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seine Heldentaten eine Erklärung für die Wahl des Münzbildes darzubieten schienen. Wie man sieht, ist dies eine Reihe von Schlußfolgerungen, die dem wissenschaftlichen Denken des Altertums durchaus nicht zur Unehre gereichen, obgleich sie falsch sind.

Nur eins ist hierbei unerklärt geblieben, warum nämlich jenes Rindergeldstück gerade ein Didrachmon sein mußte. Denn bei Forschern, die so scharfsinnig ihre Schlüsse zogen und sich dabei so streng an das gegebene Quellenmaterial hielten, darf man voraussetzen, daß sie auch dies nicht glattweg erfunden haben. Nun gibt der Boden Attikas noch jetzt mitunter alte Münzen her, die auf einer Seite das eingeschlagene Quadrat, auf der anderen einen Stierkopf zeigen, und dies sind Didrachmen.1) Im vierten Jahrhundert v. Chr. sind Schatzfunde aus den Urzeiten Athens jedenfalls noch häufiger gewesen als heutzutage, und bei dem lebhaften Interesse, das sie naturgemäß hervorrufen mußten, wird auch die Wissenschaft sie beachtet haben. In jenen Münzen mußten also die Atthidographen eine willkommene Bestätigung ihrer Hypothesen finden; denn daß sie nur einen Rinderkopf, nicht ein ganzes Rind zeigten, kam für sie nicht in Betracht. Der Name Bous ließ sich ebenso gut von jenem, wie von diesem herleiten.

Aber auch die Bestimmung jener Münzen ist irrtümlich. Denn etwas jüngere Stücke, die schon doppelseitig geprägt sind, tragen auf der Vorderseite ganz denselben Stierkopf, daneben aber auf der Rückseite innerhalb des eingeschlagenen Quadrats den Tintenfisch, das wohlbekannte Abzeichen von Eretria.2) Es war also euböisches Geld, das die antiken Gelehrten fälschlich für attisches hielten. weil es, wie dies noch heute geschieht, aus attischer Erde ans Licht gekommen war. Man darf sie dafür um so weniger schelten, als auch moderne Forscher aus dem gleichen Grunde der gleichen Täuschung verfallen sind.3)

Für dasjenige, was uns über die Münzreform berichtet wird, liegen die Quellen nicht so offen da: doch dürften sie kaum von anderer Art gewesen sein. Daß sie der Gesetzgebung Solons vorausging, wird uns ausdrücklich gesagt: 4) daraus ergibt sich nichts weiter, als daß sie im Texte der Gesetze, den man im vierten Jahrhundert ja noch lesen konnte, ebenso wenig erwähnt war, wie die Seisachtheia. Die Elegien aber werden das neue Tetradrachmon und das Verhältnis 73:100 gewiß nicht besungen

1) Imhoof-Blumer (Monatsber. d. Berl. Akad. 1881 S. 672) kennt drei Exemplare; eins davon ist abgebildet im Catalogue of the greek coins in the British muCentral Greece. Taf. XXII 5.

seum.

2) B. V. Head, On coins recently attributed to Eretria.

Ser. III vol. 13 S. 161.

3) E. Beulé, Les monnaies d'Athènes S. 15.

Numismatic chronicle

4) Arist. pol. Ath. 10, 1: πρὸ δὲ τῆς νομοθεσίας ποιήσας καὶ τὴν τῶν χρεῶν ἀποκοπὴν καὶ μετὰ ταῦτα τήν τε τῶν μέτρων καὶ σταθμῶν καὶ τὴν τοῦ νομίσματος αὔξησιν.

haben. Und wenn Androtion ein ganz unzweideutiges Zeugnis besaß, so hätte ihn Aristoteles nicht so abgefertigt, wie er es tut. Denn daß er seine Quelle mißverstanden habe, wie manche annehmen. ist keineswegs richtig: vielmehr sind seine Angaben in jeder Beziehung klar und wohl durchdacht.

Er erzählt uns, daß Solon nicht, wie Androtion behauptete, die Maße und Gewichte herabgesetzt, sondern vielmehr erhöht habe. Bei den letzteren habe er dabei einen verschiedenen Maßstab beobachtet, je nachdem sie für den gewöhnlichen Handelsverkehr oder für die Münze bestimmt gewesen seien. Für jenen erkennt er das Verhältnis des Androtion an. nur daß er es umkehrt: denn wenn er 70 statt 73 nennt, so ist dies entweder Abrundung oder auch handschriftliche Verderbnis. Das Münzgewicht dagegen sei nicht im Verhältnis von 70 oder 73:100, sondern von 60:63 erhöht worden.1) Dies letztere hat man für offenbaren Unsinn gehalten und durch Konjekturen aus dem Text herauszuschaffen gesucht; man würde es besser verstanden haben, wenn man die noch erhaltenen Münzen beachtet hätte.

