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Beischrift 40E zeigen. Diese Prägung hat man bis zum Jahre 322 so gut wie unverändert beibehalten, ja man hat sich sogar bemüht, den archaischen Stil der älteren Münzen auch bei den jüngeren, so gut es ging, nachzuahmen. Der Grund dafür ist längst erkannt. Das attische Geld hatte sich früh über die ganze antike Welt verbreitet und genoß den Ruf besonderer Reinheit und Vollwichtigkeit, so daß man in den fremden Ländern sogar ein Agio darauf zahlte.1) Doch dies Vertrauen erwies man nur dem altbekannten Gepräge; jedes neue hätte die Empfänger stutzig gemacht. In Spanien habe ich selbst es erlebt, daß die niedere Bevölkerung die Geldstücke nicht nehmen wollte, die beim Regierungsantritt des jetzigen Königs mit dem ungewohnten Typus seines Kinderkopfes geschlagen waren. In Österreich prägt man noch heute MariaTheresientaler, weil einer Anzahl von wilden und halbwilden Völkerschaften diese Münze geläufig ist und sie jedes andere Gepräge nur mit Mißtrauen. empfangen. Aus entsprechenden Gründen hat die reiche Kunstentwickelung. die wir an den Münzen aller übrigen griechischen Staaten beobachten können, in dem Gelde Athens keinen anderen Ausdruck gefunden. als daß die echt archaischen Formen unmerklich in gezwungen archaische übergehen und diese im Verlaufe der Zeit immer unverstandener und flacher werden.

Nur einmal hat man an dem Gepräge eine bewußte Neuerung zugelassen, doch war diese äußerst schüchtern und behutsam. Sie genügt. um die jüngere Serie deutlich von der älteren zu scheiden, verändert aber das Gesamtbild der Münze nur so unmerklich, daß ihrem Kurse in den Barbarenländern daraus kein Schaden erwachsen konnte. Es werden nämlich auf den Helm der Athene, der früher glatt gewesen war, drei Ölblätter gesetzt. und während vorher neben der Eule ein Ölzweig, ausnahmsweise auch ein Halbmond, aber niemals beide zusammen angebracht waren, erscheinen sie jetzt immer vereinigt. Außerdem zeichnet sich das jüngere Gepräge auch darin vor dem älteren aus, daß erst in jenem die starre Unveränderlichkeit des Typus sich in vollem Maße durchsetzt. Vorher hatte man sich nicht gescheut, in der Bildung des Kopfes und der Eule den Fortschritt des Kunstvermögens zum Ausdruck zu bringen: jetzt wird er absichtlich unterdrückt; vorher war die Eule meist nach rechts, mitunter aber auch nach links gewendet, und ebenso veränderte die Inschrift ihre Stellung: an dem Ölzweige war die Zahl der Blätter willkürlich gewesen, manchmal fehlte er auch ganz oder wurde durch den Halbmond ersetzt: jetzt steht die Eule immer nach rechts, rechts neben ihr die Inschrift, in der linken oberen Ecke der Halbmond und dahinter der Ölzweig, der nie mehr als zwei Blätter und dazwischen eine Beere hat. Einmal wagt es ein Künstler, die Eule in der Vorderansicht zu bilden: doch dieser Stempel scheint sehr bald unterdrückt zu sein, denn nur zwei Abdrücke 1) J. G. Droysen, Zum Münzwesen Athens. Sitzungsberichte der Berliner Akad. 1882 S. 1194.

Beiträge z. alten Geschichte IV 2.

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haben sich davon erhalten.1) Der Typus sollte eben auch in den kleinsten Kleinigkeiten genau so bleiben, wie er war.

