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treibt, die zu dem ihm zuteil gewordenen Auftrage geeignet waren: auf Berge, wo es von Raubtieren wimmelte. Mitradates hatte seine Mitsklavin Spako zur Ehegenossin. (In der jetzt folgenden Lücke muß die Ergänzung der Rinderhirt schob den Leichnam eines anderen Kindes unter" vorausgesetzt werden.) Drei Tage nach der Aussetzung des toten Kindes begab sich Mitradates in die Stadt zu Harpagos und vertraute mittlerweile die Obhut der Leiche einem seiner Knechte. In der Stadt angekommen, lud Mitradates den Harpagos ein, sich selbst an dem Leichnam zu überzeugen, daß des Königs Befehl vollzogen sei. Darauf beauftragte Harpagos seine verläßlichsten Lanzenträger, sich von den Aussagen des Hirten zu überzeugen und ließ das Kind desselben beisetzen. Kyros aber wurde von der Ehegenossin des Mitradates auf eine Art erzogen, die ihm auch als Erwachsenen in dankbarer Erinnerung verblieb. Als später des Kyros Eltern den ganzen Vorgang der Rettung ihres Sohnes erfahren hatten. benützten sie den Namen der Spako und verbreiteten eine garis, derzufolge Kyros von einer Hündin soll gesäugt worden sein, in der Absicht, der Menge die Überzeugung einzuprägen. daß Kyros seine wunderbare Rettung der göttlichen Fügung verdanke.

Mit den Worten ἐνθεῦτεν μὲν ἡ φάτις αύτη κεχώρηκεν schließt Herodot in I, 122 seine Version, wodurch deutlich nahe gelegt wird, daß dieselbe lediglich die Jugend des Kyros zum Inhalt hat. Aus dem Umstande, daß die Eltern des Kyros die wunderbare Rettung ihres Sohnes einer Hündin beilegten, ergibt sich schon an sich mit Notwendigkeit die Schlußfolgerung, daß noch eine andere und zwar notorisch ältere Version derselben Sage bekannt war, der zufolge der den Raubtieren ausgesetzte Kyros von einer Hündin gesäugt und errettet ward. Gerade die das königliche Kind säugende und errettende Hündin bildet nun aber auch den Kern derjenigen Sage, welche Trogus Pompeius mit der Herodoteischen Version in einer Erzählung zusammen bearbeitet hat. Als großes Glück kann man den Umstand ansehen, daß die Iustinsche Epitome an der zitierten Stelle den ursprünglichen Text des Trogus genauer wiedergibt, da wir dadurch in den Stand gesetzt werden, die beiden Quellenschichten scharf auseinander zu halten. Den ersten Teil des Berichtes nimmt der Herodoteische Text ein, worauf mit I, 4 8 der Wortlaut einer anderen, wohl Deinon zuzueignenden Version anhebt. 1)

1) Eius igitur uxor audita regii infantis expositione summis precibus rogat sibi perferri ostendique puerum. Cuius precibus fatigatus pastor reversus in silvam invenit iuxta infantem canem feminam parvulo ubera praebentem et a feris alitibusque defendentem. Motus et ipse misericordia, qua mota etiam canem viderat, puerum defert ad stabula, eadem cane anxie prosequente. Quem ubi in manum mulier

Ziehen wir den Wortlaut der Herodoteischen Version mit der durch Trogus erhaltenen Version in Vergleich, so ergibt sich uns die Erkenntnis, daß beiderlei Version derselben Sage angehört, daß aber die Version des Trogus die ältere, schlichtere Form repräsentiert, wogegen bereits bei Herodot ein rationalisierender Versuch vorliegt. Herodots Quelle war wohl die Erzählung bekannt, der zufolge Kyros von einer Hündin gesäugt und errettet worden sein soll, aber dem bereits rationalistisch angehauchten Geiste des die Erzählung niederschreibenden Schriftstellers war die der Möglichkeit widersprechende Sage zuwider und deshalb betrachtete er die medische Bezeichnung für Hündin als Eigennamen der Ehegenossin des Mitradates. Dieser Gedankengang ist aus der Aufgabe, die diesbezüglich (I, 122 fin.) die Sage den Eltern des Kyros zuteil werden läßt, zu ermitteln. Die besagten Eltern sollen selbst die garis verbreitet haben, daß den ausgesetzten Kyros eine Hündin gesäugt habe.