Im British Museum befindet sich ein Tetradrachmon ältesten Stiles, das 17.86 Gramm wiegt: aber da es schon ziemlich abgegriffen ist. kann sein Gewicht ursprünglich kaum unter 18 Gramm betragen haben. Zur Zeit des Aristoteles wog kein Tetradrachmon mehr als 17,21 Gramm. Rechnet man nun nach, so ergibt sich:

17,21:18=60:62,75.

Dies ist genau das Verhältnis des Aristoteles: denn daß er den Bruch nach oben abgerundet hat, versteht sich nach der Arbeitsweise des Altertums von selbst.

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Trotzdem hatte man nicht so ganz Unrecht, wenn man seine Angabe als unsinnig verwarf. Denn es gab wohl eine Anzahl Münzen, die sich Go attischer Tetradrachmen mehr oder weniger annäherten, aber niemals hat ein Münzsystem bestanden, das auf diese Gewichtseinheit begründet gewesen wäre. Dies ergibt sich aus dem tatsächlichen Gewicht der

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1) Arist. pol. Ath. 10, 2: ἐπ' ἐκείνου γὰρ ἐγένετο καὶ τὰ μέτρα μείζω τῶν Φειδωνείων, καὶ ἡ μια πρότερον ἔχουσα σταθμὸν ἑβδομήκοντα δραχμάς, ἀνεπληρώθη ταῖς ἑκατόν, ἦν δ ̓ ὁ ἀρχαῖος χαρακτήρ δίδραχμον. ἐποίησε δὲ καὶ σταθμὰ πρὸς τὸ νόμισμα, τρεῖς καὶ ἑξήκοντα μνᾶς τὸ τάλαντον ἀγούσας, καὶ ἐπιδιενεμήθησαν αἱ τρεῖς prei tý stetigi zei tois čkhong oreguoig. Der letzte Satz kann nur bedeuten, daß jener Überschuß von drei Minen über die sechzig des gewöhnlichen attischen Talentes jedem einzelnen Münzgewicht entsprechend seiner Größe zu Gute kam, mit anderen Worten, daß alle Münzen Solonischer Zeit im Verhältnis von 63:60 schwerer waren, als die gleichbedeutenden früheren oder späteren Geldstücke. Wenn Lehmann (Berl. anthrop. Ges. 1892 S. 582; Hermes XXXV S. 636) und Hill (Num. chron. III ser. XVII S. 284) dies letztere Verhältnis auf das Handelsgewicht, das erstgenannte von 70: 100 auf das Münzgewicht beziehen, so haben sie in die Worte des Aristoteles hineininterpretiert, was kein Unbefangener aus ihnen herauslesen kann.

Stücke, die sich ungefähr der Solonischen Zeit zuschreiben lassen: es ist die Serie, bei welcher der Helm des Athenekopfes noch nicht mit drei Blättern geziert ist. In ihr habe ich die folgenden Gewichte gefunden: 17,75 17,67 — 17,51 17,46 17.44 17,43 17.32 17.30

17,86 17.36

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17,40 17,24 17,20 17,17 17,16 17.06

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17,35

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16,67

16,98 16.95 16.94 16,65 - 16,62 16,59

16.15.1)