Es ist sehr beachtenswert, daß dies zähe Festhalten am Hergebrachten durch eine Neuerung eingeleitet wird, die offenbar nicht absichtslos gewesen ist. Gewiß wollte sie nicht dem künstlerischen Schmucke dienen; dazu waren die steifen drei Blätter am Helm der Göttin ganz ungeeignet und noch mehr jener unscheinbare Halbmond, der in der neueren Serie zwischen Ölzweig und Eule eingeschoben wird. Ohne Zweifel verfolgten sie irgend einen praktischen Zweck, und welcher dies war, darüber gibt uns ein Quellenzeugnis Aufschluß, das, wie sein Inhalt deutlich erkennen läßt, nicht auf gelehrten Folgerungen, sondern auf wirklicher Überlieferung beruht.) In den pseudoaristotelischen Oeconomica 3) wird unter den. Kniffen, durch welche der Peisistratide Hippias sich Geld verschafft haben soll, auch der folgende erzählt. Er erklärte die bestehende Münze für ungiltig und zog die im Umlauf befindlichen Stücke gegen einen festgesetzten Preis ein, der unter ihrem Nennwerte stand. Als nun die Überbringer des Geldes sich bei ihm sammelten und erwarteten, in einer neuen Währung bezahlt zu werden, da gab er dasselbe Silber aus und steckte den Überschuß über den von ihm erlegten Preis in die Tasche. „Dasselbe Silber" kann unmöglich bedeuten, daß die gleichen Geldstücke, die Hippias eingenommen hatte, unverändert zur Zahlung verwandt wurden.4) Nehmen wir beispielsweise an, er habe fünf Sechstel des Nennwertes für die alten Münzen gegeben. Brachte dann ein biederer Athener sechs Tetradrachmen und bekam fünf dafür wieder, die genau ebenso aussahen, ja vielleicht gar dieselben Stücke waren, so hätte er sich das von dem Übermächtigen vielleicht seufzend gefallen lassen; aber jeder andere wäre gewarnt gewesen und hätte sich auf das böse Geschäft nicht eingelassen. Und den Umtausch zu erzwingen, wäre schon deshalb nicht möglich gewesen, weil man ja die Münzen, die schon durch die Hände des Tyrannen gegangen waren, von den andern nicht unterscheiden konnte. Eine Maßregel dieser Art ist nur denkbar, wenn das ausgegebene Geld deutlich wahrnehmbare Kennzeichen besaß, die dem eingenommenen fehlten. In diesem Falle konnte man verfügen, daß diejenigen

1) Sallet, Zeitschr. f. Numismat. XXI S. 207. Übrigens ist es nicht ganz sicher, ob dies Stück wirklich in Athen geschlagen und nicht vielmehr fremde Nachprägung ist; denn die Aufschrift ist höchst wunderlich und das Berliner Exemplar ist aus Syrien in den Pariser Münzhandel gelangt. E. Beulé, Les monnaies d' Athenes S. 43.

2) B. V. Head, The initial coinage of Athens. Numism. chronicle. Ser. III tom. XIII S. 247.

3) ΠΙ 2, 4: τό τε νόμισμα τὸ ὂν Αθηναίοις ἀδόκιμον ἐποίησε, τάξας δὲ τιμὴν ἐκέλευσε πρὸς αὐτὸν ἀνακομίζειν· συνελθόντων δὲ ἐπὶ τῷ κόψαι ἕτερον χαρακτήρα, ἐξέδωκε τὸ αὐτὸ ἀργύριον.

4) H. von Fritze, Die Münztypen von Athen im 6. Jahrh, v. Chr. Zeitschr. f. Numism. XX S. 147.

Stücke, welche jener Kennzeichen entbehrten, im Marktverkehr nicht gegeben und genommen werden dürften, und konnte dies durch Strafandrohungen einschärfen. So ließ sich ein genügender Zwang ausüben, um auch die Widerwilligen zum Austausch ihres alten Geldes gegen das neue zu vermögen. Derartige Kennzeichen, wie jene Anekdote sie voraussetzt, finden sich nun tatsächlich bei der jüngeren Serie der Tetradrachmen in den drei Ölblättern auf dem Helm der Athene und der Mondsichel neben der Eule. Und nicht ohne Absicht sind sie so angebracht, daß, ob man die Kopfseite, ob die Wappenseite betrachtet, eins von ihnen immer sichtbar ist. Auch im Mittelalter sind solche Finanzoperationen wiederholt vorgekommen, und niemals konnten sie ohne eine Neuprägung durchgeführt werden. Immer vollzogen sie sich in der Form, daß der Landesherr das umlaufende Geld für ungiltig erklärte und es gegen eine feste Gebühr, die seine Kasse füllte, umprägen ließ.1) Ebenso hat es Hippias gemacht, und da die neue Serie der Tetradrachmen in Gewicht und Feingehalt der älteren gleichsteht, konnte man sie in geschäftlichem Sinne mit Fug und Recht dasselbe Silber" nennen.