Nunmehr liegt uns noch ob, zu untersuchen, wer dieser rationalisierende Geist war, der die ursprüngliche, mit unnatürlichen Zutaten reichlich durchmengte Sage in dieser Weise zurechtgemacht hat, damit dieselbe gegen den menschlichen Verstand - allerdings vom Standpunkte seiner Zeitnicht verstieße?

Bevor wir an die Beantwortung dieser Frage herantreten, erscheint es vonnöten. auf die innere Beschaffenheit des Herodoteischen undixos Lóyos zurückzukommen.

In meiner Studie „Medien und das Haus des Kyaxares" habe ich mich eingehend mit der Quellenbeschaffenheit des besagten Zoyos abgegeben und auch nachgewiesen, daß in derselben zweierlei Quellenschichten zu unterscheiden sind. In I, 95-104 und 106 von den Worten zai toirov nev vors thεvvas Kvaşάoys bis 122 erblickte ich eine ursprünglich medische, aber im Verlaufe der Zeit mit fremden Bestandteilen, die insgesamt auf das griechische Kleinasien und auf Delphi hinweisen, vermengte Quelle, welche mit Vorliebe den durch Harpagos an Astyages und dem Mederreich verübten Verrat zu beschönigen bestrebt ist und auch sonst sehr nahe Beziehungen und reges Interesse an der bekanntermaßen in Lykien begüterten Harpagidenfamilie an den Tag legt. Ich schlug daher für diese Quelle die Bezeichnung Harpagidentradition" vor und ich sehe mich veranlaßt. hier zu betonen, daß dieser mein Vorgang von angesehenen Mitforschern gebilligt ward. Ich verweise in erster Linie auf R. Schubert.) der gleichzeitig zu demselben Resultate gelangt ist und sich auch für die durch

accepit, veluti ad notam adlusit, tantusque in illo vigor et dulcis quidam blandientis infantis risus apparuit, ut pastorem ultro rogaret uxor, suum partum pro illo exponeret permitteretque sibi sive fortunae ipsius sive spei suae puerum nutrire. Atque ita permutata sorte parvulorum hic pro filio pastoris educatur, ille pro nepote regis exponitur. Nutrici postea nomen Spacos fuit, quia canem Persae sic vocant.

1) Herodots Darstellung der Kyrussage. Breslau 1900, S. 76.

seine Untersuchung ermittelte Quellenschicht der Bezeichnung „Harpagidentradition" bedient. Meine oben genannte Abhandlung ist zwar im August desselben Jahres 1890 wie Schuberts Arbeit veröffentlicht worden, aber diesem Umstande ist die Tatsache entgegenzuhalten, daß die erstere bereits im Juni 1886 in böhmischer Sprache verfaßt und druckfertig war und im Juni d. J. der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften vorgelegt wurde. Auch Justi1) unterscheidet die Überlieferung der Harpagiden als eine der Herodoteischen Quellen zur Geschichte Mediens. speziell für die Zeit des Phraortes.

Ganz von der Harpagidentradition verschieden ist der zweite Bericht, I. 123-130, worin man im Gegensatze zu der Harpagidentradition mederfeindliche Urteile und Notizen schnurstracks zuwiderlaufenden Inhalts antrifft. Die knapp gehaltene Erzählungsweise verrät Überreste einer Volkstradition, die treu, ohne jedwede Tendenz, über glückliche und auch unglückliche Ereignisse Bescheid gibt und über den Verrat des Harpagos ohne jeden Entschuldigungsversuch berichtet. Ein solcher Bericht, der wohl von den Medern erzählt, denselben aber keineswegs parteiisch gegenübersteht, kann nur von Medern herrühren, man findet aber in demselben trotzdem Andeutungen, die die Vermittelung eines Persers vermuten lassen. 2) Deshalb habe ich mich entschlossen, für diese Version die Bezeichnung medische Volksüberlieferung" in Anspruch zu nehmen.

Es erscheint mir nunmehr angebracht, auf den prinzipiellen Unterschied beiderlei Version hinzuweisen. der insbesondere hinsichtlich der Ursachen der Astyageischen Katastrophe an den Tag tritt. In der Harpagidentradition fällt Astyages durch eigene Schuld, indem er sich einen Teil seines Volkes und in erster Reihe den einflußreichen Harpagos entfremdet und zum Widerstand veranlaßt hat. Der medischen Volksüberlieferung zufolge wird aber Astyages Opfer des unheilvollen Schicksals, das ihm in Träumen angedeutet ward. Sein noch nicht geborener Enkel wird ihm als Vollzieher des Schicksalsspruches voraus bezeichnet. alle dagegen ergriffenen Maßregeln des Königs bleiben erfolglos, ja es hat sich herausgestellt, daß durch diese Maßregeln die prädestinierte Katastrophe noch beschleunigt ward. Astyages fiel demzufolge im ungleichen Kampfe mit den Schicksalsmächten. denen er zu entrinnen vergeblich bestrebt war.

