischen Wachposten ebenso wie die unter Psammetich. Denn auch die Perser halten in Elephantine und in Daphnae Wachen.2) Als die Ägypter nun drei Jahre ohne Ablösung auf Wache gelegen hatten, da fielen sie auf gemeinsamen Beschluß von Psammetich ab und marschierten nach Äthiopien. Auf die Kunde davon zog ihnen Psammetich nach und als er sie erreicht hatte, bat er sie mit vielen Worten und beschwor sie, nicht ihre heimischen Götter, ihre Kinder und Weiber zu verlassen. Von jenen aber soll einer auf sein Glied zeigend gesagt haben, wo das sei, hätten sie auch Kinder und Weiber. Als sie nach Äthiopien kamen, stellten sie sich dem Könige der Äthiopen zur Verfügung, und der belohnte sie folgendermaßen. Ihm waren Widersacher unter den Äthiopen erstanden. Die Ägypter vertrieben diese auf sein Geheiß und nahmen ihr Land in Besitz. . . . Also auf eine Reise von vier Monaten zu Wasser und zu Lande kennt man den Nil außerhalb seines Laufes in Ägypten. Denn, wie man beim Zusammenrechnen findet, gehen so viele Monate drauf, wenn einer von Elephantine zu diesen Überläufern reist."

Mehr oder weniger ausführliche Berichte von diesem Auszuge der Krieger finden sich noch vielfach bei den Klassikern, 3) die noch einen anderen Namen für sie kennen, nämlich Sembriten o. ä., ein Name, der Fremdlinge. Ankömmlinge" bedeuten soll. Alle Berichte stimmen darin überein, daß sie die Wohnsitze dieser Kolonisten oberhalb von Meroë

1) Herodot II, 30-31.

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2) Warum Marea unter den persischen Grenzposten fehlt, erklärt sich aus III, 13. 91. IV, 167: die an Ägypten grenzenden Libyer bis Kyrene waren den Persern untertan. Die Araber und Äthiopen hingegen standen in nur geringer Abhängigkeit (III 88. 91. 97)“, Stein, zur Stelle. Vgl. aber Krall, Studien III S. 70. 3) Literaturangabe bei Wiedemann, Herodots zweites Buch S. 127-133.

Maspero, Hist. anc. III S. 499.

ansetzen und zwar meist auf der nächsten Insel" südlich von Meroë. Das wäre also zwischen dem blauen und dem weißen Nil. Auch eine Reihe von Städten wird uns als Städte dieser Leute mit Namen genannt. Interessant ist darunter vor allem eine Stadt namens Daron oder Diaron. ') Denn diese wird auch in der wichtigen abessinischen Inschrift genannt. in der ein König von Axum seine Kriegstaten in der Gegend von Meroë erzählt. Vom Zusammenfluß des Nils und des Atbâra schickt er eine Abteilung den Nil aufwärts und diese zerstört die Städte Aloa und Daro. Da Aloa offenbar die Stadt ist, von der das mittelalterliche christliche Reich Aloa mit der Hauptstadt Soba benannt wurde", kann in dem Daro um so weniger die gleichnamige Stadt bei den Klassikern verkannt werden.“2) Damit wäre die Gegend, an der man die Sitze jener Auswanderer suchte, so sicher wie nur möglich festgelegt.

c) Der geplante Auszug der Garnison von Elephantine unter Apries.

Man hat den Bericht von diesem Soldatenauszug für eine reine Sage erklären wollen. 3) Aber alle Angriffe richten sich nur gegen das Beiwerk. wie die Zahl der Auswanderer. das Zusammengehen der drei Garnisonen Marea. Daphnae und Elephantine usw. Andere wieder haben unter diesem schmückenden Beiwerk in der Erzählung einen historischen Kern gefunden und zwar gewiß mit Recht. Für die Kritik der Klassikererzählung vom Auszuge der Krieger unter Psammetich ist von entscheidender Bedeutung der Inhalt einer Inschrift auf der Statue A 90 in der ägyptischen Sammlung des Louvre. Die Statue stammt aus dem Tempel von Elephantine und ist den drei Kataraktengöttern Chnûm, Sâte und Anûke von einem Beamten fürstlichen Ranges, dem Vorsteher des Tores der Südländer". Nes-hor geweiht. Der Rückenpfeiler der Statue trägt die wichtige Inschrift. bei deren Interpretation man bisher merkwürdig in die Irre gegangen ist.')