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Allerdings verfolgte er mit seiner Neuerung nicht nur gewinnsüchtige Zwecke. Wir sahen schon (S. 7), daß die Münzen der älteren Serie sehr ungleichmäßig geprägt waren, einige über das normale Gewicht weit hinausgingen, andere ebenso weit dahinter zurückblieben. Nun ist es aber eine bekannte Erfahrung, daß, wenn Münzen von verschiedenem Metallgehalt gesetzlich die gleiche Geltung haben, ihr Wert sich immer nach den leichtesten Exemplaren bestimmt. Denn weil keiner ohne sehr genaue Prüfung wissen kann, ob das Geldstück, das er empfängt, nicht zu jenen leichtesten gehört, wahrt sich jeder vor Schaden und nimmt alle Münzen nur zu dem Preise, den sie allerschlimmsten Falles haben könnten. Dadurch aber werden die schweren Stücke überwertig, und man hat einen Gewinn davon, wenn man sie einschmilzt und ihr Metall verkauft. So hat ungleichmäßige Münzung die notwendige Folge, daß das gute Geld vom Markte verschwindet und nur das schlechteste zurückbleibt. Ein solches Herabgehen des attischen Münzfußes wird Hippias beobachtet, und um den weiteren Fortschritt desselben zu verhüten, zu jener Maßregel gegriffen haben. Denn die Tetradrachmen der neueren Serie schwanken nicht mehr, wie die der älteren, um ein Durchschnittsgewicht herum, sondern jedes einzelne Stück ist leidlich genau justiert. Es handelt sich also hier um eine wirkliche Münzreform, wenn auch der Tyrann einen Gewinn für seine Kasse dabei nicht verschmäht haben wird.

Wie man sieht, findet die Nachricht der Oeconomica in den Münzen eine Bestätigung, die jeden Zweifel an ihrer Echtheit ausschließt. Und während sich für die Zeit des Solon keine Quelle nachweisen ließ. bei

1) W. Roscher, System der Volkswirtschaft, III § 47 S. 232.

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der auch nur eine entfernte Möglichkeit denkbar gewesen wäre, daß sie einer Münzreform hätte erwähnen können, ist dies für die Zeit des Hippias schon ganz anders. Denn der Geschichtschreiber Hekataios von Milet hat die Herrschaft der Peisistratiden noch erlebt, und aus ihm kann jene Notiz durch unbekannte Mittelglieder in die Oeconomica übergegangen sein. Doch auf den Namen kommt es nicht an, sondern nur darauf, daß irgend ein Vehikel vorhanden war, das eine solche Nachricht aus so früher Zeit bis ins vierte Jahrhundert hinüberretten konnte.

Wenn Hippias die Tetadrachmen der älteren Serie einschmelzen ließ, so folgt daraus, daß diejenigen, welche wir noch besitzen, wenn nicht alle, so doch zum größten Teil, schon vor seiner Zeit in die Erde gekommen sein müssen. Gleichwohl sind viele ganz abgegriffen, müssen also schon sehr lange vor seiner Münzreform im Umlauf gewesen sein. Auch die große Anzahl verschiedener Stempel läßt auf viele Jahrzehnte dieser Prägung schließen, und die Bilder zeigen eine langsame und stetige Kunstentwickelung vom rohesten Archaismus bis dicht an die Grenze des strengen Stils, wie sie sich nur in langen Zeiträumen vollziehen konnte. Der Beginn der Tetradrachmenprägung kann also sehr wohl auf Solon zurückgehen, ja es würde nichts im Wege stehen, sie bis auf Drakon und selbst bis in frühere Zeiten hinaufzudatieren.

Aus dem Stil der ältesten Tetradrachmen meint Fritze schließen zu müssen, daß sie nicht vor der Zeit des Peisistratos geschlagen sein können.1) Doch stützt er seinen Beweis nur auf den Vergleich mit den korinthischen Münzen, die ebensowenig sicher datiert sind, wie die athenischen. Denn wenn Head die eine Serie dem Kypselos, die andere dem Periander zuweist, so ist das nichts als unverbindliche Hypothese. Aus der Gleichung zweier unbekannter Größen kann keine bekannte hervorgehen. Dagegen besitzen wir andere Kunstwerke, deren Zeitbestimmung