Während die medische Volksüberlieferung über die einzelnen Ereignisse in schlichter Weise berichtet, sucht die Harpagidentradition den Beweis zu erbringen, daß Astyages durch seine eigene, wenn auch vom Schicksal vorher bestimmte Schuld gefallen sei. Beide Berichte divergieren demnach in der Beurteilung der Ursachen. die den Sturz des Astyages und mithin

1) Grundriss der Iranischen Philologie II, 410.
2) Vgl. Medien und das Haus des Kyaxares, 12.

auch des Mederreichs herbeigeführt haben. Die medische Volkstradition beschuldigt direkt Harpagos des Verrats. die Harpagidentradition sucht diesen Verrat zu beschönigen. indem sie unglaubliche und auf vorauszusetzender Verwandtschaft des Kyros mit Astyages fußende Ursachen des Verrats gelten lassen will. Nun erfahren wir aber aus Herodot selbst. daß die Sage von der angeblichen Verwandtschaft des Kyros mit dem letzten Könige von Medien delphischen Ursprungs ist, da in der Bezeichnung uíovos in dem Orakel. das Kroisos aus Delphi erhielt. Kyros gemeint ward.) Es ist hiernach zu folgern, daß die Grundlage der auf griechischen Weissagungen fußenden Erzählung, welche Harpagos von dem Makel des Verrats reinwaschen soll, in Kleinasien entstanden ist, und da ergibt sich von selbst die Frage, wer zu Anfang der persischen Herrschaft in Kleinasien das größte Interesse an der Rehabilitation des Harpagos haben konnte und wer auch imstande war, über die Ereignisse. die sich im entlegenen Irân abgespielt haben. in eingehender Weise Aufschlüsse zu erteilen.

Nun wissen wir, daß es in erster Linie die Nachkommen des Harpagos gewesen sind, die in Kleinasien ihr zweites Vaterland gefunden. haben. Auf des Kyros Geheiß griff Harpagos von Lydien aus die kleinasiatischen Küstenstädte an, eine nach der anderen, und wurde höchstwahrscheinlich mit der Hyparchenwürde in Lykien belehnt, in welcher seine Nachkommen bis auf die Zeit des zweiten Artaxerxes erwähnt werden. Kaias, d. h. „Sohn", also wohl Nachkomme des Harpagos, wird als Hyparch von Lykien zur Zeit des Artaxerxes II. genannt. 2) ein Xégots Agráɣo[v]viós kommt in der aus Xanthos in Lydien stammenden Inschrift CIG 4269 vor. Ziehen wir nun in den Kreis unserer Erörterung die Tatsache, daß die Grundlage der den Harpagos rehabilitierenden Erzählung ein notorisch kleinasiatisches Gepräge an den Tag legt und daß es eben eine Landschaft Kleinasiens gewesen, worin die Nachkommen des Harpagos durch eine lange Reihe von Jahren eine mächtige Ehrenstellung bekleidet haben, wohl als Frucht des Verrats ihres Ahnherrn, es liegt wohl die Annahme sehr nahe, daß diese Erzählung zugunsten des Harpagos und der Harpagiden in Umlauf gesetzt worden ist, ja daß dieselbe die Familientradition der Harpagiden repräsentiert. Wir würden aber fehl gehen, wenn wir überall in derselben eine bloß dieser einen bestimmten Tendenz huldigende Quelle erblicken wollten; im Gegenteil weist sie manche Einzelheiten auf. ins

1) ἦν γὰρ δὴ ὁ Κῦρος οὗτος ἡμίονος· ἐν γὰρ δυῶν οὐκ ὁμοεθνέων ἐγεγόνεε. unroos cueirovog ergò di Exodecorigor if ur yio ir Mydig zei Aarviysog θυγάτηρ τοῦ Μήδων βασιλέος, ὁ δὲ Πέρσης τε ἦν καὶ ἀρχόμενος ὑπ' ἐκείνοισι καὶ ἔνερθε ἐὼν τοῖσι ἅπασι δεσποίνῃ τῇ ἑωυτοῦ συνοίκεε. Hdt. I, 91.