Wie man sieht, haben wir hier eine gleichmäßig absteigende Reihe die ohne merklichen Sprung um mehr als anderthalb Gramm sinkt. Dabei lassen sich die Unterschiede des Gewichtes nicht etwa durch größere oder geringere Abnutzung erklären; denn gerade die drei leichtesten Stücke, von denen sich eins im British Museum (Nr. 15), zwei im Berliner befinden, sind vorzüglich erhalten, das schwerste (Nr. 2) recht mittelmäßig. Auch ein allmähliches Sinken im Laufe der Zeit, das durch Abknappen am ursprünglichen Gewicht entstanden sein könnte, ist in diesem Fall ausgeschlossen; denn die schwereren Exemplare sind nicht auch die älteren, wie sich am Kunststil deutlich erkennen läßt. Die beiden Stücke des British Museum (Nr. 4 und 5), welche die rohesten nnd primitivsten Formen zeigen, wiegen nur 17,16 und 16.90, ein drittes der Berliner Sammlung, das ihnen an Altertümlichkeit wenig nachsteht, gar nur 16,15, während Nr. 24, das aus dem archaischen schon in den strengen Stil übergeht, sich auf 17,40 erhebt. Im Berliner Kabinet befinden sich drei Stücke, welche die Eigentümlichkeit besitzen, daß die Aufschrift AOE nicht. wie gewöhlich, rechts von der Eule. sondern in der linken oberen Ecke steht, wo sich sonst der Ölzweig zu befinden pflegt, und dieser in die rechte untere Ecke verlegt ist. Exemplare dieser Art sind äußerst selten der Katalog des British Museum verzeichnet kein einziges ; sie können also nur sehr kurze Zeit geprägt worden sein. Auch der Kunststil, der ziemlich hoch entwickelt ist, stimmt bei jenen drei Münzen so genau überein, daß sie sich schon hierdurch als gleichzeitig erweisen. Nichtsdestoweniger wiegt das eine Exemplar 17,75, die andern beiden 17,15 und 17.1: und doch ist von den leichteren Stücken das eine beinahe stempelfrisch, während jenes schwere viel minder gut erhalten ist. Man hat also während der ganzen Periode, der jene ältesten Tetradrachmen angehören, leichte und schwere bunt durcheinander gemünzt. Wahrscheinlich lautete die Bestimmung nur dahin,

1) Das Stück von 15,55 Gramm (Katalog des British Museums No. 18) über. gehe ich, da dies gar zu leichte Gewicht wohl nur auf starker Verletzung der Münze beruhen kann, wenn nicht gar ein Druckfehler vorliegt. Im Übrigen sind die angeführten Gewichte zum größeren Teil jenem Katalog entnommen, zum kleineren gehören sie Münzen der Sammlungen von Berlin und Gotha an, die ich für diese Arbeit durchgesehen habe.

daß aus einer Mine Silber 25 Stücke zu schlagen seien; aber da man sich nicht die Mühe gab, jeden einzelnen Schrötling sorgfältig zu justieren, so wuchsen einige ebenso hoch über das Normalgewicht hinaus, wie andere dahinter zurückblieben. Dieses kann also nur aus dem Durchschnitt gefunden werden, und der ergibt 17,15. Zieht man die Abnutzung vieler Exemplare mit in Betracht, so ist dies das richtige attische Gewicht von 17,21, wie es noch zur Zeit des Aristoteles in Übung war.

Damals freilich begnügte man sich bei der Prägung nicht mehr mit einem ungefähren Durchschnitt, sondern näherte jedes einzelne Stück so genau wie möglich dem Normalgewicht an. Daß es früher anders gewesen sei, konnte Aristoteles nicht wissen; denn ein so reiches Material, wie die modernen Münzkabinette es bieten, besaß er keinenfalls. Fiel ihm also eines jener uralten Tetradrachmen in die Hand, deren Gewicht 18 Gramm nahezu erreichte, so mußte er mit Notwendigkeit zu dem Schlusse gelangen, daß der Solonische Fuß sich zu dem gewöhnlichen attischen verhalten habe wie 63:60. Seine Angabe beruht also nicht auf zeitgenössischen Quellenzeugnissen, bei diesen wäre ein solcher Irrtum unmöglich gewesen sondern auf der Wägung irgend eines übermünzten Stückes, wie deren noch heute vorhanden sind. Doch mag das Resultat auch falsch sein, so müssen wir doch anerkennen, daß wir es hier mit sorgfältigster gelehrter Forschung zu tun haben, die nach ganz richtiger Methode vorging. Ein Mann, der sich die Mühe nicht verdrießen ließ. alte Münzen zu wiegen, um nach ihnen die Art der Solonischen Reform bestimmen zu können, wird das Zeugnis des Androtion sachgemäß geprüft, aber nicht gröblich mißverstanden haben.