1) J. P. Six (Monnaies grecques inédites et incertaines. Numismatic chronicle III ser. XV S. 172) will in dem Doppelkopf auf einem kleinen Münzchen der älteren Serie das Abzeichen von Lampsakos erkennen und meint, seine Vereinigung mit dem Athene-Kopf der anderen Seite feiere das Bündnis, das Hippias mit dem Tyrannen jener Stadt geschlossen hatte. Aber, wenn man einem Geldstück den Charakter einer Denkmünze geben will denn etwas anderes kann Six doch nicht meinen, so wählt man dazu ein ansehnliches Stück, nicht ein Silberplättchen von weniger als einem Zentimeter Durchmesser; man prägt wohl Siegesthaler, aber keine Siegespfennige. Der Doppelkopf bedeutet weiter nichts, als daß wir hier ein Doppelstück, d. h. ein Diobolon, vor uns haben. Da dieses sich von dem Triobolon einerseits, dem Obol andererseits nach der Größe allein schwer unterscheiden ließ, gab man ihm in dem Gepräge ein deutlicheres Kennzeichen. In ganz ähnlicher Weise sind in der späteren Serie die Diobolen bald durch zwei Eulen auf der Rückseite, bald durch eine Doppeleule ausgezeichnet. Die Gewichte, die Six mitteilt, betragen, 1,55 — 1,09 0,98. Sie schwanken also um das Normalgewicht (1,44) genau in derselben Weise, wie wir dies auch bei den Tetradrachmen derselben Serie beobachtet haben.

eine relativ sichere ist. Zunächst haben uns die Ausgrabungen auf der Akropolis gelehrt, daß die ältesten rotfigurigen Vasen noch bis in die Zeit der Peisistratiden zurückreichen.') Ihrem strengen Stil entsprechen vollkommen die frühesten Tetradrachmen mit den drei Blättern und dem Halbmond, ja einzelne davon scheinen sogar noch älter zu sein: sie passen also genau in die Zeit des Hippias. Ein zweites brauchbares Vergleichsobjekt bietet die allbekannte Grabstele des Aristion dar. Wir wissen jetzt, daß dieser es war. der in der athenischen Volksversammlung den Antrag stellte, dem Peisistratos eine Leibwache zu bewilligen.2) Ein Mann, dessen Autorität man in solcher Weise ausnutzen konnte, dürfte kaum mehr ganz jung gewesen sein. Andererseits scheint der Tod ihn noch im kräftigen Mannesalter ereilt zu haben; denn sonst hätte man ihn nicht in voller Waffenrüstung dargestellt, sondern als Greis am Stabe, wie uns die Stele von Orchomenos davon ein Beispiel zeigt. Danach kann sein Denkmal nicht viel später sein als die Mitte des sechsten Jahrhunderts. Sein Bildnis aber entspricht im Stil durchaus den Atheneköpfen mit dem glatten Helm, doch nur, wie sie auf den jüngeren Tetradrachmen dieser Serie erscheinen. Die ältesten Stücke des Hippias 3) zeigen dagegen schon viel freiere und edlere Formen. Noch weiter zurück als die Aristionstele führen uns die Metopen von Selinunt, die wahrscheinlich gleich nach der Gründung der Stadt, d. h. um das Jahr 620, entstanden sind, und nach meinem Empfinden sind die allerältesten Tetradrachmen noch primitiver als diese Reliefs. Dies würde freilich nicht genügen, um sie mit Sicherheit für vorsolonisch zu erklären: denn nichts hindert die Annahme, daß die Entwickelung der Kunst in Sizilien schneller gewesen sei, als in Attika. Gleichwohl spricht eine große Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Anfänge dieser Prägung noch ins siebente Jahrhundert zu setzen sind; keinenfalls kann man sie erst dem Peisistratos zuschreiben.

Fritze geht von der vermeintlichen Tatsache aus, daß sich der Übergang zur zweiseitigen Prägung in keinem anderen griechischen Staate vor der Mitte des sechsten Jahrhunderts vollzogen habe. Gesetzt, dies wäre

1) F. Studniczka, Antenor, der Sohn des Eumares und die Geschichte der archaischen Malerei. Jahrb. d. deutschen archäol. Instit. II S. 159.

2) Arist. pol. Athen. 14, 1: ò Iletiorgaros zetargarperions devtòr øvrÉTEGE τὸν δῆμον, ὡς ὑπὸ τῶν ἀντιστασιωτῶν ταῦτα πεπονθός, φυλακὴν ἑαυτῷ δοῦναι τοῦ Goperos, Apotioros ypávartos the group. Wilamowitz I S. 261.

3) Sie sind daran kenntlich, daß sie sich in Stil und Formengebung noch ganz eng an die Tetradrachmen mit dem glatten Helm anlehnen; die drei Blätter sind viel kleiner und weniger auffällig als auf den späteren Stücken, der Ölzweig neben der Eule naturalistischer gebildet, d. h. weniger streng stilisiert. Im Katalog des British. Museums ist kein Exemplar dieser Art abgebildet, doch habe ich im Berliner Münzkabinet drei gesehen und eins davon in einem populären Aufsatz (Velhagen und Klasings Monatshefte XVIII 11 S. 577 Abb. 34) abbilden lassen.

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