2) G. Rawlinson, The history of Herodotus 14, 296. E. Meyer, Geschichte des Altertums III, S. 154-156.

besondere solche, die über die Vorgänger des Astyages berichten, welche man als wertvolle Beiträge zur Kenntnis der Geschichte Mediens betrachten kann. 1)

Dazu ist nun die oben (S. 196) ermittelte Tatsache zu halten, daß die öfters erwähnte Glosse Κυνὼ κατὰ τὴν Ἑλλήνων γλώσσαν, κατὰ δὲ τὴν Μηδικὴν Zлax nebst dem zugehörigen Texte nicht Herodots geistiges Eigentum ist, sondern daß der Geschichtsschreiber dieselbe einem seiner Gewährsmänner verdankt.

Bereits vor mehr als dreißig Jahren hat Matzat 2) der Vermutung

1) In der Recension meines Medien und das Haus des Kyaxares“, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1892, 773 fgd. und auch in den Forschungen zur griechischen Geschichte" 1888-1898, S. 354 hebt A. Bauer mir gegenüber hervor, daß das Verdienst den Harpagiden den Ursprung des Herodoteischen undizòg hoyos zugeeignet zu haben, Rubinos im Index lect. Marb. Sommersem. 1849 publizierten Aufsatze beizulegen sei. Diese Behauptung könnte meine wissenschaftlichen Bestrebungen in falsches Licht bringen, weshalb ich mich verpflichtet sah, in den Aufsatz Rubinos Einsicht zu nehmen; ich gestehe ja offen, daß mir derselbe bis zum Herbst des Jahres 1899 nicht bekannt war. Erst damals bot sich mir die gewünschte Gelegenheit zur Einsicht in den Aufsatz, den ich dann auch einem eingehenden Studium unterzogen habe. Infolgedessen bin ich in der angenehmen Lage, konstatieren zu können, daß die oben angeführte Bemerkung des sehr geschätzten Grazer Gelehrten auf einem Mißverständnis beruhen muß. Der in Rede stehende und J. Rubinonis de Achaemenidarum genere disputatio betitelte Aufsatz behandelt wohl die Reihenfolge der Achaemeniden, aber streift nur vorübergehend die Frage über die Beschaffenheit der Herodoteischen Quellen inbezug auf die Achaemeniden. S. VII gibt Rubino seiner Verwunderung ob der Tatsache Ausdruck, daß Herodot, der doch die lydische, ägyptische und medische Geschichte seit deren ersten Anfängen verfolgt und die möglich vollständigste Königsreihe der besagten Völker entwickelt, von den Persern aber in einer Weise handelt, die den Schluß rechtfertigen ließe, als ob sie vor Kyros keine Geschichte überhaupt gehabt hätten, allerdings ohne die vermeintliche Unterwerfung durch Phraortes. Indem er tiefer auf die Quellen Herodots eingeht, stellt Rubino die Meinung auf, daß Herodot ausführlicher die Geschichte jener Völker behandelt, deren Gebiet er bereist hat, daß es ihm aber weit schwieriger ankam über die Geschichte der Länder zu berichten, die er nicht selbst durchwandert hatte. Seine Nachrichten über ältere Geschichte Mediens seien deshalb ausführlicher, da er bis nach Agbatana gekommen sei. „Inde factum esse arbitror", sagt Rubino 1. c. p. XVI ut Medici quidem imperii antiquitatibus non mediocrem tribueret diligentiam, quum vero in Asiaticarum rerum serie usque ad Persici regni pervenisset origines, non quae apud ipsos Persas de iis traderentur sed quae inventa a Medis essent, memoirae et literis mandaret.“ Rubino hält also dafür, daß Herodot zu einer persischen Geschichte medische Quellen herangezogen hat. Aus diesem Grunde hätten auch die unterworfenen Völker ihre Beherrscher für Nachkommen ihrer entthronten Könige ausgegeben. Es ist demnach einleuchtend, daß Rubino für die persische Geschichte medische Quellen überhaupt in Anspruch nahm, ohne aber deren Scheidung vorzunehmen. Von der Harpagidentradition und von der „medischen Volksüberlieferung" findet sich bei ihm kein Wort.

2) Hermes VI 472 fgd.

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