Dieser hatte erzählt, daß Solon das attische Maß und Gewicht im Verhältnis von 100:73 vermindert habe; Aristoteles behauptet, er habe es in demselben Verhältnis erhöht. Das Zeugnis, auf welches Androtion sich stützte, muß also derart gewesen sein, daß ein besonnener Forscher es auch umkehren konnte, ohne damit der Überlieferung Gewalt anzutun. Mit andern Worten, man kannte zwei Gewichtssysteme, von denen man das eine für Solonisch, das andere für vorsolonisch hielt, aber welches das ältere, welches das jüngere war. das ließ sich nur durch Kombination entscheiden. Androtion hatte die Veränderung des Gewichtes mit der Seisachtheia in Zusammenhang gebracht und mußte daher schließen, daß es eine Verminderung gewesen sei. Aristoteles glaubte bewiesen zu haben. daß Solon die Münze auf einen schwereren Fuß ausgebracht habe, und meinte daraus auch für das Handelsgewicht das Gleiche folgern zu müssen. Beide Schlüsse sind durchaus methodisch, und eine metrologische Tatsache, welche beide gestattete, kennen wir noch heute. Aus einer Inschrift hat Böckh1) nachgewiesen. daß noch in später Zeit eine sogenannte Handelsmine in Athen im Gebrauche war, die sich zu der gewöhnlichen 1) Die Staatshaushaltung der Athener I12 S. 324.

attischen nahezu wie 100:73 verhielt. Er glaubte darin nur eine Bestätigung für Androtion zu erblicken, in Wirklichkeit aber hat er die Quelle desselben aufgedeckt. Wunderliche Sitten der Gegenwart als Überlebsel aus grauer Vorzeit zu deuten, ist eine Methode der wissenschaftlichen Forschung, die wir noch heute üben und die auch dem Altertum ganz geläufig war. Ich erinnere nur an Plutarchs Quaestiones Graecae und Romanae, die den letzten Niederschlag solcher Hypothesen darstellen. Ein Widersinn dieser Art, der seine Erklärung forderte, lag in dem gleichzeitigen Gebrauch zweier verschiedenen Gewichtssysteme. Man gab sie durch die Annahme, eines davon habe schon seit den Urzeiten bestanden, das andere sei später durch einen Gesetzgeber eingeführt worden, habe aber jenes nicht ganz verdrängen können. Fragte man dann weiter, wer der Neuerer gewesen sei, so mußte sich der Name desjenigen Mannes, den jeder Athener als den Gesetzgeber xar' ¿¿ozýv betrachtete, von selber darbieten. Die zweite Frage mußte folgen. was zu der Veränderung den Anlaß gegeben habe, und die Antwort ergab sich aus dem Bedürfnis des Androtion, den edlen Solon von dem Vorwurf der geov άлoxοný zu reinigen. Auch er mochte sagen, wie Aristoteles (6, 3): où yàọ eixòc ἐν μὲν τοῖς ἄλλοις οὕτω μέτριον γενέσθαι καὶ κοινόν, ἐν δὲ τούτοις καταρρυ лaívεiv Éavτór. In diesem Sinne aber ließ sich der Anhaltspunkt, den jenes Doppelgewicht bot, sehr wohl gebrauchen. Daß man Schuldnöte durch eine Herabsetzung des Münzfußes zu lindern suchte, ist in Rom nachweislich vorgekommen,1) und wahrscheinlich folgte man auch hierin griechischen Vorbildern. So wird es unserem Atthidographen nicht an Beispielen gefehlt haben, nach denen er sich die Seisachtheia, wie er sie brauchte, konstruieren konnte.

Nach den Grundsätzen, auf denen die historische Methode noch heute beruht, war die Schlußfolgerung des Androtion durchaus zulässig. aber nicht notwendig: denn jenes doppelte Gewichtssystem konnte auch auf andere Weise entstanden sein. Athen handelte nach Westen mit Aegina, nach Osten mit Euboea. Die Einheiten, nach denen man auf beiden Inseln die Menge der Ware maß, mußten also den attischen Kaufleuten bekannt sein, und es ist sehr wohl denkbar, daß sie auch ohne das Eingreifen der Gesetzgebung sich bald des einen, bald des andern Systems bedienten. Daß Solon die Maße und Gewichte herabgesetzt oder auch erhöht hat, ist also möglich; doch läßt es sich weder beweisen noch widerlegen, weil gültige Zeugen dafür nicht vorhanden sind. Doch daß er den Münzfuß unverändert ließ. steht fest: denn dafür besitzen wir das unbestreitbare Zeugnis der noch erhaltenen Münzen.

Als zweifellos attisch sind bis jetzt nur diejenigen anerkannt, welche auf der einen Seite den Athenekopf, auf der andern die Eule mit der 1) Die Belegstellen bei Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens S. 288 Anm. 14, wo aber ihr Quellenwert, wie ich glaube, zu niedrig angeschlagen ist.

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