1) Plinius VI § 191. Ptolemaeus 4, 7, 21.

2 Dillmann, Anfänge des axumitischen Reiches. Abhandlungen der Berliner Akad. 1878, S. 225.

3. Am nachdrücklichsten Wiedemann, z. B. Herodots zweites Buch S. 128 ff. 4, Veröffentlicht von Wiedemann, Zeitschr. äg. Spr. 16 -1578 S. 2 ff. Nur der Schluß. Maspero, Zeitschr. 22 (1884) S. 87 ff. Pierret. Études ég. II, 21 ff. Revillont, Rer, ég. I. 13 ff. (Nur die Mitte,. Da aber keine dieser Veröffentlichungen einen fehlerfreien Text bietet, gebe ich die Inschrift auf den beigefügten autographierten Tafeln unter No. I noch einmal, unter Benutzung eines Papierabdruckes, den ich der stets bereiten Freundlichkeit G. Benedites verdanke. Auf die Wichtigkeit der Inschrift hat zuerst Wiedemann hingewiesen (Zeitschr. äg. Spr. 16 ¡1878. S. 2 ff.). Aber ihren Inhalt hat er völlig verkannt. Maspero hat dann bemerkt, daß es sich um einen Aufstand der Garnison von Elephantine handelt, doch hat er noch nicht den wichtigen Ortsnamen Sex-hrt als solchen erkannt Er nimmt an, die Leute hätten nach der Gegend von Eikab ziehen wollen. Zeitschr. ig. Spr. 22 [1884] S. 59. Brugsch hat schedlich aus dem unerschöpflichen Schatze meiner geographischen Kenntnisse nachgewiesen dag die Gegend Six-hrt in der lu

Ich gebe zuerst eine Übersetzung der ganzen, auch in mancher anderen Beziehung merkwürdigen Inschrift: 1)

(Zeile 1.) [Nicht]. . . . . sein Herr seinesgleichen.

Den seine Majestät in ein sehr hohes Amt eingesetzt hat, in das Amt seines ältesten Sohnes, 2) nämlich das eines Vorstehers des Tores der Südländer", damit er die Barbaren zurückschlage, die sich gegen ihn auflehnen.

Wenn er seinen Schrecken unter die Bewohner der Südländer schickt, so flie- (Zeile 2) hen sie in ihre Gebirgstäler ans Furcht vor ihm. Nicht.

[Der Nachts nicht schläft, weil er] nach dem sucht, was seinem Herrn nutzt.

Der beim Könige von Ober- und Unterägypten Ḥ“-jb-r′3) angesehene und beim Sohne des Re W3h-jb-) geehrte Nes-hôr, mit dem schönen Namen1) „Das Herz Psammetichs ist vortrefflich", der Sohn des Jwfrr, geboren von der verstorbenen Hausherrin T-snt-n-ḥr. 5)

Er spricht:

O du Herr der Kraft, der die Götter und Menschen geschaffen hat. Chnûm-Re'. Herr des Katarakts,

Sâte und (Zeile 3) Anûke, Herrin (nen) von Elephantine.

Ich jauchze über euren Namen

und bete eure Schönheit an.

Ich werde nicht müde, zu tun, was ihr wollt.

Mit euch habe ich mein Herz erfüllt bei allem, was ich geplant habe. Möge meiner gedacht werden wegen dessen, was ich in eurem Tempel getan habe.

schrift genannt ist, die, wie er zeigt, auch sonst in ägyptischen Texten vorkommt. Leider ist er durch die Deutung des Namens auf die Stadt Berenike am roten Meer in der Erklärung der Inschrift irre gegangen und hat durch das Gewicht seines Namens alle seitherigen Bearbeiter nach sich gezogen. (Brugsch, Zeitschr. f. äg. Spr. 22 (1884) S. 95. Dict. Géogr. 373, 542, 793, 1335. Maspero, Histoire ancienne III S. 556. Dümichen, Gesch. Äg. S. 259. E. Meyer, Äg. Gesch. S. 365. M. Müller, Mitt. der vorderas. Ges. 1898, 3 S. 42 usw. Was v. Bissing, Gesch. Äg. S. 88 über unsere Inschrift bemerkt, ist mir nicht recht verständlich. Richtiger z. B. Budge, A history VII 14. Krall Studien III 73, aber widerrufen durch Studien IV 24. 1) Der Anfang ist zerstört, so daß die Inschrift jetzt mitten in den lobenden Prädikaten beginnt, die Nes - hôr sich beilegt.

2) Als nach dem Verluste Nubiens der alte Titel „Prinz von Kôsch" wegfallen mußte, hat man also auch für den Verteidiger der jetzt bei Elephantine liegenden Südgrenze die Fiktion beibehalten, daß ein so wichtiges Amt eigentlich nur dem Sohne des Königs übertragen werden konnte.

3) Die beiden Namen des Apries.

4) Viele Ägypter führten neben ihrem gewöhnlichen Namen noch einen „großen oder einen schönen“ Namen.

5) So ist der Name zu lesen. Es ist das Femininum zu dem Namen P3-sn-ḥr (Psen - hôr).

Ich habe euren Tempel glänzend ausgestattet mit silbernen Gefäßen, vielen Rindern, Enten und Gänsen.

Ich habe durch Ackerland ihren Unterhalt mitsamt (Zeile 4) dem ihrer Hirten für alle Ewigkeit gesichert.

Ich habe ihre Ställe gebaut in eurer Stadt

und habe vortrefflichen Wein aus der südlichen Oase, Spelt und Honig in eure Speicher geschafft,

die ich neu erbaut habe auf den großen Namen seiner Majestät. Ich habe Brennöl gestiftet zur Erleuchtung der Lampen der Tempel eurer Stadt.

Ich habe Weber, Mägde und Wäscher angestellt für die herrlichen Gewänder des großen Gottes (Zeile 5) und seiner Nebengötter.

Ich habe ihre Werkstätten in seinem Tempel gebaut und gesichert für ewig, nach dem Befehl des guten Gottes, des Herrn der beiden Länder H"-jb-r (Apries) er lebe ewig!

Gedenkt doch als Lohn dafür desjenigen, der die Verschönerung eures Tempels sich vorgenommen hat, 1) des Nes-hôr sein Name sei beständig im Munde seiner Mitbürger!

Laßt meinen Namen erhalten bleiben in eurem Tempel,

und meiner gedacht werden nach meinem Leben.

Laßt meine Statue erhalten bleiben in eurem Tempel, indem mein Name unzerstört auf ihr bleibt,

(Zeile 6.) Wie ihr mich ja auch errettet habt?) in böser Lage vor den Söldnern, Syrern, Griechen, Asiaten und anderen, ")

die sich vorgenommen hatten. . . . .4)

und sich vorgenommen hatten, nach S38-hrt zu ziehen. 5)

Seine Majestät fürchtete sich) wegen der Schlechtigkeit, die sie begingen.

Ich aber brachte sie zur Vernunft durch Zureden 7)

1) Man beachte die Konstruktion: rdj nfrw m (so! mit der in der Spätzeit so häufigen Verwechslung statt n) pr-tn m jb-f, wörtlich: „der die Schönheit eures Tempels in sein Herz gesetzt hat“.

2) So zuerst von Brugsch richtig übersetzt.

3) Die mit „Syrer“ und „Asiaten" wiedergegebenen Namen 'mw und Stjw bezeichnen sonst beide sehr allgemein asiatische Völker. Wie sie hier unterschieden sind, ist mir ganz unklar. Die Übersetzung Syrer ist nur gewählt, um nicht beide Male Asiaten sagen zu müssen.

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5) Rdj šmt r S38-hrt m jb-sn wörtlich „die den Zug nach Sch. in ihr Herz gegeben hatten".

6) sndn In-f, Tempus sdmn-f. Es steht nicht dan snd n n-f aus Furcht vor S. M."

7) Die falsche Übersetzung dieses Satzes ist wesentlich Schuld daran, daß man die Inschrift falsch aufgefaßt hat. Man übersetzt: je confirmai leurs cœurs Beiträge z. alten Geschichte IV 2.

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